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Dr.Steiner weist singangs derauf hin, dass die Onanie weder ein Krank-
eine
heitssymptom, noch ein Symptom, sondern nur eine betätigung, Teiler-
scheinung der sexuellen Neuratshenie sei über die eigentlich zu spre -
chen wäre. Die Misslichkeiten, lie sich bei Aufstellung eines onanistischen
Typus und der daraus entspringenden Charakterologie gezeigt haben, lasser
es tunlich erscheinen, den Begriff der Onanie möglichst weit zu fassen und
auch die mutuelle Cranie, die frustraren Erregungen und lie Pollution mit
einzubeziehen. Die Frage, ob die Cnanie schädlich sei, ist für den gesundde
bei dem sie etwas physiologisch Notwendiges sei, zu verneinen. Anders beim
Sexualne urat sheniker, bei dem auf Grund sines, auf der inneren Sekretion
beruhenden Chemasmus die Sexual funktion alteriert sei und Es auch zu vor
zeitiger Anregung der denitaldrüsen kommt. Din solcher Mensch wird such
den Koitus nicht vertragen und wir nenen ihn mit Unricht einen Onenisten,
weil er die Onande nicht verträgt, ebenso wenig wie wir den einen Raucher
nennen werden, der das Rauchen nicht verträgt. Ficht die Onanie erzeugt die
sexuelle Neurasthenie, sondern sie verstärkt und verschlechtert die schon
beste handde und die von Ferenszi treffend beobachtete intagme drasthenie
ist wissenschaftlich gut fundiert. Die Schäden der Onanie, die nicht we-
sentlich von der geübten Methode abzuhängen scheinen, sind beim Sexual neu-
rastheniker 1. äusserliche anatomische, 2.solche durch Beeinflussung der
inneren Sekretion hervorgerufene, die den Gesamtorganismus betrefien (Z.B/
die neur.Obstipation etz) Und sich auch im Bereicht des Sympathikus bemerk
bar machen können. Die Therapie wird ich für diese Fülle ausser auf die
Sondenbehandlung und ehandlung der Obstipation auch auf medikamentöse
Behandlung (Spermin etz.)erstrecken, während die neurotischen Fälle in des
Gebiet der Psychoanalyse fallen.
Federn betont, es gehe nicht an die Chanic, lie in equivalent des oitus
sci, als aetiologisches oment anzusprechen und wendet sich gegen den un-
scharfen Gebrauch des Begriffes, der zu einer Gleichsetzung von Onanie ind
Sexual betätigung ohne zweite erson führe.Die Ubiquität der Säuglingsons-
nis für die richt disponierten Rinder sei noch nicht erwiesen. Der Unter
schied zwischen bloss zeitweiliger Reizung und dem Akterlebnis ist ein
solcher o Quantität in Qualität umschlägt. En der normalen Entwicklung
ist das, was Cnanie genannt wird und eine Folge des allmählichens Reifens
der Sexualität derstellt, unschädlich, ja es bewahrt oft das Kind vor der
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Betätigung an perversen Zonen. Der Standpunkt in der Beurteilung des
Schädlichkeit der Onanie hängt davon ab, wie weit sie bei dem Individu-
um den Reiz für einige Zeit zu befriedigen imetende ist und tan Art
und Grad der sonstigen Verwandlungsmöglichkeit des Sexualtrie bes. Je
länger die Entspannung anhält, desto mehr ist die nützlich. Sie steigert
das Schuldgefühl, weil sie Wille nshandlungen (und ein Verstecken)worat-
.setzt; viele Individuen werden jedoch nicht durch das Schuldgefühl sonider
unmittelbar schwer verstimmt. Die schädliche Wirkung liegt zum grosse n
Teil in der Reaktion nach dem Akt. Die Hauptquelle des Schuldgefühls ist
in der Veränderung zu suchen, welche die Isyche vor und nach dem Akt er-
fährt; was früher so erwünscht war/ist dann für einige Zeit wertlos. Die
asexuell gewordene syche lehrt den eben geschehenen Sexualakt ab, die
verspricht sich, es nicht mehr zu erleben. Das Schuldge fühl hat diese Ab-
lehnung zur Voraussetzung und verstärkt sich bei Misslingen der Triebun-
terdrückung. Eine waiters oresquenz des Schuldgefühls ist, dass sich die
Aggressions tendenz der Sexualität unbefriedigt gegen das Subjekt kehrt.
Friedjung, der die Säuglings masturbation in zahlreichen Fällen nachweisen
konnte, meint der inwendung Pederns gegenüber, dass auch erst zu beweisen
wäre diese Falle seien pathologische Die Thimose dürfe man nicht einsei-
tig anschuldigen als Ursache der Reizzustände an den Genitalien der Ina-
ben.
Rosenstein hebt aus der Debatte 4 verschiedene Ansichten über die Onanie
xxxaxund ihre Beziehung zur Neuretshenie hervor. Freud hebe behauptet, die
Neurasthenie komms vor der exzessiven Chanie; für Stekel gibt es überhaupt
keine Aktualne urose; Steiner sieht die Vrsache der Neurasthen in eine m
angeborenen Verhalten der Sexueldrüsen; Feiern endlich meint, dass die Cna.
rie an sich gewissee Störungen zur Folge habe, spricht aber auch im Sin-
ne Stekels das Schuline fuls als Irsale dieser Störungen an.-Federns
Unterscheidung zwischen einem leicht bekabbaren Schuldgefühl und einem
tis fer sitzenden sei geeignet manches Misverständnise und Widersprüche
der Diskussion zu beheben. -Tenn zur irklärung auch die unbefriedigende
Coanie herangezogen wurde, so betrefle des bereits die in eine andares Ge-
biet fallende frustrane Erregung.
Spielrein erwähnt einen Fall, der zeigt, dass der Zusammenhang zwischen
Obstipation und Oranie auch den aus erhalb der Psa.stehenden Aerzten ge-
läufig ist.-Federrs Ausführungen seien sehr plausibel: dass
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dde Onanie von manchem ohne Schaden vertragen wird, dass dieaber auch
Neuratshenie erzeugen kann, die zu Schuldgefühl führt, welches wieder
imstende ist Lustgefühl hervorzurufen und die Onanie zu steigern.
Hitechmann findet Steinets Auffassung von angeborenen Stoffwechselstö-
rungen und angeborener Neurasthanat neu, wenn auch nicht geleugnet wor-
den ist, dass sich gewisse Organfehler beobachter lassen.Federn ha be bei
der Frage des Schuldgefühls unterlassen auszuführen, warum die Onite un-
be friedigend bleibt; ob nicht viellicht eine unbefriedigende Onanie eine
mit Schuldge fühl ausgeübte ist?
Tausk findet in den Ausführungen Steiners einiges nicht ganz richtig .Die
Möglichkeit def psychischen Beeinflus ung weist darauf hin, dass in die ser
Falle auch etwas mit der innerer Sekretion vorgegangen sein muss, so dass
für uns die Frage doch nur eine Psychologische bleibt.Sehr wertvoll sei
Federne Versuch, den psychischen Inhalt des Schuldgefühls zu bestimmen.
Federn kann sich der Auffassung Steiners nicht anschliessen, dass mit de
angeborenen Sexus Ineurasthenie die Frage der Onande erledigt sei.
Freud bemerkt, dass Steiner mit Recht aufmerksam gemacht habe, dass von
den Aktual neurosen ein Zugang zur Kenntnis der somatischen Vorgänge der
Sexualität führer muss. Besonders bedeutsam wat in seinem Ausführungen
der Einweis auf die Konstitutionalen Veränderungen in der Reihenfolge de
Organvorgänge, alo das, was er mit Frühreife bezeichnet hat. Für die An-
nahme seiner übrigen Ausführungen bestehen zwei Schwierigkeiten. Die eine
prinzipielle besteht darin, desacer die Frage, warum die Onanie schadet,
schon von wornherein erledigt hat. Die 2. Einwendung würde dahin geheh,
dass der Sexual neurastheniker und der Formele nicht scharf geschieden
sind. Auch spielt wie Federn mit Recht hervorhob, die Verführung eine Rol
le, welche die "ange bore me "Neurasthenie prowozieren kann. Die Ausführun-
nkenschwer aber/
gen Federne seien etwas diffus gewesen. Se uldgefühl entsteht, wie
auch erk me int, ähnlich wie die Angst. Es kommt aber aus den sozialen Ge
fühlen und entsteht dort, wo das Kind die Sexualität bereits als eine sc
ziale erpflichtung fühlt wo der Sexual trieb nichts von der beigung zun
Objekt verrät wird sich auch kein Schuldgefühl zeigen. Die sozialen Ge-
fühle bauen sich auf aus egoistischen mit einem Zusatz von erotischen
(es ertwick lt sich auch aus der sadistischen Betätigung). Es handelt
sich dabei um ein Stück Libido, welches frühzeitig in diesen Zusammenhal
mit dem Ichtrieb gebracht worden ist wann dann das beim Einzelnen zum
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Vorschein kommt, hängt von der Konstitution ab.
Steiner wollte neben der angeborenen Neurasthenie die ähnliche Wirkung
der Verführung durchaus nicht bestreiten, die insofern als aetiologisches
Moment in Betracht komme aus sie eine vorzeitige innere Sekretion veran-
lasse.
Stekel findet den Begriff der Ona ie nicht klar umschrieben. Mit Steiner
könne er durchaus nibht übereinstimmen, ebenso wie er die Eintagebeurast-
henie für falsch halte. Je mehr sich der Neurotiker dem Typus des Hermaph
roditen nähert, desto eher wird es bei ihm zu Konflikten kommen. Auch die
Ausführungen Federns bedürfen in manchen Punkten einer Kritikies gehe
nicht an einen post und ante-sexuellen Zusatnd der Psyche zu konstitu-
ieren. Das Schuldbewusstsein sei von "aus aus sozial; es beziehe sich auf
Hemmungen, die von höheren Instanzen geschaffen wurden: dh.von der Reli-
gion.Schuldbewusstsein entsteht dort, wo die Kinder an Gott glauben oder
ihn fürchten.
Prof Freud bemerkt dazu, er habe richt von religiösen Schuldge fühlen ge-
sprochen, weil das Schuldbewus tscin istorisch in Zeiten nachweisbar
ist, wo von Religion noch keine Rede ist. Die Sinwendung Stekels von vori-
gen Lake, dass die ichsetzung von Onerie und infantiler Sexualität un-
haltbar sei, weil die Leute nicht an der infantilen Sexualität, sondern
an ihrer Reaktion farauf erkranken, sei selbst unhaltbar, weil sie nur die
psa. Auffassung wiedergebe, dass von den beiden pathogenen fomenten eines
die infantile Sexualität, das andere die Verdrängung sei.
Tansk findet, dess mit dem sozialen Gewissen Freuds ein späteres Entwick-
lungsstedium els primäres eingeschaltet wird. Wenn man die Eltern als Ver
tre ter der Gesellschaft nehme, könne man das ganze Schuldbewusstsein kon-
stituieren. Das Sozle Gewissen sei ein Entwicklungsstadium des kindli-
ohen Verhältnisses zu Vater und Mutter und er erblicke in lieser Er-
setzung eines synthetischen homents durch in die analytischen eine Ge-
fahr.
Darüber entspinnt sich eine weitläufige Diskussion, inderen Verlauf Prof
Freud nochmals seine Auffassung präzisiert, dass es sich mit der Einfür-
rung jenes Begriffes nur um die Fixierung des konstitutionell variieren-
den Zeitpunktes handle, in welchem sich die Sexualkomponeneten mit dem
goistischen vereinigen.
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Protokoll der 18. Sitzung am 28. Februar 1912. VI. Onanie-Diskussion (Dr. Steiner, Dr. Federn)
1912-509/1912
/1912
Vollständige Manifestation
Protokoll
Papier
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Fertig ✔
Ganz fertig / zutreffend ✔
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Fehlt ✖
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Nee
3
Blatt/Blätter
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Unbeschädigt
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