• S.

    PROF. DR. FREUD WIEN IX., BERGGASSE 19.

    Berchtesgaden

    14. 8. 1929

    Lieber Herr Doktor

    Ich beeile mich, Ihnen zu 
    antworten, daß ich, wie 
    Sie gewiß vermutet, 
    die Mitarbeiterschaft an 
    der bevorstehenden Pub-
    likation Calverton’s aus 
    prinzipiellen Gründen ab-
    gelehnt habe.  C. wie sein 
    Compagnon Schmalhausen 
    (House) erscheinen mir, 
    nach dem, was ich von 
    ihnen gelesen und über 
    sie gehört habe, als 
    Leute, die nicht verdienen, 
    daß man sie ernst nim̄t, 
    die einfach eine Kon­-
    junktur ausnützen wollen 
    Wenn andere ihnen auf-
    sitzen, ist das für mich 
    keine Verführung. Trotz 
    ihrer angeblichen Begeist-
    erung für die Analyse, 
    verraten sie ihre große 
    Unwissenheit, Unken̄t-
    ­nis unserer Literatur 

  • S.

    und fehlende Überzeugung 
    in zalreichen Äußerungen 
    und gelegentlichen herzlich 
    dummen Einwendungen. 
    Sie gehören einer Klasse 
    an, mit der ich nichts 
    zu thun haben will. 
    Ich erwarte, dass Sie 
    C mittheilen, Ihr Einfluß 
    habe nichts bei mir 
    ausgerichtet.

    Mit besten Wünschen 
    Ihr 
    Freud

    1. Beilage

    P.S. Ein Ihnen vielleicht 
    bekanntes jüdisches Sprichwort 
    meint, man kann nicht 
    mit einem Hintern 
    gleichzeitig auf drei Hoch-
    zeiten tanzen.