S.
G. Berry und Byrom Bramwell. Case of Ophthalmoplegia externa acuta
probably due to a scrofulou8 lesion Qf the Pons arolhi; Kecovery
(Edinburgh Med. Journal, Vol. XXXIL, Nr. 9, S. 817).
Vorgeschichte der 2/hjährigen Kranken: Bis vor 5 Mo-
naten gesund, dann Erkrankung an einem schweren Magendarmkatarrh,
der 3 Wochen dauerte, aber in völlige Wiederherstellung ausging. Vor
3 Wochen Husten und Hinterkopfsehmerz, weleher letztere nur einige
Tage anhielt. Vor 10 Tagen bemerkte die Mutter des Kindes am
Morgen, dass das Kind ein blödes Aussehen hatte, und dass ihre und
Augenlider herabhingen.
Bei der ersten Untersuchung ergab sich: Hochgradige Ptosis an
beiden Augen, die Erhebung der Lider geschieht nur vermittelst des
M. frontalis. Unfähigkeit, die Augen nach oben und nach unten zu be-
wegen. Die Augen stehen in extremer Divergepz. Der M. rectus internus
des rechten Anges ist vollkommen, der des linken fast vollkommen
gelähmt. Die Pupillen reagiren aber gut auf Lichteinfall und der Augen-
hintergrund ist normal. Es wurde diagnosticirt: ähmung,des dritten
und vierten Gehirnnerven, Parese des sechsten (? Ref.), also Ophthal-
moplegia externa.
Das Wesen des Kindes war auffäilig verändert. Früher ebhaft
und aufgeweckt, war es jetzt apathisch und schlafsüchtig; seine Be-
wegungen langsam und zögernd, überdies zeigte sich das Kind ausser-
ordentlich gefrässig. Die Sensibilität und die Functionen der Sinnes-
organe schienen întact, die Kniephänomene fehlten; ausser an den
Augenmuskeln fanden sich keine anderen Lähmungen. Bei Nacht litt
das Kind an Anfällen, in denen «s etwa eine halbe Stunde lang laute
Schreie ausstiess, ohne sich über Schmerzen zu beklagen. In beiden
Lungen Raselgeräusche, doch keine Anzeichen einer localisirten Er-
krankung. Die Diagnose wurde auf eine, wahrscheinlich tuberculöse
Affection in der oberen Ponsregion gestellt und Jodkali în grősseren
Dosen verordnet.
Unter dieser Medication gingen die Augenmuskellähmungen voll-
kommen zurück, und gewann das Kind seine frühere geīstige Reg-
samkeit wieder. Während der Behandlung traten serophulöse Schwel-
lungen an einem Finger und an einem Unterschenkel auf; ein Masern-
anfall rief eine vorübergehende Verschlimmerung hervor. Berry und
Bramwell begründen ihre Diagnose auf Nuclearerkrankung der Augen-
muskelnerven durch den linweis auf das Freibleiben der_ Irismuskeln
bei Lähmung der anderen vom Oculomotorius versorgten Muskeln, was
nach Hensen und Völckers, Pick und Kahler durch die Sonderung
der Kerne für die einzelnen Muskeln: der Augen zu erklären ist. Die Die
beobachteten Sehreianfälle bringen sie in Beziehung zu den Versucheu
Ferrier's an Thieren, nach denen Reizung des hinteren VierhügelsS.
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jedesmal heftiges Schreien hervorruft. Den Krankheitsproceß (in der
Vierhügelregion) fassen sie als einen tuberculösen auf und nehmen an,
daß eine Infection mit tuberculösen Stoffen von den lymphdrüsen des
erkrankten Darmcanals ausgegangen war. Bemerkenswerth ist der Aus-
gang in Heilung. Zwei gute Photographien und mehrere anatomische
Figuren, welche die Lage der Augenmuskelkerne zeigen, sind der
Arbeit beigegeben.
Freud (Wien).
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