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5. Ueber die genuine Pneumonie.
Von J ü r g e n s e n (ibidem).
J. fasst die neueren Anschauungen über Aetiologie und Pathologie der
Pneumonie im scharfen Gegensatze zu den älteren in folgenden Sätzen
zusammen: „Die genuine Pneumonie ist eine Infektionskrankheit, welche
sich vorwiegend, aber nicht ausschliesslich in den Lungen lokalisirt. Erkältung
ist eine seltene Gelegenheitsursache. Kräftige werden minder häufig als
Geschwächte ergriffen. Bei der Behandlung ist die Antiphlogose im Sinne
unserer Vorfahren zu verwerfen.“
Im Einzelnen wird vorgebracht, dass das Kindesalter – bis 14 Jahre –
nahezu drei Fünftheile der Erkrankungszahl ausmacht; dass die Häufigkeit
der Erkrankung – für Tübingen – von der jeweiligen Menge des atmosphärischen
Niederschlages abhängig ist, indem kleine Mengen Niederschlages
dieselbe befördern, grosse Mengen sie beeinträchtigen, dass die Pneumonie
eine Hauskrankheit ist und in Epidemien sich durch mittelbare Uebertragung
vom Kranken auf den Gesunden ausbreitet.
J. spricht sich gegen die Annahme einer mehrfachen Ursache der verschiedenen
Formen von Pneumonie aus, indem nach ihm die verschiedene
Lokalisation der Erkrankung und die individuelle Disposition der Erkrankten
hinreichen, die Abweichungen vom typischen Bilde zu erklären.
Nach den Lungen scheinen Nieren und Darmkanal für die Lokalisation des
Krankheitsprozesses bevorzugt. In Betreff der Therapie erklärt sich J. für
Wärmeentziehung durch Bäder und reichliche Weinmengen.
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