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Journal - Revue
Medizin.
80. Ein Fall von Hernia diaphragmatica.
Von P. G u t t m a n n (Deutsche medizinische Wochenschrift Nr. 14,
1884).
Bei einer 42jährigen Kranken mit Insuffizienz und Stenose der Mitralis war
das Herz im rechten Thoraxraume nachweisbar, ausserdem bestand Dislokation
der rechten Niere. Die Dextrokar-
die wurde auf Grund der
Angaben der Kranken als eine kongenitale gedeutet. Die Sektion erwies ausser
den diagnostizirten Veränderungen eine für vier Finger durchgängige,
glattrandige Lücke im tendinösen Theile des Zwerchfelles, dieses und den
Magen nebst einigen Darmschlingen, sowie den linken Leberlappen im linken
Thoraxraume gelagert.
G. bespricht auf Grund der an dieser Kranken gemachten Beobachtungen
die Möglichkeit, eine solche Lageveränderung der Eingeweide intra vitam
zu diagnostiziren. Die Dyspnoë der Kranken war auf die Herzinsuffizienz
bezogen worden, gab also keine Zeichen für die vorhandene Einschränkung
des Athemfeldes in der linken Lunge. Der Schall über dem dislozirten Magen
unterschied sich nicht auffällig vom Lungenschalle. Auch das vesikuläre
Athemgeräusch war über demselben Organe hörbar. Erst in den letzten Tagen
hätte das Auftreten von tympanitischem Schalle und die Abschwächung
des Athemgeräusches, ferner eigenthümliche metallische Geräusche dort, wo
sich der Magen gelagert zeigte, die Vermuthung des Sachverhaltes erwecken
sollen. Fragen nach dem Orte, wo das Kältegefühl bei Schlucken von kaltem
Wasser auftrat, und Untersuchung der Schluckgeräusche hätten dann die
Diagnose sichern können. Vor Allem aber war die Dextrokardie in Betracht
zu ziehen. Für diese Lageveränderung des Herzens gibt es nur drei Ursachen:
entweder pathologische, verdrängende Prozesse im linken Pleurasacke, oder
Situs inversus viscerum, oder Verdrängung durch Baucheingeweide bei Bestand
einer linksseitigen Zwerchfellshernie. Von diesen drei Ursachen muss
die erste durch Veränderungen anderer Art angezeigt sein, der Situs inversus
ist nur sehr selten auf die Brusteingeweide allein beschränkt und war durch
den Nachweis des rechten Leberlappens an normaler Stelle ausgeschlossen.
Es war also eine linksseitige Zwerchfellshernie zu vermuthen. Es ist zu bemerken,
dass die Zwerchfellshernien etwa 6mal häufiger auf der linken, als
auf der rechten Seite beobachtet worden sind.
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