Rezension [unsigniert] von: Rossbach ›Naphthalin bei Erkrankungen des Darmkanals‹ 1885-206/1885
S.

2. Naphthalin bei Erkrankungen des Darmkanals.

Von R o s s b a c h (Berl. klin. Wochenschr. Nr. 12, 1884).

Von der intensiv fäulnisswidrigen Eigenschaft des Naphthalins ausgehend,
hat R. dieses Mittel in einer grossen Reihe von Fällen versucht, in denen es
von Wichtigkeit erscheinen konnte, die Folgen der Anwesenheit von Fäulnisserregern
oder Fäulnissprodukten im Darmkanal aufzuheben. Naphthalin
ist in Wasser, verdünnten Säuren und Alkalien unlöslich und, wenn sorgfältig
gereinigt, ohne schädliche allgemeine oder lokale Wirkung. Die Formel
seiner Anwendung für Erwachsene lautet:

Rp. Naphthalini purissimi

Sacch. alb. aa 5.00.

Ol. Bergamottae 0.03.

M. f. p. div. in part. aeq. Nr. XX.

S. 5–10–15–20 Pulver im Tage zu verbrauchen.

Zu Klystieren wird es am besten in Mischung mit Kamillen- oder Eibischthee
(1–5 Grm. Naphthalin in 50–100 Grm. destill. [20] Wassers, gemischt mit
½–1 Liter kochendem Eibischthee, dann auf 37° C. abgekühlt) angewendet.
Tagesdosen von 5 Grm. werden wochenlange gut vertragen.

Von vortrefflicher Wirkung war Naphthalin bei veralteten Dünn- und
Dickdarmkatarrhen, nach 5–15 Tagen waren die Stühle geruchlos, von
normaler Zahl und Beschaffenheit und die funktionellen Beschwerden
geschwunden. Bei Abdominaltyphus erzielte die Naphthalinbehandlung
in einigen Fällen Koupiren des Prozesses nach 5–6 Tagen, in anderen die
Möglichkeit, die früher gegen Antipyretica beständige Temperaturerhöhung
durch Chinin etc. dauernd herabzusetzen. In Fällen, die gegen Ende der
zweiten Woche zur Behandlung kamen, blieb der Effekt aus. Bei tuberkulösen
Darmgeschwüren wurde öfters Beseitigung der Darmbeschwerden erzielt,
doch hält R. wegen der Schwierigkeit der Beurtheilung in diesen Zuständen
mit seinem endgiltigen Urtheile zurück.