Hysteroepilepsie [unsigniert] 1888-028/1888
S.

Hysteroepilepsie, die (frz. hystéroépilepsie f;
engl. hystero-epilepsy; it. isteroepilessia f). Bei der H.
beobachtet man Anfälle von Allgemeinkrämpfen,
wie bei der Epilepsie*). Als Vorboten treten auf:
das Gefühl von Erstickung, Schlingbeschwerden,
Kopf- und Magenschmerz, Schwindel und gewisse
eigenthümliche ziehende Empfindungen in den Ex-
tremitäten. Mit einem lauten Aufschrei stürzen die
Kranken hin und werden von den Krämpfen be-
fallen, Schaum tritt vor den Mund, die Gesichts-
züge sind verzerrt. Die Krämpfe sind anfangs toni-
scher, später klonischer Natur. Gewöhnlich kommt
aber der Anfall nicht so plötzlich zustande, wie
bei Epilepsie. Kurze Zeit suchen die Kranken gegen
die Krämpfe anzukämpfen und sich vor schweren
Verletzungen beim Hinstürzen zu bewahren, gefahr-
vollen Situationen auszuweichen. Der Epileptiker
fällt selbst ins Feuer, bei dem Hysterischen kommt
dies nicht vor. Während der erstere im Beginn
des Anfalls blass, später cyanotisch ist, behält das
Gesicht des Hysterischen mehr oder weniger die nor-
male Farbe. Verletzungen der Zunge durch das Gebiss
sind bei der H. selten. Im hysteroepileptischen An-
falle kommt häufig vollkommener Opisthotonus vor,
bei Epileptischen gewöhnlich nicht. Während des-
selben schwindet auch nur in den schwersten Fällen
das Bewusstsein vollständig. Nach dem Anfalle
erholen sich Hysterische zumeist sofort; es bleibt
nicht der Hang zum Schlaf und die Hinfälligkeit
zurück, wie bei Epileptikern. Dagegen sind Visionen
von Ratten, Mäusen, Schlangen nachher nicht ausser-
gewöhnlich, ebenso Gehörshalluzinationen. Ausser
diesen Anfällen finden sich alle Symptome der Hy-
sterie bei diesen Kranken vor.