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Über Recht, Gewalt und ihre
Triebgrundlage'
Von
Sigmund Freud
Recht und Gewalt sind uns heute Gegensätze. Es ist leicht
zu zeigen, daß sich das eine aus dem anderen entwickelt hat,
und wenn wir auf die Uranfänge zurückgehen und nachsehen,
wie das zuerst geschehen ist, so fällt uns die Lösung des Pro-
blems mühelos zu.
Interessenkonflikte unter den Menschen werden also prinzi-
piell durch die Anwendung von Gewalt entschieden. So ist
es im ganzen Tierreich, von dem der Mensch sich nicht aus-
schließen sollte; für den Menschen kommen allerdings noch
Meinungskonflikte hinzu, die bis zu den höchsten Höhen der
Abstraktion reichen und eine andere Technik der Entscheidung
zu fordern scheinen. Aber das ist eine spätere Komplikation.
Anfänglich, in einer kleinen Menschenhorde, entschied die
stärkere Muskelkraft darüber, wem etwas gehören oder wessen.
Wille zur Ausführung gebracht werden sollte. Muskelkraft ver-
stärkt und ersetzt sich bald durch den Gebrauch von Werk-
zeugen; es siegt, wer die besseren Waffen hat oder sie geschick-
ter verwendet. Mit der Einführung der Waffe beginnt bereits
die geistige Überlegenheit die Stelle der rohen Muskelkraft ein-
zunehmen; die Endabsicht des Kampfes bleibt die nämliche, der
eine Teil soll durch die Schädigung, die er erfährt, und durch
die Lähmung seiner Kräfte gezwungen werden, seinen Anspruch
oder Widerspruch aufzugeben. Dies wird am gründlichsten
erreicht, wenn die Gewalt den Gegner dauernd beseitigt, also
1) Wir entnehmen diese Erörterung dem eben vom Internationalen Institut
für geistige Zusammenarbeit, Paris, herausgegebenen Büchlein „Warum
Krieg? Ein Briefwechsel zwischen Albert Einstein und
Sigmund Freud.
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tötet. Es hat zwei Vorteile, daß er seine Gegnerschaft nicht
ein andermal wieder aufnehmen kann, und daß sein Schicksal
andere abschreckt, seinem Beispiel zu folgen. Außerdem be-
friedigt die Tötung des Feindes eine triebhafte Neigung, die
später erwähnt werden muß. Der Tötungsabsicht kann sich die
Erwägung widersetzen, daß der Feind zu nützlichen Dienst-
leistungen verwendet werden kann, wenn man ihn einge-
schüchtert am Leben läßt. Dann begnügt sich also die Gewalt
damit, ihn zu unterwerfen anstatt ihn zu töten. Es ist der An-
fang der Schonung des Feindes, aber der Sieger hat von nun
an mit der lauernden Rachsucht des Besiegten zu rechnen, gibt
ein Stück seiner eigenen Sicherheit auf.
Das ist also der ursprüngliche Zustand, die Herrschaft der
größeren Macht, der rohen oder intellektuell gestützten Gewalt.
Wir wissen, dies Regime ist im Laufe der Entwicklung abge-
ändert worden, es führte ein Weg von der Gewalt zum Recht,
aber welcher ? Nur ein einziger, meine ich. Er führte über die
Tatsache, daß die größere Stärke des Einen wettgemacht wer-
den konnte durch die Vereinigung mehrerer Schwachen. "L'union
fait la force". Gewalt wird gebrochen durch Einigung, die
Macht dieser Geeinigten stellt nun das Recht dar im Gegen-
satz zur Gewalt des Einzelnen. Wir sehen, das Recht ist die
Macht einer Gemeinschaft. Es ist noch immer Gewalt, bereit
sich gegen jeden Einzelnen zu wenden, der sich ihr widersetzt,
arbeitet mit denselben Mitteln, verfolgt dieselben Zwecke; der
Unterschied liegt wirklich nur darin, daß es nicht mehr die
Gewalt eines Einzelnen ist, die sich durchsetzt, sondern die
Gemeinschaft. Aber damit sich dieser Übergang von der
Gewalt zum neuen Recht vollziehe, muß eine psychologische
Bedingung erfüllt werden. Die Einigung der Mehreren muß
eine beständige, dauerhafte sein. Stellte sie sich nur zum Zweck
der Bekämpfung des einen Übermächtigen her und zerficle nach
seiner Überwältigung, so wäre nichts erreicht. Der nächste, der
sich für stärker hält, würde wiederum eine Gewaltherrschaft
anstreben und das Spiel würde sich endlos wiederholen. Die
Gemeinschaft muß permanent erhalten werden, sich organisie-
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wirklich Verschiebungen der Machtverhältnisse ergeben, wie es
infolge mannigfacher historischer Momente geschehen kann. Das
Recht kann sich dann allmählich den neuen Machtverhältnissen
anpassen, oder, was häufiger geschieht, die herrschende Klasse
ist nicht bereit, dieser Änderung Rechnung zu tragen, es kommt
zu Auflehnung, Bürgerkrieg, also zur zeitweiligen Aufhebung
des Rechts und zu neuen Gewaltproben, nach deren Ausgang
eine neue Rechtsordnung eingesetzt wird. Es gibt noch eine
andere Quelle der Rechtsänderung, die sich nur in friedlicher
Weise äußert, das ist die kulturelle Wandlung der Mitglieder
des Gemeinwesens, aber die gehört in einen Zusammenhang,
der erst später berücksichtigt werden kann.
Wir sehen also, auch innerhalb eines Gemeinwesens ist die
gewaltsame Erledigung von Interessenkonflikten nicht ver-
mieden worden. Aber die Notwendigkeiten und Gemeinsam-
keiten, die sich aus dem Zusammenleben auf demselben Boden
ableiten, sind einer raschen Beendigung solcher Kämpfe günstig
und die Wahrscheinlichkeit friedlicher Lösungen unter diesen
Bedingungen nimmt stetig zu. Ein Blick in die Menschheits-
geschichte zeigt uns aber eine unaufhörliche Reihe von Kon-
flikten zwischen einem Gemeinwesen und einem oder mehre-
ren anderen, zwischen größeren und kleineren Einheiten, Stadt-
gebieten, Landschaften, Stämmen, Völkern, Reichen, die fast
immer durch die Kraftprobe des Krieges entschieden werden.
Solche Kriege gehen entweder in Beraubung oder in volle
Unterwerfung, Eroberung des einen Teils, aus. Man kann die
Eroberungskriege nicht einheitlich beurteilen. Manche wie die
der Mongolen und Türken haben nur Unheil gebracht, andere
im Gegenteil zur Umwandlung von Gewalt in Recht beige-
tragen, indem sie größere Einheiten herstellten, innerhalb deren
nun die Möglichkeit der Gewaltanwendung aufgehört hatte
und eine neue Rechtsordnung die Konflikte schlichtete. So haben
die Eroberungen der Römer den Mittelmeerländern die kost-
bare pax romana gegeben. Die Vergrößerungslust der französi-
schen Könige hat ein friedlich geeinigtes, blühendes Frankreich
geschaffen. So paradox es klingt, man muß doch zugestehen,
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der Krieg wäre kein ungeeignetes Mittel zur Herstellung des er-
sehnten „ewigen Friedens, weil er im Stande ist, jene großen
Einheiten zu schaffen, innerhalb deren eine starke Zentral-
gewalt weitere Kriege unmöglich macht. Aber er taugt doch
nicht dazu, denn die Erfolge der Eroberung sind in der Regel
nicht dauerhaft die neu geschaffenen Einheiten zerfallen wieder,
meist infolge des mangelnden Zusammenhalts der gewaltsam
geeinigten Teile. Und außerdem konnte die Eroberung bisher
nur partielle Einigungen, wenn auch von größerem Umfang,
schaffen, deren Konflikte die gewaltsame Entscheidung erst recht
herausforderten. So ergab sich als die Folge all dieser kriegeri-
schen Anstrengungen nur, daß die Menschheit zahlreiche, ja
unaufhörliche Kleinkriege gegen seltene, aber umsomehr ver-
heerende Großkriege eintauschte.
Auf unsere Gegenwart angewendet, ergibt sich das gleiche Re-
sultat. Eine sichere Verhütung der Kriege ist nur möglich, wenn
sich die Menschen zur Einsetzung einer Zentralgewalt einigen,
welcher der Richtspruch in allen Interessenkonflikten übertragen
wird. Hier sind offenbar zwei Forderungen vereinigt, daß eine sol-
che übergeordnete Instanz geschaffen und daß ihr die erforderliche
Macht gegeben werde. Das eine allein würde nicht nützen. Nun
ist der Völkerbund als solche Instanz gedacht, aber die andere
Bedingung ist nicht erfüllt; der Völkerbund hat keine eigene
Macht und kann sie nur bekommen, wenn die Mitglieder der
neuen Einigung, die einzelnen Staaten, sie ihm abtreten. Dazu
scheint aber derzeit wenig Aussicht vorhanden. Man stünde
der Institution des Völkerbundes nun ganz ohne Verständnis
gegenüber, wenn man nicht wüßte, daß hier ein Versuch vor-
liegt, der in der Geschichte der Menschheit nicht oft viel-
leicht noch nie in diesem Maßgewagt worden ist. Es ist
der Versuch, die Autorität d. i. den zwingenden Einfluß
die sonst auf dem Besitz der Macht ruht, durch die Be-
rufung auf bestimmte ideelle Einstellungen zu erwerben. Wir
haben gehört, was eine Gemeinschaft zusammenhält, sind zwei
Dinge der Zwang der Gewalt und die Gefühlsbindungen -
Identifizierungen heißt man sie technisch der Mitglieder.
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Fällt das eine Moment weg, so kann möglicher Weise das an-
dere die Gemeinschaft aufrecht halten. Jene Ideen haben natür-
lich nur dann eine Bedeutung, wenn sie wichtigen Gemein-
samkeiten der Mitglieder Ausdruck geben. Es fragt sich dann,
wie stark sie sind. Die Geschichte lehrt, daß sie in der Tat.
ihre Wirkung geübt haben. Die panhellenische Idee z. B., das
Bewußtsein, daß man etwas besseres sei als die umwohnenden
Barbaren, das in den Amphiktyonien, den Orakeln und Fest-
spielen so kräftigen Ausdruck fand, war stark genug, um die
Sitten der Kriegsführung unter Griechen zu mildern, aber selbst-
verständlich nicht im Stande, kriegerische Streitigkeiten zwischen
den Partikeln des Griechenvolkes zu verhüten, ja nicht einmal
um eine Stadt oder einen Städtebund abzuhalten, sich zum
Schaden eines Rivalen mit dem Perserfeind zu verbünden.
Ebensowenig hat das christliche Gemeingefühl, das doch mäch-
tig genug war, im Renaissancezeitalter christliche Klein- und
Großstaaten daran gehindert, in ihren Kriegen miteinander um
die Hilfe des Sultans zu werben. Auch in unserer Zeit gibt es
keine Idee, der man eine solche einigende Autorität zumuten
könnte. Daß die heute die Völker beherrschenden nationalen
Ideale zu einer gegenteiligen Wirkung drängen, ist ja allzu
deutlich. Es gibt Personen, die vorhersagen, erst das allgemeine
Durchdringen der bolschewistischen Denkungsart werde den
Kriegen ein Ende machen können, aber von solchem Ziel sind
wir heute jedenfalls weit entfernt, und vielleicht wäre es nur
nach schrecklichen Bürgerkriegen erreichbar. So scheint es also,
daß der Versuch, reale Macht durch die Macht der Ideen zu
ersetzen, heute noch zum Fehlschlagen verurteilt ist. Es ist ein
Fehler in der Rechnung, wenn man nicht berücksichtigt, daß
Recht ursprünglich rohe Gewalt war und noch heute der
Stützung durch die Gewalt nicht entbehren kann.
Wir nehmen an, daß die Triebe des Menschen nur von
zweierlei Art sind, entweder solche, die erhalten und vereini-
gen wollen wir heißen sie erotische, ganz im Sinne des
Eros im Symposion Plato's, oder sexuelle mit bewußter Über-
dehnung des populären Begriffs von Sexualität und andere,
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die zerstören und töten wollen; wir fassen diese als Aggres-
sionstrieb oder Destruktionstrieb zusammen. Sie sehen, das ist
eigentlich nur die theoretische Verklärung des weltbekannten.
Gegensatzes von Lieben und Hassen, der vielleicht zu der
Polarität von Anziehung und Abstoßung eine Urbeziehung
unterhält, die auf Ihrem Gebiet eine Rolle spielt. Nun lassen
Sie uns nicht rasch mit den Wertungen von Gut und Böse
einsetzen. Der eine dieser Triebe ist ebenso unerläßlich wie
der andere, aus dem Zusammen- und Gegeneinanderwirken
der Beiden gehen die Erscheinungen des Lebens hervor. Nun
scheint es, daß kaum jemals ein Trieb der einen Art sich iso-
liert betätigen kann, er ist immer mit einem gewissen Betrag
von der anderen Seite verbunden, wie wir sagen: legiert, der
sein Ziel modifiziert oder ihm unter Umständen dessen Er-
reichung erst möglich macht. So ist z. B. der Selbsterhaltungs-
trieb gewiß erotischer Natur, aber grade er bedarf der Ver-
fügung über die Aggression, wenn er seine Absicht durch-
setzen soll. Ebenso benötigt der auf Objekte gerichtete Liebes-
trieb einen Zusatz vom Bemächtigungstrieb, wenn er seines.
Objekts überhaupt habhaft werden soll. Die Schwierigkeit, die
beiden Triebarten in ihren Äußerungen zu isolieren, hat uns
ja so lange in ihrer Erkenntnis behindert.
Ganz selten ist die Handlung das Werk einer einzigen Trieb-
regung, die an und für sich bereits aus Eros und Destruktion
zusammengesetzt sein muß. In der Regel müssen mehrere in
der gleichen Weise aufgebaute Motive zusammentreffen, um
die Handlung zu ermöglichen. Einer hat das bereits ge-
wußt, ein Prof. G. Ch. Lichtenberg, der zur Zeit unserer
Klassiker in Göttingen Physik lehrte; aber vielleicht war
er als Psycholog noch bedeutender denn als Physiker. Er
erfand die Motivenrose, indem er sagte: „Die Bewegungs-
gründe woraus man etwas tut, könnten so wie die 32 Winde
geordnet und ihre Namen auf eine ähnliche Art formiert wer-
den, z. B. Brot Brot Ruhm oder Ruhm Ruhm -
1) Wir sagen heute: Beweggründe.
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Brot". Wenn also die Menschen zu Krieg aufgefordert werden,
so mögen eine ganze Anzahl von Motiven in ihnen zustim-
mend antworten, edle und gemeine, solche, von denen man
laut spricht, und andere, die man beschweigt. Wir haben
keinen Anlaß, sie alle bloßzulegen. Die Lust an der Aggres-
sion und Destruktion ist gewiß darunter; ungezählte Grausam-
keiten der Geschichte und des Alltags bekräftigen ihre Existenz
und ihre Stärke. Die Verquickung dieser destruktiven Strebun-
gen mit anderen erotischen und ideellen erleichtert natürlich
deren Befriedigung. Manchmal haben wir, wenn wir von den
Greueltaten der Geschichte hören, den Eindruck, die ideellen
Motive hätten den destruktiven Gelüsten nur als Vorwände
gedient, andere Male z. B. bei den Grausamkeiten der hl.
Inquisition, meinen wir, die ideellen Motive hätten sich im
Bewußtsein vorgedrängt, die destruktiven ihnen eine unbe-
wußte Verstärkung gebracht. Beides ist möglich.
Mit etwas Aufwand von Spekulation sind wir zu der Auf-
fassung gelangt, daß der Destruktionstrieb innerhalb jedes leben-
den Wesens arbeitet und dann das Bestreben hat, es zum
Zerfall zu bringen, das Leben zum Zustand der unbelebten
Materie zurückzuführen. Er verdiente in allem Ernst den Namen
eines Todestriebes, während die erotischen Triebe die Bestre-
bungen zum Leben repräsentieren. Der Todestrieb wird zum
Destruktionstrieb, indem er mit Hilfe besonderer Organe nach
außen, gegen die Objekte, gewendet wird. Das Lebewesen be-
wahrt sozusagen sein eigenes Leben dadurch, daß es fremdes
zerstört. Ein Anteil des Todestriebes verbleibt aber im Innern
des Lebewesens tätig und wir haben versucht, eine ganze
Anzahl von normalen und pathologischen Phänomenen von
dieser Verinnerlichung des Destruktionstriebes abzuleiten. Wir
haben sogar die Ketzerei begangen, die Entstehung unseres
Gewissens durch eine solche Wendung der Aggression nach
innen zu erklären. Sie merken, es ist gar nicht so unbedenk-
lich, wenn sich dieser Vorgang allzu großem Ausmaß voll-
zieht, es ist direkt ungesund, während die Wendung dieser
Triebkräfte zur Destruktion in der Außenwelt das Lebewesen
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entlastet, wohltuend wirken muß. Das diene zur biologischen
Entschuldigung all der häßlichen und gefährlichen Strebungen,
gegen die wir ankämpfen. Man muß zugeben, sie sind der
Natur näher als unser Widerstand dagegen, für den wir auch
noch eine Erklärung finden müssen.
Aus dem Vorstehenden entnehmen wir für unsere nächsten
Zwecke soviel, daß es keine Aussicht hat, die aggressiven
Neigungen der Menschen abschaffen zu wollen. Es soll in
glücklichen Gegenden der Erde, wo die Natur alles, was der
Mensch braucht, überreichlich zur Verfügung stellt, Völker-
stämme geben, deren Leben in Sanftmut verläuft, bei denen
Zwang und Aggression unbekannt sind. Ich kann es kaum
glauben, möchte gern mehr über diese Glücklichen erfahren.
Auch die Bolschewisten hoffen, daß sie die menschliche Agres-
sion zum Verschwinden bringen können dadurch, daß sie die
Befriedigung der materiellen Bedürfnisse verbürgen und sonst
Gleichheit unter den Teilnehmern an der Gemeinschaft her-
stellen. Ich halte das für eine Illusion. Vorläufig sind sie auf
das sorgfältigste bewaffnet und halten ihre Anhänger nicht zum
Mindesten durch den Haß gegen alle Außenstehenden zusam-
men. Übrigens handelt es sich, wie Sie selbst bemerken, nicht
darum, die menschliche Aggressionsneigung völlig zu beseiti-
gen; man kann versuchen sie soweit abzulenken, daß sie nicht
ihren Ausdruck im Kriege finden muß.
Von unserer mythologischen Trieblehre her finden wir leicht
eine Formel für die indirekten Wege zur Bekämpfung des
Krieges. Wenn die Bereitwilligkeit zum Krieg ein Ausfluß des
Destruktionstriebs ist, so liegt es nahe, gegen sie den Gegen-
spieler dieses Triebes, den Eros, anzurufen. Alles, was Ge-
fühlsbindungen unter den Menschen herstellt, muß dem Krieg
entgegenwirken. Diese Bindungen können von zweierlei Art
sein. Erstens Beziehungen wie zu einem Liebesobjekt, wenn
auch ohne sexuelle Ziele. Die Psychoanalyse braucht sich nicht
zu schämen, wenn sie hier von Liebe spricht, denn die Reli-
gion sagt dasselbe: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Das ist nun leicht gefordert, aber schwer zu erfüllen. Die an-
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