S.
21.3 Sitzung
am 11. März 1914
EIN FALL VON FUSS-FETISCHISMUS.
Prof. S. Freud
Es handelt sich um den kurz und ohne Erfolg behandelten Fall ei-
nes 47 jährigen Fussfetischisten mit psychischer Impotenz, dessen
Eigentümlichkeiten gestatteten, ein neues Licht auf die Genese dieser Per-
version zu werfen, und hinter dem Binetschen "Kindheitstrauma" uns die Per-
version schon fixiert zeigt, die konstitutionellen und akzidentellen Bedingunge
dieser Einstellung aufzuzeigen.Aus der Krankengeschichte und der analytischen Rekonstruktion
der Sexualentwicklung des Pat. ergeben sich folgende allgemeine Gesichtspunk-
te für die Entstehung einer Perversion und speziell des Fussfetischismus:
Wahrscheinlich eine Ueberbetonung der Erogenität des Fusses und
frühzeitige abnorme Sexualreizung (die hier von der sexuellen selbst stark
abnormen Mutter ausgegangen sein und den Fuss zum Objekt genommen haben
durfte).Dann eine Regression während der Sexualentwicklung infolge der
Sexual-einschüchterung, zu einer solchche in der Kindheit, welche die Entwick-
lung stört und in die Pubertät, welche die Fixierung hervorruft. Die
Kindheitsstörung erfolgt hier durch Kastrationsdrohung von Seiten des Vaters
und durch den Anblick des weiblichen Genitales(kindheits-
erinnerung, in der er mit dem Kopf zwischen den Beinen der nackten Schwester
liegt); diese Schwester trug wegen Rachitis Beinschienen und von da leitet
sich das für ihn reizende, schmale, gerade Fussideal ab. In der "traumatischen
Szene" aus dem Siebensjahr, wo sich Pat. für den Fuss seiner englischen Gou-
vernaben sehr interessierte, erscheint die Perversion schon fixiert. Sie
bleibt aber zunächst latent bis in die Zeit der Pubertät, wo die zweite gros-
se Abschreckung von dem weiblichen Genitale (Sexualverkehr) durch den Hofmeis-
ter erfolgte (Wiederbelebung der väterlichen Drohung). Dazu kommt die symbo-
lische Bedeutung des Fusses, welcher den beim Weib(infolge der Kastration)
vermissten Penis ersetzt(Traum des Pat. dass seine Frau einen Penis habe);
Bald nach dieser Pubertätseinschüchterung zeigte die bis zum heutigen Tage
dauernde Impotenz ein. Sein sehr frühes Interesse für den Fuss (als Hund aufS.
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... er von unten hinauf die Genitalien sehen wollte. Das grosse Trauma mit
der Schwester bedingt aber eine Hemmung seiner Sexualforschung, von da beginnt
die Regression und sein Interesse wird auf den Ausgangspunkt seiner Sexual-
forschung, den Fuss, zurückgeschlagen. Es bildet demnach eine weitere Bedingung
ein Vorwiegen des Schamtriebes und die Fixierung durch die örtliche oder
"geographische" Regression.Endlich gehört der Fussfet. als Unterart zum Masochismus, der mit
dem Verhältnis zu Mann und Weib zusammenhängt. Das bedeutsamste Moment ist
das Verhalten des Kindes gegen die Sexual-einschüchterung: es wird sich einer-
seits sträuben und seinen Penis verteidigen, anderseits die Kastration anneh-
men und sich in die weibliche Rolle finden. Es scheint von der ursprünglichen
bisexuellen Anlage abzuzeugen, ob es in die Aktivität oder Passivität unschlae
was bestimmend für den Ausgang in Neurose oder Perversion ist. Der von Manne
früh eingeschüchterte hat Neigung gegen das Weib masochistisch zu sein und
umgekehrt - Die kürzeste Formel für den Fussfet. wäre: ein masochistischer Ge-
heimseher.Diskussion.
Zemek macht an der Hand eines eigenen Beispiels ein Detail der Analyse zu
Greifzen, das sich ergebe, dass der masochistische Trieb nicht abhaen-
schei... sei, nicht notwendig, dass es sich um eine Hineinfinden in die weib-
liche Rolle handle. Es kann ja aber im anderen Fall modifiziert, mit
der von einer erworbenen Mutter fertig zu werden. In dem kann sich dann anme-
zuw...der und indem man das Verhältnis, welches man zur Mutter gehabt hat
wiedererlebt (ein Symptom) darstellt: Das wozu man doch mit der Mutter in Berüh-
rung kommt.
Steiner verneint in diesem Falle den von F. immer vonn behaupteten schriil
Freud’sch...Einstellung den Pat. verbürgen gewöhnlich eine schlecht Formel
Fitsch ann so weigt nur die geringe Eigekraft des bestätigenden Traume.
Der Trieb sei das Material der starken, konstitutionellen
Fassern weist als eine der Bedingungen für den Fussfet. darauf hin, dass der
Sexualtrieb zu dieser Zeit nicht einsehe, so das Kind noch kriert.
Dass der Spassal und Zwies in dem Schocken in seinem Leben nicht auch
nicht influs auf seine spätere Hundperversion zu der konstitutionelle
Bedingung hat. Darauf nimmt F. dass er die von ihm genannten drei Ur-
Se-Ultriebe zur Betonung kommen, wie weit sie von aussen gehemmt werden od.
sich entfalten können. Ausschliessliche Einstellung wirkt nicht nur die Kas-
trationsschreckung, sondern die Hemmung gegen die Sexualität im allgemeinen
auch Gliedes gerichtet ist, bei jeden ist auch eine starke weibliche Konsti-
tution vorhanden, besonders vom Manne kann das Unkonzentrierte in diesen Fal-
von den meisten Masochist n vermieden wird.
Grof nimmt an, eine mögliche Kastration für die angeführte Rolle der Sexua-
leinschüchterung, die demnach...als auch diese, wenn auch schwache ein
pathologischer Verzerrung, zu wiederholen scheine, an den Ausführungen Freu-
des zu sich geraten. Ausserdem sei die Kastrationsbedrohung, die nicht
erfahren und stellen sich dann gegen den Mann masochistisch-sexuell-
dazu würde sehr gut stimmen, dass sich nicht selten der Ausbruch der Paranoi
durch eine Sexual-einschüchterung von Vater oder einem anderen Manne
risiert, während später folgerichtig die Wendung zum Manne (in der Abwehrform)
und schliesslich die Erotomanie als Heilungsversuch der Einstellung zum Rei
in der ursprünglich gewonnen Form verriest.S.
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Prof. Freud reagiert in seinem Schlusswort zunächst auf die Bemerkungen von
Tausk, indem er darauf verweist, dass die Verliebtheit des Homosexuellen in
sich selbst bereits von Dadger und ihm selbst ausgesprochen worden sei.
Mit der Ergänzung der Deutung in dem einen Punkte sei er einverstanden, kön-
ne aber nicht gelten lassen, dass sich der Pat. nur so nebenbei in die weib-
liche Rolle hineinversetze...wie beiden Mechanismen des Masochismus, als
Reaktion und als Einfügung enthalten zu viel Konstruktion ebenso wie Fe-
derns Bemerkungen über das gleiche Thema (Identifizierung von Mas. und passi-
ven Trieben).
Dass der Riechtrieb in diesem Falle keine Rolle spielte sei richtig;
möglicherweise war er durch den Schautrieb ersetzt. Die schlechte Prognose
in Fällen von Masochismus scheine jetzt doch günstigeren Chancen zu weichen
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21. Sitzung am 11. März 1914. Ein Fall von Fussfetischismus. Prof. S. Freud
1914-510/1914
/1914
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