Rezension von: Moncorvo, [Carlos Arthur] ›De l‘étiologie de la sclérose en plaque chez les enfants‹ 1887-241/1887
S.

Moncorvo (Rio de Janeiro). De tétiologie de la sclérose en plague chez    
les enfants (Kevue mensuelle des maladies de 'enfance, Juni 1887,    
S. 242; ital. in Arch. d. patol. infant. 1887, Fasc. 3).    
M. ist ein Anhänger der bekannten These von P. Marie (Mémoire sur la    
sclérose en plaques chez les enfants. 1886), dass die multiple Sklerose des Kindes    
alters auf herdweise Erkrankung der Gefässe nach infectiösen Allgemeinerkrankungen    
zurückzuführen sei. Er verlangt, dass der hereditären Syphilis ein Platz unter den    
hierbei zu nennenden Infectionskrankheiten eingeräumt werde, und bringt zur Stütze    
seiner Auífassung die Beobachtung eines hereditär-syphilitisehen Kindes, bei welehem    
eine consequente antiluetische Behandlung zweimal Symptome rückgängig machte,    
die er als beginnende multiple Sklerose deutet.    
Die Leobachtung betrifft ein in Rio geborenes Mädchen,    dessen Vater Tor    
seiuer erheiratung an Lues gelitten hatte.    Das Kind war schwächlich, zeigte in    
den ersten Monaten ein Exanthem an Stamm und Extremititen und hartnäckigen    
Sehnupfen. Mit ungefähr drei Jahren stellte rieh bei dem Kinde eine auffüllige    
psychische Veränderung ein. es wurde reizbar, zorinmüthig und schlief sehlecht;    
gleichzeitig liess es alle schwereren Gegenstände aus den Hünden fallen und büsste    
dus Gehvermögen grösstentheils ein. Die Tntersuchuug ergab damals i1882): Ein    
naculöses Exanthem, sowie einzelne Papeln auf der Bauchhaut und an anderen    
Körperstellen und Drüsenschwellungen als Zeichen von Syphilis; Thorax und 7ähne    
rachitisclh verbildet. Von Seiten des Nervensystems grosse Sehwiüche der Beine    
bei erhaltener Sensibilität, keine Zunahme der Störung im Stehen und Gehen bei    
Augenschluss. Diese Erscheinungen selhwanden sämnmtlielh naeh dreimonatlichemn    
Gebrauch von Einreibungen mit Cng. cinerenm und interner Jodanwendung.    Das    
Kind entzog sich nun durch zwei Jahre und acht Monate der Bevbachtung.    Im    
April 1885 kam es wieder in die Ambulanz. es litt seit einem Monat an hallucina-    
torischen Anfällen zur Nachtzeit, war wiederum im C'harakter verändert. Die Sprache    
war jetzt eintönig ulnu scandirend, leichter Nystagmus oscillatorius beim Fixiren,    
die Zunge zeigte fibrilläre Zuckungen. Das Kind schwankte beim Gehen wie be    
trunken, beschrieb dabei Zickzacklinien, hatte Mühe sieh aufrecht zu erhalten. Die    
Arme waren kraftlos, bei intendirten Bewegungen trat Tremor auf, welcher gegen    
Ende der gewollten Beweguug am heftigsten wurde. Die Sensibilität war nur wenig    
gestört, die Retlexe deutlieh herabgesetzt. Wübrend der eingeleiteten Quecksilber- und    
Jodbehandlung machte das Kind eine fieberhafte Endokarditis uud inehrere Anfälle    
Yon Wechselfieber durch. Im November desselben Jalres waren alle krankhaften    
Symptome bis auf einen leichten Tremor der Hände versehwunden. Ein Jahr spüter    
war das Berinden der Kranken noch gnt und kein weiterer Rückfall eingetreten.    
Freud (Wien).