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CENTRALBLATT
für
PHYSIOLOGIE.

Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin
herausgegeben von
Prof. Dr. Sigm. Exner und                                                                                                      Prof. Dr. Johannes Gad
in Wien.                                                                                                                                                                   in Berlin.
 

Verlag von Franz Deuticke in Leipzig und Wien.
Erscheint alle 2 Wochen.
 


Preis des Bandes (26 Nummern) M. 25.—.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.
 


Literatur 1892.                        22. October 1892.                        Bd. VI. No 15.


Inhalt: Allgemeine Physiologie. Tammann, Ungeformte Fermente. — Danilewsky,
Cocain. Wirkungen. — Lega, Elektrische Reizung von Polypenzacken. — All-
gemeine Nerven- und Muskelphysiologie. Carraro, Muskelkraft. — Walter,
Millicurvconttraction und gleichzeitige elektrische Reizung. — Physiologie der
Athmung. Weiger, Kohlenſäurenausscheidung. — Physiologie des Blutes, der
Lymphe und der Circulation. Spengler, Fett und Cholesterin im Blute. — Vogel,
Kreis. Pulsl. — Frey, Puls. — Physiologie der Drüsen. Bonome,
Leber und Plasm. — Alvarez, Oxalurie. — Dessend, Acid. im
Harn. — Physiologie der Verdauung und der Ernährung. Teich, Glykogenbildung.
E. Voit, Milchzucker bei Diabetes. — Rosenberg, Ausnutzung der Nahrung.
Katz und Popper, Fette bei Diät. — Physiologie der Sinne. Deen und Sparrow,
Pigmentzellen der Retina. — Kopek, Reptilienauge. — Sachs, Farbige
Lichter. Pupill. — Groenouw, Hemianopsie. — Szili, Flattern. Herzen.
Physiologie des centralen und sympathischen Nervensystems. Danilewsky,
Centralnervensystem von Amphioxus. — Bruns, Gleichgewicht bei Hirntumoren.
Physiologische Psychologie. Brentano, Optisches Paradoxon. — Schäfer,
Vergleich. phys. Psychologie. — Zeugung und Entwickelung. Bayer, Geschlechts-
drüsen bei Amphioxus.
 


Allgemeine Physiologie.

G. Tammann. Die Reactionen der ungeformten Fermente (Zeitschr.
f. physiol. Chem. XVI, 4 u. 5, S. 271).
    Ein wesentliches Charakteristicum der Fermentreactionen ist
nach T. ihre Unvollständigkeit, d. h. nicht die ganze Masse des
der Wirkung eines Fermentes unterliegenden Stoffes wird verändert,
ein Theil desselben entzieht sich der Veränderung. Zur Erklärung
hierfür stellt T. die Thatsachen umschreibend, die Hypothese auf, dass
sich das Ferment während der Reaction in eine unwirksame Modi-
fication verwandelt; dieselbe ist aber noch wirkungsfähig und wird
wirksam, sobald die für ihren Bestand nothwendigen Bedingungen ver-
ändert werden. Die Ueberführung des Fermentes in diese unwirksame
Modification geschieht durch die sich bildenden Spaltungsproducte.
Das Ferment wird durch sie gelähmt, wird aber nach ihrer Entfernung
wieder wirksam. Eine andere Ursache für die Unvollkommenheit der
Fermentwirkung ist die Zersetzung, welche das Ferment in wässeriger
 

Centralblatt für Physiologie. VI.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          &