14. Sitzung am 11. Jänner 1911. Frau Dr. Hilferding: Zur Grundlage der Mutterliebe 1911-502/1911
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    PROTOKOLL
     

    ier
     

    14. S I T 2 UNG
     

    am 11.Janner 1911.
     

    Brau Dr.BIEDING:
     

    BE
     

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    Der Obmann setzt die Wahl des Obmannstellvertreters für die
    nächste Sitzung an und teilt mit/dass ihm zu Ohren gekommen sei,
    Stekel würde, im Falle sich die Majorität für ihn entscheiden soll-
    to, die wiederwahl annehmen. Nennungen bezüglich der Wahl werden heu-
    te bereits entgegengenommen.
     

    Tausk möchte bei dieser elegenheit eine kleine Veränderung
     

    in der Zusammensetzung des Vorstandes vorschlagen und beantragen,
    eine offizielle Vertretung der Mitglieder aus dem Stande der Nicht
    ärzte, die zehirsich genug seien, in den Vorstand zu entsenden. Er
    denke dabei an Ptof.Furtmüller oder Openheim, die im Vorsitz mit
    den ärztlichen Vorsitzenden alte mis ren könnten.
     

    Ferner teilt der Obmann mit, dass Dr/Leonido rosnés aus Odessa.
    sich um die ufnahme in die vereinigung bewerbe.
     

    Prof.Froud kann den jungen am bestens empfehlen und glaubt,
    dass er der Sache der Psychoanalyse von Autzen sein wird.
     

    Frof.Oppenheim stellt die Anfrage an den Bibliothekar, ob der
    Verein nicht wenigstens teilweise die "eiwerke zum Studium der
    Anthropophyte ia anzuschaften in der Lage sei.
     

    _ Adler_weist auf die ohnehin grosse Ueberlastung des Budgets
    hin und schlägt vor, unter den mitgliedern, die sich für dieses The-
    ma interessieren, sine Subskription sinzuleiten.
     

    Prof.Freud macht der Vereinsbibliothek das Werk über das Lieb
    besleben der Japaner zum Gescherk.
     

    Herr Dr.Friedr.3.Krauss legt als dast der Vereinigung eine Son
    dung aus Peru vor, die ein Mittel gegen die Unfruchtbarkeit enthält
    und bittet einen Interessenten um Untersuchung dieser Pflanze.
     

    Herr baron Winterstein liest eine Stelle aus Nietzsches Mor-
    genröthe vor, die sich mit der Rolls der Triebe im Traumle ben be-
    schäftigt.
     

    VORTRAG.
     

    Die Mitteilungen der Ref. enthalten zweierlei. Erstene sin Tatsachen
    materiel, das bereits in früherer Zeit gesammelt worden war und zwei
     

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    tens die aufgrund der Beschäftigung mit der Psychoanalyse versuch-
    te Erklärung dieser bestände.
     

    Es ist eine häufige Erscheinung, dass Mutter, dis sich sehr auf
    das Zind gefreut haben, beim Erscheinen desselben ganz enttäuscht
    sind und das eigentliche Gefühl der Mutterliebe vermissen lassen.
    Stellt es sich dann doch ein, so hat man den Eindruck, dass nicht so
    sehr physiologische sondern psychologische momente d bei messgebend
    sind ein gewisses Mitgefühl, iis Konvention, die von der "utter eine
    Liebe fordert etz. Diese psychologischen Moemente als Ersatz der
    physiologischen utterliebe findet man besonders häufig in gebilde +
    ten Zroisen.
     

    Ferner würde man erwarten, dass die utterlie be unmittelbar nach
    der Geburt uftritt oder vielleicht sog. r schon vor derselben. Das
    ist aber nicht der all. Im "egenteils äussert sich des Nichtvorhan-
    densein dor utterliebe zohr oft durch die Weigerung das Kind zu
    stillen oder ien Vorsatz, es überhaupt ganz wegzugeben. Wenn es geling
    des Kind durch Ueberlistung der utter an die Brust zu bringen, denn
    heisst es sollen sic das Kind oft nicht mehr von sich lassen. Eine
    zweite Form in der sich das Fehlen der Mutterleibe äussert, sind dis
    direkt feindlichen Handlungen gegn des Kind; wie sie als Zindes-
    mord cinerseits und als Kindermisshandlung anderseits in unserem
    sozialen Leben zutage treten. Auffällig ist, dass der "indesmord ge-
    wöhnlich nur beim ersten Hinde stat findet und meist nur dann, wo die
    lutter eine besondere Abneigung gegen das Äind faset(etwa wail dese
    sen Vater sie verlassen hat. Dis de bei zum Heile jener Unglücklichen
    angenommene Sinnesverwirrung, werden wir als Psychoanalytiker wohl
    ksum gelten lassen können. Die Hinde emisshandlung kommt gewöhnlich
    bei unehelichen oder ausserehelichen Kindern vor, die von der "utter
    nicht selbst erzogen worden sini.
     

    Uberhaupt nehmane bosonders die ersten und letzten Zinder eine
    Sonderstellung ein; das erste indem es die stärksten feindlichen Af-
    fekte der Mutter auslöst uni daher gewöhnlich um strongsten erzogen
    wird, das jüngste, indem es die intensivsten freundlicher Affekte sus-
    löst und meist verhätschlet und verzärtelt wird/Das sind die Fälle
    von übertriebener -utterliebe und Aengstlichkeit, wenn wir die Ver-
     

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    drängung und -ompensierung feibdlicher impulse in ihr gegenteil
    auch auf die Mutterliebe anwenden.
     

    Diese Beobachtungs-und Erf-hrungstatsachen habe Ref. seiner-
    zeit in die Formel zusammengefast: is gibt keine angotore ne lutter
    lis be. Auf Grund der psychoanalytischen Erkenntnisse müsse men doch
    eine gewisse Untersaheidung machen und könne diese Formel nicht in
    ihrem gabzen Umfange golten lassen.
     

    Es habe den Anschein, dass durch die körperliche Deschäftigung
    wischen dind und utter die Nutterliebe ausgelöst werde. Gehen doch
    Sexualleben
    durch das Hind invåer mutter gewisse Veränderungen vor sich. Bei ⚫i-
    ner bestimmten Völkerschaft bleiben die Frauen bis Lach dem Absetzer
    des indes dem Manne fern. Auch sind die ja die achwehen direkt durc
    das Sängen veranlasst, und es tritt ja auch während des Stillens si-
    De gewisse igiditat ein, sine atsache, die auch in der Jiteratur, in
    einem lonen von Chnet, 'erwertung gefunden hat. Es liesse sich daraus
    folgern, dass das ind in der Zeit nach der Entbindung ein natürlich
    es Sexualobjekt der utter darstelle. Es müssen ja Awischen utter
    und find gewisse Sexual zusammenhänge vorhanden sein, die auch ent-
    wicklungsfähig sein müssen.an, nimmt an, dass um die Ieit der ersten
    Kindesbewegunten auch die ersten inzeichen der Mutterlebe geweckt
    werden. Durch die Eindesbewegunger wird wie es scheint auch ein ge-
    wisses Dustgefühl hervorgerufen, das vielleicht schon eine ndeutung
    dieser sexuellen ummenhänge bieten könnte. Durch Intfernung des
    Lindes tritt ein ferlust die see "efühles ein und hier mag die Abnei
    gung der uttor bereits einsetzen. Auch einschiessen der...ilch
    in die Brust ist von einer gewisser Lustempfindung begleitet. Im gan-
    zen lässt sich sagen, lass die Sexualempfindungen des Säuglings ein
    Zorrelat finden müssen in entsprechenien Impfialungen der Mutter.
    Und wenn wir beim inde einer Oedipuskomplex annehmen, so findet ar
    soinen Ursprung in der Geschlechtsreizung durch ide Mutter, die Vo-
    raussetzung ist ein gleichfalls erotisches Empfinden von Seiten der
    Mutter. Es ergibt sich ferner die Folgerune, dass des Kind zu gewise
    sen Seiten sin natürliches Sexualobjekt ier Mutter darstellt; die so
    Seit fällt mit der Flege bedürftigkeit zusammen. Nach Rieser Zeit
    muss das Kind dem Manne ev.dem nächsten Kinde Platz machen.
     

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    Zum Ausgangspunkt ihrer Untersuchung zurückkehrend, ob die Mut-
    terliebe angeboren sei oder nicht, bemerkt hefdes dies beim ersten
    Hinde wohl nicht der Fall sei, dondern durch den körperlichen Zusam-
    menhang mit dem Kinde, durch die Pflege, das Stillenetz.erworben wer-
    de, wobei dem tilllen Jedoch nicht die grosse bedeutung zuzukommen
    scheine, als gemeinhin annehme. Bei den folgenden Kindern sei die
    Mutterliebe vielleibht doch angeboren, in der Weise, dass in Erine
    rung an die Pflege und artung des ersten Mindes sich die Mutterlie
    be bei den folgenden indern ohne weiters einstellt.
     

    Von den Frauen dürften denn diejenigen länger als es geboten
    ist an diesem Sexualpbjekt festhalten, die eine Sexualbefriedigung
    bei ihrem Manne vermissen. Das ist aber dann nicht als "erversion
    zu werten, sondern als Verlängerung und zeitliche Ausdehnung eines
    von Natur gegebenen Zustandes.
     

    Es wäre noch sehr interssant zu untersuchen, welche Rolle der
    Vater dabei spielt, unter welchen Umständen der Vater dazu kommt, Se-
    xalobjekt des Zindes zu werden (Homosexuelle Einstellung), unter wel
    chen Modalitäter sich die Löslösung des findes von diesem ersten
    Sexualobjt vollzieht, ferner zu erforschen, in welcher eise die Z
    Zeit der Asexualitat (vor der Pubertät) mit der Ablösung von der Mut-
    ter zusammenhängt, Probleme/die Ref.nur andeuten möchte, ohne diesmal
    auf ihre Beantwortung einghen zu können.
     

    DISKUSSION:
     

    Winterstein erwähnt eine Hypothese von oriz Benedikt, welche
    einen innigen Zusammenhang zwischen der Mutterliebe und dem bei der
    Konzeption empfundenen Legattungsgefühl behauptet.
     

    Grüner G.kann den Ausführungen in keiner Weise widersprechen U.
    möchte nur einige Kleinigkeiten hinzufügen. Die Liebe der Mutter zu
    ihrem Kinde sei die Reproduktion ihres eigenen kindlichen erhält-
    nisses zu ihren Eltern. Auch ist die Liebe der Mutter zum Kinde nur
    Fortsetzung der Liebe zum Lianne, dessen Ebenbild sie im Kind liebt.
    Endlich liebe die Mutter im Kinde auch ihr Genitale.
     

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    Fr.S.Krauss erwähnt, lass die Völkerschaft, von der Rof/berichte
    te, dass dort die Frauen bis zum Ende der Stillungsperiode dem Lane
    fern bleiben, die peruanischen Indianer scien, aber deren Geschlechts.
    leben im VI.Bande der Anthropophyteia Brüning berichtet habe. Bei an-
    deren Völkern herrsche dei Glaube, dass eine Frau während des Stiller
    nicht empfangen könne. Die Chrowoten meinen im Gegenteile, dass die
    Zeit nach der eburt dis goigentste sei, um der Frau beizuwohnen.
    Friedjung erwähnt von seiner eigenen Vaterse aft her als gegen
    stück zu dar mangelnden Mutterliebe des Fehlen einer Vaterliebe, ja
    das Vorherrschen feinds :liger "egungen gegen das Kind, eine Tatsache,
    die er dann durch Umfrage in weiteren Umfange bestätigen konnte.
    Beim indeamord, der auch im späteren Alter vorkomme ain all
    mit zwei Jahren) müss tan dobb die sozialeanmomente hervorgehoben #
    werden. Von der erwähnten Sttenge gegen das erste Zind habe er we-
    nig gesehen; im gegenteils werden bei den meisten ersten Kindern
    dieselben Erziehungfahlar (Verzärte lung etz.) begangen wie in der Re-
    gel bei den einzigen Hindern.-
     

    Bezüglich der Abstinenz während des Stillans brauche man nicht
    80 weit zu gehen, da auch in unseser Stadt die Meinung herrsche, die
    Frau könne in dieser Periode nicht konzipieran, weshalb viele Frauen
    die Kinder über Gebühr lange an der Brust nähren. Auch ist die An-
    schauung in unseren Gegenden verbreitet, dass während des Stillene
    der Koitus ungesund wäre.
     

    Sadger hätte es für wissenswert gehalten zu erfahren, was bishe
    über die Nutterliebs wissenschaftlich bekant sei/. Das siste darübe
    finde sich seines Wissens bei Ellis. Dort findet sich ior hinweis
    auf die besondere Erogenität der Brustwarzs, auf das direkt sexuelle
    Gefühl beim Saugen, das wahrscheinlich die tiefste Grundlage der
    Mutterliebe sei. In der Verdrängung vermag die Crogenität dieser
    Zone auch Abscheu und Ekel hervorzurufen und das sei vielleibht der
    Grund dafür, dass manche Frauen vor dem Stillen ihrer Kinder einen
    unüberwindlichen Abscheu haben; möglicherweise ist auch die bes
    strenge Erziehung darau zu erklären, dass sich dieser Abschen in
    anderer Weise umsetze. Ellis erwähnt anderseits dass viele Fr uen
    zeit ihres lebens nur von dieser Stelle aus erogene Gefühle haben,
     

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    was häufig dazu führt, dass sie sich von ihren Liebhabern an ion Brust
    warzensagen lassen. Das Stillen verschafft der butter den Genuss
    einer neuen bis dahin nicht gekannten perversen Lustempfindung/Auch
    hat Freud darauf aufmerksam gemacht, dass eine weitere Reihe perver-
    Regungen in der Hinierpflege neiht nur erlaubt sondern sogar
    mit sicer Cloriole ungeben werden; cino besondere Rolle spielt dabei
    die Anabrotik Das mg viclisicht die zweite Gruppe von Muttern er-
    klären, die das Hind ebenfalls überaus laaben, ohne es je gesäugt zu
    haben.
     

    96r
     

    Frauen lie uttergefühls gban, ohne je solbst Hinder besessen
    zu haben, sind die geborenen "anten", die besonders durch Ibsen ihre
    literarische Verherrlichung gefunden haben.Usber die Abstinenz
    während des Stillens finden sich Bemerkungen bei Westermark uni Iwan
    Bloch.
     

    utterlis be etwas
     

    frof.Freud bemärkt, den der Weg, um über die
     

    zu erfahren, nur der der statistischen Erfahrung sein könne und dass
    wir heute nur in der Lage seion zu sagen, was für Motive dabei ins
    Spiel kommen können. Is sei sehr lobenswert/luss die Ref.ein Chema
    psychoanalytisch in Angriff genommen habe, welches durch die Konven-
    tion, die wir pflegen, der Erforschung entzogen worden ist. In den Aus-
    führungen waren un lie vor der beschäftigung der Ref.mit der Psycho
    analyse gewonnenen Ausschlüsse als originell und unabhängig am meis-
     

    ten schätzneswett.
     

    Von vornherein lässt sich sagen, das jeder Versuch, das Phänomen
    von einer Seite aufzulösen, misslingen dürfte; die Usbarde terminierung
    sei hier besonders deutlich.-ried jungs "inwais uf den Vater könne
    man nur als Analogisfall gelten lassen und auch dieses Thema könnte
    nur auf dem Wege einer statistischen Untersuchung entschieden werden
    Jedenfalls go be s Väter, lie von Anfang an sin zärtliches Gefühl
    gegen das Kind hegen und keines wegs enttäuscht sind; andere aber sin
    antschieden gleichgiltig, was im Sinne einer Beindesligkeit zu werten
    sei.de kunn nun bei einer Anz hl lisser Vater und vielleicht auch
    bei einsolnen Lüttern ein Coment sus der allgemeinen sychologie in
     

    Betracht kommen. Es mag sich an eine auf dem Gegensatz von Phantasie
     

    und alität beruhende Enttäuschungsempfindung handeln, die oft eine
     

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    tritt, wenn ein lange gehegter Wunsch sich endlich verwirklichtjes
    bedarf wahrscheinlich einer gewissen eit, um die Bahn auf der eine
    Libiioströmung lautan soll, zu verändern. Dieses Moment wird bei ja-
    nen jungen ttern bedeutungsvoll werden, welche die schädliche wir-
    kung der modernen Literatur erfahren haben, und die dan chrei nach
    dem Kinde als Ausrede für ihr sexuelles Verlangen gebrauchen.Man
    hört diese Enttäuschung häufig motiviert mit dem Vorwand, das Kind
    soi so hässlich was a tatsächlich für jeles neugeborene Kind zu-
     

    treffe.
     

    as den indesmord betreffe, so könnten die sozialen Momente da-
    bei die Hauptrolle spielen, wenn nicht auch diese Sache viel kompli-
    zierter wäre. Doch tritt der Findesmord erstens viel seltener in
    Erscheining als nach der Häufigkeit der sozialen Schwierigkeiten
    folgen müsste und zweitens findet er sich auch dort, wo diese sozia-
    len Schwierigkeiten fehler (insbesondere bei weiblichen Tieren, zB,
    soll die ildsau ihre Jungen auffressen.
     

    en Kindesmisshandlungen sei eine grosse nzahl psychoana-
    lytisch auflösbar, durch den auffälligen Umstand, dass die Eltern in
    der Regel als Ursache
     

    Von
     

    adxuelle narten des indes angeben (Onania,
     

    bettnässen). Es wäre das der allgemeinste
     

    esichtspunkt, der das Ver-
    auptwirkung, die der An-
     

    halten der utter mitbestimmen würie: Die
     

    blick des indes hervorruft, besteht in der Erweckung der eigenen
    infantilen Sexualität der utter. Es erwacht einerseits ein Stück Se
    xualneid, andarsaite spielt sich die oft genug mühsam durchgesetzte
    und aufrechterhaltone Sexualverdrängung von neuem ab. Und so könnten
    auch die eindseligen Impulse, die sich in den inde misshandlungen
    äussern, mit der rweckung dieser eigenen Kindersexualität zusammen-
    hängen. Dieselbe myfiniung wie jetst gegen ihr eigenes Kind, hat das
    kleine Mädchen ursprünglich gegen ihr neuamkommendes eschwisterchen
    geäussert; dis erste Regung war der unsch, dieses Geschwisterchen zu
    beseitigen. Kommen dann in der eigenen utterschaft soziale Momente
    die gem Impuls zur ilfe, dann kann er leicht ausgeführt werden.
    Hit der bei ierinde rpflege erfolgenden befriedigung gewisser
    erogener Zonen (Saugen, koprophile eigungen geht eine Rückbildung
    des Charakters, ein Stück Regression einher, was sich oft deutlich ge
     

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    nug in der Verschlampung so mancher junger Mutter äussert.
     

    Adler möchte andere bedeutungsvolle "omente in der Psychologie
    der utterlis be hervorheber, und dengemäss zuerst auch vom utter -
    Lass sprechen, der sich unvermeidlich bei jeder Analyse ergebe. Die
    se steachs dackt sich mit den letzter urzeln feindseliger Regungen
    beim Neurotiker, wenn er jemandem seine iebe zuwendet. Es ist dies
    das Gefühl, jetzt bin ich sklave.lan müsse Friedjung scht ben,
    dass die ersten Gefühle fast durchwegs feindselige sind; die Gefühle
    der uneigung werden durch weitere Determinanten bestimmt. Die Sehn-
    sucht nach ism inda sei auch dort keine so grosse, wo er inde rse-
    gen unbeschränkt sein könnte; dagegen sehe man oft sich in Familicn
    eine Sehnsucht nach dem Zinde entwickeln, wo kein in Aussicht ist.
    Diese Sehnsucht wird in den Dienst nderer Eendenzen gestellt und
    wird von den litern zu gegenseitigen Vorwürfen bezülzt.-Dazu kommt
    die taseche, dass es in unseren Fulturkreise fast als Schande gilt,
    wenn ein hepaar kein Tind het, einen Erscheinung, iis mit den Wurzelo
    des Ehrgeizes zusammenhängt (für den "ater mit dem unsch sin ann,
    für die rau mit der Sehnsucht fruchtbar zu sein). So kommt es, dass
    schon vor der eburt alle eichen der iebe bei den Eltern ausge-
    1öst sind. Dieser Briumph ist im tande, die ursprünglich feindseligen
    egungen zu überdecken., und spielt auch im Leben ganzer Kulturvöl-
    ker seine Rolle (Franzosen Deutsche-Rivalisierung). Es handelt sich
    um Regungen, die überall auftreten, wo ein Mensch auf irgend welche
    Befriedigungen verzichten muss.
     

    Das Problem des Stillans und der Abneigung dagegen hat eine
    ähnliche Determination, woran es richts Endert, wenn einzelne Frauen
    da bei Lustgefühle empfinden); euch diese sog.Stillungsunfähigkeit
    spricht für gewisse feindselige regungen. Die Auflassung, dass während
    der Stillungszeit der Ceschlechtsverkehr dem Säugling unzuträglich
    sei, wird besonders gegen die Ammen mit voller Strenge vertreten.
    Aus der psychoanalytischen Untersuchung einer Anzahl von Fül-
    len, wo es sich sowohl um übertriebene lengstlichkeit der Mutter wie
    auch um übertriebene Strenge in der Erziehung handelte erwies sich
    das Huaptmotiv singeleitet durch den "edanken, dass man kein Kind meh
     

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    bekommen dürfe.Bie Eltern zeigen mit dieser ihrem Verhalten (wie auch
    in einem im Zentralblatt veröffentlichteh Falle ausgeführt sei): Für
    meht als für dieses eine Kind ist kein Platz vorhanden?In dem ge-
    nannten Artikel ist auch das Problem der Strenge gegen Kinder fehler
    und Oranie gestreift: Es handelt sich dabei um Mütter, die ihre Sexua-
    lität für grosse gehalten haben und nun deren gehen, sihh zu sichern.
    Es handelt sich also dabei um die Furcht Hinder zu kriegen und um
    die Furcht, ihre Tochter könnte einmal demselben Schicksale verfallen
    wie sie selbst. Gegenüber diesen bedeutsamen Motivan tritt die Lust-
    empfindung an den erogenen Zonen in den Hintergrund. -Die Vorhätsche-
    lung richtet sich wie gegen das einzige Kind, so besonders gegen krüp
    pelhafte Kinder und wie Freud sinmal hervorhob genen solche, an de-
    nen ein Abortusversuch gemacht worden ist. Es tren sicherlich su-
    erst feindselige gefühle der Mutter gegen das Äind auf, die in die
    Anitthese gerückt sind, weil es als herabsetzend gilt, wenn eine Mutte
    ihr Kind nicht liebt.
     

    Arauss berichtet von primitiver Völkergruppen über ähnlichen
    Erscheinungen wie sie das Fressen der Jungen bei den Tieren darstel-
    le.Dei den Hordaustraliern soll es isr utter istehen, ihr erstes.
    Kind aufzuessen; ähnlich bei den Eskimo.-Dennoch müsss die Aut erlie-
    be etwas Angeboranes, Instinktives sein. So bei den Vögeln, wo spogar
    die Hussren size (wie Säugen) wegfällt und die doch ihre Brut mit Bei
    seite setzung der sigenen Lebensinteressen verteidigen.
     

    Hitschmann hielte es auch für zweckmässiger, von primitiven Ver-
    hältnissen, wie sie im Tierreiche vorliegen, auszugehen; denn zunächst
    die Arbeiter-und Landbevölkerung in Patracht ziehen. Die anfängliche
    Neigerung zu Stillen be runt oft darauf, dass die Trau diesen genuss
    nicht gekannt habe. Auch sollen die utter ihr selbstgestillten In-
    der besonders gerne haben, wie Frau v.Stein von sich berichtet. '-
     

    Wenn auch die Stiefmütter im leben nicht so gefährlich sind wie
    im Märchen,ao zeigt sich immerhin, dass die natürlichen Bande fehlen.
    Es kann uch die richtliebe gege des ind mit der Nichtliebe gegen
    den Mann in Verbindung stehen. In der eurose spielen ja die Zwangs
    tötungsimpulse gegen das ind sine grosse Rolleund zw.meist, weil es
    der Sexualität der Mutter imege steht. -Anderseits sind in der Neu-
    rose auch die Folgen
    des Todes eines Kindes sehr gross.
     

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    Rank erwähnt, dass Märchen Sage und Mythus voll sei von fsind-
     

    saigon Empfinduer der Mutter gegen ihre Finder, was ein vollkomme-
    nes Gegenstück zu der im uthus von der Geburt des Helden dargestell
    ten eindselige it des atera gegen sein Find soi.ie dort so werde
    auch bei der utter diese eindseligkeit auf Erestzpersonen (Schwi
    germutter, Stiefutter) übertragen.
     

    Federn wendet sich gegen Adlers spirituelle Erklärung der Late
    terliebe und gegen Hilferiings Leugnung der mutterliebe beim ersten
    Zinde.Er führt den erlaubten indesmord der Eskimo auf die bason-
    deren Lahrungsschwierigabiton diese Volkes zurück und stellt dazu
    die Tatsache dass das zehre Schwein, dessen Fresstrieb ungeheuer g-
    steigert ist, seine Jungen frisst.-
     

    Er weist ferner auf eine Arbeit von Prof.mattes hin, der nachge
    wiesen habe, dass es eine bestimmte Art von Frauen gebe, bei ienen
    eine besonders günstige Formation des Introitus vaginae und endere
    seits eine gedignote Bockenbildung zum Untbinden und Stillen prä-
    destiniere/Diese gar nicht degenerierten Frauen bringen sehr starke
    Organtriebe mit,entbinden leichter und haben eine starke neigung
    zum Stillen; solche Frauen haben vielleicht auch starke instinktive
    mütterliche Heigungen und brauchen weder eine Sicherungsrtendenz
    roch die Erweckung der Ferversioner um zur utterliebe zu gelangen
    In seinem Buche: Entartete Mutter het Ferraro nachgewiesen, lass so-
    wohl Hindernisshandlungen als auch andere Ausschreitungen bei entar
    te ter uttern vorkommen. Dies Hardet sein psychisches forrelat, die
    Abneigung gegen des ind, bei solchen Müttern, deren Organe nicht zur
    Mutter liebe prädestiniert sind.
     

    Die Vaterliebe wird vielleicht bi solcher Männern deutlicher
    sein, die feminine Züge haben und sich leicht mit Frauen identifi-
    zieren (Die Kultuelle Vaterliebe ist wohl nur das eiterdenken der
    eigenen Existenz in die Zukunft). Den utterhass werden anderseits
    Frauen mit überwiegens männlichen Zügen aufweisen.
     

    Bei der Abneigung gegen das Hind kommt auch als Folge unserer
    Eltur in Petracht, wie weit sie die Sexualabneigung erstreckt : bei
    manchen Frauen nur auf den sexuellen Verkehr, bei manchen auch auf
    alle Folgen daselben; so kommt es, dass marche Neurose est mit der
     

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    Gravidität zum Ausbruch gelangt. Das Einsetzen der utterlio be erst
    infolge de Stillons sei zuzugeben für minder begabte Muttertiere.
    Fur thüller hebt els das markanteste und positivete aus dem
    Vortrag hervor die Ausnahmsstellung die im Verhältnis der utter zu
    ihren ersten inde betont wurde, eine Tatsache, die er von zwei Fäl-
    len her bestätigen könne. Er möchte denjenigen echt geben, die wie
    Frau Dr.H.in den urzer der utterlisbe nur einen Jaktor der Entw
    wicklung sehen wollen, dem gleichwertig die sozialen Faktorer gegen-
    überstehen.-In Frankreich werden die inder frühzeitig aus dem I-
    te rnhause fortgeschickt und finden dennoch, wenn sie zurückkommen
    eine vollwertige utterliebs.
     

    Racks Behauptung von der eindselig mit der Mutter stehe der
    Rythus von Zeus entgegen, wo gerade die utter den Sohn vor der fein
    schaft des Vaters schütze. In der Stiefmutter des ärches immer nur
    eine erschiebung für die Mutter sehen zu wollen scheine gewagt, da
    ja hier auch reale. rlebnisse zugrunde legen, die sich auf primitive
     

    deutlicher abspielen.
     

    Stufen vielleicht
     

    Oppenheim möchte mit Furtmüller üvereinstimmen in der Empfin-
    dung, dass zu viel vom Mutterhass gesprochen worden sai.Es komme
    hier nur darauf an, welchen Phänomenenkreis an für den primitive rei
     

    halte und da müsse man doch sagen, dess die Phänomene der utterlie.
    be mindestens aben so ursprünglich sind wie die andem. Schon em Fiel
    reich sieht man, dass die Luterliebe etwas zur Erhaltung der Mattu
    tung notwendiges istan müsse den das Problem so stellen, welche
    Mittel ie Natur benutzt, um im einzelnen bewusstsein diesen, "atti
    tungstrieb durchzusetzen. Da wird man sich sich mit Vorteil zunächs'
    an primitive erhältnisse halten, die die Elternliebe als etwas
    selbstverständliches erec sinen lassen; auf dem inderse gen beruht
    ja die rhaltung der sozialen gemeinschaft und die Phänomene des
    Nutterhasses werden ssst unfer schwierigen uni komplizierteren so-
    zielen erhältnissen entstehen, und innig mit der Frage von gewollt
    und ungewollten Kindern zusammenhängen; auch dieses Moment taucht
    erst bei einer relativen Hompliziertheit der Verhältnisse auf. In
    diesem Pinne lasse sich das Problem des -utterhesses zurückführen
    auf die Frage, wie entsteht diese ve schiedene Einstellung gegen
     

  • S.

    -12-
     

    des künftige Kind, wie o
     

    en die Menschen dazu, inder nicht zu wol-
     

    len?Auf die sem ege wird
     

    an auch zur "eantwortung der Frage kommen
     

    wie verändert sich der primitive Trieb der utterliebe so, dass auch
    Abneigung entstehen kann.
     

    Adler hebt hervor, dass die ut erliebe ungemein gestie gen sei
    im Verlaufe unserer Hilturentwicklung, sin Umstand, der die foklar-
    heiten beleuchte, die in mancien dieser Fragen vorliegen. Dass etwas
    wie sine der rhaltung der Art diesenie utterlis be ango boren sein
    müsse, die die Uglichkeit zur intthesenbildung in sich schliesse, sei
    selbstverständlich.Aber das wichtigste moment fürdie ungeheure ett
    terlis be liage in der Betrachtung des Butterbasses.Historisch ist
    beides möglich/gerade vom Standpunkt der Zweckmässigkeit der Erhal-
    tung der Art und ihrer Pohauptung. Die Tatsache, dass man zu einer ge-
    wisson Zeit in Grischenland die krüppelhaften Zinder ausgesetzt hat
    während heute umgekehrt der grösste Teil der Mutterliebe diesen
    Zindern gilt, zsigt und,d ss die Mutterlis be sowohl vom sozialen als
    auch vom ondtviduelen Standpunkt eine Sicherungstendenz ist sowohl
    für die Stellung der uteer wie für das Fortkommen des Kindes; eine
    Sicherung gege die fortwährend bestehenden egungen lief eindselig-
     

    keit.
     

    Oppenheim weist als eenstick zu lor von ank genannten Feind-
    seligkeit der Lutter in den then auf den Hult der grossen Lutter
    hin, welcher einer der stärksten Faktoren nicht nur der antiken son-
    dern eller "eligionen ist, wie Albr. Dictorich in seiner Abhandlung:
    Mutter Erde nachgewiesen hat.
     

    Prof.Freud möchte eine bemerkung Furtmüllers nicht unwider-
    sprochen lassen.is handelt sich beim Stiefmutter theme, wis so oft in
    der Beurose, um eine scheinung, die mehrere Erklärungen verträgt.der
    Umstand, dass es schlechte Stiefmütter in Wirklichkeit gibt, ist cur
    eine schlechte Erklärung des Sachverhalts. Der Mythus ist ja nicht
    zwungen, die so erhältnisse zu kopieren. Tatsächlich lassen sich die-
    se Stiefmütter recht häufig als schlechte utter entlerver.
     

    Frau Dr.Hilferding bemerkt in ihrem Schlusswort, sie sei in ge-
    wissem Sinne misverstanden worden. Es sei in der Diskussion vieles
    hervorgehoben worden, was sich nur auf die von ihr gestreifte psychi-
     

  • S.

    -13-
     

    sche Homkorente der utterliste bezog und nicht auf die eigentlich
    behandelte physiologische. -
     

    Dis inderfehler seian zu häufig als dass man sie als Grund der
    Hindernisshandlungen im Sinne Freude auf 's sen könnte; auch spreche
    dagegen, dass sich die Abneigung moist speziell gegen sines der in-
    der richte.no rouls Heranziehung der shemelien eindseligkeit
    gegen das Geschwisterchen fullt zu weit ins psychische Gebiet els
    dess es uns aufklären könnte.
     

    Is she nicht an entartats tier im Sin e Federns zu unter-
     

    scheiden.