• S.

    PROF. DR. FREUD 
    WIEN IX., BERGGASSE 19

    4.XII.25.

    Lieber Herr Doktor!

    Ich danke für die Mitteilungen und bitte 
    Sie, noch eine Weile auf meine Aeusserung 
    über Ihren Aufsatz zu warten. Ich war im 
    Monat November wiederum krank, wiewohl nicht 
    im Zusammenhang mit meinem früheren Leiden, 
    ich hatte eine schwere Zahnoperation, die 
    mich ziemlich herunterbrachte, so dass ich in 
    meinen Arbeiten um ein ganzes Stück zurückge-
    blieben bin. Jetzt habe ich das Kauen wieder 
    aufgenommen und hoffe bald im Stande zu sein, 
    auch schwere geistige Nahrung zu mir zu 
    nehmen. Ich möchte aber nicht, dass sich der 
    Abdruck Ihrer Arbeit dadurch verzögere.

    Wir sind alle ganz unter dem Eindruck 
    der fortdauernden Krankheit unseres Abraham, 
    über welche wir nur ungenügend unterrichtet 
    werden. Was ich weiss, erfahre ich im Grunde

  • S.

    von Ihnen über Dr. Deutsch. Dr. Sachs, der 
    sonst sehr gewissenhaft berichtet, scheint 
    selbst nicht viel zu wissen. Ich habe den 
    Eindruck, dass auch die Abraham Nächsten 
    nicht sehr im Klaren sind. Hoffen wird, dass 
    es gut ausgeht!

    Mit herzlichem Gruss
    Ihr
    Freud