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Ueber frühzeitige Punktion bei Ascites.
Von Austin F l i n t (Vortrag, gehalten in der Jahresversammlung
der British medical Association 1883).
Seit dem Jahre 1863 übt F. das Verfahren, bei Ascites verschiedener Herkunft
zu punktiren, sobald sich die ersten Beschwerden einstellen, und die
Operation so oft zu wiederholen, als der Ascites sich erneuert.Die Einwendungen gegen die Punktion sind bekanntlich, dass sie die Gefahr
eines Kollapses oder einer Peritonitis mit sich bringt, dass sie nur vorübergehend
Erleichterung schafft und dass jede Wiederkehr des Ergusses der
Oekonomie des Körpers grosse Eiweissmengen entzieht.Dagegen bringt der Vortragende vor, dass er niemals Kollaps in Folge einer
Punktion und nur 1 Mal Peritonitis in einem mit Morbus Brightii komplizirten
Falle gesehen.Die Operation führt er mittelst eines einfachen Aspirators aus, eines Kautschukballons,
der mit einem zu- und einem abführenden Rohre in Verbindung
steht und in seinem Innern zwei Ventile enthält.Gegen die beiden belangreicheren Einwände, die auf theoretischen Erwägungen
basiren, beruft sich F. auf die Erfahrung, welche zeigt, dass selbst
wiederholte Punktionen gut vertragen und sogar mit einer Besserung des
Gesammtzustandes beantwortet werden, während die interne Therapie sich
gegen den Ascites meist ohnmächtig erweist. Er gibt auch zu bedenken,
dass bei der Lebercirrhose der Ascites meist eine Folge nebenher gehender,
schwächender Einflüsse und Komplikationen ist, dass bei Vermeidung dieser
Schädlichkeiten (wie des Alkoholgenusses) und einer kräftigenden Behandlung
eine mässige Cirrhose lange Zeit ertragen werden kann, und dass der
Ascites bei dieser Krankheit oft nach der ersten Punktion nicht wiederkehrt.Dem Vortrage ist eine Anzahl von Krankengeschichten beigefügt, in welchen
nach einmaliger Punktion bei cirrhotischer Leber der Ascites durch
Monate ausblieb, oder nach wiederholtenS.
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