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55. Ueber Dissociation der Herzkammer und Vorhofkontraktionen.
Von C h a u v e a u (Revue de Médecine, März 1885).
Ch. beschreibt den Fall eines Kranken, bei welchem eine unabhängige Aktion
der Herzvorhöfe und Herzkammern zur Beobachtung kam. Der Rhythmus
der ersteren war 60–65, der der Kammern 21–24 in der Minute. Die
sphygmographische Aufnahme des Pulses am Handgelenke war die eines regelmässigen,
sehr verlangsamten Pulses; wenn man von der Karotis schreiben
liess, zeigten sich aber kleinere Erhebungen in anscheinend unregelmässiger
Art zwischen den grossen zerstreut. Mit einem besonderen Apparate hergestellte
graphische Aufnahmen der Herzthätigkeit ergaben Ventrikelkontraktionen
in regelmässiger Folge alle 2½ Sekunden und dazwischen andere
kleinere und häufigere Pulsationen, welche den kleinen Erhebungen der
Karotidenkurve entsprachen. Bei der Auskultation hörte man gelegentlich
sehr zarte Töne zwischen den normalen Herztönen. In der Jugularis externa
waren Pulsationen, welche den kleinen Erhebungen des Karotidenpulses genau
entsprachen, sichtbar und fühlbar. Ch. schliesst, dass diese frequenteren
Schläge nur durch die Thätigkeit der Vorhöfe entstehen konnten und den
Karotiden von den Jugularvenen aus mitgetheilt wurden.
Der Kranke litt an Erscheinungen, welche eine Affektion des Vaguskernes
vermuthen liessen: Thierexperimente zeigen, dass durch Vagusdurchschneidung,
Einbringung von Kanülen in die Herzkammern der Rhythmus der
Kammerkontraktion gestört wird, während die Vorhofsaktion unbeeinflusst
bleibt.
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