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72. Ueber akutes Oedem.
Von S t r ü b i n g (Zeitschrift f. klin. Medizin IX, 5, 1885).
Nach Erkältungen und nach körperlichen Anstrengungen erscheinen zuweilen
ödematöse Anschwellungen der Haut und des Unterhautzellgewebes von
2–10 und mehr Ctm. Durchmesser. Die geschwollenen Hautpartien grenzen
sich nicht scharf gegen die Umgebung ab; an Farbe gleichen sie entweder der
letzteren, oder sie sind blass und durchscheinend, seltener etwas geröthet. Sie
treten am häufigsten an den Extremitäten auf, besonders in der Umgebung
der Gelenke und verbunden mit Ergüssen in dieselben, sodann am Rumpfe
und im Gesichte, besonders an den Lippen und Augenlidern; sie können
die Schleimhaut des Rachens und des Larynxeinganges befallen und durch
Stenosirung des letzteren hochgradige Athemnoth hervorrufen. Auch Appetitlosigkeit,
Erbrechen, Durst, heftiger Leibschmerz und Verstopfung, später
Durchfälle können dazu kommen. Das Allgemeinbefinden ist ein wechselndes,
die Temperatur ist während der Anfälle normal.Die Oedeme treten plötzlich gewöhnlich an mehreren Stellen zugleich
auf, in einer oder einigen Stunden erreichen sie ihrS.
Maximum underhalten sich so bis zur ungefähren Dauer eines Tages. Sie gehen an einer
Stelle zurück, entwickeln sich an anderen und so kann das Leiden mehrere
Tage oder Wochen andauern.Q u i n c k e fasste diese Oedeme als Angioneurose auf und S t r ü -
b i n g , welcher in zwei Fällen hochgradige Erscheinungen von Seite des
Verdauungsapparates beobachtete, schliesst sich dieser Auffassung an.
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