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Berkhan. Versuche, die Taubstummheit zu bessern und die Erfolge
dieser Versuche (Berl. klin. Wochenschr. Nr. 6, 1897, S. 96).
Diese Mittheilung wird nicht verfehlen, Aufsehen zu erregen und
die Sehriften des originellen Forschers Braid, des vaters des ypnotismus,
den Aerzten von Neuem zu empfehlen. Auf Grund der Angaben
Braid's, dass er mehreren von Geburt taubstummen Personen durch
Versetzen in die Hypnose einen wenigstens theilweisen Gebrauch des
Gehörs wiedergeben konnte, hat sich Berkhan m tlaubstummenärzten
zur Wiederholung solcher Versuche in Verbindung gesetzt. Mehrere
Knaben, deren vollständige Taubheit vor dem Versuehe sicher gestellt
worden war, wurden durch Anstarrenlassen einer glänzenden GlasS.
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kugel hypuotisirt. Die Hypnose gelang nach 5 bis 9 Minuten. Während
derselben wurden den Knaben die verschiedenen Selbstlaute ins Ohr
geschrien, Yor ihnen geläutet, gepfiffen u. dgl. Nach Verlauf von Vor
acht Tagen wurde die Hypnose wiederholt, im Ganzen vier- bis sechs-
mal mit den Einzelnen vorgenommen. Nach der Hypnose wurde die
Hörfähigkeit der Knaben wieder geprûft und festgestellt, dass Einzelne
derselben einige Selbstlante, den Schlag einer Thurmuhr, das Pfeifen
eines Eisenbahnzuges u. dgl. zu bören vermochten. Der Gewinn war ein
dauernder, in einem Falle 1/2Jahre nach Anstellung der Versuche
zu constatiren. Die riesige Steigerung der Erregbarkeit von
Sinnescentren durch die Hypnose, welehe in .der Salpêtrière
bei Charcot nachgewiesen wurde, macht diese Erfolge verständ-
lich. Bei einigen taubstummen Knaben hat Berkhan, wie er offeu
berichtet, keinen Erfolg erzielt. Freud (Wien).
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