• S.

    4.1.25

    Geehrter Herr Doktor

    Dank für Ihren Neujahrs-
    wunsch.

    Gestatten Sie mir einige Bericht-
    igungen. Mir ist von „übel-
    wollenden Kreisen“ nichts
    über Sie zugetragen worden.
    Meine Einstellung zu Ihrem Buch
    hat sich seit vorigem Jahr
    nicht geändert. Ich billige es
    heute so wenig wie damals. An ver-
    schiedenen Kritiken konnte
    ich bemerken, daß es mir
    in der öffentlichen  Mein-
    ung ziemlich geschadet hat.
    Aber das war vorauszusehen
    u ist mir gleichgiltig.

    Weshalb Sie sich in Sachen des
    Referats von Dr Jones über
    Ihr Buch an mich wenden,
    ist mir zunächst nicht verständ-
    lich gewesen. Wer wie Sie 
    so persönliche Dinge in die
    Öffentlichkeit   bringt, hat kein
    Anrecht auf Empfindlichkeit
    und sollte eine „tatsächliche Be-
    richtigung hinnehmen können.

    Ihr Verhalten in der
    Kraus‑Affaire (deßen

  • S.

    wesentliche Züge Sie nach eigener
    Mitteilung vergeßen hatten – 
    was gäbe das für Stoff für
    analytische Vorstellung, wenn 
    es einem anderen passirt 
    wäre!) gereicht Ihnen doch
    wirklich nicht zur Ehre. Ich
    begriff dann endlich, daß
    Sie meinen, ich sei irgendwie
    der Urheber des Jones’schen
    Referats u wollte Ihnen
    auf diesem Umwege antworten.
    Da kann ich Ihnen aber die
    Aufklärung geben, daß ich
    diese Review weder angeregt
    noch beeinflußt habe, an ihr
    genau so unschuldig bin wie
    an Ihrem Buch selbst. Mein
    Anteil an ihr beschränkt sich
    auf die Korrektur einiger 
    historischen Ungenauigkeiten,
    die sich darin fanden, das näm-
    liche also, was ich zu Ihrem 
    Buche beigetragen hatte. Nur
    daß ich in diesem Falle die
    Korrekturen vor dem 
    Druck vornehmen konnte.

    Mit bestem Gruß
    Ihr ergebener
    Freud

    [Transkription von Michele Lualdi, zur Erstellung dieser diplomatischen Umschrift zur Verfügung gestellt am 20.2.2023]