13. Sitzung am 14. I. 1914. Kasuistische Mitteilungen 1914-502/1914
  • S.

    13. S i t z u n g

    am 14. I. 1914

    Dr.Tausk stellt den Antrag, die Vereinigung möge offiziell Gele-
    genheit geben, Psychoanalyse zu lernen und die von ihm veranstalteten
    Kurse als offizielle zu erklären.
    Das Plenum spricht sich einhellig für die Abhaltung offizieller
    Lehrkurse aus, betraut mit der Abhaltung dieser Kurse in diesem Jahre
    Herrn Dr.Tausk und verweist diesen zur Vereinbarung der näheren Modalitäten
    (Ort, Ankündigung etc) an Dr.Steiner.
     


    K A S U I S T I S C H E   M I T T E I L U N G E N


    Federn berichtet von einem 3 1/2 jährig. Buben, der jedes Fäkal-
    stück mit einer Person oder Sache identifizierte und das dann vom Exkrement
    tellen verschob.
    Deutsch konstatiert, dass die Glossolalie bei Kindern stark mit
    der Analerotik zusammenhänge.
    Taussk verweist auf das Schimpfen von der Analzone, das für gewisse
    Buben charakteristisch sei;im Gegensatz zu anderen, die von der
    Genitalzone schimpfen.Daran knüpft sich längere Diskussion (Hug.
    Steiner, Friedjung, Sachs)
     

    Federn berichtet vom selben Knaben einen Anfall von Favor noct.
    den er als Durchbruch eines bei Tage unterdrückten Mitleids (mit Fliegen)
    auffasste.
     

    Taussk meint,dass es sich da um die typische Verdrängungsreaktion
    auf eine sadistische Regung handelt.
    Reitler möchte darin eine (Verdrängte) Spermatozoenphantasie (Fliegen
    blicken.
    Landauer verweist auf die anale Bedeutung der Fliegen als Astiere
    die zu den ersten Geschichten von dem Knaben gut passen würde.
    Hitschmann möchte zwei Arten von Favor unterscheiden,den psychogen
    und somatisch-konst.Einwirkung.Wenn bei Tage das Wehen unterdrückt
    und den hysterischen,durch Verdrängung entstandenen Favor.
    Prof.Freud sieht in der Angst vor Fischen,Tiere,ein der analen
    Regung Verdrängung,Fantasiematerial.Die anale Bedeutung ist die
    plausibelste (Skarabäus) aber nicht die einzige.Oft symbolisieren
    diese Tiere die kleinen Kinder (nicht Spermatozoen);Das Krabbeln
    ist Analog zu den Strammpen.
    Friedjung findet einen Hinweis auf die anale Bedeutung dieser Tie-
    fe in der Kindl.Vorst,dass der Stuhl herauskrieche.
     

    Federn berichtet als Nachtrag zu seinen Ausführungen über den Hem-
    mungstraum,dessen psychoanalytische Bedeutung (Gegenwille) er experimentell
    bestätigen konnte,einige Träume von partieller Hemmung,an denen er zu zei-
    gen versucht,dass die Sensation der Hemmung dann eintritt,wenn die Ausfüh-
    rung einer Handlung mit einem Verbot betroffen ist (Ich darf nicht).Nach-
    drücklich verweist er auf die Analogie dieses Zustands mit dem bei der
    Katononie.
     

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    Dr.Steiner verweist darauf,dass Hemmungsträume oft Impotenzbe-
    deutung haben.
    Dr.Landauer bemerkt,dass Bleuler beim Negativismus die Gegen-
    triebswahne und dass auch Ziehen auf die Gegenimpulse
    grossen Nachdruck legt.
    Prof.Freud findet auch,dass Federn zum Problem des Hemmungs-
    traumes einen neuen Beitrag geleistet habe.Warum die Hemmung
    hin gerade in der Bewegung aufträte,sei noch wie vor ungeklärt,
    dagegen gelinge er ein Hinweis auf die Analogie mit der Schizo-
    phrenie ein wichtiges Novum. Die Katatonie könne tatsächlich als
    der motorische Ausdruck des Negativismus,d.i.der Ambivalenz auf-
    gefasst werden.
    Taussk nimmt die Priorität dieser Behauptung für sich in Anspruch.
    Dr.Landauer berichtet einige kleine Kindergeschichten.
    -Der Urinstinkt weist auf eine Lücke der Sexualität hin:Die Um-
    wandlung der prägenitalen Besetzung zur späteren genitalen.
    Dahin gehört auch die ursprüngliche Bedeutung des Stuhles als Er-
    ster,das eigene Ich.Das alles zusammenarbeiten in dem das Schim-
    mekels wirrt,anknüpfend an die Beziehungen zwischen Hass und Ana-
    erotik.Die Frage auf,ob nicht der Hass als Verdrängungsmittel der
    Liebe ein allgemeiner Mechanismus sei.
     


    Dr.Bach bespricht Dostojewski's Roman: Der Gatte mit bes.Hinweis
    auf die hier deutlich ausgesprochene Liebe des Gatten zum Verführer seiner
    Frau (nebst den ambivalenten Hassregungen),die er in Malmars"Märchen vom
    Wolf" analytisch erschlossen hatte.
     


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