Über Spinalganglien und Rückenmark des Petromyzon 1878-001/1878
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    Über Spinalganglien und Rückenmark
    des Petromyzon.

    Von stud. med. Sigm. Freud
    (Aus dem physiologischen Institute der Wiener Universität.)
    (Mit 4 Tafeln und 2 Holzschnitten.)

    I. Über die Literatur der Spinalganglien.

    Es erscheint mir zweckmässig, etwas von den bisherigen Mittheilungen über
    die Spinalganglien der Wirbelthiere zu sagen, bevor ich die Resultate meiner
    Untersuchungen über die Spinalganglien des Petromyzon darlege. Ich
    verfolge dabei die Absicht zu prüfen, ob die Vermuthung eines gleichartigen
    Baues der Spinalganglien bei höheren und niederen Wirbelthieren durch die
    gemachten Beobachtungen bestätigt oder zurückgewiesen wird.
    Die Mehrzahl der Autoren ist nicht geneigt, die Identität im Bau der Spinalganglien
    bei den Wirbelthieren anzuerkennen. Man beschreibt Verhältnisse
    in den Spinalganglien der Fische, die man bei den anderen Wirbelthieren
    nicht wiederfindet, und findet bei den letzteren Bildungen, welche den
    Fischen zu fehlen scheinen. Diese Differenzen gewinnen an Bedeutung, weil
    wenigstens über die Spinalganglien der Fische die Angaben der Autoren gut
    übereinstimmen, und man deren Bau erschöpfend zu kennen glaubt.
    Die Angaben der Autoren über die Spinalganglien der höheren Wirbelthiere
    lauten so wenig übereinstimmend, dass es nicht leicht möglich ist,
    sich aus denselben eine Vorstellung vom Bau der Spinalganglien zu bilden,
    wenn man keinen Grund hat, einen Theil der gemachten Beobachtungen
    zu verwerfen. Die Widersprüche der Autoren erscheinen nicht wunderbar,
    wenn man erwägt, dass die Methode der Untersuchung den Schwierigkeiten
    des Objectes durchaus nicht gewachsen ist. Seitdem zuerst von H e l m -
    h o l t z , R o b i n , B i d d e r u. A. der

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    Zusammenhang der Nervenfasern mit den Nervenzellen entdeckt wurde, haben sich für die Spinalgang-
    lien Fragen ergeben, deren endgiltige Beantwortung noch heute aussteht: ob
    alle Nervenfasern der hinteren Wurzel mit den Zellen des Spinalganglions
    zusammenhängen oder nur ein Theil, und in welcher Weise; ob im Spinalganglion
    eine Faservermehrung stattfindet, und ob Verbindungen zwischen
    den Zellen selbst bestehen. Diese Fragen sind zum Theil identisch mit denen
    nach der Anzahl und dem Verlaufe der Fortsätze der Spinalganglienzellen.

    Von der feineren Structur der Zelle und ihren Differenzirungen soll hier
    nicht die Rede sein.
    Die Spinalganglien der Wirbelthiere bestehen aus dicht zusammengedrängten
    Nervenzellen, aus Nervenfasern, welche unregelmässige Wege zwischen
    den Nervenzellen nehmen, aus Gefässen, bindegewebigen und endotelialen
    Bildungen. Alle diese Elemente sind im Spinalganglion zu einem
    Klumpen vereinigt, dessen Aufhellung und Ansicht als Ganzes unter dem
    Mikroskop nichts Verlässliches lehrt, gewöhnlich überhaupt nicht ausführbar
    ist.

    Die gebräuchlichen Untersuchungsmethoden für Spinalganglien sind die
    mechanische Trennung der nervösen Elemente von einander und von den
    bindegewebigen, und die Anfertigung von feinen Durchschnitten. Erstere
    Methode kann nur einen kleinen Theil der nervösen Elemente unversehrt
    darstellen, lässt niemals mit Sicherheit entscheiden, inwieweit dies gelungen
    ist, und kann nichts über den Faserverlauf im Spinalganglion lehren. Die
    Durchschnitte der erhärteten Spinalganglien geben nur Segmente der Zellen,
    Bruchstücke ihrer Fortsätze und sind zur Verfolgung von Fasern auf längere
    Strecken hier noch weniger als bei den nervösen Centralorganen geeignet.

    Eine befriedigende Einsicht in den Bau der Spinalganglien kann man
    nur auf zwei Wegen erlangen: entweder indem man eine Methode der Zerlegung
    übt, welche die nervösen Elemente aus den bindegewebigen löst, ohne
    die Continuität der Nervenfasern und ihren Zusammenhang mit den Nervenzellen
    aufzuheben, oder indem man ein Object zur Untersuchung wählt,
    welches vermöge der Anordnung seiner Elemente ohne Zuhilfenahme von
    Isolation und Durchschneidung seinen Bau in der

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    Flächenansicht erkennen
    lässt. Ich will gleich bemerken, dass letztere Bedingung bei den Spinalganglien
    von Petromyzon nahezu verwirklicht ist.
    Es ist nicht meine Absicht, hier die Literatur der Spinalganglien vollständig
    zu geben. Dies würde erfordern, auch die sympathischen und andere
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    1878-01 Über Spinalganglien und Rückenmark des Petromyzon
    periphere Ganglien zu berücksichtigen, und ich sehe keine Nöthigung, meine
    Aufgabe so sehr zu erschweren. Ein vollständiges Literaturverzeichniss hätte
    auch gerade jetzt wenig Werth, wo die Untersuchungen über Spinalganglien
    sich rasch vermehren. Endlich ist dasselbe kein Bedürfniss, weil in der Nervenlehre
    von H e n l e 1871 und den Studien in der Anatomie des Nervensystems
    und des Bindegewebes von A x e l K e y und G. R e t z i u s ,
    zweite Hälfte 1876, ziemlich vollständige Literaturangaben enthalten sind.
    Ich will bloss solche Angaben aus der Literatur herausheben, die sich auf die
    drei erwähnten Fragen beziehen: ob alle Fasern der hinteren Wurzel sich mit
    den Spinalganglienzellen verbinden, ob eine Faservermehrung stattfindet,
    wie viel Fortsätze und von welchem Verlaufe die Spinalganglienzellen haben.
    Es ist bekannt, dass 1847 R o b i n 1 , B i d d e r und R. Wa g n e r
    unabhängig von einander fanden, dass in den Spinalganglien der Fische die
    Zellen bipolar und in die Fasern der hinteren Wurzel eingeschaltet sind.
    Über die Wurzelganglien des Trigeminus und Vagus vom Hecht, welche
    Spinalganglien gleichgestellt werden können, sagt B i d d e r :2
    „Jedenfalls scheint jedoch nur ein kleiner Theil der in den hinteren Wurzeln
    enthaltenen Fasern diese Verbindungen mit den Kugeln ‚(Ganglienzellen)‘
    einzugehen.“

    1 P o l a i l l o n , Études sur la texture des ganglions nerveux périphériques. Journal
    de l’Anatomie et de la Physiologie publié par R o b i n , III 1866, nimmt die
    Priorität dieses Fundes für R o b i n in Anspruch. Ich kenne die Mittheilung von
    R o b i n (Procès-verbaux de la Société philomatique de Paris 1847) nur aus den
    Citaten der Autoren.

    2 B i d d e r , Zur Lehre von dem Verhältnisse der Ganglienkörper zu den Nervenfasern
    1847. p. 28.

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    Weit sicherer äusserte sich gleichzeitig R u d . Wa g n e r 1 in entgegengesetztem
    Sinne:2
    „Was die Ganglien betrifft, so habe ich in allen Spinalganglien, in den
    Ganglien der Kiemenzweige des Vagus, im grossen Wurzelganglion des Trigeminus
    im Wesentlichen ganz gleiche Verhältnisse gefunden. Überall nämlich,
    wo eine scharfe Beobachtung möglich ist, tritt jede Primitivfaser in
    der Nervenwurzel aus den Centraltheilen (Hirn und Rückenmark) an eine
    Ganglienzelle, und ich halte es für sehr zweifelhaft, ob es überhaupt in den
    Die Beobachtungen Wa g n e r ’s beziehen sich auf Torpedo.
    Ganglien einfache, blos durchstreichende Primitivfasern gibt, d. h. solche,
    die nicht eine Verbindung mit einer Ganglienzelle eingehen.“
    An anderer Stelle:3
    „Ein sicheres Ergebniss bei dem Versuche, die Spinalganglien und die ihnen
    verwandten Wurzelganglien des Vagus und Trigeminus vollständig in
    ihre Elementartheile aufzulösen, lässt sich annäherungsweise nur bei den
    Plagiostomen, unvollkommen bei einigen anderen Fischen erzielen. Hier
    überzeugt man sich, dass alle Primitivfasern der hinteren Rückenmarkswurzeln
    ohne Ausnahme sich mit je einer Ganglienzelle combiniren und dass
    weder apolare noch unipolare Ganglienzellen vorkommen.“
    J o h . M ü l l e r , der sich für diese Frage lebhaft interessirte, nahm auf
    Grund eigener Untersuchungen für R. Wa g n e r Partei. In den Neurologischen
    Untersuchungen4 ist ein Schreiben von J. M ü l l e r an Wa g n e r
    mitgetheilt, in dem es heisst:
    „Ich bin hinsichtlich des Baues der Spinalganglien mit Ihnen einverstanden,
    d. h. ich weiss davon ungefähr so viel, als ich durch Ihre Entdeckungen
    gelernt habe. Ich habe sie bei Rochen wiederholt untersucht in Helsingör und
    Nizza und ich bin überzeugt, dass sie aus Ganglienkugeln bestehen, deren
    jede eine Faser vom Rückenmark empfängt und eine

    1 R. Wa g n e r , Neurologische Untersuchungen 1854.

    2 ibid. Neue Untersuchungen über die Elemente der Nervensubstanz
    1847. p. 3.

    3 ibid. Späterer Zusatz. p. 20.

    4 ibid. p. 48.

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    in den Nerven abgibt, und dass alle Fäden durch sie hindurchgehen.“

    Die Untersucher der Spinalganglien höherer Wirbelthiere, welche meist
    die Spinalganglienzellen ausser Zusammenhang mit dem Centralorgan sein
    lassen, sind eben darum genöthigt, die vom Rückenmark kommenden Nervenfasern
    für durchziehende zu erklären. Da ich auf die Anschauungen dieser
    Autoren bei Gelegenheit der Faservermehrung und der unipolaren Zellen
    zurückkommen werde, citire ich hier nur K ö l l i k e r :1

    „Der Bau der Spinalganglien ist bei Säugethieren schwer zu erforschen,
    doch glaube ich Folgendes mit Bestimmtheit über dieselben angeben zu können.
    Die sensibeln Wurzeln treten, soviel ich bisher habe ermitteln können,
    i n k e i n e n Z u s a m m e n h a n g m i t d e n G a n g l i e n -
    k u g e l n i n d e m G a n g l i o n , ziehen vielmehr als ein oder in
    grossen Ganglien mehrere, selbst viele und dann anastomisirende Bündel
    einfach durch dieselben hindurch, um unterhalb des Knotens wieder zu einem
    Stamme sich zu sammeln, der dann gleich mit der motorischen Wurzel
    sich vermischt.“

    Auch gibt K ö l l i k e r an, dass er bei Säugethieren einzelne Fasern
    durch das ganze Ganglion verfolgt hat.8

    „Die Fasern der Nervenwurzeln zeigen, indem sie durch die Ganglien hindurchsetzen,
    durchaus nichts Eigenthümliches, nämlich keine Veränderung
    im Durchmesser; auch Theilungen sah ich durchaus keine und glaube mit
    Bestimmtheit behaupten zu können, dass solche, wenn überhaupt vorhanden,
    auf jeden Fall sehr selten sind, da ich, obschon ich speciell nach ihnen
    forschte und bei Säugethieren viele Nervenfasern durch ganze Ganglien hindurch
    verfolgen konnte, doch nichts von ihnen bemerkte.“

    Die Frage nach der Faservermehrung in den Spinalganglien findet bei
    den Autoren diejenige Beantwortung, die mit ihren sonstigen Anschauungen
    über den Bau der Spinalganglien übereinstimmt. Die Untersucher der
    Spinalganglien der

    7 K ö l l i k e r , Handbuch der Gewebelehre 1859, p. 327. Fast ebenso: 1867,
    p. 317.

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    Fische, welche die grosse Mehrzahl oder alle Ganglienzellen
    für bipolar halten, bestreiten die Faservermehrung, wobei es nicht
    in Betracht kommt, ob sie durchziehende Fasern anerkennen oder nicht.
    Dagegen ist für die Spinalganglien der Säugethiere eine Faservermehrung
    ziemlich allgemein angenommen, weil man unipolare Zellen mit peripher
    verlaufendem Fortsatz für den wesentlichen Bestandtheil des Spinalganglions
    hält. So z. B. S c h w a l b e :1

    „Die einzig natürliche und durch alle Beobachtungen gestützte Annahme
    ist die, dass man im Spinalganglion zwei völlig getrennte Fasersysteme zu unterscheiden
    hat: 1. das System der durchtretenden, sensibeln Fasern, 2. das
    System der aus den Spinalganglienzellen entspringenden Fasern, die ich nach
    dem Vorgange von A x m a n n als gangliospinale bezeichne, und dass letztere
    sämmtlich in peripherischer Richtung sich den ersteren anschliessen und früher
    oder später mit ihnen innig mischen zu einem gemeinsamen Nervenstamm.“
    „Hiermit haben wir zugleich den Grundriss des Baues sämmtlicher Spinalganglien
    der Wirbelthiere von den Amphibien an aufwärts gegeben …

    S c h w a l b e sieht einen Nachweis der gangliospinalen Fasern darin,
    dass beim Frosch und bei der Eidechse das Spinalganglion d. h. die Zellenmasse
    dem Nerven einseitig anliegt:2
    „Macht man durch ein Spinalganglion des Frosches einen Längsschnitt,
    so sieht man, wie Fig. 16, Tafel IV zeigt, die Ganglienzellenmasse an der
    sensibeln Wurzel einseitig anliegen; die Fasern der letzteren ziehen an jener
    vorbei, und lassen nur hier und da einige versprengte Nervenzellen erkennen.“
    S c h w a l b e suchte auch nach directeren Beweisen für die Faservermehrung.
    Er fand bei der Eidechse eine eintretende sensible Wurzel 0.149
    Mm. breit, während der austretende Stamm beinahe das Doppelte mass,
    nämlich 0.249 Mm.

    A r n d t , der die Spinalganglienzellen der höheren Wirbelthiere für
    mindestens bipolar erklärt, behauptet dennoch eine

    1 S c h w a l b e , über den Bau der Spinalganglien nebst Bemerkungen über die
    sympathischen Ganglienzellen. Max S c h u l t z e ’s Archiv, Bd. IV, 1868, p. 53.

    2 ibid. p. 51.

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    Faservermehrung, indem er beide Fortsätze der Zellen zur
    Peripherie verlaufen lässt:1

    „Der Bau eines Spinalganglions würde sich danach aber etwa so machen,
    dass je nach seiner Grösse an ein oder mehrere Nervenfaserbündel, welche
    von der Peripherie in die hinteren Wurzeln streben, sich eine Masse von
    Ganglienkörpern anlagern, die bald zu Läppchen vereinigt, bald in Reihen
    gelagert oder auch einzeln, einer Menge gleichfalls von der Peripherie aufstrebender
    Fasern zum scheinbaren Ende beziehungsweise Anfange dienen.
    Dabei ist indessen nicht ausgeschlossen, dass daneben nicht einzelne wenige
    solcher Ganglienkörper auch einmal in eine zu den hinteren Wurzeln selbst
    aufsteigende Faser eingeschaltet sein sollten.“

    Ich hebe hervor, dass die meisten Autoren die Faservermehrung aus ihren
    Kenntnissen über die Zellen der Spinalganglien erschliessen. Vergleichende
    Zählungen der Fasermengen in der Wurzel vor und hinter dem Spinalganglion,
    die sich auf Nerven vom Frosch und von der Katze beziehen, hat in
    neuerer Zeit M. H o l l 2 angestellt.

    „Die vorstehenden Zahlen sprechen deutlich dafür, dass im Ganglion
    keine Vermehrung der Nervenfasern stattfindet, oder dass doch die Vermeh-
    rung im Vergleiche mit der Gesammtsumme eine ausserordentlich geringe
    ist; …“ Er zieht den Schluss, dass man „auch für die nackten Amphibien
    und die Säugethiere den Satz gelten lassen muss, dass das Wurzelganglion
    dadurch entsteht, dass die einzelnen Wurzelfasern in ihrem Verlaufe zu Ganglienkugeln
    anschwellen, welche bipolar sind, das heisst, keine anderweitigen
    zur Wurzel oder zum Stamm verlaufenden Nervenfasern abgeben. Die Ansicht,
    dass in den Spinalganglien unipolare oder multipolare Ganglienzellen
    enthalten seien, welche Nervenfasern zur Peripherie schicken, ist dann als
    widerlegt anzusehen“.3

    1 A r n d t , Untersuchungen über die Ganglienkörper der Spinalganglien. M a x
    S c h u l t z e ’s Archiv, Bd. XI, p. 143.

    2 H o l l , Über den Bau der Spinalganglien. Diese Berichte LXXII B. 1875. p. 6.

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    In welcher Weise sich die Angaben von H o l l auch mit einer etwas
    modificirten Anschauung vom Bau der Spinalganglien vertragen, wird aus
    dem später Mitzutheilenden hervorgehen.

    Es ist im Spinalganglion noch eine andere Art der Faservermehrung
    denkbar, die nicht von den Zellen abhängt. Es kann eine Faservermehrung
    zu Stande kommen durch Theilungen von Nervenfasern, die nicht Fortsätze
    der Spinalganglienzellen sind. Die Möglichkeit dieses Ursprungs der Faservermehrung
    finde ich hervorgehoben bei S c h r a m m :1

    „Den Ursprung von Fasern in den Ganglien läugnete Va l e n t i n Anfangs,
    musste aber diese Ansicht nach den Untersuchungen K ö l l i k e r ’s,
    B i d d e r ’s und Vo l k m a n n ’s aufgeben. Haben letztere durch Zählungen
    auch nachgewiesen, dass die Summe der austretenden Fasern grösser ist,
    als die der eintretenden, so war doch hiemit kein Beweis gegeben, dass ein
    Theil der Fasern im Ganglion selbst ihren Ursprung nimmt, da ja die grössere
    Faseranzahl einfach durch im Inneren des Ganglion erfolgte Theilungen
    veranlasst sein konnte.“

    Es ist schon mehrmals von Fasertheilungen in den Spinalganglien berichtet
    worden, ohne die Beziehung derselben zur Faservermehrung hervorzuheben.
    R. Wa g n e r 2 glaubt solche Theilungen innerhalb einzelner
    Ganglien gesehen zu haben. K ö l l i k e r 3 fand sie nicht, wohl aber
    R e m a k :4

    „Andererseits finde ich in den Spinalganglien der Säugethiere (des Rindes)
    nicht selten Theilungen dunkelrandiger Nervenfasern, die ich bei Plagiostomen
    vermisse.“
    Sigm. M a y e r :5

    1 S c h r a m m, Neue Untersuchungen über den Bau der Spinalganglien. Würzburg
    1864, p. 6.

    2 l. c. p. 11.

    3 l. c.

    4 Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen
    der k. preussischen Akademie zu Berlin. Aus dem Jahre 1854. R e m a k , Über multipolare
    Ganglienzellen, p. 28.

    5 Sigm. M a y e r, Die periphere Nervenzelle und das sympathische Nervensystem.
    Archiv für Psychiatrie, Bd. 6, 1876, p. 433.

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    „Doch muss ich bemerken, dass ich aus den Spinalganglien von
    R a n a solche Theilungen unzweifelhafter Weise an isolirten Nervenfasern,
    die mit Überosmiumsäure tingirt waren, beobachtet habe.“

    Die später zu erwähnenden Fasertheilungen, die mehrere Beobachter, darunter
    R a n v i e r , in den Spinalganglien auffanden, haben mit der Faservermehrung
    nichts zu thun.

    Worüber die Angaben der Untersucher am zahlreichsten sind und demnach
    die Widersprüche am häufigsten, das sind die Fortsätze der Zellen. Ich
    will, da gerade über diesen Punkt alle Arbeiten über Spinalganglien reichliche
    Citate führen, mich darauf beschränken, einige Punkte in gedrängter
    Kürze durch die Literatur zu verfolgen.

    Eine Gruppe von Autoren ist der Ansicht, dass auch in den Spinalganglien
    höherer Wirbelthiere die bipolaren Zellen die wesentlichen Bestandtheile
    sind, und sie läugnen entweder unipolare Zellen ganz oder legen doch
    keinen Werth auf ihr mögliches Vorkommen.

    So behauptet B e a l e :1

    „That there are no apolar cells and no unipolar cells in any part of any
    nervous system.“

    Diese Autoren haben natürlich durch Zerzupfung der Spinalganglien eine
    grosse Menge unipolarer Zellen dargestellt, aber sie halten dieselben sammt
    und sonders für verstümmelt und behaupten, dass die vorsichtigste Isolation
    der Nervenzellen keine Sicherheit bietet, alle ihre Ausläufer zu erhalten.
    Dasselbe Raisonnement müssen sie aber auch auf die von ihnen dargestellten
    anscheinend bipolaren Zellen anwenden, und sie sagen daher, die Spinalganglien
    enthalten Zellen mit mindestens zwei, vielleicht aber mit mehr 
    Fortsätzen. So B e a l e in den Conclusions seiner auch auf Spinalganglien
    bezüglichen Abhandlung:2

    „That apolar and unipolar nerve-cells do not exist, but that all nerve-cells
    have at least two fibres in connexion with them.“

    1 On the structure and formation of the so-called apolar, unipolar and bipolar
    nerve-cells of the Frog. By Lionel Beale. Philosophical Transactions. 1863,
    p. 544.

    2 l. c. p. 568.

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    A r n d t :1 „Nach meiner Meinung sind die spinalen Ganglienkörper
    zum Wenigsten bipolar.“

    Ferner:2 „Die ausgesprochenste Bipolarität spinaler Ganglienkörper, die
    für die Fische von Rudolph Wa g n e r und B i d d e r schon längst erwiesen,
    halte ich somit für alle Thierclassen als ausgemacht. Ich halte es
    für beinahe ebenso unzweifelhaft, dass auch etliche dieser Ganglienkörper
    multipolar sind; allein gibt es auch unipolare?“

    P o l a i l l o n ,3 dessen Abhandlung zu viel vom Charakter einer Compilation
    hat, kommt zu ähnlichem Schlusse:

    „L’observation aidée des réactifs, surtout du suc gastrique me fait tendre
    de plus en plus à rejeter l’existence des cellules apolaires, et me donne la
    conviction, qu’elles ont toutes deux ou plusieurs pôles, quoique je ne sois pas
    en mesure, de nier d’une manière absolue les cellules unipolaires.“

    Wenn hier von multipolaren Zellen die Rede war, so ist es vielleicht nicht
    überflüssig aufmerksam zu machen, dass es sich um verhältnissmässig fortsatzarme
    Elemente handelt, deren Ausläufer keine oder sehr geringe Neigung
    zur Verästelung zeigen. Eine solche Zelle hat z. B. L e y d i g 4 unter den
    bipolaren Elementen im Ganglion trigemini von Chimaera gefunden, eine
    andere S t a n n i u s 5 abgebildet. Mit den multipolaren Zellen des Centralorgans,
    deren Schema D e i t e r s fixirt hat, scheinen sie wenig gemein
    zu haben.

    Über den Verlauf der Fortsätze bipolarer Zellen sind die Autoren, welche
    für die Bipolarität eintreten, nicht einig. Für die Spinalganglien der Fische
    zwar war es den Autoren nicht zweifelhaft, dass beide Fortsätze entgegengesetzte
    Richtung verfolgen, denn sie lagen, der eine in der Verlängerung

    1 l. c. p. 147.

    2 l. c. p. 148.

    3 l. c. p. 252.

    4 L e y d i g , Zur Anatomie und Histologie der Chimaera monstrosa. M ü l l e r ’s
    Archiv 1851. p. 244. Abbildung Tafel X, Fig. 4.

    5 S t a n n i u s , Das periphere Nervensystem der Fische 1849, Taf. IV, Fig. 11.

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    Fortsätze
    einen Winkel mit einander einschlossen, oder gar parallel verliefen, wurden
    durch die häufigeren erläutert.

    In den Spinalganglien der Säugethiere sind die letzteren Bilder die häufigeren
    und ihre Deutung ist eine verschiedene gewesen.

    B e a l e behauptet, dass von allen bipolaren Zellen die Fortsätze nach
    kürzerem oder längerem Verlauf entgegengesetzte Richtung annehmen.1

    „But I would state, that I have not succeeded in finding ganglia from which
    fibres proceed in one direction only: and that I may not be misunderstood
    upon this point, let me say that I have never seen a ganglion, in connexion
    with the nervous system of any creature, the fibres of which proceed in but one
    direction only, as is now believed to be the case by many observers. From every
    ganglion I have ever seen, fibres proceed to their destinations in at least two
    different directions; …“

    A r n d t 2 dagegen lässt die Fortsätze seiner bipolaren Zellen beide zur
    Peripherie verlaufen und zur Faservermehrung beitragen:

    „Die beiden in Rede stehenden Fortsätze verlaufen, und unter den zuletzt
    erwähnten Umständen kann es ja gar nicht anders sein, in der Regel nach ein
    und derselben Richtung d. i. peripher. Hie und da kommt aber auch einmal
    ein entgegengesetztes Verhalten zur Beobachtung und die beiden Fortsätze
    gehen diametral auseinander.“

    Eine grössere Anzahl von Autoren anerkennt die unipolaren Zellen als
    unversehrte Bestandtheile des Nervensystems.

    Gewöhnlich geben sie daneben die Existenz von bipolaren und selbst von
    multipolaren Zellen zu, erklären sie aber für selten und wissen sie offenbar
    nicht in ihre Vorstellungen vom Bau der Spinalganglien hineinzupassen. Die
    einzigen Fortsätze der unipolaren Zellen lassen sie peripher verlaufen und
    nehmen am Vorhandensein von Nervenbahnen, die ausser Zusammenhang
    mit dem Centralorgan sind, keinen Anstoss.

    1 l. c. p. 560.
    2 l. c. p. 150.

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    So A x m a n n :1 „In der Regel entspringt von einer Ganglien-
    kugel nur eine Nervenprimitivröhre, doch gibt es auch Aus-
    nahmen, so dass bisweilen auch zwei Röhren mit einer Ganglien-
    kugel zusammenhängen.“

    Und über den Verlauf der Fortsätze:2 „Der kleinere Theil der in jedem
    Spinalganglion neu entstandenen Ganglienröhrenbündel tritt durch die
    Wurzeln der cerebrospinalen Nerven in das Rückenmark und das Gehirn.“

    Ferner:3 „Ein grosser Theil der in jedem Spinalganglion neu entstandenen
    Gangliennerven-Röhrenbündel tritt in peripherischer Richtung (in welcher
    die cerebrospinalen Nervenröhren verlaufen) aus dem Ganglion heraus …“
    A x m a n n anerkennt also auch unipolare Zellen mit central gerichtetem
    Fortsatz.

    K ö l l i k e r :4 „Die Ganglienkugeln selbst stehen, wie es scheint, die
    meisten mit Nervenfasern in Verbindung, entweder so, dass nur Eine Nervenfaser
    von ihnen abtritt oder indem sie zwei solchen oder sehr selten noch
    mehreren den Ursprung geben. Diese Fasern, die ich G a n g l i e n f a s e r n
    nenne, gehen in überwiegender Mehrzahl, vielleicht alle peripherisch, schliessen
    sich an die durchtretenden Wurzelfasern an und verstärken dieselben, so
    dass mithin jedes Ganglion als Quelle neuer Nervenfasern anzusehen ist.“

    Von den bipolaren Zellen vermuthet K ö l l i k e r , dass sie später durch
    Theilung in unipolare übergehen.5

    C o u r v o i s i e r6 erklärt die Spinalganglienzellen
    für unipolar.

    1 A x m a n n , Beiträge zur mikroskopischen Anatomie und Physiologie des
    Gangliennervensystems. Berlin 1853 (in welcher Schrift die 1847 erschienene
    Dissertation von A x m a n n De Gangliorum structura penitiori eiusque functionibus
    in Übersetzung enthalten ist), p. 33.

    2 l. c. p. 41.

    3 l. c. p. 42.

    4 l. c. p. 327.

    5 l. c. p. 330.

    6 C o u r v o i s i e r , Über die Zellen der Spinalganglien, sowie des Sympathicus
    beim Frosch. Max S c h u l t z e ’s Archiv. Bd. IV.

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    S c h r a m m :1 „Im Allgemeinen kann ich behaupten, dass je vollständiger
    die Theile sich isolirt hatten, desto mehr die fortsatztragenden
    Zellen die apolaren überwogen. Von ersteren waren wieder die unipolaren
    vorherrschend, während die bipolaren noch an Zahl von den apolaren übertroffen
    wurden.“

    F r ä n t z e l2 sah nur unipolare Zellen.

    Nach T h a n h o f f e r3 sind die Zellen uni-, bi- und multipolar.
    Nach allen diesen Untersuchungen schien ein scharfer Unterschied zwischen
    den unipolaren und den bipolaren Zellen der Spinalganglien zu bestehen.
    Die Anzahl der verschiedenen Meinungen wurde noch vermehrt durch
    eine Entdeckung von R a n v i e r .

    R a n v i e r fand an Spinalganglien des Kaninchens, die er nach Injection
    von 2% Überosmiumsäure der Zerzupfung unterworfen hatte, dass der
    Fortsatz einer unipolaren Zelle mit einer Nervenfaser der hinteren Wurzel
    verschmilzt, wie der Längsbalken eines T mit dessen Querbalken:4

    „En effet, grâce à la méthode que j’ai indiquée tout d’abord, j’ai pu voir
    un tube nerveux mince, à l’une des extrémités duquel se trouvait une cellule
    nerveuse, se terminer par son autre extrémité à un des tubes de la racine sensitive.
    Ce dernier poursuit simplement son trajet rectiligne et il reçoit, au niveau
    d’un étranglement annulaire, la fibre venant de la cellule ganglionnaire.
    Dans cet étranglement, qui est commun à trois segments interannulaires, la
    soudure est complète entre les deux tubes nerveux qui présentent dans leurs
    rapports une disposition en T.“

    Da der Fortsatz der unipolaren Zelle in der Regel feiner gefunden wird,
    als die aus der Wurzel kommende Nervenfaser,

    1 l. c. p. 10.

    2 F r ä n t z e l , Beiträge zur Kenntniss von der Structur der spinalen und sympathischen
    Ganglienzellen. V i r c h o w ’s Archiv, Bd. 38, 1867.

    3 T h a n h o f f e r . Zur Structur der Ganglienzellen der Intervertebralknoten.
    Sitzb. d. k. ungarischen Akad. d. Wissenschaften VII. B, 1876.

    4 R a n v i e r , Des tubes nerveux en T et de leurs relations avec les cellules
    ganglionnaires. Comptes rendus T. 81. 1875, p. 1274.

  • S.

    94

    manchmal jedoch zwischen
    den drei Schenkeln der T-förmigen Bildung kein Unterschied der
    Dicke besteht, so nahm R a n v i e r an, dass die in den sensibeln Nerven
    einmündende Faser sich oft aus den Fortsätzen mehrerer Ganglienzellen
    zusammensetzt.

    R a n v i e r gibt ferner an, dass man bei der Zerzupfung eines Spinalganglions
    so viele T-Stellen findet, dass es wohl wahrscheinlich wird, dass alle oder
    fast alle Ganglienzellen diese Verbindungen mit Fasern der hinteren Wurzeln
    eingehen.

    K e y und R e t z i u s ,1 die stets nur unipolare Zellen aus den Spinalganglien
    der höheren Wirbelthiere und des Menschen isoliren konnten, bestätigen 
    R a n v i e r ’s Angaben, bilden eine R a n v i e r ’sche Zelle aus dem Ganglion
    Gasseri des Kaninchens ab,39 finden sie aber nicht sehr häufig.40

    „Ob nun alle vom Gehirn-Rückenmark kommenden Nervenfasern der
    sensorischen Wurzeln Ausläufer in dieser Weise aufnehmen, können wir
    ebenso wenig wie R a n v i e r angeben; uns scheint indessen die nicht sehr
    grosse Zahl von solchen T-Stellen dagegen zu sprechen.“

    Ferner:4 „Hier sei indessen bemerkt, dass die Einmündungsstelle besonders
    oft nicht ganz ein T bildet, sondern zwei Arme desselben in den dritten
    einmünden, in der Weise wie die Fig. 12a angibt.“

    Die Figur, auf die verwiesen wird, zeigt eine Nervenfaser, welche sich gabelig
    theilt. Auch die in Fig. 12 dargestellte Nervenzelle zeigt eine gabelige,
    keine T-förmige Theilung ihres Fortsatzes.

    Dass der Fortsatz einer unipolaren Zelle sich theilt, hat 1851 S t a n -
    n i u s beobachtet.5

    „In einem Spinalganglion eines 7monatlichen Fötus, das in einer Auflösung
    von chromsaurem Kali gelegen hatte,

    1 Axel K e y und G. R e t z i u s , Studien in der Anatomie des Nervensystems
    und des Bindegewebes. Zweite Hälfte. Stockholm 1876.

    2 Tafel 3, Fig. 12. ibid.

    3 ibid. p. 39.

    4 ibid. p. 39.

    5 S t a n n i u s , Neurologische Erfahrungen. Göttinger Nachrichten 1851, Nr.
    17, p. 235.

  • S.

    95

    erschienen die meisten
    Ganglienkörper unipolar, manche apolar. Es wurden drei bipolare Ganglienkörper
    beobachtet; ferner auch die Theilung des Fortsatzes eines unipolaren
    Körpers in zwei Schenkel.“

    Ferner:1 „In einem Spinalganglion eines fast ausgetragenen Kalbsfötus,
    das gleichfalls in einer Auflösung von chromsaurem Kali gelegen hatte, wurden,
    neben unipolaren und apolaren Ganglienkörpern, zahlreiche bipolare
    angetroffen. Die Pole traten nicht von zwei einander gegenüberliegenden
    Punkten der Ganglienkugel, sondern ziemlich nahe aneinander gedrängt,
    von ihr ab. – An demselben Ganglion kamen drei Fälle vor von Theilung des
    Fortsatzes eines unipolaren Körpers in zwei Schenkel.“

    R. Wa g n e r2 hat ähnliche Beobachtungen gemacht. Er fand übereinstimmend
    mit R e m a k im Ganglion Gasseri und in den Spinalganglien,
    niemals multipolare Ganglienzellen, wohl aber nicht selten einzelne, wo der 
    eine Pol in einen kurzen einfachen Fortsatz auslief, der sich bald in zwei
    Äste (offenbar Faseranfänge), einen dünneren und einen dickeren theilte.
    R e m a k3 hat diese Theilungen vermuthet und L e y d i g4 auf
    diese Vermuthung R e m a k ’s seine Darstellung des Baues der Spinalganglien
    gegründet.

    R e m a k : „Noch häufiger sieht man, wie Herr K ö l l i k e r hervorhebt,
    Zellen mit einem einfachen Fortsatze; wahrscheinlich theilt sich derselbe
    nach kurzem Verlauf in zwei Fasern. Mindestens finde ich in den Spinalganglien
    der Säugethiere (des Rindes) nicht selten Theilungen dunkelrandiger
    Nervenfasern, die ich bei Plagiostomen vermisse.“

    L e y d i g : „Die wesentliche Substanz des Ganglions sind Ganglienzellen
    und Nervenfibrillen. Es zeigt sich nach den neueren Untersuchungen von
    R e m a k , dass die Ganglien in Anbetracht der Beschaffenheit ihrer Nervenzellen
    von verschiedener

    1 ibid. p. 236.

    2 R . Wa g n e r , Neurologische Untersuchungen. 1854, p. 184.

    3 R e m a k , Über multipolare Ganglienzellen. Berliner Berichte
    1854. p. 28.

    4 L e y d i g , Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere
    1857 p. 171.

  • S.

    96

    Natur sind, die einen nämlich, zu denen
    die Spinalganglien, sowie die Ganglien des Trigeminus und Vagus gehören,
    haben nur u n i p o l a r e und b i p o l a r e G a n g l i e n z e l l e n , sie
    erscheinen unipolar dadurch, dass die beiden Fortsätze dicht nebeneinander
    entspringen, oder sich der eine Fortsatz nach kurzem Verlauf theilt.“

    Theilungen des Fortsatzes der unipolaren Zelle beschreibt als Regel
    S c h r a m m :1

    „Mit wenigen Ausnahmen theilten sich alle Fortsätze nach kürzerem oder
    längerem Verlauf. Der eine Ast übertraf bisweilen den anderen um das Doppelte
    an Breite. Der Fortsatz der unipolaren Zellen ging fast nur dichotomische
    Theilungen ein, von beiden Theilungsästen verästelte sich der andere
    nochmals in derselben Weise.“

    K ü t t n e r2 fand, dass der Fortsatz der für unipolar gehaltenen Zellen
    des Sympathicus sich in der Regel theilt. Er lässt beide Theilungsäste
    nach derselben Richtung verlaufen:

    „Hic enim globulus lagenae ad instar unam partem versus extenuatus ramulum
    format, in quo ne minimum quidem fibrae sympathicae, qualis in
    ulteriore decursu deprehenditur, indicium offeratur. (vide tab. I, Fig. 5 et
    6b.) … Decursu per brevius longiusve spatium continuato, ramus in duas
    partes diffinditur, qui ramuli demum fibrae sympathicae exsistunt, semper,
    quantum mihi persequi licebat, ad eandem directionem tendentes (vide tab.
    I, Fig. 5 et 6c). Haec ratio, ubicunque nobis contigerit, ut globulum gangliorem
    e majore globulorum multitudine sejungamus, luculentissime apparet,
    unde sequitur, re vera tum propter ramum illum unum, tum ob ramulorum
    duorum decursum, si quidem vocabulo poli directionem significaverimus,
    globulos unipolares esse.“

    Das Wesentliche aller dieser Beobachtungen scheint mir zu sein, dass die
    Kluft zwischen uni- und bipolaren Zellen nun ausgefüllt ist, indem Zellen
    nachgewiesen sind, welche nur einen Fortsatz entsenden, aber dennoch mit
    Peripherie und Centrum in Verbindung stehen, wie die bipolaren und weder
    eine Faser-

    1 l. c. p. 11.
    2 K ü t t n e r , De origine nervi sympathici ranarum. Diss. 1854, p. 13.

  • S.

    97

    vermehrung bedingen, noch eine Sackgasse für die Nervenleitung
    darstellen. Da auch die unipolaren Zellen des Sympathicus zu
    bipolaren geworden sind, indem die sogenannte Spiralfaser, welche sich um
    die gerade Faser windet, von den meisten Autoren mit gutem Grund als nervöser
    Fortsatz anerkannt wird, scheint mir eigentlich den unipolaren Zellen
    im Sinne der alten Histologie der Boden entzogen zu sein.
    Über den Bau der Spinalganglien von Petromyzon, denen meine Untersuchungen
    gelten, finde ich in der Literatur folgende Angaben, die sich
    zumeist auf die leichter zu untersuchenden Ganglien einiger Hirnnerven
    beziehen.

    Bei S t a n n i u s1 mehrere Angaben, dass die Spinalganglienzellen
    bipolar sind, ihr centraler Fortsatz schwächer als ihr peripherer ist.

    Ähnliche Angaben bei K u t s c h i n2 in S t i e d a ’s Referat:

    „Ferner betheiligen sich am Aufbau der obern Wurzel die Spinalganglien,
    welche ziemlich nahe am Rückenmark liegen und aus Zellen bestehen, welche
    zwei Fortsätze haben und den Zellen der Centralgruppe ähnlich sind.“

    Bei L a n g e r h a n s :3 „Behandelt man ein Neunauge in der angegebenen
    Weise mit Salpetersäure, so kann man leicht die Ganglien der Kopfner-
    ven wie die der spinalen isoliren. Durch Klopfen mit Glasstab oder Finger
    zerfallen sie in ihre einzelnen Zellen, am leichtesten das grosse Ganglion
    des Quintus; weniger leicht die übrigen. Die Isolationen, welche man so erhält,
    sind vorzüglich. Die beiden Ausläufer der Ganglienzellen sind meist
    erhalten und zuweilen in einer Ausdehnung, die den Durchmesser der Zelle
    um mehr als das Zwanzigfache übertrifft. Die Zellen sind von verschiedener
    Grösse: neben den grossen Elementen kommen bedeutend kleinere vor. Die
    Ausläufer entspringen meist genau polar entgegengesetzt. Aber bei anderen
    Zellen, namentlich

    1 S t a n n i u s, Das periphere Nervensystem der Fische, 1849, p. 146
    u. ff. und Göttinger Nachrichten 1851, Nr. 17.
    2 In S t i e d a ’s Referaten aus der russischen Literatur. Max
    S c h u l t z e ’s Archiv II. 1866, p. 529.
    3 L a n g e r h a n s, Untersuchungen über Petromyzon Planeri. Frei-
    burg 1873, p. 99 u. f.

  • S.

    98

    denen, welche die von A u e r b a c h sogenannte
    opponirte Stellung zeigten, rückten sie näher aneinander, so dass der Zellkörper
    dem einheitlichen Nerven gleichsam aufsitzt. In allen Fällen aber
    zeigen beide Fortsätze einen vollkommen durchgreifenden Unterschied: Der
    eine (Taf. IX, Fig. 4a) ist schmal, wenig gekörnt und scheint sich nur, so
    zu sagen, an den Leib der Zelle zu inseriren; der andere aber (Fig. 4b) ist
    bedeutend breiter, stärker gekörnt, er erscheint als directe Fortsetzung des
    Zellleibes. Dabei werden beide ebenso wie die Zelle selbst von der bekannten
    endothelialen Scheide gleichmässig überzogen. Von den Fortsätzen nun ist
    der schmale derjenige, welcher vom Centralnervensystem kommt. Der breite
    ist nach der Peripherie zu gerichtet. Eine Verästelung kommt in der Nähe der
    Zellen bei keinem von beiden Ausläufern vor.“

    „Dies Verhältniss gilt für sämmtliche an Hirn- und Rückenmarksnerven
    liegende Ganglienzellen. Es entspricht dem Verhalten nervöser Zellen zwar
    nicht der Spinalnerven der höheren Vertebraten, sondern der äusseren Körner
    der retina und zwingt uns jedenfalls in der Ganglienzelle mehr zu suchen,
    als einen Knotenpunkt von Fibrillenbündeln.“

    Die Angabe, dass die centralen Fortsätze feiner sind als die peripheren,
    findet sich auch bei K e y und R e t z i u s .1 Diese Autoren untersuchten
    das Ganglion trigemini.

    „… und je mehr wir untersuchten, desto mehr überzeugten wir uns, dass
    die Zellen in der Regel wirklich bipolar seien, ohne ganz verneinen zu wollen,
    dass hier auch unipolare Zellen vorkommen können. Hierdurch ist man
    gleichwohl nicht berechtigt, Rückschlüsse auf die Verhältnisse bei anderen
    Fischen oder Thieren zu ziehen, da ja der Petromyzon und dessen Verwandte
    in vielen Beziehungen Eigenthümlichkeiten im Bau ihres Nervensystems
    zeigen. Wir erinnern in dieser Hinsicht nur an das Fehlen des Myelins in den
    Nerven, an die mangelhafte Entwicklung des sympathischen Nervensystems,
    in dessen Ganglien bei anderen Thieren die Zellen ja bi- oder multipolar
    sind u. s. w.“2

    1 l. c. p. 42.

    2 l. c. p. 44.

  • S.

    99

    II. Methode der Untersuchung.

    Die Spinalganglien des Petromyzon sind zu klein, um mit dem anatomischen
    Messer präparirt zu werden. J o h . M ü l l e r1 konnte ein Ganglion nur
    am vordersten Spinalnerven darstellen; spätere Untersucher, welche Querschnitte
    durch das ganze Thier der mikroskopischen Untersuchung unterzogen,
    gaben an, dass dieselben in keiner Gegend des Thieres fehlen.2

    Da der Vortheil, den die Spinalganglien von Petromyzon der Untersuchung
    bieten, darin besteht, dass sie eine leicht zu übersehende Anzahl von
    Elementen in flächenhafter Anordnung enthalten, kommt Alles darauf an,
    sich diese Flächenansicht der Spinalganglien zu verschaffen. Man muss dabei
    die volle Sicherheit haben, die Spinalganglien unversehrt zu erhalten.
    Endlich bedarf es einer guten Färbung, um die nervösen Elemente vor den
    anderen hervortreten zu lassen. Es wäre auch wünschenswerth, die letzteren
    zu zerstören, ohne die ersteren dabei zu beschädigen.

    Allen diesen Anforderungen genügt in hohem Grade die Methode, deren
    ich mich zur Untersuchung bedient habe. Sie besteht darin, ein frisches
    Stück des Thieres in Goldchlorid zu färben, in einer salzsäurehaltigen Mischung,
    die weder die Goldfärbung noch die Nervenelemente zerstört, zu
    maceriren, und dann durch Zerzupfung unter der Lupe die bindegewebigen
    Platten, auf denen die Spinalganglien liegen, zu isoliren.

    Ich kann nicht umhin, meine Methode in detaillirter Weise auseinander
    zu setzen, wenn ihre Mittheilung überhaupt einen Werth haben soll.

    Vorerst Etwas über das Material zur Untersuchung. Ich habe zur Gold-
    färbung bloss Ammocoetes und Petromyzon verwendet, welche entweder
    ganz frisch oder nicht länger als einige Stunden todt waren. Da Goldchlorid
    nicht in tiefe Schichten thierischen Gewebes eindringt, sondern seine
    weitere Einwirkung durch die bereits imprägnirten Schichten selbst gehindert
    wird, ist es nothwendig, keine zu dicken Stücke einzulegen.

    1 J o h . M ü l l e r , Vergleichende Neurologie der Myxinoiden. Abhandlungen
    der Berliner Akademie. 1838. p. 197.
     

    2 Vergl. L a n g e r h a n s , l. c. p. 98.

  • S.

    100

    Es empfiehlt sich auch, die zur Untersuchung ausgewählten Stücke vorher zu
    enthäuten. Am günstigsten für diese Behandlung ist immer das Schwanzende
    des Thieres, welches, da es seitlich comprimirt ist und nur eine dünne
    Muskelschicht trägt, dem Reagens eine verhältnissmässig grosse Oberfläche
    bietet.

    Durch die dicken Muskellagen, welche den Leib des Petromyzon in anderen
    Regionen bedecken, dringt das Goldchlorid gewöhnlich nicht durch und
    die das Skelet umgebenden Gewebsschichten, in denen die Spinalganglien
    liegen, bleiben gewöhnlich ungefärbt. Dies ist einer von den Gründen, wesshalb
    sich meine Untersuchungen hauptsächlich auf die Spinalganglien des
    Schwanzes beziehen.

    Ich suchte diese Beschränkung auf verschiedenen Wegen zu überwinden,
    aber mit geringem Erfolg. Zuerst versuchte ich die Methode an sehr kleinen
    Thieren, bei denen die geringere Dicke der Leibeswandungen eine vollständigere
    Durchtränkung mit Goldchlorid zu begünstigen versprach. Aber ich
    fand, dass für diese Methode der histologischen Untersuchung, wie für jede
    andere, die kleinen und sehr jungen Ammocoetes ein ungünstigeres Object
    sind als die grossen Ammocoetes und der Petromyzon. Zellen und Fasern
    zeigten sich stark verändert bei derselben Behandlung, die mir von den Elementen
    grösserer Exemplare anscheinend unveränderte Bilder lieferte.

    Ich versuchte auch bei grösseren Ammocoetes die Musculatur zu entfernen,
    bevor ich die Stücke in Goldchlorid einlegte. Es gelingt nicht schwer,
    wenn man einen queren Einschnitt in die Leibeswandung gemacht hat, die
    Muskeldecke vom Spalt an mit der Pincette in längeren Streifen zu entfernen
    und so das die Chorda umgebende Gewebe der Einwirkung des Reagens
    freizulegen. Aber bei diesem Abreissen der Muskeldecke gehen oft die Spinalganglien
    mit, und wenn sie zurückgeblieben sind, so ist die Wirkung der
    salzsäurehältigen Macerationsflüssigkeit auf das freiliegende Bindegewebe
    um die Chorda eine so starke, dass man die Spinalganglien nach der Maceration
    gewöhnlich nicht auffinden kann.

    Ich habe daran gedacht, die Umgebung der Spinalganglien von innen her
    freizulegen. Zu diesem Zweck schneidet man ein Thier median auf, entfernt
    die Eingeweide, macht irgendwo einen

  • S.

    101

    queren Schnitt durch die Chorda und kann nun die Schnittenden
    fassen und die beiden Stücke der Chorda mit der Pincette voll-
    ständig herausreissen. Die Hüllen des Rückenmarkes
    liegen dann frei und es sind die Spinalganglien für das Goldchlorid
    leicht zu erreichen. Doch treten bei dieser Behandlung andere Übelstände
    auf. Das Präparat, welches aus dem das Rückenmark enthaltenden Mittelstück
    und den seitlichen Rumpfwandungen besteht, rollt sich in Goldchlorid
    derart zusammen, dass die Gegend der Spinalganglien ungefärbt bleibt. Man
    muss da entweder die seitlichen Rumpfwandungen gänzlich wegschneiden
    oder das Präparat auf eine Korkplatte aufstecken und durch Auftropfen von
    Goldchlorid vergolden.

    Es gibt noch ein anderes ernstliches Hinderniss für die Isolation der Spinalganglien
    des Rumpfes. Über dem Rückenmark bildet die fibröse Scheide,
    die das Rückenmark einschliesst, einen Kanal von dreieckigem Querschnitt,
    welcher mit sehr stark fettig infiltrirten Zellen gefüllt ist. Diese Zellenmasse
    (Fettzellgewebe bei Joh. M ü l l e r1) wird beiderseits von der Rückenmusculatur
    bedeckt, die Spinalganglien und der Nervus lateralis liegen ihr enge
    an und lassen sich auch nicht durch Salzsäuremaceration von ihr trennen.

    Im Schwanz von Petromyzon ist diese Fettzellenmasse sehr reducirt und
    fehlt weiter unten gänzlich. Dies ist ein Umstand mehr, der die Untersuchung
    der Spinalganglien des Schwanzes erleichtert.

    Die Goldchloridlösung nahm ich ½% oder ¼% stark. In ½% Lösung
    blieb das Präparat ½–¾ Stunden, in 1%iger ¼–½ Stunde liegen. Die Anwendung
    von ¼% Lösung gab mir bessere Resultate. Aus Goldchlorid übertrug
    ich das Präparat in Reductionsflüssigkeit nach P r i t c h a r d , deren
    Zusammensetzung 1 Ameisensäure, 1 Amylalkohol auf 100 Wasser ist, und
    liess es 24 Stunden am Licht darin. Diese Reductionsflüssigkeit that ihre
    Schuldigkeit auch an trüben Tagen. Nach 24 Stunden war das Präparat gewöhnlich
    schon dunkelpurpurroth gefärbt, die Flüssigkeit war himbeerfarben
    geworden. Wenn manch-

    1 Joh. M ü l l e r , Vergleichende Anatomie der Myxinoiden, I. Theil. Abhandlungen
    der Berliner Akademie, 1834, p. 90.

  • S.

    102

    mal das Präparat nach 24 Stunden blos ein wenig blauviolett
    geworden war, so reichten doch weitere 24 Stunden in
    derselben oder in frischer Reductionsflüssigkeit hin, eine gute Färbung zu
    Stande zu bringen.

    Die Maceration der vergoldeten Präparate geschah in der von K ö n i g -
    s t e i n 1 zur Isolation der Hornhautnerven und Körperchen angewendeten
    Mischung, die 1 Theil rauchender Salzsäure auf 1 Theil Wasser und Glycerin
    enthält. Der Zusatz von Glycerin ist nothwendig, um die Brüchigkeit
    nach Salzsäuremaceration zu verhüten. Ich bediente mich gewöhnlich einer
    Mischung im Verhältniss: Salzsäure 50, Wasser 35, Glycerin 15.

    Nach 24stündiger Maceration, durch die das Präparat dunkler geworden
    und sich stark verkleinert hat, überträgt man es vorsichtig in Glycerin, indem
    man es mit einem Löffel heraushebt oder einen Objectträger darunter
    schiebt. Erst nach 24stündigem Liegen in reinem Glycerin ist es zur Untersuchung
    geeignet. Lässt man es länger in Glycerin, so wird es leicht zu weich.
    Bei der Maceration wird gewöhnlich die Schwanzspitze zu stark gelockert,
    so dass ihre Muskelplatten sich schon in der Macerationsflüssigkeit von einander
    lösen. Man thut darum gut, dieselbe vom übrigen Präparat zu trennen
    und für sich in einer geringeren Menge von Flüssigkeit zu maceriren.

    Von dem Präparate, das 24 Stunden in Glycerin gelegen hat, schneidet
    man Segmente ab und bringt sie zur Zerzupfung unter die Lupe.

    Zerzupfung ist übrigens nicht die richtige Bezeichnung für die Manipulation,
    die die Spinalganglien selbst nicht verletzen darf. Wenn man
    die Chorda nicht vor der Vergoldung aus dem Präparate entfernt hat, so
    braucht man nur mit zwei Nadeln eine der Muskelplatten nach der andern
    abzureissen, bis Rückenmark und Chordascheide auf einer Seite freigelegt
    sind. Man zieht dann auf dieselbe Weise die Muskelplatten der andern Seite
    hervor und hat dann vom Präparat bloss Rückenmark und Chorda übrig.
    Die Masse der Chordazellen kann man leicht aus der Scheide hervorziehen
    und sieht dann die Spinalganglien

    1 K ö n i g s t e i n , Das Verhältniss der Nerven zu den Hornhautkörperchen.
    Diese Berichte LXXI. Bd. 1875.

  • S.

    103

    einerseits im Zusammenhang mit
    dem Rückenmark, anderseits mit dem ventralen Ast der hinteren Wurzel,
    welcher über die Chordascheide verläuft. Wenn es gelingt, die zusammengelegte
    Chordascheide an ihrem ventralen Rande zu zerreissen, kann
    man  ausbreiten und dann auch die Spinalganglien der andern Seite freilegen.
    Auf diese Weise habe ich meine schönsten Präparate erhalten. Es ist daher
    zu empfehlen, die Chorda vor der Vergoldung nicht zu entfernen, wenn man
    aufeinanderfolgende oder symmetrische Spinalganglien oder den Verlauf des
    ventralen Astes der hinteren Wurzel und das denselben begleitende Gefäss
    verfolgen will. Figur 1 und 2, Tafel IV, stellen Präparate dar, die auf diese
    Weise erhalten wurden.

    Hat man aber vor der Vergoldung die Chorda entfernt, so bleiben die
    Spinalganglien sammt der vom Rückenmark abgerissenen Wurzel und den
    Anfangsstücken ihrer beiden Äste an den Muskelplatten. Diese isoliren sich
    in grösseren Packeten, die an einem Ende frei sind, am anderen Ende eine
    bindegewebige Platte, das Intermuscularligament, an das sich alle einzelnen
    Muskelplatten inseriren, tragen. Auf diesen bindegewebigen Platten liegen
    die Spinalganglien; man muss eine Muskelplatte nach der andern vom Ligament
    abreissen, was nach 24stündigem Liegen in Glycerin keine Schwierigkeit
    hat, um das Spinalganglion freizulegen. Man erkennt die Spinalganglien
    als Anhäufungen von stark glänzenden rothen Körnchen schon unter der
    Lupe, entfernt vom Objectträger die isolirten Muskelplatten und andere Gewebsstücke
    und bringt die isolirten Spinalganglien unter das Mikroskop. Die
    Präparate, die man so erhält, sind für die Erkenntniss des Spinalganglions
    günstiger als die früher besprochenen, bei denen die Spinalganglien auf der
    Chordascheide liegen. Wurzel und Äste sind aber kurz abgerissen. Alle übrigen
    Spinalganglien, die ich abgebildet habe, waren auf Zwischenmuskelplatten
    isolirt.

    Es ist nicht leicht, sich eine Vorstellung von der Lage der Spinalganglien
    zu machen, wenn man mit den Verhältnissen der Musculatur des Petromyzon
    nicht genau bekannt ist. Ich verweise in Betreff der interessanten Anordnung
    der Muskelplatten auf die Darstellung bei J. M ü l l e r 1 und L a n g e r -

    1 J. M ü l l e r , Myologie der Myxinoiden, l. c. p. 243 u. ff.

  • S.

    104

    h a n s 1 und will hier die Beschreibung, die S t a n n i u s 2 von
    diesen Verhältnissen gibt, citiren:

    „Was die Muskelmasse des Rumpfes anbetrifft, so wird dieselbe bekannt-
    lich von schiefen Intermuscularbändern durchsetzt und in so viele Abtheilungen
    gesondert, als dergleichen Bänder vorhanden sind. Diese Ligamenta
    erstrecken sich durch die Muskelmasse, indem sie von deren äusserer
    Oberfläche sehr schräg nach innen d. h. nach der Wirbelsäule und nach
    der Begränzung der Bauchhöhle hin gerichtete Scheidewände bilden. Auf
    senkrechten Querdurchschnitten des Rumpfes sieht man daher immer die
    Durchschnitte mehrerer in einander geschachtelter Ligamenta intermuscularia
    und sieht zugleich je zwei solcher Ligamenta durch zahlreiche von
    dem einen zum andern sich erstreckende dichte an einander gelegene Falten
    oder Fächer vereinigt. In diesen anscheinenden Falten oder Scheidewänden
    erkennt man Bindegewebslamellen, welche, von zwei der gröberen schiefen
    Intermuscularbänder ausgehend, die Zwischenräume zwischen diesen in gerader
    Richtung durchsetzen und die eigentlichen Muskelelemente wieder in
    so viele Abtheilungen sondern, als dergleichen Septa vorhanden sind.“

    Auch muss ich, um das Verständniss des über die Lage und Isolation Gesagten
    zu erleichtern, hervorheben, dass die hinteren Wurzeln in anderen
    Querschnittsebenen vom Rückenmark entspringen als die vorderen,3 und
    dass die hintere Wurzel ihr Ganglion bildet und sich in einen dorsalen und
    ventralen Ast theilt, ohne eine Verbindung mit der vorderen Wurzel einzugehen.
    Ich werde mich später darüber auszusprechen haben, ob bei Petromyzon
    überhaupt gemischte Spinalnerven vorkommen.
    Das Rückenmark wird bei der beschriebenen Behandlung sehr dunkel und
    undurchsichtig. Versuche, es zu zerzupfen, zeigen keine Spaltbarkeit in der
    Richtung der Fasern und keine Möglichkeit, Zellen daraus zu isoliren. Bei
    schwächerer Färbung

    1 L a n g e r h a n s , l. c. p. 26.

    2 S t a n n i u s , Über den Bau der Muskeln bei Petromyzon fluviatilis.
    Göttinger Nachrichten 1851, Nr. 17, p. 233.

    3 Vergl. meine frühere Mittheilung: Über den Ursprung der hinteren
    Nervenwurzeln im Rückenmark von Ammocoetes. Diese Berichte LXXV.
    Band 1877.

  • S.

    105

    lässt es eine grobe Granulirung und die grossen
    Hinterzellen erkennen.

    Über das Stützgewebe der Spinalganglien kann ich nichts aussagen, da ja
    meine Methode zum Theil dahin zielt, es zu zerstören. Die Hüllen der Ganglienzellen
    bleiben in vielen Fällen kenntlich, an den Nervenfasern in einiger
    Entfernung von den Zellen sind keine Hüllen wahrzunehmen.

    Die Nervenzellen behalten entweder ihre scharfen, elliptischen oder kreisförmigen
    Contouren, oder zeigen Anzeichen von solcher Schrumpfung, wie 
    sie z. B. nach Einwirkung von Chromsäure regelmässig zu Stande kommt:
    hellere Partien am Rande, wo die Zelle dünner geworden, Einbuchtungen
    und Zacken. In solchen Fällen ist natürlich die Kapsel der Zelle besonders
    deutlich zu sehen. Kerne in derselben sind selten. Stärkere Goldlösungen bei
    längerer Einwirkung bringen immer Verschrumpfungsbilder hervor.

    Der Zellkern ist als ein heller Fleck kenntlich, bei starker Färbung auch
    ganz verdeckt. Bei sehr schwacher Färbung erscheint die Zelle bloss etwas rosa
    angehaucht, einzelne scharf contourirte Körnchen in ihrem Centrum oder in
    ihrem Kern sind aber bereits dunkel gefärbt. Die Nervenfasern färben sich immer
    weniger als die Nervenzellen; wenn die Nervenfasern gut gefärbt sind, sind
    oft die Zellen schon zu dunkel. Der Übergang von der Zelle zur Nervenfaser ist
    entweder ein plötzlicher, so dass die Färbung eine scharfe Grenze macht, oder
    die dunkler gefärbte Substanz setzt sich eine Strecke weit in die Faser fort,
    um allmälig in ihr aufzuhören.1 Von Structur ist an den vergoldeten Nerven
    nicht viel zu sehen. Die feineren erscheinen ganz homogen, die dickeren zeigen
    mitunter eine centrale Anhäufung von feinen Körnchen, wie sie L a n g e r h a n s 2 an den M ü l l e r ’schen Fasern im Rückenmark beschrieben hat.

    Ich hatte keine Veranlassung andere Methoden anzuwenden, da die eben
    besprochene sich hinreichend erwies, den Faserverlauf im Spinalganglion
    und die Eigenthümlichkeiten der nervösen Elemente zu erkennen. Einige
    Male habe ich nach der Methode

    1 Meine citirte Abhandlung, p. 3.
     

    2 l. c. p. 80.

  • S.

    106

    von L ö w i t 1 vergoldet, bei der
    die Durchtränkung des frischen Präparates mit Ameisensäure eine Rolle
    spielt, aber ohne wesentlichen Vortheil.

    Es ist auch durch Liegenlassen in 20% Salpetersäure möglich, die Spinalganglien
    zu isoliren, aber ich fand es schwierig, eine sichere Färbung mit
    diesem Verfahren zu combiniren.2 Ein Missglücken der Goldfärbung hatte ich fast niemals zu beklagen. Wenn Präparate unbrauchbar wurden, so war
    die zu weit oder zu wenig vorgeschrittene Maceration daran Schuld. In den
    Spinalganglien kleinerer Thiere fand ich oft bei gut gelungener Färbung die
    Elemente so sehr verändert, dass sie zur Untersuchung unbrauchbar waren.
    Die meisten meiner Präparate büssten ihre Schönheit nach wenigen Monaten
    ein. Ich bedaure lebhaft, meine Präparate nicht sofort gezeichnet zu
    haben; ich habe durch diese Zögerung gerade die schönsten Bilder verloren.

    Einige Male habe ich durch meine Methode sehr feine Nervenfasern in
    den Geweben des Petromyzon darstellen können. Ein Netz feiner Fasern der Pia mater werde ich weiter unten beschreiben.

    III. Über das Wesentliche im Bau der Spinalganglien.

    Die hinteren Wurzeln der Spinalnerven bei Vertebraten zeigen kurz nach
    dem Austritt aus dem Rückenmarkscanal an Stellen, welche constante Beziehungen zum Skelete einhalten, Ganglienzellen. Die Ganglienzellen enthaltende Strecke sondert sich plastisch als Spinalganglion; in dieses tritt die hintere Wurzel in einem oder mehreren Bündeln ein, und in derselben Richtung tritt ein Nervenstamm aus demselben hervor, welcher sich mit der vorderen Wurzel vereinigt, um einen

    1 L ö w i t , Die Nerven der glatten Muskulatur. Diese Berichte LXXI B. 1875.

    2 L a n g e r h a n s (l. c. p. 99) sagt bei Gelegenheit der Isolation der Spinalganglienzellen:
    „Leider aber beschränken sich die Dienste dieser Methode auf
    die marklosen Nerven der Cyclostomen, bei markhaltigen Nerven gelang es mir
    nicht, befriedigende Präparate zu gewinnen.“ Ich habe durch eine Modification
    der R e i c h e r t ’schen Mischung eine Flüssigkeit erhalten, die sich sehr
    brauchbar zu gewissen Zwecken erwies; ich habe aber keine Veranlassung, hier
    auf diesen Gegenstand einzugehen, weil sie gerade für den Petromyzon nichts
    Besonderes geleistet hat.

  • S.

    107

    gemischten Nerven zu bilden, der in einen dorsalen, ventralen Ast und in sympathische Äste zerfällt.

    Von diesem allgemeinen Verhalten gibt es besonders in der Classe der Fische
    Abweichungen, die in S t a n n i u s , das periphere Nervensystem der Fische,
    1849, und den Handbüchern der vergleichenden Anatomie angeführt sind.

    Bei Petromyzon theilt sich eine hintere Wurzel in einen dorsalen und einen
    ventralen Ast, ohne sich mit einer vorderen Wurzel vereinigt zu haben.
    Die hintere Wurzel verläuft in einer transversalen, die beiden Äste in einer
    sagittalen Ebene; der dorsale Ast zieht am N. lateralis vorüber, der ventrale
    liegt auf der Chordascheide. Die Theilungsstelle der Wurzel liegt in dem die
    Chorda zunächst umgebenden sogenannten skeletogenen Gewebe. In dem
    Winkel, den die Wurzel mit ihren Ästen bildet und in die Anfangsstücke
    dieser Äste selbst sind die Ganglienzellen eingelagert, welche die Gegend des
    Spinalganglions charakterisieren.

    In der Wurzel sind die Fasern zu einem schmalen aber dichten Bündel 
    vereinigt, das nicht gestattet, seine Fasern zu zählen oder den Verlauf einer
    einzelnen Faser zu verfolgen. Aber gegen die Theilung hin verdünnt und
    verbreitet sich die Fasermasse der Wurzel; sie bildet im günstigen Falle eine
    Faserschicht, und einzelne Fasern sind gut zu verfolgen. Die Zellen liegen
    ebenfalls in einfacher Schicht und drängen die Fasern der Wurzel und der
    beiden Äste noch mehr auseinander.

    Auf dieser Anordnung beruht die Übersehbarkeit und leichtere Verständlichkeit
    des Spinalganglions. Sie ist nicht immer so vollkommen, wie ich eben
    geschildert habe. Es ist sehr gewöhnlich, dass Fasern über die Zellen selbst
    weggehen oder unter ihnen hinziehen, so dass dann die Fasern der hinteren
    Wurzel sich in drei Schichten entfaltet haben, eine unter, eine im Niveau, und
    eine über den Ganglienzellen. Aber da die Anzahl der Elemente eine geringe
    ist, thut dies der Beobachtung keinen Eintrag. Ungünstiger ist es, wenn die
    Zellen selbst gehäuft liegen oder nur ein Theil der aus der Wurzel kommenden
    Fasern sich ausbreitet, während ein anderer als cylindrischer Strang durch das
    Spinalganglion zieht. Die günstigen Fälle der Anordnung sind aber häufig
    genug, um eine vollständige Analyse der Spinalganglien zu ermöglichen.

  • S.

    108

    Die Verschiedenheiten in der Lagerung der Zellen zu den Fasern
    geben den einzelnen Spinalganglien ihre eigenthümliche Physiognomie. Die
    Zellen können deutlich in zwei Lager getrennt sein, von denen eines dem dorsalen,
    eines dem ventralen Aste angehört. Diese beiden Lager fliessen aber gewöhnlich
    zusammen. Eine Sonderung der Zellen in dorsale und ventrale ist mit
    Berücksichtigung des Verlaufes ihrer Fortsätze in allen Fällen durchzuführen;
    es zeigt sich als ein häufiges Vorkommen, dass die beiden Abtheilungen des
    Spinalganglions an Zahl und Grösse der Zellen Verschiedenheiten darbieten.

    Eine kleine Anzahl grösserer Zellen gehört dem ventralen, eine grössere
    Anzahl kleinerer Zellen dem dorsalen Aste an. Mitunter ist dieses Verhältniss
    ungemein klar ausgeprägt, mitunter nur angedeutet, endlich kann es
    ganz verwischt sein und der dorsale Ast ebensoviel gleich grosse Zellen wie
    der ventrale Ast enthalten. Ob dieses Verhältniss sich auch umkehren kann,
    ist mir zweifelhaft geblieben.

    Der Unterschied in der Zellenzahl ist constanter als der in der Grösse der
    Zellen. Wenn Unterschiede der Zellengrösse vorhanden sind, sind die am
    weitesten in den ventralen Ast vorgerückten Zellen die grössten, die äussersten
    Zellen des dorsalen Astes die kleinsten. 

    Die Zellen können zerstreut oder gehäuft im Spinalganglion liegen, sie
    können unregelmässig von Fasern umgeben sein oder sich ober- und unterhalb
    der Fasern zu Reihen anordnen, zwischen denen die Fasern durchziehen,
    die einzelnen Zellen können im Inneren eines kleinen Bündels liegen
    oder randständig sein, so dass ihre Fortsätze zu den äussersten Fasern des
    Bündels werden. Alle diese für die Structur unwesentlichen Verhältnisse beeinflussen
    die Erscheinung des Spinalganglions. Man lernt bei längerer Beschäftigung
    gewisse Typen kennen, welche die Spinalganglien immer zeigen.
    Es scheint auch, dass diese Typen immer an denselben Stellen wiederkehren,
    dass also das Spinalganglion eines der Zahl nach bestimmten Segmentes bei
    allen Thieren dieselbe Physiognomie hat.

    Wesentliche Elemente der Spinalganglien sind nur zwei: Nervenzellen und
    Nervenfasern. Alle Fortsätze der Zellen sind Nervenfasern, aber nicht alle
    Nervenfasern, die in der hinteren

  • S.

    109

    Wurzel, im dorsalen oder ventralen
    Ast enthalten sind, sind Fortsätze der Spinalganglienzellen. Eine andere
    Verbindung zwischen Zelle und Faser, als dass die Faser ein Fortsatz der
    Zelle ist, gibt es aber nicht: Es steht also ein Theil der Nervenfasern im Spinalganglion
    ausser Zusammenhang mit dessen Nervenzellen.

    Zuerst von den Nervenzellen.

    Die Zahl der Zellen im Spinalganglion variirt von 8, welches die kleinste,
    bis zu 23, welches die grösste Anzahl von Zellen ist, die ich in einem Spinalganglion
    fand. (Eine Ausnahme machen vielleicht die allerletzten Spinalganglien,
    in denen manchmal nur 6–7 Zellen vorzukommen scheinen.)

    Die am häufigsten vorkommenden Zahlen sind 10–16. Es ist ungemein
    leicht, die Zellen im Spinalganglion zu zählen, selbst wenn sie gehäuft liegen
    sollten.

    Wenn man die aus der hinteren Wurzel hervorgegangenen Äste grössere
    Strecken weit verfolgen kann, bemerkt man, dass ihnen in variabler Anzahl
    an verschiedenen Stellen Nervenzellen eingelagert sind. Einige von diesen
    Elementen sind dem Spinalganglion sehr nahe, andere so weit entfernt, dass
    man sie wenigstens anatomisch nicht mehr zum Spinalganglion rechnen
    kann. Es ist sehr schwer, ihre Anzahl zu bestimmen, weil man nie den ganzen
    Verlauf eines Astes der Wurzel übersieht, doch ist sie im Allgemeinen eine
    geringe. In dem Stück des ventralen Nerven zwischen Spinalganglion und
    ventralem Rande der Chordascheide fand ich nie mehr als 1–3.

    Die Zellen sind von drei Grössenordnungen. Die grössten sind die schon
    erwähnten äussersten Zellen im ventralen Ast, wenn überhaupt die Zellen
    des Spinalganglions verschieden gross sind, was nicht immer der Fall ist. Die
    mittelgrossen Zellen sind die häufigsten, unter ihnen sind die äussersten Zellen
    im dorsalen Ast gewöhnlich die kleinsten. Die Zellen, die in den weiteren
    Verlauf der aus der hinteren Wurzel entstandenen Nerven eingelagert sind,
    können so gross sein, wie mittelgrosse Zellen des Spinalganglions. Je weiter
    sie vom Spinalganglion entfernt sind, desto kleiner werden sie oft. Zwischen
    den mittelgrossen und den kleinsten Zellen fehlt es an Übergängen. Die
    kleinsten Zellen sind ein sehr inconstanter Bestandtheil des Spinal-

  • S.

    110

    ganglions. Am häufigsten ist noch eine sehr kleine Zelle zwischen den wenigen
    grossen des ventralen Astes. Die kleinen Zellen färben sich ein wenig
    anders als die übrigen Elemente der Spinalganglien, sie haben viel Ähnlichkeit
    mit den später zu beschreibenden Nervenzellen in der Nähe der Gefässe.

    Einige Beispiele für die Vertheilung der Zellen auf die beiden Äste:

    Ventral Dorsal

    Grösste Kleine Mittelgrosse Kleine Summe

    6 + 2 + 8 + 2 = 18
    3 + 1 + 5 = 9
    5 + 1 + 6 + 1 = 13
    6 + 5 + 1 = 12
    4 + 1 + 6 = 11

    Andere Beispiele ohne Rücksicht auf die Grössenunterschiede der Zellen
    gewählt:

    Ventral + Dorsal = Summe
    5 + 7 = 12
    4 + 9 = 13
    5 + 9 = 14
    6 + 9 = 15
    6 + 10 = 16
    6 + 11 = 17

    Diese Spinalganglien stammen aus sehr benachbarten Gegenden desselben
    Thieres.

    Die Spinalganglien erscheinen nach der beschriebenen Vergoldung als
    kugelige oder ellipsoidische Körper meist mit ganzrandigen Contouren. Sie
    haben der grossen Mehrzahl nach zwei Fortsätze, seltener bloss Einen. Ich
    beginne mit der Beschreibung der bipolaren Zellen, welche gewiss 11/12 der
    Zellen im Spinalganglion ausmachen, und will das Vorkommen sogenannter
    unipolarer und multipolarer Zellen zunächst ganz vernachlässigen. Die beiden
    Fortsätze der bipolaren Zellen verlaufen immer, der eine zur Peripherie,
    der andere zum Centrum, und gehen keinerlei Verbindungen mit den Fortsätzen
    anderer Zellen ein. Man kann das direct sehen, wenn man ein

  • S.

    111

    gutes Präparat vor sich hat. Man kann aber auch mit Bestimmtheit sagen,
    dass diese bipolaren Zellen keinen dritten Fortsatz haben, wie B e a l e
    und A r n d t 1 von den analogen Zellen aus den Spinalganglien anderer
    Thiere geglaubt haben.

    Man überzeugt sich auch, dass sämmtliche Zellen eines Spinalganglions
    bipolar sind, und wir werden später sehen, dass die sogenannten unipolaren
    Zellen davon keine Ausnahme begründen. Man isolirt nämlich Spinalganglien,
    die von Natur so aufgefasert, so locker gebaut sind, dass man von jeder
    der 10–12 Zellen den einen Fortsatz in die Wurzel, den andern in den dorsalen
    oder ventralen, oder Eingeweideast der Wurzel treten sieht. Man sieht
    den Fortsatz nicht bloss die Richtung zur Wurzel oder zu einem Ast nehmen
    – was wenig bedeuten würde – sondern man verfolgt ihn in die Wurzel hinein,
    bis sich deren Fasern zu einem compacten Bündel zusammengedrängt
    haben und in einen der erwähnten Äste, soweit dessen Verlauf am Präparat
    sichtbar ist. Dass man an solchen Präparaten, die eine einfache Schichte von
    Nervenelementen darstellen, keinen dritten Fortsatz von der Zelle kommen
    sieht, ist vollgiltiger Beweis dafür, dass kein dritter Fortsatz vorhanden ist.

    Um die Bipolarität sämmtlicher Zellen zu constatiren, ist man aber nicht
    auf diese Gunst des Zufalls angewiesen. Man kann dieselbe an jedem Präparat,
    wo die Zellen nicht so gedrängt liegen, dass sich ihre Fortsätze umeinander
    schlingen, demonstriren. Ein Spinalganglion von 12 Zellen zeigt
    gewöhnlich von 6 Zellen sowohl den peripheren als den centralen Fortsatz,
    von 5 Zellen entweder nur den peripheren oder nur den centralen und an
    einer Zelle kann man oft keinen Fortsatz sehen. Verträgt das Präparat die
    Untersuchung mit H a r t n a c k X , so kann man auch die zweiten Fortsätze
    finden, die man früher nicht gesehen hatte, oder man kann wenigstens
    constatiren, dass die Kapsel der Zelle und diese selbst noch an einer zweiten
    Stelle spitz ausgezogen sind. Treibt man durch Druck auf das Deckglas die
    Zellen auseinander, was immer möglich ist, wenn das Präparat Glycerin genug
    enthält, so erweisen sich alle, selbst die scheinbar apolaren Zellen, als bipolar.

    1 Vergl. Abschnitt I.

  • S.

    112

    Bipolar sind gewöhnlich auch die in den peripheren Verlauf des
    dorsalen oder ventralen Astes eingeschalteten Zellen.

    Die beiden Fortsätze der bipolaren Zelle entspringen nicht immer von
    entgegengesetzten Polen der Zelle, wie das typische Bild der bipolaren Zelle
    bei R. Wa g n e r , B i d d e r u. A. dargestellt ist. Man kann bei Petromyzon
    sehr schön beobachten, dass der Ursprung der beiden Fortsätze nach
    der Lage der Zelle modificirt ist. Die regelmässigsten bipolaren Zellen sind
    immer die äussersten Zellen, die weit im dorsalen oder ventralen Ast liegen,
    wo die Faservertheilung, die bei der Theilung der Wurzel stattfindet, schon
    vollzogen ist und die Fasern alle parallel verlaufen. Die unregelmässigsten
    Formen und den Ursprung beider Fortsätze von sehr naheliegenden Stellen
    zeigen stets die Zellen, die im Theilungswinkel der Wurzel selbst liegen,
    wo das Gedränge der Fasern am grössten ist. Diese Zellen erscheinen auch
    manchmal fortsatzlos, weil von ihnen nur eine kleine Oberfläche zu Tage
    tritt, und ihre Fortsätze oft dort entspringen, wo die Zelle von anderen Zellen
    oder Fasern verdeckt ist.

    Zellen, die zweizeilig angeordnet sind und die Nervenfasern zwischen
    ihren beiden Reihen durchtreten lassen, schicken ihre beiden Fortsätze im
    Bogen zu denselben herab.

    Die beiden Fortsätze der bipolaren Zelle können unmittelbar nebeneinander
    von der sonst in ihrer Form nicht veränderten Zelle entspringen; diese
    Stelle kann aber auch in eine Art Hals ausgezogen sein und sie kann endlich
    verlängert sein in einen Stiel, der beiden Fortsätzen den Ursprung gibt (Tafel
    I, Figur 3, Rz’.). Endlich kann sich diese Verlängerung der Zelle schärfer von
    ihr absetzen, nach Lichtbrechung und Färbung einer Nervenfaser gleichen
    und erst nach etwas längerem Verlauf sich in zwei Fortsätze theilen, die in
    entgegengesetzter Richtung auseinandergehen (Tafel I, Fig. 1, 3, 4, Rz.).

    Wir haben dann eine Zelle mit einfachem Fortsatz, der sich später theilt,
    wie sie S t a n n i u s , R. Wa g n e r , S c h r a m m und K ü t t n e r bei
    Säugethieren und beim Frosch beschrieben, und R a n v i e r neuerdings als
    T-förmige Einpflanzung eines Zellfortsatzes in eine Nervenfaser dargestellt
    hat. Es ist unmöglich zu übersehen, dass diese R a n v i e r ’schen Zellen
    bei Petromyzon

  • S.

    113

    blos Modificationen der gewöhnlichen bipolaren
    sind, und am Bau der Spinalganglien nichts ändern. Dann ist es aber auch
    nothwendig, diese Auffassung auf die R a n v i e r ’schen Zellen bei höheren
    Wirbelthieren zu übertragen, denn ein wesentlicher Unterschied dieser Zellen
    bei höheren Vertebraten und bei Petromyzon geht aus der Beschreibung
    der Autoren nicht hervor.

    Zwar spricht R a n v i e r davon, dass die Nervenfaser, in die der Fortsatz
    der Nervenzelle einmündet, einen geradlinigen Verlauf hat, während
    die beiden Fasern, die durch Theilung des einen Zellfortsatzes bei Petromyzon
    entstehen, einen Winkel mit einander bilden. Aber fürs Erste wird man
    diesen Unterschied für ebenso unbedeutend halten müssen, wie die früher
    beschriebenen Unterschiede im Ursprung der beiden Fortsätze an der bipolaren
    Zelle und endlich haben Axel K e y und G. R e t z i u s 1 eine
    Zelle als R a n v i e r ’sche aus dem Ganglion G a s s e r i des Kaninchens
    beschrieben und abgebildet, deren Fortsätze mit einander den nämlichen
    Winkel bilden wie bei Petromyzon.

    Einmal habe ich auch bei Petromyzon eine T-förmige Theilung eines
    Zellfortsatzes gesehen; es steht also nichts im Wege, auch bei Petromyzon
    von einer T-förmigen Einpflanzung des Zellfortsatzes in die Faser der hinteren
    Wurzel zu reden, aber m a n v e r d e c k t d u r c h d i e s e B e -
    z e i c h n u n g d i e w i r k l i c h e n B e z i e h u n g e n d i e -
    s e r Z e l l e n z u d e n b i p o l a r e n u n d z u m B a u d e s
    S p i n a l g a n g l i o n s .

    R a n v i e r und K e y und R e t z i u s waren über die Verbreitung der
    besprochenen Elemente in den Spinalganglien der höheren Wirbelthiere in
    Zweifel. Bei Petromyzon sind diese Zellen in vielen Spinalganglien gar nicht
    vorhanden. Ich sage nicht – nicht aufzufinden, denn es geht aus meiner Beschreibung
    hervor, dass sie gewiss aufzufinden wären, wenn sie vorhanden
    wären. In anderen Spinalganglien findet man deren eine, selbst zwei (Tafel I,
    Fig. 3, Rz und Rz). Eine Regelmässigkeit des Auftretens dieser Zellen nach
    irgend einer Richtung konnte ich nicht erkennen.

    Ich habe mich bemüht, bei starken Vergrösserungen den einen Fortsatz,
    den Stiel der R a n v i e r ’schen Zelle, zu prüfen, ob

    1 l. c. Tafel III, Fig. 12. Vergl. Abschnitt I.

  • S.

    114

    er eine Andeutung
    von Zusammensetzung aus zwei Fasern zeige. Das Ergebniss war
    indessen ein negatives.

    Viel seltener als diese scheinbar unipolaren Zellen habe ich in den Spinalganglien
    tripolare und zusammengesetzte Zellen angetroffen. Ich muss mich
    über diese Elemente zurückhaltender äussern, weil ich sie so selten gesehen
    habe. Ich habe sie fast alle abgebildet, nicht nach den Präparaten selbst, sondern
    nach Bleistiftskizzen, die ich mir seiner Zeit von den Präparaten gemacht
    hatte. Die Zellform Tafel I, Fig. 4 B habe ich öfter gesehen und halte
    mich daher für berechtigt zu sagen, dass der periphere Fortsatz der bipolaren
    Zelle nach kürzerem oder längerem Verlauf sich theilen und in zwei parallel
    neben einander verlaufende Fortsätze zerfallen kann. Es ist vorderhand
    gleichgiltig, ob man sich diese Zellform vorstellt als multipolar und mit einem
    ausgezogenen Ende versehen, oder ob man sich eine Theilungsstelle der
    peripher verlaufenden Faser nahe an die Ganglienzelle herangerückt denkt.
    Auf die Deutung der übrigen Zellformen werde ich noch weiter unten zu
    sprechen kommen. Am meisten bin ich bei der Zellform E zweifelhaft, ob
    ich es nicht bloss mit zwei scheinbar unipolaren Zellen zu thun hatte, deren
    Fortsätze nahe aneinandergedrängt und kurz abgerissen waren.

    Nach dem mir bis jetzt vorliegenden Untersuchungsmateriale muss ich
    also annehmen, dass eine ganz geringe Anzahl von Spinalganglienzellen
    mehr als einen Fortsatz zur Peripherie oder zum Centrum schickt und dass
    es eine Anzahl von irregulären Elementen im Spinalganglion gibt, deren
    Verhältniss zu den regulären zu erforschen bleibt.

    Auch sogenannte zusammengesetzte Zellen habe ich im Spinalganglion
    gesehen (Tafel I, Fig. 2, dpz). Ich verstehe darunter Zellen von der mehrfachen
    Grösse gewöhnlicher, mit einer entsprechend vermehrten Anzahl von
    Fortsätzen und mehr als einem Kern. An einigen solchen Zellen habe ich
    gefunden, dass sie ebenso viel Fasern zur Peripherie als zum Centrum schicken.
    Welches der Zusammenhang zwischen ihren Theilstücken ist, ist mir
    nicht klar geworden.

    Was die Häufigkeit dieser Zellformen betrifft, so ist mir folgendes Verhältniss
    wahrscheinlich. Die gewöhnlichen bipolaren

  • S.

    115

    Zellen machen 11/12 der Gesammtheit aus, die R a n v i e r ’schen ¾ vom Rest, das Übrige vertheilt sich auf die irregulären und zusammengesetzten Formen. Diese Behauptung mag für andere Regionen als für den Schwanz des Thieres nicht
    richtig sein, weil anderswo die Spinalganglienzellen gedrängter liegen können,
    also leichter unregelmässige Formen der Faserursprünge zeigen mögen.

    Die Fortsätze der Spinalganglienzellen begeben sich einerseits in die Wurzel,
    andererseits in den ventralen oder dorsalen Ast. Wenn von der Mitte
    der Wurzeltheilung einige Fasern als sympathischer Ast abgehen, gesellt sich
    ihnen nicht selten ein Fortsatz einer bipolaren Zelle bei (Tafel IV, Fig. 2, zs).
    Es gibt also ausser dorsalen und ventralen Ganglienzellen auch solche, die
    dem dritten sympathischen Ast der Wurzel angehören.

    Die aus der Wurzel kommenden Nervenfasern werden theils zu Fortsätzen
    der Nervenzellen, theils treten sie ohne Verbindung mit den Nervenzellen
    durch das Spinalganglion hindurch. Das System der durchtretenden Fasern
    ist an jedem gut präparirten Spinalganglion von Petromyzon evident. Dieselben
    verlaufen einzeln oder in kleinen Bündeln, oder, wenn die Zellen zweizeilig
    angeordnet sind, in ganzer Masse zwischen den Zellen. Man darf es mit
    Bestimmtheit aussprechen, dass sie in keinem Zusammenhang mit den Spinalganglienzellen
    stehen, weil jede einzelne Faser als solche aus der Wurzel
    in den Nerven verfolgt werden kann, und weil man sie an jeder Stelle ihres
    Verlaufes durch das Spinalganglion von den Zellfortsätzen zu unterscheiden
    im Stande ist. Es ist darum auch überflüssig, sich auf die Bruchstücke von
    Spinalganglien zu berufen, die man isolirt, in denen einzelne durchziehende
    Fasern isolirt an der Wurzel hängen, während die unversehrten Zellen mit
    ihren langen Fortsätzen daneben liegen.

    Die durchtretenden Fasern sind von sehr verschiedener Stärke. In den
    meisten Wurzeln begegnet man 1–4 sehr breiten Fasern, welche ein besonders
    günstiges Object zur Demonstration der durchtretenden Fasern geben
    und ihrer Breite wegen auch auf der Pia mater und im Rückenmark kenntlich
    bleiben. Sie sind weniger dick als breit, bandförmig, oft feingekörnt,
    mit zahlreichen kleinen randständigen Kernen besetzt und färben

  • S.

    116

    sich intensiver als andere Nervenfasern. Sie sind breiter als die
    Fasern der vorderen Wurzeln. (Tafel I, Fig. 1, dz; Tafel II, Fig.
    1, de.) Die grössere Zahl der Fasern ist schmäler und drehrund ;
    von solcher Art sind auch die Zellenfasern oder Fortsätze der
    Spinalganglienzellen. Feine Fasern sind in grosser Menge vor-
    handen und verbergen sich leicht zwischen den stärkeren.

    Sowohl die breiten als die mittelstarken und feinen Fasern.
    zeigen häufig gabelige Theilungen. Die Theilungen der breiten
    Nervenfasern sind nicht zu übersehen, aber die Theilungen
    feinerer Fasern mag ich oft, wo die Fasern etwas gedrängter
    beisammen lagen, übersehen haben. Die einzelnen Nervenfasern
    können bei der Theilung einen Ast in den dorsalen, den anderen
    in den ventralen Ast der Wurzel schicken (Tafel II, Fig. 1, 7’%R)
    oder beide können in demselben Nerven mit einander weiter
    verlaufen. Es können ferner beide Theilungsäste nahezu die
    Breite der ungetheilten Faser haben, oder die eine auffallend
    verschmälert sein (Taf. II, Fig. 1 75’). Fasertheilungen finden
    sich sehr häufig auch im dorsalen und ventralen Ast, wo ent-
    weder beide Theilungsäste mit einander verlaufen oder der eine
    zu einem sich abzweigenden Nervenstämmchen tritt. Im Spinal-
    ganglion bedingen die Fasertheilungen eine geringe, aber nicht
    zu vernachlässigende Faservermehrung.

    Die aus der hinteren Wurzel kommenden Fasern übergehen
    an der Theilungsstelle der Wurzel aus dem queren in den
    sagittalen Verlauf und vertheilen sich iu variablem Verhältniss
    auf den dorsalen und ventralen Ast. Nicht immer beschreiben
    sie den kürzesten Weg durch das Spinalganglion. Es gibt sehr
    oft Fasergruppen, welche sich anfänglich dem dorsalen Ast an-
    zulegen scheinen, dann aber im Bogen umbiegend sich in den
    ventralen Ast begeben und sich mitten im Spinalganglion mit
    Fasern von ähnlichem, aber gerade entgegengesetztem Verlauf
    kreuzen. Wenn diese Verlaufsweise auch keinerlei sonstige Be-
    deutung hat, so dient sie doch dazu, den Raum zwischen beiden
    Ästen der Wurzel in die Bildung des Ganglions mit einzubeziehen,
    ermöglicht so eine bessere Ausbreitung der Fasermasse der
    Wurzel und beglinstigt wesentlich die Deutlichkeit des Bildes.

    Andere, besonders feine Fasern erleiden mehrfache Knickun-
    gen, bevor sie sich endgiltig einem Aste beigesellen, oder um-

  • S.

    117

    schlingen Faserbündeloder die Wurzel selbst, bevor sie in diese
    eintreten.

    Ein geringer Faserantheil der hinteren Wurzel behält den transversalen
    Verlauf im Spinalganglion bei. Diese Fasern bilden einen dritten Ast, welcher
    nicht bis zur Haut verläuft, sondern seine Endausbreitung früher erreicht.
    Ich sah einige seiner Fasern in kleinen multipolaren Zellen enden,
    welche der Spinalarterie auflagen. Aus diesen Gründen nenne ich ihn den
    sympathischen oder Eingeweideast der Wurzel. Diese Benennung ist insoferne
    unpassend, als auch vom dorsalen und ventralen Ast Fasern zu den die
    Gefässe begleitenden Nerven abgehen.

    Der sympathische Ast kann in mehrfacher Anzahl vorhanden sein oder
    ganz fehlen; in letzterem Falle darf man annehmen, dass seine Elemente in
    einen der beiden Hauptäste getreten sind und sich später von ihm ablösen.

    Nicht alle Fasern, die in einem der drei Äste der Wurzel enthalten sind,
    stammen aus der Wurzel. Es gibt in jedem Spinalganglion – vielleicht mit
    Ausnahme der allerletzten – Fasern, die vom dorsalen Ast in den ventralen
    oder sympathischen übertreten, ohne in Verbindung mit der Wurzel dieser
    Äste zu stehen. Ich nenne diese Elemente angelehnte Fasern. Sie nehmen
    räumlich an der Bildung des Spinalganglions Theil, indem sie den Winkel
    zwischen dem dorsalen und dem ventralen Ast ausfüllen helfen. Diese
    Fasern sind schuld daran, dass die Äste der Wurzel viel reicher an Fasern
    sind, als die Wurzel, durch deren Theilung sie entstanden. Würde man bei
    Petromyzon, wie es bei anderen Thieren geschehen ist, durch Zählung der
    Fasermenge vor und hinter dem Spinalganglion über eine Faservermehrung
    in dem Spinalganglion entscheiden wollen, so wären die angelehnten Fasern,
    besonders da sie in den Ästen doppelt gezählt würden, eine sehr beträchtliche
    Fehlerquelle. Doch fehlt dieses eigenthümliche System von Fasern bei
    anderen Thieren nicht. Ich finde darüber bei H e n l e 6 8 folgende Citate:

    „Ein den äusseren Bogenfasern des Chiasma analoge Schlinge der Spinalnerven
    beschreibt V o l k m a n n (M ü l l . Arch. 1838. S. 291) mit
    folgenden Worten: ‚Bei dem Maul-

    1  H e n l e , Nervenlehre, 1873, p. 330.

  • S.

    118

    wurfe treten die Nn. thoracici als
    einfache Stämme aus den Spinalganglien, zerfallen aber unmittelbar nach
    dem Austritt in den vorderen und hinteren Ast. In dem offenen Winkel der
    Theilungsstelle fand ich schleifenförmige Fasern in der Art angebracht, dass
    die Beugung in den Winkel zu liegen kam, während die fortlaufenden Enden
    einerseits im vorderen Aste, andererseits im hinteren Aste nach der Peripherie
    gerichtet waren.‘ Gedachte Fasern waren also ausser Zusammenhang
    mit den Centralorganen und müssten nach V o l k m a n n ’s Meinung vom
    Sympathicus abgeleitet werden. Nach A r n o l d (Lehrbuch der Physiolo-
    gie, 1841, S. 903) kommen auch beim Menschen zwischen den hinteren
    und vorderen Äste der Spinalnerven, wo sich der gemeinschaftliche Stamm
    derselben gabelförmig spaltet, nach aussen offene Bogenfasern vor. R e -
    m a k (M ü l l . Arch. 1841. S. 520) bemerkte an den hinteren Wurzeln
    der unteren Corvical- und verschiedener Dorsalnerven des Ochsen feine
    Verbindungsfäden, deren Primitivfasern in den äussersten Wurzelsträngchen
    sowohl des oberen als des unteren Nerven in periphischerer Richtung verliefen,
    so dass der Verbindungsfaden eine bogenförmige Schlinge darstellte,
    deren Schenkel in den Nervenstämmen lagen. Endlich habe ich eine Angabe
    L u s c h k a ’s (der N. phrenicus des Menschen. 1853. S. 15) zu erwähnen,
    eine centralwärts convexe Schlinge eines Bündels betreffend, welches aus
    dem Stamme des N. phrenicus in einen Schulterhautzweig des vierten Cervicalnerven
    umbog.“

    Die angelehnten Fasern sind vorwiegend feine, doch finden sich unter
    ihnen auch mittelstarke und selbst breite bandförmige. Kleine bipolare Zellen
    sind oft in den Verlauf feiner angelehnter Fasern eingeschaltet. Über
    Ursprung und Verbreitung dieser Fasern habe ich nichts beobachtet. Aus
    ihrer Lage folgt durchaus nicht, dass sie ganz ausser Zusammenhang mit
    den Centralorganen sind. Es mögen sehr verschiedene Fasergattungen sein,
    welche die Bahn des hinteren Spinalnerven als Strasse benützend, sich an
    verschiedenen Stellen wieder von ihm abzweigen.

    Es ist nicht möglich, die Faseranzahl in der Wurzel und ihren Ästen genau
    zu bestimmen. In der Wurzel ist es hauptsächlich die Anordnung, in den
    Ästen die Beschaffenheit der Fasern, welche dies verhindern.

  • S.

    119

    Blos die breiten Fasern sind mit Sicherheit zu zählen, es sind ihrer
    wenige, höchstens 4 in der Wurzel und 1–2 unter den angelehnten. Die
    feinen Fasern sind nicht zu zählen, weil sie bald hier, bald dort auftauchen
    und sich zwischen den stärkeren verbergen. Auch die mittelstarken Fasern
    verlaufen selten so isolirt auf lange Strecken, um eine gute Zählung zu ermöglichen.
    Endlich machen die häufigen Fasertheilungen in den Ästen den
    Werth jeder Faserzählung zweifelhaft.

    Man kann aber mit aller Sicherheit feststellen, dass die Zahl der durchziehenden
    Fasern die der Zellenfasern zum Mindesten erreicht, wahrscheinlich
    sie um ein Bedeutendes übertrifft. Ich habe oft Faserzählungen versucht und
    bin zu dem als untere Grenze für viele Ganglien annähernd richtigen Resul-
    tate gekommen, dass 30–45 Fasern aus den drei Ästen in die Wurzel gehen,
    dass ein Dritttheil davon auf die Zellfortsätze entfällt und zwei Dritttheile
    auf die durchziehenden Fasern; die angelehnten Fasern betragen 10–25 in
    einem Spinalganglion.

    Von dem dorsalen und ventralen Ast der Wurzel können sich an jeder
    Stelle ihres Verlaufes kleinere Nervenstämme abzweigen. Die in diese
    Stämmchen eintretenden Fasern sind entweder Fortsetzungen von Fasern,
    die im Nerven verliefen oder Theilungsäste solcher Fasern, deren anderer
    Ast im Nerven verbleibt, oder Fortsätze kleiner Nervenzellen, die in dieselben
    eingelagert sind. Nicht selten sind diese Zellen tripolar, zwei ihrer
    Fortsätze verlaufen central und peripher im Nerven, der dritte geht in das
    sich abzweigende Stämmchen ein.

    Jede hintere Wurzel wird von einem Gefäss begleitet, der Arteria spinalis
    und intercostalis dieses Segmentes.1 Dieses Gefäss hat fast immer seine
    begleitenden Nerven. Zwei feinere Fasern nehmen das Gefäss zwischen sich
    und folgen seinen Verzweigungen, indem sie begleitende Fasern für jeden
    kleinen abgehenden Gefässast bilden. Diese Nervenfasern sind oft von kleinen,
    bi- oder tripolaren Nervenzellen unterbrochen. Mitunter sind zwei Zellen
    in den Verlauf einer Nervenfaser eingeschaltet, so dass man Grund hat,
    von einer Nervenzellenanastomose zu

    1 Joh. M ü l l e r , Vergl. Anatomie der Myxinoiden. Dritte Fortsetzung, Über das
    Gefässsystem. Abhandlungen d. Berliner Akademie 1839, p. 184.

  • S.

    120

    reden. In der Nähe des Spinalganglions
    sind solche kleine multipolare Nervenzellen in grösserer Anzahl
    vorhanden. Einigemale sah ich Fasern des sympathischen Astes der Wurzel
    in ihnen enden. Einigemale habe ich eine der gefässbegleitenden Fasern in
    einen der Äste der hinteren Wurzel verfolgt. Ob die gefässbegleitenden Fasern
    die Muskelzellen des Gefässes innerviren, war nicht zu entscheiden, da
    der Bau der Gefässwand durch die Salzsäuremaceration undeutlich geworden
    war.

    Manche Präparate zeigen in der Nähe des Gefässes einen sehr grossen
    Reichthum an Nervenfasern, die dasselbe bald begleiten, bald es überkreuzen
    und sich in seiner Umgebung verästeln, und an kleinen Nervenzellen
    mit langen Ausläufern. Ich bezeichne alle diese Elemente als sympathische,
    indem ich in ihrer topographischen und vielleicht functionellen Beziehung
    zu den Gefässen und in ihrer Sonderung von den spinalen Nerven analoge
    Verhältnisse zum Sympathicus der höheren Thiere sehe. Einen Grenzstrang
    habe ich so wenig wie andere Untersucher bei Petromyzon gefunden.

    IV. Details über den Bau der Spinalganglien des Petromyzon.

    Als Material für diese Untersuchungen standen mir Ammocoetes von sehr
    verschiedener Grösse und einige Petromyzon zu Gebote. Ich weiss nicht, ob
    die Unterschiede zwischen Larve und Geschlechtsthier von Petromyzon sich
    überhaupt auf die Spinalganglien erstrecken. Bei meinen Untersuchungen,
    die sich auf das Wesentliche im Bau der Spinalganglien beziehen, bin ich
    ihnen nicht begegnet und habe daher die bei Ammocoetes und Petromyzon
    gewonnenen Resultate unter einen Titel gebracht.

    Die im vorigen Abschnitt dargelegten Resultate gelten für die Spinalganglien
    des Caudalmarkes, die ich allein eingehend untersucht habe. Die Spinalganglien
    anderer Regionen habe ich der erwähnten ungünstigen Verhältnisse
    wegen vernachlässigt. Die Schwierigkeiten wären auch da nicht unüberwindlich
    gewesen, aber da ich mein Material frisch verarbeiten musste, war meine
    Zeit für die Untersuchung der Spinalganglien des Schwanzes hinreichend in
    Anspruch genommen.

  • S.

    121

    Was ich von den Spinalganglien anderer Regionen gesehen habe,
    lässt mich vermuthen, dass daselbst auch der Bau der Spinalganglien nicht
    günstig für die Untersuchung ist. Die Wurzel fasert sich im Spinalganglion
    nicht auf, die Zellen liegen traubig gehäuft. In einem Spinalganglion des
    Kiemenmarkes fand ich die grösste, überhaupt beobachtete Anzahl von Zellen.
    Es waren 16 Zellen traubig um die Theilung der Wurzel angeordnet,
    7 in einiger Entfernung in den dorsalen Ast eingelagert. In einem anderen
    Spinalganglion fand ich ebenfalls 23 Zellen, aber ganz unregelmässig auf 4
    Äste vertheilt, in die die hintere Wurzel zerfiel. Diesen benachbart war ein
    Spinalganglion von 14 Zellen, die sich zu 5+9 auf beide Äste vertheilten.

    Auch auf die leichter zu untersuchenden letzten Spinalganglien ist die
    vorhin gegebene Beschreibung nicht ohne Modificationen anwendbar. Die
    letzten hinteren Wurzeln zeigen keine Theilung und keine Bildung eines
    dorsalen und ventralen Astes. Ihre Fasern verlaufen auch nach der Einla-
    gerung der Spinalganglienzellen parallel weiter und gehen dann allmälig
    auseinander. Angelehnte Fasern fehlen, durchziehende sind nicht immer
    deutlich zu erkennen, obwohl das Verhältniss der Faseranzahl zur Anzahl
    der eingelagerten Zellen durchziehende Fasern anzunehmen nöthigt. Feine
    Fasern sind in grosser Menge vorhanden und zeigen sowohl Theilungen als
    Einlagerungen sehr kleiner Zellen. Die Bipolarität der grossen Zellen ist in
    diesen letzten Spinalganglien noch viel leichter und schöner zu sehen als
    anderwärts, weil alle Zellen zwischen parallelen Fasern liegend sich selbst in
    die Länge gestreckt haben. Doch habe ich eine R a n v i e r ’sche Zelle dort
    gesehen und abgebildet (Tafel I, Fig. 4 A).

    Bei Anwendung der besprochenen Methode isoliren sich die letzten Wurzeln
    im Zusammenhang mit dem Endstück des Rückenmarks und grossen
    Strecken ihres peripheren Verlaufes. Wie alles Andere in der Schwanzspitze
    sind auch die Verhältnisse der letzten Wurzeln sehr variabel. Es finden sich
    einige Male nur 6–7, andere Male 13–14 Zellen in einander dem Ort nach
    entsprechenden Spinalganglien bei verschiedenen Thieren.

    Die Spinalganglien etwa 1 Cm. von der Schwanzspitze aufwärts sind das
    für die Untersuchung günstigste Object und bilden den Gegenstand der vorhin
    gegebenen Beschreibung.

  • S.

    122

    Man darf nicht erwarten, dass jedes einzelne Spinalganglion eine
    so vollständige und sichere Analyse gestatte, wie sie in meiner Beschreibung
    enthalten ist. Das eine wird die Verhältnisse der Ganglienzellen, das andere
    die der durchziehenden Fasern mit besonderer Schönheit zeigen, und eine
    gute Menge wird überhaupt zu nichts als zur Zählung der Zellen zu verwenden
    sein. Aber bei Organen, welche so offenbar von derselben Art sind wie
    die Spinalganglien verschiedener Segmente desselben Thieres, ist es erlaubt,
    die aus den verständlichen Bildern gewonnene Kenntniss auf die dunkleren
    Bilder zu übertragen und die Resultate als vermuthungsweise allgemein giltige
    hinzustellen. Endlich muss ich hervorheben, dass es dieser Erlaubniss
    für die Spinalganglien von Petromyzon nicht bedarf, indem man einzelne
    Spinalganglien antrifft, welche eine so vollständige Analyse zulassen, dass
    an ihnen überhaupt nichts mehr zu schematisiren bleibt.

    Einige der Umstände, welche das Aussehen der Spinalganglien beeinflussen,
    habe ich schon hervorgehoben; andere sollen nun erwähnt werden.

    Selten finden sich Spinalganglien mit doppelter Wurzel. Die beiden Wur-
    zeln entspringen dann auch getrennt vom Rückenmark, wie später beschrieben
    werden soll, erweisen sich aber als die Theile einer einzigen Wurzel, weil
    sie zusammengenommen erst die Faserstärke einer einzigen Wurzel haben,
    und weil sie einander viel näher sind als eine hintere Wurzel einer anderen
    hinteren oder vorderen. Aus den Fasern dieser beiden Wurzeln geht nur ein
    einziges Spinalganglion, ein dorsaler und ein ventraler Ast hervor.

    Die Erscheinung der Spinalganglien kann auch verändert werden durch die
    Bildung von mehr als 3 Ästen, die aus der einen Wurzel hervorgehen. Oft ist
    der sympathische Ast doppelt oder mehrfach vorhanden, manchmal der dorsale
    oder ventrale Ast von seinem Ursprung an in zwei Äste gespalten, die sich
    auf ihrem peripheren Verlauf noch vereinigen können. Es kommt auch vor,
    dass einer der beiden grossen Äste der Wurzel sich in seinem weiteren Verlaufe
    theilt, die beiden Äste aber sich später wieder vereinigen, so dass sie eine
    Insel bilden, in der z. B. das den Nerven begleitende Gefäss zu liegen kommt.

  • S.

    123

    Die beiden grossen Äste sind nicht immer gleich stark. Der Unterschied
    ist manchmal so bedeutend, dass die Wurzel als compactes Bündel
    in den einen Ast übergeht, während wenige weit von einander abstehende
    Fasern, die sich von der Wurzel lösen, den zweiten Ast bilden. An mehreren
    hinter einander liegenden Spinalganglien betraf diese Reduction den dorsalen
    Ast. Es war zugleich im dorsalen Ast die Anzahl der durchziehenden
    Fasern eine sehr geringe, während die Fasern des ventralen Astes, der auch
    sonst weniger Zellen führt, fast alle durchziehende waren. Auch andere Unterschiede,
    z. B. in Bezug auf die Vertheilung der breiten und feinen Fasern,
    finden sich zwischen den beiden grossen Ästen, aber sie sind zur Charakterisirung
    der beiden Äste darum nicht zu verwenden, weil sie bald dem einen,
    bald dem anderen zukommen.

    Am constantesten ist der Unterschied in der Grösse und Anzahl der Zellen.
    Dieses Verhältniss ist darum interessant, weil man auch in den Spinalganglien
    einiger Säuger grössere und kleinere Zellen findet, aber nicht unregelmässig
    durcheinander, sondern die grösseren in einer bestimmten Gegend
    des Spinalganglions angehäuft. Bei Petromyzon hat man in einigen Fällen
    sichere Anhaltspunkte, die beiden Äste des isolirten Spinalganglions von einander
    zu unterscheiden. Der dorsale Ast geht über den Nervus lateralis, der
    ventrale über die Chorda. Mitunter ist es nun sehr deutlich, dass der über den
    Nervus lateralis ziehende, also dorsale, Ast die grössere Hälfte der Spinalgan-
    glienzellen führt, die kleinere dem ventralen Ast zufällt. Die zahlreicheren
    Zellen des dorsalen Astes sind alle kleiner als die ventralen, oder es befinden
    sich doch unter ihnen die kleinsten; die an Zahl geringeren Zellen des ventralen
    Astes sind entweder alle grösser oder doch unter ihnen die grössten. Diese
    Grössenunterschiede sind weniger constant als der Unterschied der ungleichen
    Vertheilung. Anfangs habe ich mich für berechtigt gehalten, in all den
    Fällen, wo die Äste des Spinalganglions nicht durch ihren Verlauf über den
    N. lateralis oder die Chorda kenntlich waren, den Ast mit mehr und kleineren
    Zellen für den dorsalen, den anderen mit weniger und grösseren für den
    ventralen zu erklären. Aber ich sah mehrmals, dass die grösseren Zellen sich
    in demselben Ast befinden können, der die grössere

  • S.

    124

    Anzahl von Zellen enthält. Da meine beiden Merkmale zur Unterscheidung der Äste hier nicht coincidiren, sondern auf verschiedene Äste vertheilt sind, bin ich im Zweifel, ob ich überhaupt eine allgemeine Unterscheidung beider Äste in Bezug auf
    Grösse und Zahl der Zellen annehmen soll.

    Die Zellen dritter Grössenordnung finden sich in beiden Ästen, im ventralen
    Ast unter den grössten Zellen sind sie am auffälligsten. Sie sind bipolar
    wie die grösseren Zellen, ihre Fortsätze sind feine Fasern und darum nicht
    weit zu verfolgen. Ich habe versucht zu entscheiden, ob diese kleinen Zellen
    den grösseren gleichzustellen oder als besondere Elemente anzusehen sind.
    Zu diesem Zwecke habe ich in Spinalganglien, die ich im Zusammenhang
    mit dem Rückenmark hinter einander liegend isoliren konnte, die Zellen
    gezählt und zu bestimmen gesucht, ob sich eine grössere Gleichmässigkeit
    der Zahlen ergäbe, wenn ich die kleinen Zellen als besondere oder als den
    anderen gleichwerthige Elemente in Rechnung brachte.

    Im Grosszellenstrang
    (ventral)
    Kleinzellenstrang
    (dorsal)
    Summe

    I. 5 + 5 = 10
    II. 6 + 7 + 1 kleine = 13 + 1 = 14
    III. 5 + 7 + 1 „ = 12 + 1 = 13
    IV. 6 + 2 kleine + 8 + 2 „ = 14 + 4 = 18
    V. 3 + 1 „ + 5 = 8 + 1 = 9
    VI. 5 + 1 „ + 6 + 1 kleine = 11 + 2 = 13
    VII. 6 + 5 + 1 „ = 11 + 1 = 12
    VIII. 4 + 1 kleine + 6 = 10 + 1 = 11
    IX. 6 + 5 + 1 kleine = 11 + 1 = 12

    Die vorstehende Reihe gibt indess keinen Aufschluss über das Verhältniss der
    kleineren Zellen zu den grösseren. Man bemerkt bloss, dass in dem reichsten
    Spinalganglion (IV.) auch die grösste Anzahl von kleinen Zellen vorkommt.

    Es ist interessant zu bemerken, dass die Anzahl der Zellen in den aufeinander
    folgenden Ganglien wenig wechselt: von 10–14. Nur zwei Ganglien,
    IV. und V., machen eine Ausnahme. IV. überschreitet das mittlere Mass um
    so viel als V. dahinter zurückbleibt. Da die beiden Ganglien unmittelbar aufeinander

  • S.

    125

    folgen, könnte man denken, dass eine Art Compensation
    zwischen ihnen stattfindet. Ich habe dasselbe Verhältniss auch in anderen
    Reihen von Spinalganglien beobachtet.

    Auch die Untersuchung symmetrischer Ganglien gab über die Stellung der
    kleinen Zellen keinen Aufschluss. Zwar erhielt ich ein Spinalganglion von
    4+7 Zellen, dem ein symmetrisches von 10 grösseren mehr einer kleinen
    entsprach, so dass die Übereinstimmung beider Ganglien gewahrt schien,
    wenn man die eine, kleine, Zelle den anderen gleichstellte. Aber die symmetrischen
    Spinalganglien zeigen oft ansehnliche Verschiedenheiten der Zellenanzahl,
    wie folgende kleine Reihe beweist:

    Grössere Kleine Grössere Kleine

    11 – 10 + 1
    18 + 1 – 20 + 1
    16 + 1 – 14 + 1
    7 – 9 + 2

    Ich führe noch mehrere Reihen von Spinalganglien an, in denen ich die
    Zellen gezählt habe. Bei einigen ist auch die Vertheilung der Zellen notirt.

    Zeilenzahl Vertheilung

    I. 19
    13
    15, 6 + 9

    II. 17
    16
    16, 4 + 12
    14, 5 + 9
    14
    17, 6 + 11
    14
    14

    III. 12, 6 + 6
    14, 5 + 9
    16, 6 + 10
    16, 6 + 10
    13, 4 + 9

  • S.

    126

    Zellenanzahl Vertheilung

    IV. 12, 5 + 1 kleine + 5 + 1 kleine
    12, 5 + 7
    14, 7 + 7
    12, 5 + 7
    13, 5 + 6 + 2 kleine.

    Einige Aufmerksamkeit muss ich den tripolaren und irregulären Zellen
    schenken, um zu prüfen, ob sie sich nicht an die bipolaren Zellen anreihen
    und als Modificationen derselben erkennen lassen. Ich habe diese tripolaren
    Zellen nur sehr selten gesehen und bin daher nicht sicher, in ihrer Auffassung
    nicht Fehler begangen zu haben, die bei öfters wiederholter Untersuchung
    vermieden worden wären.

    Ganz unzweifelhaft ist mir die Zellform Tafel I, Fig. 4 B, die ich relativ
    am häufigsten gefunden habe. Diese Figur stellt eine bipolare Zelle dar, deren
    peripherer Fortsatz nach kurzem Verlauf sich theilt. Beide Theilungsäste
    verlaufen parallel mit einander zur Peripherie. Man kann sich denken, dass
    ein ander Mal die Theilungsstelle des Fortsatzes noch näher an die Zelle,
    endlich in die Zelle selbst gerückt ist. Man erhält dann eine Zelle, welche am
    peripheren Ende zwei, am centralen dagegen nur einen Fortsatz entsendet.
    Eine solche Zelle ist eine tripolare zu nennen; von ihr zur bipolaren gibt es
    aber eben so stetige Übergänge wie von der bipolaren zur R a n v i e r ’schen.
    Eine solche Zelle ist die in derselben Figur mit C bezeichnete, aber mit dem
    Unterschiede, dass in C die beiden, nach unserer Vorstellung einem getheilten
    Fortsatze gleichartigen Fasern am centralen Ende der Zelle entspringen,
    während der periphere Fortsatz einfach ist.

    Die Zellformen D und F derselben Figur sind als R a n v i e r ’sche Zellen
    aufzufassen, deren einer Fortsatz eine zweite Theilung eingeht, und dieselben
    sind den echten tripolaren Zellen wie C gleichzustellen. Die Unterschiede im
    Aussehen der beiden Zellen kommen daher, dass die zweite Theilung in dem
    einen Falle eine gabelige, im anderen eine T-förmige ist, und dass ihre Stelle
    der ersten Theilung mehr oder weniger genähert ist.

  • S.

    121

    Einen weiteren Beitrag zum Verständniss der tripolaren Zellen
    mit zwei centralen Fortsätzen wird die Beschreibung der Hinterzellen des
    Rückenmarks bringen.

    Theilungen finden sich nicht nur an Zellfortsätzen, sondern wie erwähnt,
    auch an durchziehenden und angelehnten Fasern. Es erübrigt hinzuzufügen,
    dass solche Theilungen auch im Rückenmarke noch zu beschreiben sind.
    Alle diese Theilungen sind meist gabelig, selten theilt sich eine Faser mehrmals
    hinter einander. An einer angelehnten Nervenfaser habe ich einmal
    eine T-förmige Theilung beobachtet. Die Faser zog vom dorsalen in den
    ventralen Ast hinüber und gab ungefähr in der Mitte des Spinalganglions
    einen Ast senkrecht auf ihre eigene Richtung ab.

    Die häufigen Theilungen in den Nerven von Petromyzon wurden von
    S t a n n i u s 1 aufgefunden.

    „Ferner findet man ausserhalb der Centralorgane in den Wurzeln und in
    deren Nähe bisweilen, obschon selten, freie hüllenlose Axencylinder, welche
    sich theilen.“

    Nach S t a n n i u s 2 sind Fasertheilungen in den dorsalen und ventralen
    Ästen der Spinalnerven bei Fischen überhaupt sehr häufig.

    Im Sympathicus sind von mehreren Autoren sogenannte „zusammengesetzte“
    Zellen beschrieben worden. Sigm. M a y e r 3 hat sie auch in den
    Spinalganglien gefunden. Man hat diesen Namen Zellen gegeben, welche
    die mehrfache Grösse anderer Zellen, eine grössere Anzahl von Fortsätzen
    und mehr als einen Kern besitzen und durch feine Linien in mehrere Stücke
    getheilt erscheinen, von denen jedes einen Kern einschliesst. Die Auffassung
    dieser Elemente hängt hauptsächlich davon ab, wie sich die Fortsätze zu den
    Abschnitten der „zusammengesetzten“ Zelle verhalten. Ich habe einige dieser
    Zellen einer genauen Untersuchung unterworfen.

    1 S t a n n i u s in Rud. Wa g n e r ’s Neurologischen Untersuchungen, 1854, p. 88.
     

    2 S t a n n i u s , Das periphere Nervensystem der Fische. 1849.
     

    3 Sigm. M a y e r , Zur Lehre von der Structur der Spinalganglien und der peripheren
    Nerven. Vorläufige Mittheilung. Wiener akad. Anzeiger, 1873, p. 54.

  • S.

    123

    In einem Fall, wo ich eine langgestreckte Zelle mit zwei weit von
    einander entfernten Kernen und zwei starken Fortsätzen vor mir zu haben
    glaubte, wies die Untersuchung mit H a r t n a c k X nach, dass es sich um
    eine enge Aneinanderlegung zweier ganz getrennter bipolarer Zellen handle.
    Jede Zelle hatte ein breites Ende, das den Kern enthielt und einen starken
    Fortsatz entsandte, und ein verschmälertes Ende, das sich in einen feinen
    Fortsatz auszog. Die Zellen lagen so neben einander, dass das schmale Ende
    der einen sich an das breite Ende der anderen schmiegte, während die feinen
    Fortsätze kurz abgebrochen waren. Die Anlagerung war eine so enge, dass
    sie nicht zu erkennen war, bevor man nicht durch Druck auf’s Deckglas die
    Zellen von einander getrennt hatte. Dann waren bei starker Vergrösserung
    aber auch die feinen Fortsätze sichtbar.

    Ein Fall einer Doppelzelle ist in Tafel I, Fig. 2 dpz abgebildet. Die beiden
    Segmente der Zelle sind durch eine deutliche, homogene und schwach
    gefärbte Zwischenschichte getrennt. Vom vorderen Segmente entspringt ein
    centraler, vom hinteren zwei periphere Fortsätze. Nachdem die Zelle aus dem
    Spinalganglion isolirt und mit stärkeren Vergrösserungen betrachtet worden,
    zeigte sich noch ein vierter, centraler, Fortsatz in der mit x bezeichneten
    Ecke des hinteren Segmentes. Diese Zelle entsprach also nach Grösse, Anzahl
    und Art ihrer Fortsätze zwei bipolaren; man konnte aber doch nicht
    behaupten, dass sie eine Zusammenlagerung zweier gesonderter Zellen sei,
    weil man die beiden peripheren Fortsätze nur bis zum hinteren Segment
    verfolgen konnte, nicht aber den einen davon bis zum vorderen.

    Eine andere Zelle aus einem Spinalganglion war dreimal so gross als die
    umgebenden und zeigte in situ zwei centrale und drei periphere Fortsätze.
    Der mittelste periphere Fortsatz theilte sich nach kurzem Verlauf. Als die
    Zelle isolirt und etwas gedrückt war, zeigten sich an ihr Spalten als Andeutung
    einer Zusammensetzung aus drei Theilstücken, von denen das mittlere
    das grösste war, und ein dritter centraler Fortsatz. Es war also wiederum
    eine Zelle mit ebensoviel peripheren als centralen Fortsätzen. Es lassen sich
    niemals durch Druck die einzelnen Segmente mit den ihnen zugehörigen
    Fortsätzen von einander trennen, daher es zweifelhaft bleibt, welcher Art die
    Verbindung der Zellabschnitte ist.

  • S.

    129

    Zusammengesetzte Zellen finden sich auch ausserhalb des Spinalganglions
    in der Nähe der Spinalarterie und im Zusammenhang mit gefässbegleitenden
    Fasern. An einer solchen dreifachen Zelle sah ich einmal
    ganz deutlich, dass von jedem Segment zwei Fortsätze ausgingen, die mit den
    anderen Segmenten in keiner Verbindung standen.

    Die in den peripheren Verlauf des dorsalen oder ventralen Astes eingelagerten
    Zellen sind entweder so gross wie die Spinalganglienzellen und ihnen
    in jeder Beziehung ähnlich, oder sie sind kleiner und zeigen dann mancherlei
    Eigenthümlichkeiten. Manchmal haben sie anstatt des Kernes 3–5 helle
    Flecke, die wohl Kerne sein könnten, da sich der Kern an vergoldeten Präparaten
    nur als heller Fleck markirt. Sie sind entweder bi- oder tripolar, das
    letztere gewöhnlich dort, wo der Nerv einen Ast abgibt.

    In feineren Nervenstämmen, besonders in den Flossennerven, finden sich
    zusammengesetzte Zellen, die, wie mir scheint, nicht durch Aneinanderlagerung
    von bipolaren entstanden sein können. Sie sehen so aus, als ob eine bipolare
    Zelle in der Mitte zerschnitten und die Theilstücke wieder zusammengelegt
    wären. Jeder der Abschnitte hat seinen Kern und übergeht in einen Fortsatz,
    die Abschnitte berühren sich mit ebenen Flächen und sind durch eine schmale,
    homogene Zwischenschichte von einander getrennt. An den Rändern stehen
    die beiden Abschnitte oft etwas von einander ab. Man begegnet daneben Zellen,
    die zwei Kerne und die Gestalt der zusammengesetzten haben, denen aber eine
    Trennungslinie fehlt; bei anderen ist sie eben angedeutet.

    Es ist S t a n n i u s 1 aufgefallen, dass die Nervenwurzeln bei Petromyzon
    im Vergleich mit den Ästen dünn zu nennen sind. „Die Wurzeln der
    Nerven sind unverhältnissmässig fein und dünn im Vergleich zu den Nerven.
    Die Ursache dieses Missverhältnisses habe ich soeben berührt.“ (S t a n -
    n i u s gibt an, dass die Nervenwurzeln erst nach ihrem Austritt aus den
    Centralorganen eine Hülle empfangen). „Eine zweite liegt darin, dass die in
    einen bipolaren Ganglienkörper eintretende Nervenfaser oft

    1 Neurologische Untersuchungen, l. c. p. 88.

  • S.

    130

    ausserordentlich fein ist, während die austretende Faser sehr viel breiter zu sein
    pflegt. Die austretende Faser ist bisweilen 6–7mal breiter als die eintretende.
    Es findet eine Verbreiterung der Markmasse und Erweiterung der Hülle statt,
    ferner findet man ausserhalb der Centralorgane in den Wurzeln und in deren
    Nähe bisweilen, obschon selten, freie, hüllenlose Axencylinder, welche sich
    theilen. Dass hiemit die Ursachen des Missverhältnisses zwischen der Stärke
    der Wurzeln und der Nerven erschöpft sind, glaube ich nicht.“

    Die hauptsächlichste Ursache dieses Missverhältnisses ist das Vorhandensein
    der angelehnten Fasern, welche die Äste der Spinalnerven verbinden,
    ohne in ihre Wurzel zu treten. Auf den anderen, von S t a n n i u s geltend
    gemachten Grund, dass die centralen Fortsätze schmäler seien als die peripheren,
    kann ich nicht so viel Gewicht legen, obwohl dieses Verhältniss von
    sämmtlichen Autoren über die Spinalganglien von Petromyzon behauptet
    wird. Ich vermuthe, dass es für die Hirnnervenganglien, besonders für das
    Ganglion G a s s e r i , auf das sich die Autoren oft beziehen, eher Regel
    ist. In den Spinalganglien des Schwanzes fand ich oft genug beide Fortsätze
    gleich stark, wie es auch meine Abbildungen zeigen.

    Man überzeugt sich leicht, dass der Durchmesser derselben Nervenfaser
    an verschiedenen Stellen ihres Verlaufes bei Petromyzon ein sehr verschiedener
    sein kann. So sind die breiten, durchziehenden Nervenfasern in dem
    Spinalganglion bandförmig, auf der Pia mater aber drehrund und in Folge
    dessen viel schmäler. Oft erkennt man in einem Ast der Wurzel eine breite
    Faser, die in der dazu gehörigen Wurzel nicht aufzufinden ist.

    Eine sehr auffällige Veränderung in der Faserstärke fand ich nach Chromsäurehärtung
    an den vorderen Wurzelfasern von sehr kleinen Ammocoetes.
    Zieht man das vordere Blatt der Pia mater vom Rückenmark ab, so werden
    die vorderen Wurzeln aus dem Rückenmark herausgerissen und bleiben an
    der Pia mater haften. Die vorderen Wurzelfasern sind sehr stark, so lange
    sie auf der Pia bleiben, verschmälern sich aber plötzlich, wo sie aus dem
    Rückenmark herausgerissen sind. Das Verhältniss ist das des Stiels einer
    Peitsche zur Geissel. Wie viel von dieser Erscheinung der Härtung zuzuschreiben
    ist, ist schwer zu sagen. Man

  • S.

    131

    muss daran denken, dass die Nervenfasern in der Pia mater
    in eigenen Scheiden, im Rückenmark frei durch die Stützsubstanz
    verlaufen.

    Eine andere auffällige Änderung im Durchmesser von Nervenfasern findet
    sich im Endstück des Nervus lateralis. Dieser Nerv, der als Ast des vagus
    und facialis aus einem besonderen Ganglion entspringt,1 ist von L a n -
    g e r h a n s weit nach hinten verfolgt worden, während J. M ü l l e r nur
    sein vorderes Stück kannte. Wo dieser Nerv endet, ist nicht bekannt, er reicht
    aber nicht so weit als das Rückenmark. Ich habe mehrmals gefunden, dass in
    sein Endstück ein aus bipolaren und tripolaren Zellen bestehendes Ganglion
    eingeschaltet ist. Kurz vor diesem Ganglion verbreitern sich einige Fasern
    plötzlich zu knotigen oder spindelförmigen Anschwellungen, die sich stärker
    färben, die man für Nervenzellen erklären würde, wenn sie nicht kernlos wären.
    Bisher ist man nie in die Nothwendigkeit versetzt gewesen, eine kernlose
    Zelle für eine Nervenzelle zu erklären.

    Bildungen, die viel Ähnlichkeit mit den eben beschriebenen haben, finde
    ich bei B e a l e 2 dargestellt. Es heisst darüber im Text:

    „A good example of the varying diameter of darkbordered fibres within a
    short distance is represented in fig. 39“ und in der Figurenerklärung wird bemerkt:
    „Part of trunk of pneumogastric, where it passes through an opening in
    the base of the skull.“ Einige der Anschwellungen haben einen Kern, andere
    nicht. Eine feine Faser nimmt kurz hinter einander zwei Anschwellungen auf.

    Eine andere Quelle der Variabilität im Faserdurchmesser wird aber durch
    die gebrauchten Methoden eingeführt. Ich gebe mich nicht der Täuschung
    hin, dass die Behandlung des frischen Präparates mit ½% Goldchloridlösung
    und die nachfolgende Maceration in Salzsäure die Dimensionen der
    Fasern unverändert lassen. Die Veränderungen mögen selbst nicht immer
    dieselben sein. In einigen Spinalganglien scheinen die Fortsätze der Ganglienzellen
    zu den feinen, in anderen zu den mittelstarken zu gehören. –

    1 L a n g e r h a n s , l. c. p. 5.

    2 B e a l e , l. c. p. 560 und Plate XXXIX, Fig. 39.

  • S.

    132

    Dass die Spinal- oder Intercostalarterie nur von zwei Fasern begleitet
    wird, ist das einfachste Verhältniss. Manche Präparate zeigen einen
    viel grösseren Reichthum an Nervenfasern um die Gefässe, welche dieselben
    eine Strecke weit begleiten und dann andere Richtungen einschlagen. Die
    feinsten Ausläufer dieser Fasern sind varikös, liegen auf den Gefässen oder
    beschreiben Spiraltouren um dieselben.

    Die meisten der kleinen Nervenzellen in der Nähe der Gefässe lassen
    keinen Zusammenhang mit der hinteren Wurzel erkennen; es folgt daraus
    nicht, dass sie ausser Zusammenhang mit dem Centralorgan sind. Kennen
    wir es doch als eine Eigenthümlichkeit der sympathischen Fasern, dass sie,
    aus einem Ramus communicans kommend, an vielen anderen vorbeiziehen,
    bevor sie ihrer peripheren Endigung entgegengehen.

    Was den Zusammenhang der die Gefässe umlagernden und begleitenden
    nervösen Elemente mit den Wurzeln betrifft, so habe ich einige Beobachtungen
    mitzutheilen, die zu unvollständig sind, die Frage zu entscheiden.
    Ich werde aber vielleicht Gelegenheit haben, auf die Gefässnerven von Petromyzon
    zurückzukommen.

    Einige Fasern des dritten, sogenannten sympathischen, Astes sah ich in
    Zellen enden, welche dem Spinalgefässe anlagen. Eine der gefässbegleitenden
    Fasern sah ich mitunter aus einem Ast der hinteren Wurzel kommen.
    In Tafel IV, Fig. 1, ist es der ventrale Ast. In vielen Fällen kann man sich
    aber überzeugen, dass die gefässbegleitenden Fasern nicht aus der Wurzel
    desselben Segmentes stammen.

    Das Spinalgefäss begleitet immer die hintere Wurzel, während die ein halbes
    Wurzelgebiet davon entfernte vordere Wurzel kein begleitendes Gefäss
    hat. Es mag das wohl davon kommen, dass die Zellen des Spinalganglions
    die unmittelbare Nähe des Gefässes benöthigen. Immer knüpft sich im Nervensystem
    bessere Vascularisirung eher an Anhäufung von Nervenzellen als
    von Nervenfasern.

    Dass die gefässbegleitenden Fasern, die zum Theil aus der hinteren Wurzel
    stammen, die Innervation der Gefässe besorgen, lässt sich nicht beweisen,
    weil die Muskelelemente des Gefässes durch die Maceration zu sehr
    leiden.

  • S.

    133

    Es gibt angelehnte Fasern, welche nicht vom dorsalen in den ventralen
    oder sympathischen Ast ziehen, sondern, nachdem sie einem Ast einer
    Wurzel eine Strecke weit gefolgt sind, denselben verlassen, ein Stück weit
    der Wurzel parallel laufen und dann irgend welche Wege einschlagen. Fig. 2,
    Tafel IV, zeigt solche Fasern, von denen sich eine als ein Theilungsast einer
    stärkeren, der Wurzel parallel laufenden Faser erweist. An einem Präparat,
    welches zwei aufeinander folgende Spinalganglien mit ihrer Wurzel und ihren
    Ästen enthielt, sah ich, dass eine Faser, die aus der oberen Wurzel kam
    und zwischen deren beiden Ästen als durchziehende Faser verlief, in den
    dorsalen Ast der unteren Wurzel als angelehnte Faser eintrat.

    V. Über die Beziehungen der Spinalganglien zum Rückenmark.

    Ich muss mich an dieser Stelle anklagen, dass ich mich mit Unrecht für den
    ersten gehalten habe, der den Ursprung hinterer Wurzelfasern aus Zellen bei
    Petromyzon nach directen und unzweifelhaften Beobachtungen beschrieben
    hat. Kurz nach Veröffentlichung meiner citirten Abhandlung fand ich in
    den Referaten aus der russischen Literatur von S t i e d a 1 einen Auszug
    einer Abhandlung von K u t s c h i n , welche wichtige Mittheilungen
    über den Ursprung der hinteren Wurzelfasern machte. Durch die Güte des
    Herrn Prof. S t i e d a in Dorpat, der mir auf Ansuchen die in russischer
    Sprache geschriebene Abhandlung einsandte, konnte ich die Abbildungen
    K u t s c h i n ’s prüfen und überzeugte mich, dass K u t s c h i n den Ursprung
    hinterer Wurzelfasern aus Hinterzellen schon 1863 an beweisenden
    Präparaten gesehen hatte. Ich kann zu meiner Entschuldigung nur anführen,
    dass K u t s c h i n ’s Angaben – vielleicht weil seine Abbildungen den deutschen
    Histologen nicht zugänglich waren – allgemein vernachlässigt wurden.

    K u t s c h i n hat seine Untersuchungen an Petromyzon fluviatilis gemacht.
    Er behauptet, dass obere (hintere) Wurzeln entspringen aus den
    Hinterzellen, die er Zellen der Centralgruppe

    1 Max Schultze’s Archiv, II. B. 1866.

  • S.

    134

    nennt, derselben und der gekreuzten Seite und aus den kleinen Zellen, die zwischen den grossen Vorderzellen und den Hinterzellen liegen.1 Die letzteren Angaben will ich nicht in Zweifel ziehen, aber ich kann sie nicht bestätigen.

    „K u t s c h i n verfolgte einen Fortsatz“ (einer kleinen Zelle) „in die
    obere Commissur, einen andern zu der obern Wurzel.“ – „Einmal konnte
    der Fortsatz einer kleinen Nervenzelle in die obere Commissur hinein und
    durch dieselbe hindurch bis zum Abgang der obern Wurzel der andern Seite
    verfolgt werden.“

    … Die obere Wurzel bildet ein feines Bündel; die Fasern derselben laufen
    eine ansehnliche Strecke an der Oberfläche des Markes und treten näher
    zur Mittellinie in dasselbe ein, als die untere Wurzel. Gleich nach dem Eintritt
    ziehen die Fasern nach hinten und vorn, Bogen bildend, auseinander.
    Die Fasern kommen zum Theil von den kleinen Nervenzellen der entsprechenden
    Hälfte, zum Theil von den kleinen Zellen der entgegengesetzten
    Hälfte (die Fasern der oberen Commissur) und zum Theil von den Zellen
    der Centralgruppe.“2

    Einmal sah K u t s c h i n von einer Hinterzelle zwei Fortsätze zur hinteren
    Wurzel gehen.

    (Ein anderer Auszug der Abhandlung von K u t s c h i n findet sich in
    den „Mélanges biologiques tirés du Bulletin de l’Académie Impériale de St.
    Pétersbourg“, Tome IV.)3

    Es ist K u t s c h i n auch aufgefallen, dass die Zellen der Spinalganglien
    denen der Centralgruppe ähnlich sind. Diese Ähnlichkeit bezieht sich in der
    That sowohl auf ihre Form als auf ihre Beziehungen zur hinteren Wurzel.

    Die Hinterzellen sind meist bipolar, mit zwei an entgegengesetzten Polen
    entspringenden, nach oben und unten verlaufenden Fortsätzen, von denen
    einer der Wurzelfortsatz ist. Diese

    1 K u t s c h i n , Über den Bau des Rückenmarkes des Neunauges, p. 529.

    2 Vergl. auch R e i s s n e r , Beiträge zur Kenntniss vom Bau des Rückenmarkes
    von Petromyzon fluviatilis. M ü l l e r ’s Archiv 1860, p. 560.

    3 „Über die Inauguraldissertation des Herrn Dr. K u t s c h i n das Rückenmark
    der Neunaugen betreffend, nebst einigen eigenen Beobachtungen über das Rückenmark
    der Knochenfische und anderer Thiere“ von Ph. O f s i a n i k o f .

  • S.

    135

    Form entspricht der gewöhnlichen Form der bipolaren Zelle im
    Spinalganglion.

    Es können aber auch genau wie im Spinalganglion die Fortsätze der Hinterzellen
    an den verschiedensten Punkten der Zelle und einander sehr genähert
    entspringen. R a n v i e r ’sche Zellen habe ich unter den Hinterzellen
    nicht gefunden, doch muss man bedenken, dass es viel schwerer ist die Hinterzellen
    als die Spinalganglienzellen isolirt zu beobachten.

    In meiner ersten Abhandlung1 habe ich von schiefen Fortsätzen der
    Hinterzellen gesprochen und angegeben, dass ich nichts über deren Verlauf
    beobachtet habe. Ich habe seitdem Längsschnitte und ganze Längsansichten
    des Rückenmarks untersucht und mich überzeugt, dass die schiefen Fortsätze
    zu Wurzelfasern werden. Die schiefen Fortsätze sind keine von den
    Längsfortsätzen verschiedene Art, so wenig wie die queren Fortsätze, die ich
    in Fig. 1 und 2 meiner ersten Abhandlung dargestellt habe, sondern es sind
    immer dieselben Wurzelfortsätze, welche einen verticalen oder queren oder
    jeden zwischen den beiden gelegenen Verlauf nehmen können, bevor sie in
    die Wurzel eintreten. Quer sind diese Fortsätze dann, wenn die Hinterzelle
    im Niveau des Wurzeleintritts liegt; dieser Ursprung der hinteren Wurzelfasern
    ist dann auch auf dem Querschnitt des Rückenmarks zu sehen. Liegt
    die Zelle aber höher als die Wurzel, zu der sie eine Faser schickt, so steigt
    die letztere entweder im Bogen zur Wurzel herab, oder sie verläuft zuerst
    senkrecht nach abwärts und knickt dann rechtwinklig um, wenn sie das Niveau
    des Wurzeleintritts erreicht hat. Ähnlich, wenn die Zelle tiefer liegt als
    die Wurzel, der sie angehört. Es ist daher irrthümlich, wenn die Autoren,
    R e i s s n e r und K u t s c h i n , den Wurzelfortsatz als einen dritten von
    den beiden, leicht zu sehenden Längsfortsätzen scheiden.

    Wie unter den Spinalganglienzellen, gibt es auch unter den Hinterzellen
    tripolare.

    Nach S t i l l i n g 2 sind „auch die sogenannten bipolaren grossen
    Nervenzellen im Rückenmark von Petromyzon nur unge-

    1 l. c. p. 6.

    2 S t i l l i n g , Neue Untersuchungen über den Bau des Rückenmarks 1859,
    p. 993.

  • S.

    136

    nügend erkannte multipolare Zellen. Ich habe mit aller Evidenz von manchen dieser
    Zellen 3–4 Fortsätze nach verschiedenen Richtungen abgehen sehen.
    Die Längsschnitte zeigen freilich in den meisten Fällen nur zwei Pole, von
    welchen in entgegengesetzter Richtung entspringende Fortsätze abgehen.“

    In dieser Allgemeinheit kann ich die Behauptung S t i l l i n g ’s nicht als
    richtig anerkennen. Ich habe aus dem Rückenmark von P. marinus nach Goldbehandlung
    Hinterzellen isolirt, die bloss bipolar waren, von deren Fortsätzen
    einer nach längerem Verlauf rechtwinklig geknickt war zum Übergang in die
    Wurzel. Auch an den gleich zu erwähnenden oberflächlichen Hinterzellen kann
    man sich von der überwiegenden Häufigkeit rein bipolarer Elemente überzeugen.
    In den Fällen, wo ich tripolare Zellen unter den Hinterzellen erkannte,
    waren die Fortsätze nur auf so kurze Strecken zu verfolgen, dass ich über ihren
    Verlauf nichts aussagen kann. Ob der über den Centralcanal gehende Fortsatz
    zum Wurzelfortsatz wird, wie K u t s c h i n will, weiss ich nicht.

    Wie erwähnt, sah K u t s c h i n einmal eine Hinterzelle mit zwei peri-
    pheren Fortsätzen. Diese kann nicht ohne centrale Verbindung gewesen sein.
    Im einfachsten Fall hatte sie noch einen centralen Fortsatz und ist dann den
    tripolaren Formen, die ich aus dem Spinalganglion beschrieben habe, an die
    Seite zu stellen.

    Die Grössenunterschiede der Spinalganglienzellen finden sich auch unter
    den Hinterzellen und zwar überwiegen hier die grösseren Elemente, wie im
    Spinalganglion die kleineren.

    Interessant ist, dass auch räumliche Übergänge zwischen den Spinalganglienzellen
    und den Hinterzellen bestehen. Es ist hier nöthig, den Verlauf
    einer hinteren Wurzel zu recapituliren.

    Der dorsale und ventrale Ast derselben verlaufen in einer sagittalen Ebene
    (wenn man sich das Thier aufgerichtet und nach dem Menschen orientirt
    denkt); wo sie zur Bildung der Wurzel zusammentreffen, nehmen sie Spinalganglienzellen in sich auf; die Wurzel verläuft dann in querer Richtung gegen
    die Medianebene, durchsetzt das die Chorda umgebende Gewebe, die Dura
    mater, den Arachnoidealraum, tritt dann in die Pia mater ein und behält
    noch in dieser den queren Verlauf bei. Nahe der Medianebene des Rückenmarks
    verlässt die Wurzel den

  • S.

    137

    queren Verlauf und geht in den senkrechten
    über, ein Theil der Fasern biegt nach oben und unten um und bleibt
    oberflächlich auf dem Rückenmark liegen, ein anderer senkt sich sofort ins
    Rückenmark ein. Sowohl von den oberflächlich verbleibenden, als von den
    in’s Rückenmark eindringenden Fasern, begibt sich ein Theil zu Hinterzellen,
    die in der Tiefe des Rückenmarkes liegen.

    Es finden sich aber vereinzelte, den Hinterzellen ganz ähnliche Elemente
    auch in der queren und in der verticalen Verlaufsstrecke der hinteren Wurzel.
    Die in den queren Verlauf eingelagerten Zellen sind seltener, man sieht sie
    mitunter auf Flächenschnitten der Pia und der umgebenden Gewebe (Fig.
    1 und 2 qhz, Tafel III); sie sind bipolar und liegen mitunter in Kapseln wie
    die Spinalganglienzellen (Fig. 1, Tafel III, qhz). Viel häufiger findet man
    die in den verticalen Verlauf der Wurzelfasern eingestreuten oberflächlichen
    Hinterzellen auf.

    Ich fand diese Zellen sehr nahe dem Eintritt der Wurzel oder weiter nach
    oben und unten von ihr entfernt, stets aber in dem Gebiet derjenigen Wurzel,
    zu der sie ihre Faser schicken. In ihnen endet eine der oberflächlichen
    Fasern, sei es eine auf- oder absteigende.

    Wenn man die Pia mater an Präparaten, die in Chromsäure oder in Pikrinsäure
    gehärtet worden, vom Rückenmark abzieht, bleiben diese Zellen mit
    den oberflächlichen Fasern an der Pia mater haften und geben das denkbar
    günstigste Object für die Demonstration der Einschaltung von Zellen in Fasern
    der hinteren Wurzel. Auf diese Weise ist das Präparat Tafel II, Fig. 3,
    erhalten worden.

    Die Fig. 1 in Tafel III stellt einen Flächenschnitt oder transversalen
    Längsschnitt durch die Pia dar, welcher die oberflächlichen Fasern und Hinterzellen,
    die hier in reichlicher Anzahl vorhanden sind, vom Rückenmark
    getrennt hat.

    Die oberflächlichen Hinterzellen können die regelmässigsten schmalen
    oder breiten Spindeln darstellen und so den typischen Spinalganglien und
    Hinterzellen vollkommen gleichen. Gewöhnlich sind sie jedoch länger, ihr
    peripheres Ende ist sehr lang ausgezogen, übergeht in den Wurzelfortsatz
    sehr allmälig, ihr centrales Ende ist keulenförmig angeschwollen und der
    feine

  • S.

    138

    centrale Fortsatz sitzt ihm mit einer kurzen konischen Wurzel
    auf (Tafel III, Fig. 3, Fig. 4).

    Sehr oft ist der centrale Fortsatz kurz abgebrochen, was wohl daher
    kommt, dass er sich bald ins Rückenmark einsenkt, also beim Abziehen der
    Pia mater abreisst.

    Ich habe in anderen Fällen den centralen Fortsatz der Zelle, der gleich
    stark war wie der periphere, über ein halbes Wurzelgebiet verfolgt.
    Die Wurzelfortsätze der oberflächlichen Hinterzellen gehören zu den
    mittelstarken Fasern, es ist ihnen eine sehr scharfe, rechtwinkelige oder fast
    spitzwinkelige Umbiegung aus dem verticalen in den queren Verlauf eigenthümlich,
    während die zu den tiefer liegenden Hinterzellen aufsteigenden
    Fasern sanfte Bögen beschreiben. In der Vertheilung der oberflächlichen Hinterzelle ist keine Regelmässigkeit aufzufinden. An manchen Präparaten fehlen
    sie durch viele Wurzelgebiete; in anderen sind sie in jedem Wurzelgebiete
    oft in mehrfacher Zahl vorhanden. Sie finden sich sowohl im obersten Kiemenmark
    als im Caudalmark; wo sie vorkommen, sind sie assymmetrisch angeordnet.
    Aus der Beschreibung geht hervor, dass sie keine grösseren Unterschiede
    von den Spinalganglienzellen oder tiefen Hinterzellen darbieten, als
    diese untereinander; in der wichtigsten Eigenschaft, dem Verhältniss zu den
    hinteren Wurzelfasern stimmen sie mit beiden überein. Dass sie sämmtlich
    die Fortsätze an entgegengesetzten Polen entstehen lassen und keinerlei von
    den Modificationen zeigen, die durch die Verschiebung der Faserursprünge an
    den Spinalganglien- und tiefen Hinterzellen entstehen, kommt wohl daher,
    dass sie in locker angeordnete, längsverlaufende Fasern eingeschaltet sind.

    Zweimal sah ich oberflächliche Hinterzellen, die am centralen Ende zwei
    Fasern entstehen liessen. Es war genau das Bild der Zelle C in Fig. 4, Tafel
    I, die ich in einem Spinalganglion gefunden habe.

    Neuere Funde über die Entwicklung der Spinalganglien sind geeignet,
    diesen zwischen Spinalganglien und Hinterhorn vermittelnden Zellen ein
    hohes Interesse zu leihen. Nach älteren Angaben entstehen die Spinalganglien
    an Ort und Stelle aus dem mittleren Keimblatt, aber nach den übereinstimmenden
    Angaben

  • S.

    139

    von H e n s e n 1 und von S c h e n k 2
    entstehen die Spinalganglien als Verdickungen der Rückenmarksanlage und
    entfernen sich später von derselben, indem sich ihr Stiel, die hintere Wurzel,
    bildet und verlängert.

    Hensen:3 „Von den hinteren Theilen des Markes treten Zellen in den
    Raum zwischen Mark und Urwirbel, um dort allmälig eine compacte, zunächst
    dem Marke dicht anliegende und an den Seiten desselben sich bis
    etwa zur Mitte herabschiebende Zellenmasse zu bilden. Die Zellen trennen
    sich dabei nicht von den Zellen des Markes, sondern bleiben durch Fäden,
    die Nerven der hinteren Wurzel, mit ihnen verknüpft. Von den auf diese
    Weise ausgestülpten Zellen gehen auch periphere Fäden ab; es ist mir jedoch
    nicht geglückt, dieselben erheblich weit zu verfolgen. Später entfernt sich
    das Ganglion unter dem Einfluss der fortschreitenden Bindegewebswucherung
    mehr vom Mark und es beginnt in der bereits bekannten Weise weiter
    bauchwärts zu rücken.“

    H e n s e n fügt hinzu: „Eine besonders beachtenswerthe Bestätigung
    meiner Angaben finde ich in B a l f o u r ’s4 Beschreibung der Ganglie-
    nentwicklung bei Haien, die, soweit man erkennen kann, ganz mit derjenigen
    von Säugethieren übereinstimmt.“

    Diese Thatsache der Entwicklungsgeschichte gibt eine gute Erklärung für
    das Vorkommen der oberflächlichen Zellen auf halbem Weg zwischen Spinalganglion
    und Hinterhorn. Wenn die Anlage des Spinalganglions dieselbe
    ist wie die des Hinterhorns, und die Spinalganglien sich durch Verlängerung
    ihres Stiels vom Rückenmark entfernt haben, darf es nicht Wunder nehmen,
    wenn bei einem Thier, das in vieler Hinsicht einen permanenten Embryo
    darstellt, sich zurückgebliebene Zellen vorfinden, die den Weg bezeichnen,
    den die Spinalganglienzellen einst gewandert sind. –

    1 H e n s e n , Beobachtungen über die Befruchtung und Entwickelung des
    Kaninchens und Meerschweinchens. Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte.
    Bd. I. 1876.

    2 S c h e n k , Die Entwicklungsgeschichte der Ganglien und des Lobus electricus.
    Diese Berichte, LXXIV. Bd., 1876, p. 15.

    3 l. c. p. 377.

    4 B a l f o u r , On the Development of the Spinal Nerves in Elasmobranch
    Fishes. Phil. Trans. vol. 166.

  • S.

    140

    Sowie es im Spinalganglion Fasern gibt, welche mit Bezug auf die
    Nervenzellen daselbst als durchziehende zu bezeichnen sind, so gibt es in
    der hinteren Wurzel auch Fasern, welche sich nicht mit Hinterzellen verbinden.
    Ich habe dies schon in meiner ersten Abhandlung ausgesprochen,
    gestützt auf Zählungen, welche ergaben, dass die Zahl der Hinterzellen eines
    Stückes Rückenmark zwischen zwei Wurzeln viel geringer ist als die
    der Fasern in der hinteren Wurzel. Aber ich sprach mich nicht mit voller
    Sicherheit aus. Meine neueren Erfahrungen lassen mich dasselbe jetzt mit
    Bestimmtheit aussagen.

    Ich habe an einem Stück Rückenmark aus den mittleren Regionen des
    Thieres auf einer Seite 43, auf der anderen 48 aufeinanderfolgende Wurzelgebiete
    durchgezählt.

    Es ergab sich auf der Seite der 43 Wurzelgebiete:

    2 Zellen – 1mal
    3 „ – 1mal
    5 „ – 6mal
    6 „ – 9mal
    7 „ – 9mal
    8 „ – 10mal
    9 „ – 4mal
    10 „ – 2mal
    11 „ – 1mal

    Summa: 299:43 = 6.95.

    Ein Mittel von 6.95 Zellen in einem Wurzelgebiet.
    Auf der anderen Seite:

    5 Zellen – 11mal
    6 „ – 6mal
    7 „ – 16mal
    8 „ – 8mal
    9 „ – 3mal
    10 „ – 2mal
    11 „ – 1mal
    12 „ – 1mal

    Summa 337:48 = 7.02.

    Aus der Zählung von 91 Wurzelgebieten ergibt sich also mit grosser Genauigkeit
    ein Mittel von 7 Zellen in einem Wurzelgebiet.

  • S.

    141

    Das Minimum von 2 Zellen kam nur 1mal
    „ „ „ 3 „ „ „ 1mal
    „ Maximum „ 11 „ „ „ 2mal
    „ „ „ 12 „ „ „ 1mal
    unter 91malen vor.

    Eine hintere Wurzel aus derselben Region erlaubt zwar nicht ihre Fasern genau
    zu zählen, aber man kann doch feststellen, dass über 30, wahrscheinlich
    gegen 50 Fasern in der hinteren Wurzel sind, wo sie in die Pia mater eintritt.
    Der grösste Theil davon sind feine Fasern. 30 x 91 = 2730 Fasern können
    aber nicht aus 299 + 337 = 566 Zellen entspringen. Im günstigsten Falle
    entspringt also ein Fünftel der Fasern der hinteren Wurzel aus den Hinterzellen
    des betreffenden Segments.

    Es gibt nun allerdings Fasern, welche in entferntere Wurzelgebiete aufsteigen,
    aber es gibt auch im Halsmark nicht mehr als 7 Zellen im Wurzelgebiet.
    In der Medulla oblongata endlich hören die Hinterzellen auf. Es ist
    immer möglich, dass andere Zellen von anderem Aussehen dort in ähnliche
    Beziehungen zu aufsteigenden hinteren Wurzelfasern treten, aber mit Bezug
    auf die anatomisch gut charakterisirten Hinterzellen im Rückenmark muss
    man die grössere Zahl von Wurzelfasern für durchziehende Fasern erklären.
    Es kann nun die Frage aufgeworfen werden, ob die Fasern, welche sich im
    Spinalganglion nicht mit Zellen verbinden, auch im Hinterhorn die Verbindung
    mit Hinterzellen vermeiden, oder ob sich die Spinalganglien- und Hinterzellen
    derart ergänzen, dass die Fasern, welche im Spinalganglion durchziehende
    sind, im Rückenmark aus Hinterzellen entspringen und umgekehrt.
    In letzterem Falle könnte es sich so verhalten, dass alle Fasern der hinteren
    Wurzeln mit Zellen entweder im Spinalganglion oder im Hinterhorn zusammenhängen, oder es könnte noch ausserdem eine Anzahl von Fasern geben,
    die an beiderlei Zellen vorbeigehen.

    Die Entscheidung der zuerst aufgeworfenen Frage kann am besten durch
    directe Beobachtung einer Faser geschehen, welche von einer Hinterzelle
    kommt und im Spinalganglion eine durchziehende ist. Es wäre für unsere
    gegenwärtigen Methoden nicht gerade unmöglich, obwohl sehr schwierig,
    ein solches Bild zu

  • S.

    142

    erhalten. Aber ich war nicht so glücklich und
    der Mangel an frischem Material, der hier alljährlich zur Zeit des Hochwassers
    eintritt und durch den Sommer anhält, hat meine Versuche frühzeitig
    aufgehalten. Ich kann daher keine befriedigende Antwort auf die aufgeworfenen
    Fragen geben und habe dieselben nur gestellt, weil ich doch Einiges
    mitzutheilen habe, was zum Anlass dienen kann, die eine Ansicht für die
    wahrscheinlichere zu erklären.

    Die Ähnlichkeit der Hinterzellen und Spinalganglienzellen, das Vorkommen
    von Zellen an verschiedenen Strecken zwischen Spinalganglion und
    Hinterhorn, endlich die der Entwicklungsgeschichte entnommene Thatsache,
    dass die Spinalganglienzellen bloss aus dem Rückenmark herausgerückte Elemente
    des Hinterhorns sind, lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass Spinalganglien-
    und Hinterzellen Elemente von gleicher Bedeutung sind, jede
    Zelle dazu bestimmt, eine Faser der hinteren Wurzeln in sich aufzunehmen.
    Spinalganglion und Hinterhorn würden zusammen eine Zellenmasse für den
    Ursprung der hinteren Wurzel bilden, die vergleichbar ist den Zellenmassen
    in den Vorderhörnern, aus denen die vorderen Wurzeln entstehen. Auch für
    die Vorderzellen liegt es ja näher, anzunehmen, dass jede Zelle eine Faser entsendet,
    als dass eine Faser durch zwei Zellen passirt, und andere leer ausgehen.

    Würde der Fortsatz einer Spinalganglienzelle im Rückenmark noch durch
    eine Hinterzelle gehen, so würde ein Stück einer hinteren Wurzelfaser eine
    Commissur zwischen zwei bipolaren Zellen darstellen. Bei S t a n n i u s 1
    finde ich eine solche Verbindung beschrieben und abgebildet:

    „Ich sah bei Spinax acanthias in der Ganglienmasse an der Basis vom
    Stamme des N. maxillaris superior einen Ganglienkörper, aus welchem zwei
    mittelbreite Primitivröhren hervorgingen. Die eine Röhre erschien lang und
    einfach; die zweite setzte sich sehr bald wieder in einen Ganglienkörper fort
    und aus dem ihrer Eintrittsstelle gegenüber liegenden Punkte ging abermals
    eine Primitivröhre hervor. Der Weg, den jene Primitivröhre von ihrer Austrittstelle
    aus dem einen Ganglienkörper bis

    1 S t a n n i u s , Das periphere Nervensystem der Fische. 1849. p. 149. Tafel IV,
    Fig. 12.

  • S.

    143

    zu ihrem Eintritte in den zweiten zurücklegte, war äusserst kurz; er war um die Hälfte kürzer, als der Längendurchmesser eines Ganglienkörpers. – Diese Beobachtung war so rein und ungetrübt, wie nur immer möglich;…“

    Commissuren von Nervenzellen im Rückenmark und im Spinalganglion habe ich nicht gesehen; auch suchte ich in den Nervengeflechten der Flossen, welche zahlreiche bipolare und tripolare kleine Zellen enthalten, ohne Erfolg nach Fasern, welche zwei Zellen mit einander verbinden. Aber eine wirkliche Zellenanastomose kann ich von den gefässbegleitenden Nervenelementen beschreiben und habe sie
    auf Tafel IV (Fig. 2 C) abgebildet.

    Die eine der Zellen erschien spindelförmig und bipolar; der eine ihrer
    Fortsätze verästelte sich in der Nähe des Gefässes, der andere lief zwischen
    dem ventralen Nerven und seinem Gefässe und wurde zum Fortsatz der
    zweiten Zelle. Diese stellte einen merkwürdigen Übergang zwischen einer
    einfachen und einer zusammengesetzten Zelle dar. An dem Ende, wo sie
    den Commissurfortsatz empfing, war sie einfach, am entgegengesetzten
    spaltete sie sich in zwei weit von einander abstehende Zellleiber, von denen
    jeder seinen besonderen Kern und Fortsatz hatte. Die Anwendung stärkerer
    Vergrösserung liess ein neues Detail erkennen, das ich nicht abgebildet
    habe. Es erschien nämlich auch die erste Zelle als Doppelzelle, indem sich
    neben ihr ein schwach gefärbter Zellleib mit deutlichem Kern zeigte. Für
    die Einfachheit der Commissurfaser kann ich demnach nicht einstehen,
    aber ich glaubte, mich zu überzeugen, dass die Commissurfaser wirklich
    mit beiden Zellen in Verbindung steht und nicht etwa über die eine hinwegzieht.

    Man könnte einen anderen Weg einschlagen, um zur Klarheit über das
    Verhältniss der Spinalganglienzellen zu den Hinterzellen zu kommen. Man
    müsste an vielen aufeinanderfolgenden Wurzeln die Spinalganglienzellen
    und die Hinterzellen zählen, so dass man über die zusammengehörigen Zahlen
    nicht im Zweifel ist. Wenn Hinterzellen und Spinalganglienzellen durch
    Commissurfasern verbunden sind, so muss an jeder Wurzel die Anzahl der
    Hinterzellen gleich sein der der Spinalganglienzellen. Verbinden sich hingegen
    mit den Hinterzellen Fasern, die keine Verbindung mit den Spinalganglienzellen
    haben, so würde auch

  • S.

    144

    die Summe von beiderlei Elementen eine constante sein oder eine constante Beziehung zur Fasermenge der Wurzel darbieten.

    Dieser Plan war aber nicht ausführbar, weil ich keine Methode besass,
    das Rückenmark im Zusammenhang mit den Spinalganglien in solchem Zustand
    zu isoliren, dass man die Hinterzellen zählen kann. Es trifft sich auch
    sehr unglücklich, dass man Hinterzellen und Spinalganglienzellen nicht in
    derselben Region zählen kann, wenn man schon darauf verzichtet, sie an
    demselben Präparat zu zählen. Ich habe die Hinterzellen aus der Mitte des
    Thieres zählen können und, wie erwähnt, einen Durchschnitt von 7 Zellen
    gefunden; die Spinalganglienzellen konnte ich in der Schwanzgegend zählen
    und fand als die häufigsten Zahlen 10–14; aber die Spinalganglien anderer
    Regionen konnte ich aus schon angegebenen Gründen nicht untersuchen,
    und die Hinterzellen im Caudalmark sind nicht zu zählen, weil dieses alle
    Arten von Härtungen sehr schlecht erträgt und die Hinterzellen den Elementen
    des Vorderhorns so nahe liegen, dass man sie auf der Flächenansicht
    nicht gut von ihnen sondern kann.

    Im Caudalmark scheinen mir mehr als 7 Hinterzellen auf ein Wurzelgebiet
    zu kommen, doch beträgt die Vermehrung nicht so viel, um die mittlere
    Anzahl der Spinalganglienzellen jener Gegend zu erreichen.

    Auf die wichtige Frage, ob es Fasern gibt, die weder mit den Spinalganglien-,
    noch mit den Hinterzellen in Verbindung stehen, kann ich eine etwas
    bestimmtere Antwort in bejahendem Sinne geben.

    Wollte man die Zahl der Zellen im Spinalganglion und im Hinterhorn
    summiren und mit der Fasersumme der hinteren Wurzel vergleichen, so
    würde diese Berechnung an allen vorher eingestandenen Mängeln der Ungenauigkeit
    leiden. Man hätte
    im Caudalmark etwa:

    Hinterzellen Spinalganglienzellen

    12 + 16 entsprechen 28 Zellfasern,

    in den mittleren Regionen:

    Hinterzellen Spinalganglienzellen

    7 + 23 entsprechen 30 Zellfasern.

    Es ist schon angegeben worden, dass die Anzahl der Fasern diese Zahlen
    überschreitet.

  • S.

    145

    Aber man kann sich auf directe Beobachtungen stützen, um die
    Existenz von Fasern wahrscheinlich zu machen, die weder mit Spinalganglienzellen,
    noch mit Hinterzellen zusammenhängen. Wir haben in den Spinalganglien
    sehr breite, durch ihre Theilungen ausgezeichnete Elemente als
    durchziehende Fasern kennen gelernt. Diese Fasern bleiben auch auf der
    Pia mater ihrer Stärke wegen kenntlich. Sie übergehen nicht in Hinterzellen
    ihres Wurzelgebietes, sondern steigen auf der Pia mater oberflächlich
    auf oder in selteneren Fällen ab und sind auf langen Schnitten durch die
    Pia mater zu verfolgen. Man sieht sie oft an den drei nächsten Wurzeln
    vorbeigehen und erst im vierten Wurzelgebiete verschwinden. Eine Anzahl
    feinerer Fasern gesellt sich ihnen aus jedem Wurzelgebiete, das sie passiren,
    bei. Dieselben verschwinden aber noch in demselben oder im nächsten Wurzelgebiete aus den oberflächlichen Fasern, indem sie sich ins Rückenmark
    einsenken. Je stärker eine oberflächliche Faser ist, desto länger bleibt sie
    gewöhnlich oberflächlich.

    Solche Fasern sind in Fig. 1 und Fig. 3, Tafel III abgebildet. Man erkennt
    dort, wie aus jeder der fünf hinteren Wurzeln Fasern oberflächlich verbleiben,
    die feineren sich bald verlieren, die stärkeren in die Höhe steigen und
    durch mehrere Wurzelgebiete hindurchziehen. Es sammelt sich aber keine
    Fasermasse aus diesen langen aufsteigenden Fasern, sondern sie verlieren
    sich allmälig und werden durch Fasern höherer Wurzeln ersetzt.

    Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese starken, lange aufsteigenden Fasern
    nicht mit grossen Zellen zusammenhängen, denn sie sind im Spinalganglion
    durchziehende Fasern, im Rückenmarke bleiben sie auf der Oberfläche und
    oberflächliche Hinterzellen finden sich nicht in ihrem Verlaufe. Man könnte
    einwenden, dass sich diese Fasern mit Hinterzellen verbinden, nachdem sie
    endlich ins Rückenmark eingedrungen sind. Man kann dies nicht ganz widerlegen,
    aber man überzeugt sich doch nur, dass die Fortsätze der Hinterzellen
    zu Wurzelfasern der nächst höheren oder tieferen Wurzel werden, und
    ihre Anzahl ist eine so geringe, dass sie auch nur einen kleinen Theil der
    Fasern der nächsten Wurzel aufnehmen können.

    Was ich über das endliche Schicksal dieser Fasern gesehen habe, ist Folgendes:
    Einmal sah ich eine lange aufsteigende

  • S.

    146

    Faser sich theilen und
    einen queren Theilungsast, der sich in ein Büschel feiner Fasern auflöste,
    ins Rückenmark schicken, während der andere Ast senkrecht weiter verlief.
    Nach kurzem Verlaufe bog er ebenfalls rechtwinkelig um und begab sich ins
    Rückenmark. Häufiger sah ich eine breite Faser, die weithin aufgestiegen war,
    in ein Büschel feiner Fasern zerfallen, welche nebeneinander liegen blieben
    und kurz abgerissen waren.

    Die Spaltung in feine Fasern bezeichnet nicht immer das Ende des oberflächlichen
    Verlaufes starker Fasern. Dieselben zerfallen oft schon während ihres
    Verlaufes in ein Bündel feiner Fäden, die sich nach kurzem getrenntem Verlauf
    wieder alle oder theilweise zu einer starken Faser zusammensetzen können.

    In vielen Fällen sieht man, dass die beiden aufsteigenden Fasern nicht
    schon in der Wurzel vorhanden sind, sondern sich erst bilden, wenn die Fasern
    umbiegen, um als oberflächliche Fasern einen verticalen Verlauf zu nehmen.
    So sah ich z. B. einmal 5–6 Wurzelfasern zu einer breiten Faser sich
    zusammensetzen. Sie waren in der Wurzel gut getrennt und hatten gesonderte
    Umbiegungsstellen. Blos eine Faser erschien schon von der Umbiegung
    an zusammengesetzt. Die 6 Fasern näherten sich einander allmälig, während
    sie auf der Pia mater aufstiegen. Als sie die nächste Wurzel passirten, lagen
    sie einander sehr nahe, aber ihre Contouren waren noch gut von einander
    getrennt. Ein wenig weiter vollzog sich ihre Vereinigung zu einer einzigen,
    sehr starken Faser, die keine Spur von Zusammensetzung zeigte. Als solche
    verlief sie nun durch das zweite und dritte Wurzelgebiet. In der Nähe der
    vierten Wurzel wurde die eine Faser platter und zeigte zwei neue Contouren
    innerhalb ihrer bisherigen Begrenzungen. An der Eintrittsstelle der vierten
    Wurzel zerfiel sie wieder in ein Büschel von feinen Fasern, die zum Theil
    weit von einander getrennt waren; feine Fasern der vierten Wurzel legten
    sich an dieses Faserbündel enge an. Während des Verlaufes durch das neue
    Wurzelgebiet verschmolzen die feinen Fasern der vierten Wurzel mit einem
    Theil der durch Zerspaltung der starken Faser entstandenen zu einer neuen
    starken Faser, welche nun sich allmälig verschmälerte und am Ende des Präparates
    noch als einfache Faser zu erkennen war.

  • S.

    146

    Die Deutung dieser Bilder kann dann zweifelhaft sein, wenn die
    durch Spaltung entstandenen feinen Fasern dicht neben einander liegen.
    Man kann dann annehmen, dass die früher rundliche Faser platt und mehrrippig
    (auf dem Querschnitt sternförmig) geworden. Die einzelnen vorspringenden
    Rippen könnten auf der Flächenansicht das Bild von Fasern geben,
    während die dünnen ungefärbten Streifen zwischen den Rippen für leeren
    Zwischenraum gehalten werden. Es mag vorkommen, dass die Faser diese
    Gestaltung annimmt, bevor sie sich in einzelne Fäden sondert, aber an dieser
    Sonderung selbst kann kein Zweifel sein, weil man die einzelnen Fasern oft
    weit von einander abstehen und oft umgebogen sieht. Noch weniger Zweifel
    bleibt an der Zusammensetzung starker Fasern aus feinen, beim Übergang
    der queren Wurzelfasern in den verticalen Verlauf.

    Ich sah diese Verhältnisse an Schnitten der Pia mater, welche in Chromsäure
    gehärtet und mit Goldchlorid gefärbt waren. Es kann nicht die Rede
    davon sein, die beschriebenen Bilder für durch die Einwirkung dieser Reagentien
    hervorgerufene Kunstproducte anzusehen.

    Nach K ö n i g s t e i n 8 7 finden sich ähnliche Verhältnisse der Fasertheilung
    an viel feineren Nervenfäden in der Cornea der Wirbelthiere.

    Ich weiss durchaus nicht, welchen Werth ich diesen Verhältnissen beilegen
    soll. Ich sehe mich ausser Stande zu entscheiden, ob die breite Nervenfaser
    an einer Stelle zwischen ihrer Zusammensetzung aus feinen Wurzelfasern
    und ihrer Aufpinselung in ein Büschel feiner Fäden wirklich als eine einzige
    Faser zu betrachten ist. Gibt es etwas – vielleicht Scheidewände – was die
    streckenweise von einander gesonderten Fäden auch dort von einander sondert
    und zur gesonderten Leitung befähigt, wo man mit dem Mikroskop im
    homogenen Axencylinder keinerlei Sonderung sieht?

    Zum Nachweis der fibrillären Zusammensetzung des Axencylinders kann
    ich diese Bilder nicht verwerthen, denn sie zeigen blos, dass sich mehrere
    Nervenfasern zu einer einzigen zusammen-

    1 K ö n i g s t e i n , Beobachtungen über die Nerven der Cornea und ihre
    Gefässe. Diese Berichte LXXVI. Bd. 1877

  • S.

    148

    setzen, nicht dass die Nervenfaser dort, wo sie einfach scheint,
    zusammengesetzt ist. Es wäre offenbar für die Beurtheilung
    dieser Bilder viel gewonnen, wenn man wüsste,
    wie sich diese Fasern zu Zellen verhalten. Würden alle die feinen Fasern,
    nachdem sie sich mehrmals zusammengesetzt und wieder von einander gesondert
    haben, schliesslich doch als ein einziger Stamm oder selbst als getrennte
    Fasern in dieselbe Zelle eingehen, so hätten wir es wiederum nur mit
    einer besonderen Art von Fasertheilung zu thun. Eine andere Bedeutung
    würde den Faserspaltungen zukommen, wenn jedes Fäserchen endlich sich in
    eine andere Zelle des Centralorgans begeben oder sich fein auflösen würde.

    Ich habe dazu nur eine einzige, nicht unzweideutige Beobachtung mitzutheilen.
    Ich sah eine breitere Faser, welche, nachdem sie eine kurze Strecke
    aufgestiegen war, in eine oberflächliche Hinterzelle eintrat, kurz vor dem
    Eintritt in die Zelle verbreitert und wie in zwei Fasern gespalten, die sich
    später wieder zusammenlegten. Es war genau das Aussehen wie von einer
    Spaltung aufsteigender, nicht in Zellen eingehender Fasern. Aber während
    sich an den letzteren Stellen fanden, wo die Fasern weit genug auseinander
    traten, um ein unzweifelhaftes Bild zu geben, lagen bei den Zellenfasern die
    beiden vermuthlichen Spaltungsäste einander so nahe, dass ich die Möglichkeit
    einer anderen Deutung zugeben muss. Es kann an dieser Stelle die Faser
    im Querschnitte biscuitförmig geworden sein. Ich kann daher dieses Bild
    nicht zur Deutung der Faserspaltungen verwerthen.

    Dies ist, was ich über den Bau der Spinalganglien und ihre Beziehungen
    zum Rückenmark zu sagen habe. Ich habe mir vorgesetzt, die in Menge
    vorhandenen Lücken durch weitere Untersuchungen auszufüllen, denn der
    Petromyzon hat sich mir als ein sehr günstiges Object erwiesen, dem ich
    weiter nichts vorwerfen kann, als dass es in Wien zu Zeiten so schwer zu beschaffen
    ist. Hätte ich endlich die Überzeugung, dass die hier zu erlangenden
    Resultate auch für das Verständniss des Nervensystems höherer Thiere nicht
    werthlos sind, nicht schon zur Untersuchung mitgebracht, so hätte ich sie aus
    den Ergebnissen derselben gewinnen müssen.

    Ich will jetzt die hauptsächlichen Eigenthümlichkeiten der Spinalganglien
    von Petromyzon nochmals hervorheben, um damit

  • S.

    149

    den Bau der Spinalganglien höherer Wirbelthiere, wie er aus den
    Angaben der Autoren hervorgeht, zu vergleichen. In den Spinal-
    ganglien von Petromyzon ist ein Theil der Fasern,
    2/3 oder 3/5, ausser Zusammenhang mit den Ganglienzellen. Die Spinalganglienzellen
    sind bipolar; R a n v i e r ’sche Zellen sind Modificationen der bipolaren,
    welche denselben für den Bau der Spinalganglien gleichwerthig sind.
    Die tripolaren Zellen mit mehr als einem peripheren Fortsatz sind auf bipolare
    mit Theilung des einen peripheren Fortsatzes zurückzuführen. Die tripolaren
    Zellen mit mehr als einem centralen Fortsatz sind den analogen Zellen im
    Hinterhorn an die Seite zu stellen. Fasertheilungen finden sich überall sehr
    verbreitet und bedingen im Spinalganglion eine geringe Faservermehrung.

    Der Bau der Spinalganglien höherer Wirbelthiere ist nicht so genau bekannt,
    doch sind als unterscheidende Merkmale von den Spinalganglien der
    Fische durchziehende Fasern und scheinbar unipolare Zellen aufgestellt
    worden. Ich darf darauf hinweisen, dass sich diese Elemente auch bei Petromyzon
    finden. Multipolare Zellen als seltenere Bestandtheile der Spinalganglien
    sind bei Fischen und Säugethieren nachgewiesen worden. Die
    Faservermehrung wurde von den meisten Autoren mehr erschlossen als
    bewiesen. H o l l hat sie, auf beweiskräftige Zählungen gestützt, geleugnet.
    Die Spinalganglien von Petromyzon zeigen eine Faservermehrung, aber sie
    bedingt keinen wesentlichen Unterschied, weil sie von den Fasertheilungen
    abhängt, die bei Petromyzon schon frühzeitig in den Stämmen vorkommen,
    bei höheren Wirbelthieren erst viel weiter peripher bekannt sind. Man ist
    demnach berechtigt zu behaupten, dass nach dem gegenwärtigen Stande der
    Untersuchungen ein wesentlicher Unterschied zwischen den Spinalganglien
    des Petromyzon und der höheren Wirbelthiere nicht besteht.

    Wenn die bisher für Eigenthümlichkeiten höherer Organisation gehaltenen
    Bildungen wie die durchziehenden Fasern und die scheinbar unipolaren Zellen
    auch dem Petromyzon nicht fehlen, so kann man den Umstand, dass sie
    bis jetzt bei den höher stehenden Fischen nicht beobachtet wurden, nicht als
    Beweis anführen, dass sie hier nicht existiren. Sollten die scheinbar unipolaren
    Zellen hier aber wirklich fehlen, so wäre hiemit

  • S.

    150

    das Schema des Spinalganglions nur auf möglichst einfache und
    consequente Weise durchgeführt.

    Wenn sich gewisse andere, wesentlich erscheinende Verschiedenheiten im
    Bau der Spinalganglien bei irgend einer Thierclasse sollten nachweisen lassen,
    so wäre es noch möglich, dass diese Unterschiede durch entsprechende
    Unterschiede im Bau des Hinterhorns compensirt würden. Sollten z. B. irgendwo
    die durchziehenden Fasern sehr reducirt sein, so könnte das daher
    kommen, dass die Hinterzellen vollständiger als anderwärts ins Spinalganglion
    hinausgerückt sind. Man wird darum gut thun, auf Verschiedenheiten im Bau
    des Hinterhorns weniger Gewicht zu legen, so lange nicht die Spinalganglien
    zum Vergleiche herbeigezogen sind, und S p i n a l g a n g l i e n u n d
    H i n t e r h o r n i n B e z u g a u f i h r Ve r h ä l t n i s s z u r
    h i n t e r e n Wu r z e l a l s e i n G a n z e s z u b e t r a c h t e n .

    Diese Anschauung, wiewohl durch die Untersuchung der Spinalganglien
    von Petromyzon wesentlich gefördert, stützt sich doch zumeist auf die aus
    der Entwicklungsgeschichte der Spinalganglien gegebenen Anhaltspunkte.

    Der Ansicht, dass die Spinalganglien Reflexapparate seien, fehlt jede
    Stütze. Es fehlen die zwei peripheren Fortsätze, deren einem man die centripetale,
    deren anderem man die centrifugale Leitung zumuthen könnte.

    VI. Bemerkungen über die Wurzelursprünge

    und das Rückenmark des Petromyzon.

    In meiner oft erwähnten früheren Mittheilung über den Ursprung der hinteren
    Wurzeln bei Petromyzon habe ich von einem eigenthümlichen Verhalten
    der Nervenwurzeln berichtet. Es entspringt hier nicht wie bei anderen Wirbelthieren
    eine hintere Wurzel immer in gleicher Höhe mit einer vorderen
    Wurzel, mit welcher sie sich später zum gemischten Spinalnerven vereinigt;
    sondern die Ursprünge hinterer und vorderer Wurzeln alterniren am Rückenmark,
    so dass jederseits eine hintere Wurzel zwischen zwei vorderen
    entspringt. Ich habe auch angegeben, dass zum Unterschiede von Amphioxus,
    der sonst eine ähnliche Eigenthümlichkeit der Nervenursprünge zeigt,
    bei Petromyzon vollständige Symmetrie beider Hälften des Rückenmarks
    in Bezug auf die

  • S.

    151

    Wurzelursprünge herrscht, und dass im Endstücke des Rücken-
    marks die Wurzeln nicht mehr gegen einander verschoben sind.

    Nach meinen neueren Erfahrungen muss ich die letzten Angaben modificiren.
    Symmetrie herrscht in den übrigen Regionen des Markes, aber im
    Caudalmark findet sich jede Art von Unregelmässigkeit in den Wurzelursprüngen.
    Es sind dort die Wurzeldistanzen variabel, es können mehrere
    gleichnamige Wurzeln auf einer Seite aufeinander folgen, es kann sich endlich
    Assymmetrie der Wurzelursprünge dazu gesellen, so dass einer linken
    hinteren Wurzel rechts eine vordere oder ein Zwischenraum entspricht. Das
    regelmässige Alterniren findet sich auch im Endstücke des Rückenmarks,
    aber nicht als Regel, sondern als ein specieller Fall unter den dort vorkommenden
    Unregelmässigkeiten.

    Einige Beispiele mögen diese Behauptungen erläutern:

    I. Endstück des Rückenmarkes von einem 165 Mm. langen Thier. Die
    Distanzen der Wurzel sind in der Zeichnung 30mal vergrössert. Die hinteren
    Wurzeln sind mit H. Spg. und römischen, die vorderen mit V. und arabischen
    Ziffern bezeichnet.
    Fig. 1

  • S.

    152

    II. Caudalmark etwas entfernt vom Ende. Die Distanzen der Wurzeln
    30mal vergrössert.

    Fig. 2

    Auf transversalen Durchschnitten durch die Hüllen des Rückenmarks trifft
    man in den mittleren Regionen stets eine vordere Wurzel zwischen zwei hinteren
    (Tafel III, Fig. 2), auf Schnitten durch die Pia mater allein entweder
    blos hintere oder blos vordere Wurzeln (Tafel III, Fig. 1). Blos im vordersten
    Kiemenmark kann man eine vordere und eine hintere Wurzel auf demselben
    Querschnitt treffen. Dort sind die Wurzeln also noch nicht gegen einander
    verschoben.

    Auch am Ursprunge der hinteren Wurzel fällt eine Eigenthümlichkeit
    auf. Es ist nicht so selten, dass zwischen zwei vorderen Wurzeln in den mittleren
    Regionen des Leibes nicht eine, sondern zwei hintere Wurzeln vom
    Rückenmark entspringen. Dass diese beiden Wurzeln zusammengenommen
    einer einzigen entsprechen, geht aus ihrer Fasermenge und aus ihren Distanzen
    hervor. Die eine der Wurzeln ist gewöhnlich die stärkere. Die stärkere
    enthält manchmal bloss aufsteigende, die schwächere bloss absteigende Fasern.
    Die Distanz beider Wurzeln ist in einigen Fällen nicht grösser als die
    Breite einer hinteren Wurzel, in an-

  • S.

    153

    deren Fällen ist die eine halbe  Wurzel von der anderen um
    die Hälfte des Zwischenraumes zwischen einer hinteren und der
    nächsten vorderen getrennt. Die eine halbe Wurzel kann auch
    im Niveau der nächsten vorderen entspringen, während die andere
    halbe an der gewöhnlichen Stelle ein halbes Wurzelgebiet davon entfernt ist.
    In diesem Falle ist es die geringe Faserstärke der beiden Wurzeln, welche sie
    als halbe erkennen lässt. Die Fasern der hinteren Wurzel laufen parallel oder
    überkreuzen sich erst bei der Umbiegung. Einmal sah ich sie schon in der
    Wurzel sich kreuzen, so dass die unterste Faser die oberste Umbiegungsstelle
    erreichte.

    Aus den beschriebenen Eigenthümlichkeiten des Ursprungs erklärt sich,
    dass die Wurzeln sich nicht sofort zur Bildung gemischter Nerven vereinigen.
    Die Wurzeln des Endstückes vom Rückenmark treten überhaupt nicht zu
    gemischten Nerven zusammen. Man kann dies leicht sehen, denn sie isoliren
    sich auf lange Strecken am Rückenmark hängend. Die Nerven anderer Regionen
    isoliren sich nicht in grosser Ausdehnung bei Anwendung der beschriebenen
    Vergoldung und Maceration. Eine anatomische Präparation derselben
    ist beim Süsswasser-Petromyzon nicht möglich. Ich kann daher nicht sagen,
    ob sich bei Petromyzon überhaupt gemischte Spinalnerven bilden. Die dorsalen
    Äste der hinteren Wurzeln kann man bis über den Nervus lateralis, die
    ventralen bis über die Chordascheide verfolgen. Auf dieser Strecke wenigstens,
    wo sie schon mehrere Äste abgeben, gehen sie keine Verbindung mit den
    Ästen vorderer Wurzeln ein.

    Die ventralen Äste verbinden sich am vorderen Rande der Chorda mit
    einander durch einen Längsstamm. An der Stelle, wo ein ventraler Ast diesen
    Längsstamm trifft, lösen sich seine Fasern von einander. Ein Theil setzt
    seine Richtung über den Längsstamm fort, ein anderer Theil übergeht in
    denselben nach oben und nach unten umbiegend. Fasern des Längsstammes,
    welche von früheren Wurzeln stammen, ziehen an der einmündenden Wurzel
    vorbei. In einige der Fasern der letzteren sind grosse tripolare Zellen eingelagert,
    sie liegen mit zwei Fortsätzen in der Continuität des ventralen Astes
    und schicken den dritten in den Längsstamm.

  • S.

    154

    Solche Längsstämme, welche die aufeinanderfolgenden Spinalnerven
    mit einander verbinden, sind nach S t a n n i u s 1 bei Fischen nicht
    selten. Bei Gadoiden haben sowohl die dorsalen als die ventralen Äste der
    Spinalnerven ihre verbindenden Längsstämme.2

    „Die dorsalen Äste aller Spinalnerven und spinalartigen Hirnnerven, vom
    N. trigeminus an, pflegen häufig durch einen Längsstamm, in welchen Elemente
    eines jeden Astes eingehen, unter einander verbunden zu werden. Der
    gemeinsame Längsstamm, der dadurch entsteht, wird, weil er vom N. trigeminus
    ausgeht, als R. lateralis trigemini bezeichnet.“3

    Der ventrale Längsstamm bei Petromyzon stellt eine Bahn dar, durch welche
    die angelehnten Fasern des einen Nerven in die Wurzel eines anderen
    übergehen könnten. Ich habe darum Bedenken getragen, die angelehnten
    Fasern mit Vo l k m a n n 4 für sympathische Elemente, welche ausser
    Zusammenhang mit dem Centralorgan stehen, zu erklären.

    Bei Joh. M ü l l e r 5 findet sich über die Vereinigung beider Wurzeln
    folgende Angabe: „An der fibrösen Scheide der Chorda angeheftet vereinigen
    sie sich erst nach unten, bedeckt von den Muskeln.“ Ich kann wenigstens
    von den letzten Wurzeln des Caudalmarks sagen, dass ihre Selbständigkeit
    so gross ist, dass man von vorderen und hinteren Spinalnerven anstatt von
    vorderen und hinteren Wurzeln reden könnte.
    Nach L a n g e r h a n s 6 gibt es bei Amphioxus keine gemischten Nerven.
    „…es findet sich zwischen zwei aufeinanderfolgenden Spinalnerven nie
    ein verbindender Ast und nie ein Faseraustausch. Jeder Nerv verzweigt sich
    vollkommen selbstständig, ohne sich seinem Nachbar zu verbinden.“

    1 S t a n n i u s, Das periphere Nervensystem der Fische. 1849, p. 119
    und ff.

    2 ibid. p. 120, p. 150.

    3 jbid. p. 151.

    4 V o l k m a n n, Über die Faserung des Rückenmarkes und des sym-
    pathischen Nerven in Rana esculenta. Müller’s Archiv 1838, p. 291.

    5 Vergl. Neurologie der Myxinoiden, p. 197.

    6 L a n g e r h a n s, Zur Anatomie des Amphioxus lanceolatus. Archiv
    für mikroskopische Anatomie, Bd. XII, 1875. p. 295.

  • S.

    155

    S t i e d a 1 hat die in ähnlicher Weise wie bei Petromyzon vom
    vorderen und hinteren Umfange des Rückenmarkes entspringenden Nerven
    des Amphioxus den vorderen und hinteren Wurzeln gleichgestellt und
    Spinalganglien an ihnen beschrieben. Nach S t i e d a ’s Deutung wäre die
    Übereinstimmung des peripheren Nervensystems bei Amphioxus und Petromyzon
    eine sehr weitgehende.

    L a n g e r h a n s 2 bestreitet indessen die S t i e d a ’sche Deutung
    und läugnet das Vorhandensein von Spinalganglien bei Amphioxus. –
    Vielleicht sind aber bei Petromyzon die Nervenwurzeln in einem anderen
    Sinne „gemischt“. Ich meine damit, dass man in den vorderen Wurzeln Elemente
    findet, die sonst nur den hinteren angehören und als charakteristisch
    für dieselben gelten.

    In einigen vorderen Wurzeln des Caudalmarkes fand ich nicht weit von
    der Theilung der Wurzel in den dorsalen und ventralen Ast blasse, kleine,
    aber vollkommen deutliche Ganglienzellen eingelagert, nie mehr als eine
    in einer Wurzel, welche zwei oder in einem Falle drei Fortsätze hatten, die
    in feine Fasern übergingen. Die Beobachtung war eine ganz unzweifelhafte,
    die Zellen konnten den Wurzeln auch nicht aufgelagert sein, denn man sah
    sie mitten zwischen den Fasern der vorderen Wurzel liegen (Tafel II, Fig. 4).

    Auch sehr feine Fasern sind in vorderen Wurzeln in grosser Menge vorhanden
    und an Goldpräparaten nachweisbar, wenngleich sie nicht in jeder
    Wurzel aufzufinden sind. Ich weiss nicht, ob sie einen constanten oder wie
    die kleinen, ihnen eingelagerten, Nervenzellen einen inconstanten Bestandtheil
    der vorderen Wurzel bilden.

    Auf der vorderen Fläche des Rückenmarkes befindet sich ein System von
    eigenthümlichen Fasern. Diese Fasern kommen aus der Tiefe der Vorderseitenstränge,
    liegen in der Mitte des Rückenmarkes vor dem Centralcanal ganz
    oberflächlich, und theilen sich daselbst gabelig. Ihre Theilungsäste senken
    sich dann wieder in die Vorderseitenstränge ein. Ich habe diese Fasern zuerst
    an mit Goldchlorid gefärbten Alkoholpräparaten

    1 Mémoires de l’Academie de St. Pétersbourg, T. XIX. 1873.

    2 l. c. p. 295 u. ff.

  • S.

    156

    von Petromyzon marinus gesehen und habe sie dann an jedem
    Rückenmark vom Ammocoetes auffinden können.

    An den ersteren Präparaten schien die oberflächliche gelatinöse Schicht
    des Rückenmarkes helle, scharf begrenzte Räume zu bilden, in denen die
    stärkeren dieser Fasern lagen. Diese Fasern sind theils stärkere, theils feinere;
    die feineren sind immer die kürzeren und entziehen sich schon in
    der Umgebung des Centralcanals der weiteren Verfolgung. Die Zusammenordnung
    der starken und feinen Fasern gibt charakteristische Bilder, die
    sich in Abständen in ganz ähnlicher Weise wiederholen. Der gewöhnlichste
    Verlauf einer starken Faser ist folgender. Sie taucht als Querfaser aus dem
    Seitenstrange der einen Seite auf, verläuft, während sie an die Oberfläche
    des Rückenmarkes kommt und an Stärke zunimmt, gegen den Centralcanal,
    überschreitet diesen und theilt sich in der anderen Hälfte des Rückenmarkes
    gabelig; die Theilung liegt noch oberflächlich. Die beiden Äste übergehen in
    die Längsrichtung und ziehen, der eine nach oben, der andere nach unten,
    während sie sich rasch verschmälern, in den Vorderseitenstrang ihrer Seite,
    wo sie unter den anderen Längsfasern verschwinden. Während ihres oberflächlichen
    Verlaufes wird die starke Faser von anderen starken gekreuzt,
    welche theils von derselben Seite, theils von der entgegengesetzten als Querfasern
    kommen und einen ähnlichen Verlauf nehmen (Tafel II, Fig. 2). Nicht
    an allen Fasern sieht man deutliche Theilungen, in der Regel aber leicht an
    den starken. Manche Fasern theilen sich oberflächlich mehrere Male hintereinander.
    Ich habe Fasertheilungen aus dem Rückenmarke isolirt, welche den
    beschriebenen sehr glichen; ich weiss aber nicht, ob ausser den beschriebenen
    noch andere Fasertheilungen im Rückenmarke vorkommen.

    Bei S t a n n i u s 1 findet sich die Angabe „An den von den Ganglienkörpern
    sehr weit entfernt liegenden langen Axencylindern der Centralorgane
    nimmt man selten deutliche Theilungen wahr.“

    Eine Beziehung dieser oberflächlichen Kreuzung zu den vorderen Wurzelfasern
    oder zu den Vorderhornzellen ist nicht

    1 S t a n n i u s in Wa g n e r ’s Neurologischen Untersuchungen, p. 88.

  • S.

    157

    nachzuweisen. Die vorderen Wurzelfasern treten direct in die
    Tiefe des Rückenmarkes ein, ohne mit den in der nächsten Nähe
    ihres Eintrittes sich kreuzenden Fasern in Verbindung zu stehen.
    Die Fortsätze der Nervenzellen, welche Antheil an den vorderen
    Faserkreuzungen nehmen, verlaufen meist quer und weniger
    oberflächlich.

    Das beschriebene oberflächliche Fasersystem ist im Wesentlichen eine
    Kreuzung eines Theils der Vorderseitenstränge mit der Eigenthümlichkeit,
    dass sich Fasern während ihres oberflächlichen Verlaufes theilen, so dass für
    eine Faser, die von der einen Seite her in die Kreuzung tritt, zwei Fasern
    in die Längsfasern der anderen Seite eintreten. Auf dem Querschnitte des
    Rückenmarkes sind diese Fasern wegen ihres schiefen Verlaufes und ihrer
    oberflächlichen Lage nicht nachzuweisen.

    Die Autoren beschreiben zwar vordere Faserkreuzungen, aber sie sagen so
    wenig von der ganz oberflächlichen Lage, dem charakteristischen Verlauf und
    den reichlichen Theilungen, dass sich ihre Beschreibungen eher auf die tiefer
    liegenden Fasern der vorderen Commissur zu beziehen scheinen.

    S t i l l i n g 1 sagt in der Erklärung der Figuren 7 und 8 seiner Tafel
    XXIX, welche transversale Längsschnitte durch das Rückenmark von Petromyzon
    darstellen,

    zu Figur 7:

    „Es sind dieses die, die mittleren Schichten der weissen Vorderstränge
    bildenden Nervenprimitivfasern. Dieselben werden in schiefen Winkeln
    vielfach durchkreuzt von quer- und schräglaufenden Fasern, k, k’, k’’, den
    F a s e r n d e r C o m m i s s u r a a n t e r i o r .“

    Zu Figur 8:

    „Dicht neben der Mitte des Präparats, e, e’, gewahrt man feinere und dickere
    Längsfasern, g, g’, welche die vordersten Schichten der weissen Vorderstränge
    bilden. Bei k, k’ werden dieselben durchkreuzt von Q u e r f a s e r n ,
    welche die vorderen Theile der C o m m i s s u r a a n t e r i o r bilden.“

    1 Neue Untersuchungen über den Bau des Rückenmarkes 1859, p. CV.

  • S.

    158

    R e i s s n e r :1 „Statt nun von den nach innen gehenden Fortsätzen
    zu reden, will ich vorher bemerken, dass der ganze Zwischenraum
    zwischen den beiden seitlichen dunklen Streifen“ (den Vorderhörnern) „von
    zahlreichen queren und verschiedenartig schrägen, oft sich kreuzenden
    Axencylindern durchsetzt wird. – Einen Theil dieser Axencylinder kann
    man mit Leichtigkeit als Fortsätze der Nervenzellen in den dunklen Streifen
    nachweisen, von anderen gelingt es nicht. Letzteres wird nicht weiter auffallen,
    wenn man sich erinnert, wie sehr die Fasern der unteren Commissur
    von der Ebene abweichen können, in welcher die grossen äusseren Nervenzellen
    liegen. Dass die erwähnten Axencylinder aber wenigstens zum Theil
    der unteren Commissur angehören, wird nach dem über die Beschaffenheit
    der Querschnitte Mitgetheilten, und daraus, dass sie entschieden unter den
    M ü l l e r ’schen Fasern liegen, nicht bezweifelt werden können“.

    K u t s c h i n :2 „An horizontalen Längsschnitten, welche die untere
    Commissur getroffen hatten, sah K u t s c h i n , dass der Raum, welcher
    zwischen den zu beiden Seiten des Centralcanals gelegenen Zellenhaufen
    existirt, von zahlreichen Fasern durchschnitten wird. Diese Fasern ziehen
    horizontal oder schräg, sich vielfach kreuzend, aus einer Hälfte des Markes
    in die andere. K u t s c h i n fand, dass einige dieser Fasern, welche von
    den grossen Zellen der äusseren Gruppe entspringen, auf die andere Seite
    hinüberziehen und nachdem sie hier die äusserste Grenze des Zellenhaufens
    erreicht hatten, sich hier an die Fasern schliessen, welche die untere Wurzel
    bilden. Andere Fasern, nachdem sie in die weisse Masse der anderen Seite
    eingedrungen, schlagen hier die Richtung nach vorn (Kopf) oder nach hinten
    (Schwanz) ein und laufen hier bis zur nächstliegenden Wurzel, in welche sie
    eintreten. Der grösste Theil der Fasern konnte nicht so weit verfolgt werden,
    es verloren sich dieselben zwischen den anderen“.

    1 R e i s s n e r , Beiträge zur Kenntniss vom Bau des Rückenmarkes vom Petromyzon
    fluviatilis. M ü l l e r ’s Archiv 1860, p. 580.

    2 Referate aus der russischen Literatur von S t i e d a . Max S c h u l t z e ’s
    Archiv, Bd. II, 1866. p. 527.

  • S.

    159

    Über das Stützgewebe des Rückenmarkes habe ich eine Mittheilung
    zu machen. Im Verlaufe meiner Bemühungen eine gute Erhärtung des
    Rückenmarkes zu bekommen, habe ich mehrere Male Ammocoetes 3–4
    Tage in 0.2 % Chromsäure liegen lassen und dann unmittelbar in starken
    Alkohol übertragen. Die Härtung solcher Präparate ist keine gute, aber das
    Rückenmark selbst hat seine bandförmige Gestalt beibehalten und seine Elemente
    sind sehr schön erhalten, so dass es gut von der Fläche zu untersuchen
    ist.

    So behandeltes Rückenmark zeigt gewöhnlich eine auffällige Fleckung.
    Sowohl am gefärbten als ungefärbten Präparat sind hellere Stellen von ganz
    unregelmässiger Gestalt und Anordnung vorhanden. Diese hellen Stellen
    sind immer gross, können vom Rande bis zum Centralcanal reichen, selbst
    auf die andere Seite übergreifen; die Veränderung, die an ihnen vorgegangen,
    betrifft die ganze Dicke des Rückenmarkes. Die nervösen Elemente sind
    in diesen hellen Stellen gar nicht verändert, weder dislocirt, noch anders
    gefärbt; sie sind im Gegentheile dort besonders deutlich zu erkennen und
    mit grosser Schärfe zu verfolgen. Die nervösen Elemente können demnach
    an dem Zustandekommen dieser hellen Flecke keinen Antheil haben. Sieht
    man näher zu, so bemerkt man auch, dass in den hellen Flecken die Kerne
    der gewöhnlich „bindegewebig“ genannten Zellen fehlen. Diese Kerne gehören
    zu sehr schmalen und blassen spindelförmigen Zellen mit langen
    Fortsätzen, deren Zellleib ohne Isolation der Zellen nicht zu sehen ist. Die
    grösste Anhäufung dieser Zellen ist um den Centralcanal, ihre Zellkerne
    gleichen auch vollkommen den Kernen der Epitelzellen und ihre Fortsätze
    den vom Centralcanal abgewandten Fortsätzen der Epitelzellen. Sie sind
    aber auch in unregelmässiger Vertheilung in der grauen und in Längsreihen
    in der weissen Substanz vorhanden.

    Die hellen Flecke werden hervorgerufen durch das Fehlen dieser Zellen –
    und wahrscheinlich eines von ihnen ausgehenden Gerüstes – was am auffälligsten
    ist, wenn ein heller Fleck die Umgebung des Centralcanals betrifft. Da
    aber die hellen Flecke Artefacte sind, die man jederzeit durch die angegebene
    Behandlung hervorbringen kann, ist man genöthigt anzunehmen,

  • S.

    160

    dass diese Behandlung zur Folge hat, dass das von den Zellen
    ausgehende Gerüst an manchen Stellen reisst und sich gegen
    den Centralcanal zurückzieht, wodurch Stellen entstehen, die von
    den Zellen in ihrem Gerüste ganz frei sind.

    Dagegen fehlt in den hellen Stellen nicht jene Art von nicht nervöser
    Zwischensubstanz, welche man als Neuroglia beschreibt, sie ist dort vielmehr
    deutlicher als anderswo zu erkennen. Man muss daher annehmen, dass im
    Rückenmark zweierlei nicht nervöse Bestandtheile vorkommen: die Neuroglia
    und das Gerüst unserer in Rede stehenden Zellen. Letztere muss man
    wegen der Analogie ihrer Kerne und Fortsätze mit denen der Epitelzellen
    in derselben Weise als „Stützgewebe“ bezeichnen, wie man vom Stützgewebe
    im Innern des Rückenmarkes höherer Wirbelthiere spricht. Weiss man ja,
    dass bei Batrachierembryonen die Fortsätze der Epitelialzellen das ganze Rückenmark
    durchsetzen und den Anfang alles Stützgewebes bilden. Wirklich
    bindegewebige Elemente habe ich bisher im Rückenmarke von Petromyzon
    vermisst. Es fehlen daselbst auch Gefässe, die ja immer von bindegewebigen
    Elementen begleitet werden. Dieselben treten erst in der Med. oblongata auf.

    Aus dem Vorstehenden geht hervor, dass ich nicht mit den Angaben von
    L a n g e r h a n s 1 über das Stützgewebe im Rückenmarke des Petromyzon
    übereinstimmen kann.

    „Alle nervösen Elemente des Rückenmarkes liegen in einem Bindegewebsgerüst,
    das in ähnlicher Weise wie die granulirten Schichten der Netzhaut
    gerade hier mit grosser Deutlichkeit sich analysiren lässt. Es besteht
    nämlich ganz ausschliesslich aus den D e i t e r s ’schen Bindegewebskör-
    perchen, deren zahlreiche Fortsätze das streifige Gewebe darstellen, welches
    R e i s s n e r erwähnt.“

    VII. Über ein Nervennetz der Pia mater.

    Auf der inneren, dem Rückenmarke zugewendeten Fläche der Pia mater habe
    ich mehrere Male mit der beschriebenen Vergoldung und Maceration ein
    Netz von feinen varicösen Fasern

    1 l. c. p. 80 u. ff.

  • S.

    161

    dargestellt. Dass diese feinen Fasern sich durch Goldchlorid
    darstellen lassen und die Salzsäuremaceration ertragen, ohne von
    ihrer Schärfe einzubüssen, ist der eine Beweis für ihre nervöse
    Natur; ein anderer Beweis ist, dass man breite, nicht varicöse Fasern,
    die aus den Nervenwurzeln kommen und ganz den anderen Wurzelfasern
    gleichen, sich in dieses Netz auflösen sieht. Weiter kann man den Beweis
    nicht führen, da den Nervenfasern von Petromyzon das Myelin abgeht, welches
    bei anderen Thieren die für Nervenfasern am meisten charakteristischen
    Bilder gibt. Doch gibt es bei Petromyzon kaum welche Elemente, die
    man mit Nervenfasern verwechseln könnte. Endlich ist das ganze Aussehen
    des Fasernetzes dem von anderen Nervennetzen sehr ähnlich, die man anderswo
    beschreibt und anerkennt.

    Dieses Nervennetz entsteht auf zweierlei Weise. Einerseits lösen sich
    einzelne Fasern durch Verdünnung und Abgabe von Ästen in dasselbe auf,
    andererseits gibt es Punkte in der Pia mater, von denen breitere und varicöse
    Fasern nach allen Richtungen ausstrahlen. In Tafel IV, Fig. 3 ist A ein
    solcher Punkt. Diese Punkte scheinen Stellen zu entsprechen, wo sich sehr
    breite aber kurze Fasern plötzlich in ihre Verästelungen auflösen, während
    die einzelnen Fasern streckenweise unverästelt verlaufen und sich allmälig
    in varicöse Fäden theilen.

    Die Fasern kommen zum Theil aus Wurzeln – leider erlauben meine Präparate
    nicht die Entscheidung, ob sie aus hinteren oder vorderen Wurzeln
    kommen, – zum Theil verlaufen sie zwischen zwei Wurzeln. Es ist dann
    nicht leicht zu sagen, woher sie stammen. An den Präparaten, die ich erhielt,
    war das Rückenmark ganz schwarz geworden, die Pia mater umgab
    es als ein zu weiter Sack, und nur die Stücke der Pia mater, welche rechts
    und links über das Rückenmark hinausreichten, waren der Untersuchung
    zugänglich. An solchen Präparaten sieht man einzelne Fasern vom Rückenmark
    herkommen, kann aber nicht entscheiden, ob sie nicht blos über das
    Rückenmark wegziehen. An einigen Präparaten gelang es mir, das dunkle
    Rückenmark aus der Pia mater herauszuziehen, so dass deren vorderes Blatt
    unmittelbar auf dem hinteren lag. An solchen Präparaten sah ich mehrmals,
    dass die sich auflösenden Fasern an der lateralen Umbiegung der Pia mater
    am breitesten sind. Sie scheinen daher

  • S.

    162

    aus den äussersten seitlichen Theilen des Rückenmarkes zu
    entspringen.

    Es gibt in der That in den Vordersäulen des Rückenmarkes Zellen, die
    lange, breite Ausläufer bis an den lateralen Rand des Rückenmarkes schicken,
    an Stellen, wo keine Wurzeln austreten. Diese Ausläufer scheinen sich
    dort weder zu verästeln, noch zu Längsfasern umzubiegen. Es wäre also möglich,
    dass sie aus dem Rückenmarke austreten und in das Nervennetz der
    Pia mater gehen. Ich habe auf der Pia mater auch einzelne Nervenfasern
    beobachtet, welche an beiden Enden in varicöse Fäden übergingen.

    Die Varicositäten der feinen Fasern sind sehr regelmässige Gebilde. Es
    sind scharf umschriebene, kugelige oder ellipsoidische schwarz gefärbte
    Knötchen, von denen man nicht entscheiden kann, ob sie die sie verbindenden
    Fäden unterbrechen oder ihnen blos aufliegen. Vereinzelt kommen sie
    auch an den breiteren Fasern kurz vor deren Auflösung vor. Ihr Abstand ist
    stellenweise ein sehr gleichmässiger, an anderen Stellen nimmt er wie ihre
    Grösse zu oder ab, im Verhältnisse zur Zu- oder Abnahme der Stärke der
    feinen Faser. Einige dieser Varicositäten sind Knotenpunkte. In ihnen theilt
    sich die feine Faser in 2–4 noch feinere, die selbst wieder durch Fäden, welche
    ihre Varicositäten verbinden, zusammenhängen. Andere Fasertheilungen
    als in solchen Knötchen kommen nicht vor.

    So entsteht aus der Auflösung der Fasern ein feines Netz, welches aber
    weder sehr engmaschig noch regelmässig ist. Einzelne varicöse Fasern verlaufen
    oft auf längere Strecken unverästelt; selten sind mehrere unmittelbar
    aufeinanderfolgende Varicositäten Knotenpunkte für Fasertheilungen.

    Die Maschenräume, die entstehen, sind meist viereckig, länglich, bilden in
    ihrem Ensemble keine regelmässigen Figuren und sind auch nicht nach einer
    Richtung besonders ausgezogen. Es mag indessen sein, dass Zeichnungen, wie
    sie meine Abbildung wiedergibt, unvollständige sind, und dass eine bessere
    Goldfärbung reichlichere Verästelung und feinere Varicositäten zeigen würde.

    Mit den Gefässen der Pia mater, die mehr nach Aussen liegen, scheinen
    diese feinen Fasern nichts zu thun zu haben.

  • S.

    163

    Ich sah einigemale, dass die Gefässe besondere begleitende
    Nerven haben.

    Die feinen Fasern des Nervennetzes scheinen auf der Pia mater zu verbleiben,
    wenigstens sah ich sie nie aus derselben heraustreten.

    Erklärung der Abbildungen.

    Tafel I.

    Fig. 1. Spinalganglion von Petromyzon, Goldpräparat, gezeichnet bei
    H a r t n a c k Ocular 3, Objektive 8 und X, Vergrößerung 520.

    Spinalganglion mit 15 Zellen; 5 größere und 1 kleine im ventralen,
    8 mittelgrosse und 1 kleine im dorsalen Ast. Die Grössenunterschiede
    der dorsalen und ventralen Zellen sind hier nicht bedeutend.
    Von jeder der 13 Zellen erster und zweiter Grössenordnung sind
    beide Fortsätze zu verfolgen. Im dorsalen Ast eine R a n v i e r ’sche
    Zelle RZ. Die letzten dorsalen Zellen etwas dislociert.

    Der centrale Fortsatz der Zelle n dislociert und abgerissen.

    Ein Zellkern ist nur in der Zelle c zu sehen, die übrigen Kerne
    durch die starke Färbung der Zellen unkenntlich.

    Im ventralen Ast zwei breite durchziehende Fasern dz. Mittelstarke
    durchziehende Fasern reichlich in beiden Ästen. Angelehnte Fasern
    deutlich bei ang. Es sind zwei sympathische Äste vorhanden.

    HW = hintere Wurzel.

    v A = ventraler Ast.

    kz = Kleinzelle.

    d A = dorsaler Ast.

    gz = Grosszelle.

    zf = Zellenfasern.

    ang, ang’ = angelehnte Fasern.

    s A = sympathischer Ast.

    dz = breite durchziehende Faser.

    dz’ = mittelstarke durchziehende Faser.

    wf = um die Wurzel gewundene Faser.

    RZ = R a n v i e r ’sche Zelle.

    Fig. 2. Spinalganglion von Ammocoetes, Goldpräparat, gezeichnet bei Hartnack
    2/8, Obj. X konnte nicht angewendet werden, daher erschienen

  • S.

    164

    mehrere Zellen unipolar. Beim Zerdrücken des Spinalganglions
    zeigte es sich, dass alle Zellen, mit Ausnahme der Doppelzelle
    dpz, bipolar waren.

    Die Doppelzelle zeigte, nachdem sie isolirt war, bei x einen zweiten
    centralen Fortsatz. Vergrösserung 305.

    gf = Gefäss.

    s a = sympathischer Ast.

    dz’ = durchziehende Fasermasse.

    hw = hintere Wurzel.

    ang = angelehnte Faser.

    Fig. 3. Spinalganglion, Goldpräparat, gezeichnet bei Hartnack 3/8, Obj. X
    konnte nicht angewendet werden. Beim Zerdrücken des Präparates
    konnte man die beiden Fortsätze der scheinbar apolaren Zelle az
    erkennen. Zwei R a n v i e r ’sche Zellen Rz und Rz’, letztere mit
    sehr kurzem Fortsatz. Vergrösserung 435.

    hw = hintere Wurzel.

    gza = Grosszellenast.

    dz’ = durchziehende Fasern.

    kza = Kleinzellenast.

    Rz, Rz’ = R a n v i e r ’sche Zellen.

    az = scheinbar fortsatzlose Zelle.

    ang = angelehnte Fasern, die im Bogen vom ventralen in den
    dorsalen Ast ziehen.

    Fig. 4A. R a n v i e r ’sche Zelle aus einem der letzten Spinalganglien,
    Goldpräparat.

    Fig. 4. B–F. Isolirte Zellen aus Spinalganglien, nach Bleistiftskizzen, die
    von den Präparaten gemacht worden waren, gezeichnet.

    B bipolare Zelle mit Theilung des peripheren Fortsatzes.

    C tripolare Zelle mit zwei centralen Fortsätzen aus einem Spinalganglion;
    eben solche Formen finden sich im Rückenmark.

    D R a n v i e r ’sche Zelle; der Fortsatz der Zelle R theilt sich bei
    I. Von den beiden Theilungsästen theilt sich der Ast b nochmals
    T-förmig bei II.

    E Zwei anscheinend unipolare Zellen, deren Fortsätze sich vereinigen.
    (?)

    F R a n v i e r ’sche Zelle; der Fortsatz der Zelle R theilt sich zum
    ersten Male bei I, von den beiden Asten theilt sich der eine b
    nochmals gabelig bei II.

    Tafel II.

    Fig. 1. Spinalganglion, Goldpräparat.
    Gez. bei H a r t n a c k 3/8. Vergrösserung 435. Mehrere breite

    durchziehende Fasern, einige mit Fasertheilung.

    h W = hintere Wurzel.

    dz = breite durchziehende Faser.

    dz’ = durchziehende Faser.

    zf = Zellenfaser.

  • S.

    165

    Th = Theilungen von Fasern.

    Th’ = Theilung einer breiten Faser in zwei ungleich starke Äste.

    ang = angelehnte Faser.

    Fig. 2. Rückenmark von Petromyzon marinus. Ansicht von der vorderen
    Fläche. Alkohol-Karminpräparat. Vergrösserung 115.

    Vordere oberflächliche Faserkreuzung.

    C = Centralcanal.

    Mf = die M ü l l e r ’schen (kolossalen) Fasern.

    Vhz = Vorderhornzellen.

    Cmf = Vordere Faserkreuzung.

    Th = Theilungen von Fasern.

    Fig. 3. Eine hintere Wurzel mit oberflächlicher Hinterzelle auf der Pia mater.
    Alkohol-Karminpräparat. Vergrösserung 220.

    h W = hintere Wurzel.

    zf = Zellenfaser.

    ohz = oberflächliche Hinterzelle.

    auf.f = aufsteigende Faser.

    Fig. 4. Vordere Wurzel, Goldpräparat. Vergrösserung 285.

    v W = vordere Wurzel.

    d = dorsaler Ast.

    v = ventraler Ast.

    kz = kleine, eingelagerte Zelle.

    Tafel III.

    Fig. 1. Flächenschnitt der Pia mater mit 5 hinteren Wurzeln und den oberflächlichen
    Fasern und Hinterzellen. Chromsäurepräparat mit Gold
    gefärbt. Vergrösserung 50. Bei h W2, h W und h W’ zwei halbe Wurzeln
    an Stelle einer einzigen.

    hw1 – hw5 = hintere Wurzeln.

    ohz = oberflächliche Hinterzellen.

    auf.f = lange aufsteigende Fasern.

    qhz = in die Wurzel eingelagerte Hinterzelle.

    FZ = Faserzusammensetzungen im Verlaufe der aufsteigenden
    Fasern.

    Fig. 2. Flächenschnitt (Frontalschnitt) durch die Pia mater und die umgebenden
    Gewebe. Chromsäurepräparat mit Gold gefärbt. Vergrösserung
    105.

    Zellen in den queren Verlauf der Wurzel eingelagert bei qhz und qhz’.
    sk G = sog. skeletbildendes Gewebe um den Rückenmarkskanal.

    D = Dura mater.

    Ar = Arachnoidealraum.

    Spg = Spinalganglion.

    G = Gefässdurchschnitt.

  • S.

    166

    M = Muskel.

    h W = hintere Wurzel.

    U = Umbiegung der hinteren Wurzelfasern im Rückenmark.

    v W = vordere Wurzel.

    Gf = Gefäss.

    qhz = querliegende, in die Wurzel eingelagerte Hinterzellen.

    Fig. 3. Hintere Wurzel mit aufsteigenden Fasern und oberflächlicher Hinterzelle
    aus einem Flächenschnitt der Pia mater. Chromsäure-Goldpräparat.
    Vergrösserung 110.

    h W = hintere Wurzel.

    auf.f = aufsteigende Fasern aus einer früheren Wurzel.

    ohz = oberflächliche Hinterzelle.

    Fig. 4. Isolirte oberflächliche Hinterzelle auf der Pia mater. Chromsäure-
    Goldpräparat. Vergrösserung 110.

    ohz = oberflächliche Hinterzelle.

    zf = Wurzelfortsatz derselben.

    hw = Umbiegung desselben zur hinteren Wurzel.

    c = centraler Fortsatz.

    Tafel IV.

    Fig. 1. Ventraler Ast einer hinteren Wurzel und das ihn begleitende Gefäss.
    Eine der gefässbegleitenden Fasern gbf ist in den ventralen
    Ast der hinteren Wurzel zu verfolgen. Goldpräparat. Vergrösserung
    225.

    spz = äusserste Spinalganglienzelle.

    v A = ventraler Ast.

    sz = sympathische Zelle.

    ez = in den ventralen Ast eingelagerte kleine Zelle.

    a A = von dem ventralen Ast abgehende Ästchen.

    gbf = gefässbegleitende Faser.

    z = Zweig der gefässbegleitenden Faser.

    ff = feine varicöse Fasern, in die sich die gefässbegleitende Faser
    auflöst.

    Fig. 2. Spinalganglion, ventraler Ast der hinteren Wurzel und das begleitende
    Gefäss. Der ventrale Ast vor der Einlagerung der ventralen Zellen
    gerissen. (*) Bei C eine Commissur zwischen zwei Nervenzellen.
    Goldpräparat. Vergrösserung 225.

    Sp G = Spinalgefäss.

    d = dorsaler,

    v = ventraler Ast.

    s = sympathischer Ast.

    ang = angelehnte Faser.

    dz’ = durchziehende Faser in den sympathischen Ast

    Th = Theilung einer den dorsalen Ast kreuzenden Faser.

    a A = Aste, die vom ventralen Ast abgehen.

  • S.

    167

    sz = sympathische Zelle.

    sdz = sympathische Doppelzelle.

    G A = Gefässäste.

    ff = feine Fasern, in die sich eine gefässbegleitende Faser auflöst.

    Gf Gefäss.

    gbf = gefässbegleitende Faser.

    zs = Spinalganglienzelle, die ihren Fortsatz in den sympathischen
    Ast schickt.

    Fig. 3. Feines Netz varicöser Fasern auf der Pia mater. Gold-
    präparat. Vergrösserung 185.

    PM = Pia mater.

    Rmk = Rückenmark.

    Wz = Wurzel.

    G = Gefäss in der Pia mater.

    nf = Nervenfasern, die sich in das Netz varicöser Fasern auflösen.

    A = ein Punkt, von welchem die sich auflösenden Nervenfasern
    und varicöse Fasern ausstrahlen.

  • S.

    1064 Freud.

    mehrere Zellen unipolar. Beim Zerdrücken des Spinalganglions zeigte es
    sich, dass alle Zellen, mit Ausnahme der Doppelzelle dpz, bipolar waren.

    Die Doppelzelle zeigte, nachdem sie isolirt war, bei x einen zweiten
    centralen Fortsatz. Vergrösserung 305.

    gf = Gefäss.

    & a = sympathischer Ast.

    dz’ = durchziehende Fasermasse.

    kw = hintere Wurzel.

    ang = angelehnte Faser.

    Fig. 3. Spinalganglion, Goldpräparat, gezeichnet bei Hartnack %,,
    Obj. X konnte nicht angewendet werden. Beim Zerdrücken.des Präparates
    konnte man die beiden Fortsätze der scheinbar apolaren Zelle az erkennen.
    Zwei Ranvier’sche Zellen Rz und Az’, letztere mit sehr kurzem Fortsatz.
    Vergrösserung 435.

    hw = hintere Wurzel.

    gza — Grosszellenast.

    dz’ = durchziehende Fasern.

    kza = Kleinzellenast.

    Rz, Rz! = Ranvier'sche Zellen.

    az = scheinbar fortsatzlose Zelle.

    ang = angvlehnte Fasern, die im Bogen vom ventralen in den
    dorsalen Ast ziehen.

    Fig. 44. Ranvier'sche Zelle aus einem der letzten Spinalganglien, Gold-
    Präparat.

    Fig. 4. B—F. Isolirte Zellen aus Spinalganglien, nach Bleistift
    skizzen, die von den Präparaten gemacht worden waren, gezeichnet.

    B bipolare Zelle mit Theilung des peripheren Fortsatzes.

    € tripolare Zelle mit zwei centralen Fortsätzen aus einem Spinal-
    sanglion; eben solche Formen finden sich im Rückenmaık.

    D Ranvier’sch- Zelle; der Fortsatz der Zelle A theilt sich bei /.
    Von den beiden Theilungsästen theilt sich der Ast 5 nochmals T-förmig
    bei II.

    E Zwei anscheinend unipolare Zellen, deren Fortsätze sich ver-
    einigen. (?)

    F Ranvier'sche Zelle; der Fortsatz der Zelle A theilt sich zum
    ersten Male bei /, von den beiden Asten theilt sich der eine 5 nochmals
    gabelig bei II.

    Tafel II.

    Fig. 1. Spinalganglion, Goldpräparat.

    Gez. bei Hartnack 3%,. Vergrösserung 435. Mehrere breite durch-
    ziehende Fasern, einige mit Fasertheilung.

    h W = hintere Wurzel.

    dz = breite durchziehende Faser.

    dz’' = durchziehende Faser.

    zf — Zellenfaser.

  • S.

    Über Spinalganglien und Rückenmark des Petromyzon. 165

    Th — Theilungen von Fasern.
    Th’ = Theilung einer breiten Faser in zwei ungleich starke Aste.

    ang = angelehnte Faser.

    Fig. 2. Rückenmark von Petromyzon marinus. Ansicht von der
    vorderen Fläche. Alkohol-Karminpräparat. Vergrösserung 115.

    Vordere oberflächliche Faserkreuzung.

    C = Centralcanal.

    Mf = die Müller'schen (kolossalen) Fasern.

    Yhz = Vorderhornzellen.

    Cmf = Vordere Faserkreuzung.

    TA = Theilungen von Fasern.

    Fig. 3. Eine hintere Wurzel mit oberflächlicher Hinterzelle auf der
    Pia mater. Alkohol-Karminpräparat. Vergrösserung 220.

    h W = hintere Wurzel.

    2f = Zellenfaser.

    ohz = oberflächliche Hinterzelle.

    auf.f = aufsteigende Faser.

    Fig. 4. Vordere Wurzel, Goldpräparat. Vergrösserung 285.
    v W= vordere Wurzel.

    d = dorsaler Ast.

    v = ventraler Ast.

    kz = kleine, eingelagerte Zelle.

    Tafel IH.

    Fig.1. Flächenschnitt der Pia mater mit 5 hinteren Wurzeln und
    den oberflächlichen Fasern und Hinterzellen. Chromsäurepräparat mit Gold
    gefärbt. Vergrösserung 50. Bei AW®, AW und AW zwei halbe Wurzeln an
    Stelle einer einzigen.

    kw! — hw5 = hintere Wurzeln.

    ohz = oberflächliche Hinterzellen.

    auf. f = lange aufsteigende Fasern.

    ghz = in die Wurzel eingelagerte Hinterzelle.

    FZ = Faserzusammensetzungen im Verlaufe der aufsteigenden

    Fasern.
    Fig. 2. Flächenschnitt (Frontalschnitt) durch die Pia mater und die

    umgebenden Gewebe. Chromsäurepräparat mit Gold gefärbt. Vergrösse-
    rung 105.

    Zellen in den queren Verlauf der Wurzel eingelagert bei ghz
    und ghz’.

    sk G = sog. skeletbildendes Gewebe um den Rückenmarkskanal.

    D = Dura mater.

    Ar — Arachnoidealraum.

    Spg = Spinalganglion.

    G = Gefässdurchsehnitt.

  • S.

    166 Freud.

    M = Muskel.

    h W = hintere Wurzel.

    U= Umbiegung der hinteren Wurzelfasern im Rückenmark.

    » W = vordere Wurzel.

    Gf = Gefäss.

    ghz = querliegende, in die Wurzel eingelagerte Hinterzellen.

    Fig. 3. Hintere Wurzel mit aufsteigenden Fasern und oberfläch-
    licher Hinterzelle aus einem Flächenschnitt der Pia mater. Chromsäure-
    Goldpräparat. Vergrösserung 110.

    k W = hintere Wurzel.

    auf. f = aufsteigende Fasern aus einer früheren Wurzel.

    ohz = oberflächliche Hinterzelle.

    Fig. 4. Isolirte oberflächliche Hinterzelle auf der Pia mater. Chrom-
    säure-Goldpräparat. Vergrösserung 110.

    ohz = oberflächliche Hinterzelle.

    ıf = Wurzelfortsatz derselben.

    hw = Umbiegung desselben zur hinteren Wurzel.

    ce = centraler Fortsatz.

    Tafel IV.

    Fig. 1. Ventraler Ast einer hinteren Wurzel und das ihn begleitende
    Gefäss. Eine der gefässbegleitenden Fasern göf ist in den ventralen Ast
    der hinteren Wurzel zu verfolgen. Goldpräparat. Vergrösserung 225.

    spz = äusserste Spinalganglienzelle.

    v A = ventraler Ast.

    sz = sympathische Zelle.

    ez = in den ventralen Ast eingelagerte kleine Zelle.

    a A = von dem ventralen Ast abgehende Ästchen.

    gbf = gefässbegleitende Faser.

    z — Zweig der gefässbegleitenden Faser.

    ff = feine varicöse Fasern, in die sich die gefässbegleitende Faser
    auflöst.

    Fig. 2. Spinalganglion, ventraler Ast der hinteren Wurzel und
    das begleitende Gefäss. Der ventrale Ast vor der Einlagerung der ventralen
    Zellen gerissen. (*) Bei C eine Commissur zwischen zwei Nervenzellen.
    Goldpräparat. Vergrösserung 225.

    Sp @ = Spinalgefäss.

    d = dorsaler,

    v = ventraler Ast.

    & = sympathischer Ast.

    ang = angelehnte Faser.

    dz’ = durchziehende Faser in den sympathischen Ast.

    Th = Theilung einer den dorsalen Ast kreuzenden Faser.

    a A —= Aste, die vom ventralen Ast abgehen.

  • S.

    Freud.ÜberSpinalganglien und Rückenmark desPetromyzon. 167

    82 = sympathische Zelle.

    sdz = sympathische Doppelzelle.

    GA= Gefässäste.

    ff = feine Fasern, in die sich eine gefässbegleitende Faser auflöst.

    Gf= Gefäss.

    gbf = gefässbegleitende Faser.

    ze = Spinalganglienzelle, die ihren Fortsatz in den sympathischen
    Ast schickt.

    Fig. 3. Feines Netz varicöser Fasern auf der Pia mater. Gold-
    präparat. Vergrösserung 185.

    PM = Pia mater.

    ‚Rmk = Rückenmark.

    Wi: = Wurzel.

    G = Gefäss in der Pia mater.

    nf = Nervenfasern, die sich in das Netz varicöser Fasern auflösen

    A= ein Punkt, von welchem die sich auflösenden Nervenfasern und
    varicöse Fasern ausstrahlen.