Aus Vereinen und Versammlungen [Januar 1911] 1911-761/1911
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    Aus Vereinen und Versammlungen.

    Sitzungsberichte der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung.

    3. Sitzung am 19. Oktober.

    Dr. Alfred Adler: Ein kleiner Beitrag zur hysterischen Lüge.
    (Ist im III. Hefte dieses Zentralblattes unter dem Titel: „Ein erlogener Traum“
    erschienen.)

    4. Sitzung am 26. Oktober 1910.

    Prof. Dr. S. Freud: Über die zwei Prinzipien des psychischen
    Geschehens.

    Die zwei Prinzipien sind das Lust- und das Realitätsprinzip. Die Bezie-
    hungen der Phantasie, des Bewusstseins, der religiösen Askese, der Wissenschaft und
    der Kunst zu diesen beiden Prinzipien werden erörtert und auf eine wahrscheinliche
    Beziehung derselben zur Neurosenwahl hingewiesen.

    5. Sitzung am 2. November 1910.

    Dr. Wilh. Stekel: Berufswahl und Neurose.

    Es werden fünf Formen von Berufswahl unterschieden und an zahlreichen
    Beispielen aus der Praxis und dem täglichen Leben erläutert. Diese fünf Wege sind:
    1. Die Identifizierung mit dem Vater (zeitliche Berufe);
    2. Die Differenzierung vom Vater (besonders bei Politikern);
    3. Die Sublimierung erotischer und krimineller Triebe (z. B. beim Chirurgen);
    4. Berufswahl im Dienste unbewusster Tendenzen (Philosophen, Histo-
    riker, Philologen);
    5. Berufswahl zur Sicherung gegen unbewusste Tendenzen (Detektiv,
    Richter etc.).
    Zum Verständnis der Berufswahl wird auf die Berufsphantasien der Kinder
    zurückgegriffen, die eine auffällige Übereinstimmung mit dem Traumleben der Neu-
    rotiker zeigen und von dort aus durchsichtig werden. Das Kind ist danach nicht
    nur polymorph-pervers, sondern auch ein universell Krimineller. Der Ver-
    brecher ist auf einem infantilen Standpunkt stehen geblieben, er hat die kulturellen
    Hemmungen nicht aufgenommen.

    6. Sitzung am 9. November 1910.

    Diskussion über Berufswahl und Neurose.

    7. Sitzung am 16. November 1910.

    Referate und kleinere kasuistische sowie sonstige Mit-
    teilungen I.

    1. Dr. M. Steiner: Über den Zusammenhang von Prostataerkrankung
    und Neurose.
    2. Dr. D. Oppenheim: Volkskundliches Material zur Traumsymbolik.

    8. Sitzung am 23. November 1910.

    Referate und Mitteilungen II.

    3. Dr. A. Adler: Ein Beitrag zur Organminderwertigkeit.
    4. Dr. W. Stekel: Ein Beitrag zum psychischen Hermaphroditismus.

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    9. Sitzung am 30. November 1910.

    Referate und Mitteilungen III:

    5. Dr. Karl Furtmüller: Ein Beispiel dichterisch verwendeter Symbolik.
    Referat über Staudenmaier: Versuch zur Begründung einer experimen-
    tellen Magie (Oswalds Annalen der Naturphilosophie).
    6. Dr. J. A. Friedjung: Zur Prognose intensiver Onanie.
    7. Prof. Freud: Über Traumdarstellung.

    10. Sitzung am 7. Dezember 1910.

    Referate und Mitteilungen IV.

    8. Baron Wladivisin: Aus Lichtenberg.
    9. Dr. Sachs: Referat über Spitzer: Wortbildung als stilistisches Mittel.
    10. Franz Grüner: Über Chamissos Riesenspielzeug.
    11. Rank: Referat über Hirschfeld
    Die Traumdeuter.
    Über die Rettungsphantasie,
    Zur Traumdeutung.

    11. Sitzung am 14. Dezember 1910.

    Referate und Mitteilungen V:

    12. Frau Dr. Hilferding: Ein Traum Roszggers.
    13. Dr. R. Reitler: Sexualphantasien und ihre Beziehung zur Selbst-
    anonymität.
    14. Dr. E. Hitschmann: Über einen Fall von Melancholie. Referat
    über: Hess-Eppinger, Vagotonie.
    15. Grüner, F. Mitteilung der Schrift von Peres: Beweis, dass Napoleon
    nicht gelebt hat.


    12. Sitzung am 21. Dezember 1911.

    Dr. L. Sadger: Über sexualsymbolischen Kopfschmerz.

    13. Sitzung am 4. Januar 1911.

    Dr. Alf. Adler: Strittige Probleme in der Psychoanalyse:
    I. Sexualität und Neurose.

    14. Sitzung am 11. Januar 1911.

    Frau Dr. Hilferding: Zur Grundlage der Mutterliebe.
    Ausgehend von der ziemlich häufigen Erscheinung der mangelnden Mutterliebe,
    ja der mitunter direkt feindseligen Haltung der Mutter gegen ihr Kind (Kindesmord,
    Kindesmisshandlung) kommt Referentin zu dem Schluss, dass es keine angeborene
    Mutterliebe gebe, dass aber doch durch die körperlich-sexuellen Zusammenhänge, die
    zwischen Mutter und Kind bestehen (die Kindesbewegungen, Pflege, Stillen etc.) die
    Mutterliebe erworben werden kann und also bei den folgenden Kindern doch in ge-
    wissem Sinne als angeboren gelten könne. Auf Grund dieser körperlich-sexuellen
    Zusammenhänge stelle das Kind in der Zeit nach der Entbindung das natürliche
    Sexualobjekt der Mutter dar, und wenn wir beim Kinde einen Ödipuskomplex an-
    nehmen, so nimmt er seinen Ursprung in der Geschlechtsreizung durch die Mutter
    und findet sein Korrelat in entsprechenden Sexualempfindungen der Mutter.
                                                                                         Rank.

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    15. Sitzung am 18. Januar 1911.

    Herbert Silberer: Magie und Anderes.

    Der Vortragende spricht zunächst über die Rolle der Sexualität in der
    Neurose und kommt zu dem an der Hand eines Beispiels illustrierten Ergebnis,
    dass alles, was uns der Neurotiker an „Libido“ zeige, nicht echt sei. Die Sexualität
    komme in dieser Form in die Neurose dadurch, dass sie frühzeitig durch die Minder-
    wertigkeit gewisser Organe und vom gesteigerten männlichen Protest geweckt und
    gereizt als riesenhaft empfunden wird, so dass der Patient sich rechtzeitig sichern
    will oder sie entwertet.


    Varia.

    Als 7. Heft der „Nervous and Mental Disease Monograph“ erschien in New-
    York 1910 eine Übersetzung von Freud’s „3 Abhandlungen“ unter dem Titel
    „Three Contributions to the Sexual Theory“.


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