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[Rubrik: Gedenkartikel]
James Putnam ✝
Erschien – gezeichnet vom „Herausgeber“
– in der „Internationalen Zeitschrift für
Psychoanalyse“, Bd. V (1919), Heft 2. (Die
in Aussicht gestellte ausführliche Würdigung
erschien im darauffolgenden Heft aus der
Feder von Ernest Jones. – Man vergleiche
auch das Vorwort zu Putnams „Adresses on
Psychoanalysis“ in diesem Bande, S. 262.)Unter den ersten Nachrichten, die mit dem Nachlaß der Absperrung aus
den angelsächsischen Ländern zu uns gedrungen sind, befindet sich die
schmerzliche Kunde vom Ableben Putnams, des Präsidenten der großen
panamerikanischen psychoanalytischen Gruppe. Er wurde über zweiundsiebzig
Jahre alt, blieb geistesfrisch bis zum Ende und fand einen sanften Tod durch
Herzlähmung während des Schlafes im November 1918. Putnam, bis vor
wenigen Jahren Professor der Neuropathologie an der Harvard‑Universität
in Boston, war die große Stütze der Psychoanalyse in Amerika. Seine zahl-
reichen theoretischen Arbeiten (von denen einige zuerst in der Internatio-
nalen Zeitschrift erschienen sind) haben durch ihre Klarheit, ihren Ge-
dankenreichtum und durch die Entschiedenheit ihrer Parteinahme ungemein
viel dazu getan, um der Analyse die Würdigung im psychiatrischen Unter-
richt und im öffentlichen Urteil zu schaffen, die sie jetzt in Amerika genießt.
Vielleicht ebensoviel wirkte sein Beispiel. Er war als tadelloser Charakter
allgemein geehrt und man wußte, daß nur die höchsten ethischen Rück-
sichten für ihn maßgebend waren. Wer ihn persönlich näher kannte, mußte
urteilen, daß er zu jenen glücklich kompensierten Personen vom zwangs-
neurotischen Typus gehöre, denen das Edle zur zweiten Natur und das
Paktieren mit der Gemeinheit zur Unmöglichkeit geworden ist.S.
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J. Putnams persönliche Erscheinung ist den europäischen Analytikern
durch seine Teilnahme am Weimarer Kongreß 1912 bekannt geworden.
Die Redaktion der Zeitschrift hofft, in der nächsten Nummer ein Porträt
unseres verehrten Freundes und eine ausführliche Würdigung seiner wissen-
schaftlichen Leistungen bringen zu können.
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