Rezension von: Berry, G[eorge Andreas]; Bramwell, Byrom ›Case of Ophthalmoplegia externa acuta probably due to a scrofulous lesion of the Pons Varolii; Recovery‹ 1887-214/1887
  • S.

    G. Berry und Byrom Bramwell. Case of Ophthalmoplegia externa acuta    
    probably due to a scrofulou8 lesion Qf the Pons arolhi; Kecovery    
    (Edinburgh Med. Journal, Vol. XXXIL, Nr. 9, S. 817).    
    Vorgeschichte der 2/hjährigen Kranken: Bis vor 5 Mo-    
    naten gesund, dann Erkrankung an einem schweren Magendarmkatarrh,    
    der 3 Wochen dauerte, aber in völlige Wiederherstellung ausging. Vor    
    3 Wochen Husten und Hinterkopfsehmerz, weleher letztere nur einige    
    Tage anhielt. Vor 10 Tagen bemerkte die Mutter des Kindes am    
    Morgen, dass das Kind ein blödes Aussehen hatte, und dass ihre    und    
    Augenlider herabhingen.    
    Bei der ersten Untersuchung ergab sich: Hochgradige Ptosis an    
    beiden Augen, die Erhebung der Lider geschieht nur vermittelst des    
    M. frontalis. Unfähigkeit, die Augen nach oben und nach unten zu be-    
    wegen. Die Augen stehen in extremer Divergepz. Der M. rectus internus    
    des rechten Anges ist vollkommen, der des linken fast vollkommen    
    gelähmt. Die Pupillen reagiren aber gut auf Lichteinfall und der Augen-    
    hintergrund ist normal. Es wurde diagnosticirt: ähmung,des dritten    
    und vierten Gehirnnerven, Parese des sechsten (? Ref.), also Ophthal-    
    moplegia externa.    
    Das Wesen des Kindes war auffäilig verändert. Früher ebhaft    
    und aufgeweckt, war es jetzt apathisch und schlafsüchtig; seine Be-    
    wegungen langsam und zögernd, überdies zeigte sich das Kind ausser-    
    ordentlich gefrässig. Die Sensibilität und die Functionen der Sinnes-    
    organe schienen întact, die Kniephänomene fehlten; ausser an den    
    Augenmuskeln fanden sich keine anderen Lähmungen. Bei Nacht litt    
    das Kind an Anfällen, in denen «s etwa eine halbe Stunde lang laute    
    Schreie ausstiess, ohne sich über Schmerzen zu beklagen. In beiden    
    Lungen Raselgeräusche, doch keine Anzeichen einer localisirten Er-    
    krankung. Die Diagnose wurde auf eine, wahrscheinlich tuberculöse    
    Affection in der oberen Ponsregion gestellt und Jodkali în grősseren    
    Dosen verordnet.    
    Unter dieser Medication gingen die Augenmuskellähmungen voll-    
    kommen zurück, und gewann das Kind seine frühere geīstige Reg-    
    samkeit wieder. Während der Behandlung traten serophulöse Schwel-    
    lungen an einem Finger und an einem Unterschenkel auf; ein Masern-    
    anfall rief eine vorübergehende Verschlimmerung hervor. Berry und    
    Bramwell begründen ihre Diagnose auf Nuclearerkrankung der Augen-    
    muskelnerven durch den linweis auf das Freibleiben der_ Irismuskeln    
    bei Lähmung der anderen vom Oculomotorius versorgten Muskeln, was    
    nach Hensen und Völckers, Pick und Kahler durch die Sonderung    
    der Kerne für die einzelnen Muskeln: der Augen zu erklären ist. Die    Die    
    beobachteten Sehreianfälle bringen sie in Beziehung zu den Versucheu    
    Ferrier's an Thieren, nach denen Reizung des hinteren Vierhügels    

     

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    64                                                                       Centralblatt für Kinderheilkunde.                                                                       Nr. 3.

    jedesmal heftiges Schreien hervorruft. Den Krankheitsproceß (in der
    Vierhügelregion) fassen sie als einen tuberculösen auf und nehmen an,
    daß eine Infection mit tuberculösen Stoffen von den lymphdrüsen des
    erkrankten Darmcanals ausgegangen war. Bemerkenswerth ist der Aus-
    gang in Heilung. Zwei gute Photographien und mehrere anatomische
    Figuren, welche die Lage der Augenmuskelkerne zeigen, sind der
    Arbeit beigegeben.
                                                                                                       Freud (Wien).