|
Eine Gruppe der bedeutsamsten geistigen Persönlichkeiten Wiens hat die folgende Erklärung, die die soziale und kulturelle Leistung der kommunistischen Wiener Gemeinde- verwaltung Wiens bekräfigen:
Angesichts des politischen Kampfes in dieser Stadt fühlen wir uns vor unserem Gewissen verpflichtet, folgende Erklärung abzugeben.
Der geistig wirkende Mensch steht zwischen und über den Klassen. Er kann sich keinem politischen Dogma beugen, denn der Geist allein ist es ja, der die neue Gesellschaft bauen soll, deren die Politik erst später sich bemächtigt. Ein Augenblick aber wie dieser verlangt von uns Ent- scheidungen, die im geistigen Sinne ge- troffen werden müssen.
Es ist nicht unsere Absicht, in den Kampf der Wirtschaftsauffassungen ein- zugreifen und zu Steuerfragen etwas zu sagen zu nehmen. Noch unserer Meinung haben Staat und Gesellschaft die Pflicht, den geistigen Menschen des Volkes zu erleichtern und nicht zu erschweren. Wir bekämpfen daher alle unbillige Härte oberflächlicher Forderungen.
Es wäre aber ein wahres Ver- säumnis, wenn man im Abwehr- kampf gegen Steuerlasten die große soziale und kulturelle Leistung der Wiener Stadt- verwaltung überläge. Diese große und fruchtbare Leistung, welche die wich- tigsten Intellektuellen betrifft, die Jugend nach den besten Grundsätzen erzieht und unterstützt, den Strom der Kultur in die Tiefe leitet, diese Taten wollen gerade jetzt mit allen verfügbaren Mitteln unterstützt werden, damit wir sie erhalten und gefördert wissen. Geist und Humanität sind ein und dasselbe. Sie ver- mögen die lautere und gerechte Gegen- wehr des materiellen Lebens zu mildern.
Mögen auch die ökonomischen Be- wegungen und politischen Schlagworte den Vordergrund beanspruchen, wir werden uns nicht betäuben lassen. Wir können den Opfern des Geistes, des besten Intellektuellen, nicht mähen; aber dem Versuch ent- gegentreten, die Öffentlichkeit durch eine Weltanschauung zu blenden, die nur auf den Stillstand, ja auf den Rückschritt abzielt.
Aber den Geistes ist vor allem Freiheit, die jetzt gefährdet ist und die zu schützen wir uns verpflichtet fühlen. Das Ringen um eine höhere Menschlichkeit und der Kampf gegen Trägheit und Verdummung wird uns immer bereit finden.
Er findet uns auch jetzt bereit.
|
Dr. Alfred Adler, Wilhelm Barner, Schriftsteller, Wien. Arthur Brutenbauer, akademischer Maler. Professor Karl Bühler, Vorstand des Psychologischen Instituts der Univer- sität Wien. Franz Cizek, Professor der Kunstgewerbe- schule. Lea Deleau, akademischer Maler. Josef Dobrowsky, akademischer Maler. Karl Foresi, Schauspieler und Regisseur des Deutschen Volkstheaters. Dr. Sigmund Freud, Professor an der Universität Wien. Dr. Max Graf, Schriftsteller, Professor an der Akademie für Musik und dar- stellende Kunst. Fritz Grünbaum, Schriftsteller, Direktor des Stadttheaters. Dr. Janina Grün, Schriftstellerin. Anton Hanak, akademischer Bildhauer, Professor an der Kunstgewerbeschule. Albert Heine, Hofrat, Direktor des Burg- theaters a. D. Regisseur und Schau- spieler, Professor an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Josef Jahns, Direktor der Renaissance- bühne. Dr. Hans Kelsen, Professor an der Uni- versität Wien. Dr. Michael Kiewai, Komponist. Theodor Klock-Tuzenbach, akademischer Maler. Dr. Rudolf Kraus, Professor an der Uni- versität Wien. Primarius Dr. Victor Lichtblau, Architekt. Petronius M. Maeder, Dichter. Anna Maria Morales. Maria Mayer, Burgschauspielerin. Georg Neirel, akademischer Maler. Margarete Reinig. Dr. Robert Rylil, Schriftsteller. Wilhelm Reubauer, Professor an der Hochschule für Bodenkultur. Ferdinand Rahn, Schauspieler am Deutschen Volkstheater. Alfred Volgar, Schriftsteller. Professor Otto Kritscher, Architekt. Professor Helene Raaberg. Franz Salmbinger, Komponist. Karl Schneller, Schriftsteller. Dr. Oskar Strnad, Architekt, Professor an der Kunstgewerbeschule. Dr. Anton Webern, Tonkünstler. Dr. Egon Wellesz, Dozent an der Universität Wien. Jenny Wuriel, Schauspielerin. Professor Karl Withaus, Architekten. Franz Zulow, akademischer Maler.
Ermordung des mexikanischen Generalstabschefs.
R e u t e r. 19. April. Der General- stabschef der mexikanischen Armee, General Jesus M. Carranza, wurde in einem offenen Auto auf der Straße nach Nogales ermordet auf- gefunden.
|