Rezension von: Nussbaum, J[ulius] ›Über die wechselseitigen Beziehungen zwischen den centralen Ursprungsgebieten der Augenmuskelnerven‹ 1887-236/1887
  • S.

    543

    II. Referate.

    Anatomie.

    2) Ueber die wechselseitigen Beziehungen zwischen den centralen Ur-
    sprungsgebieten der Augenmuskelnerven, von J. Nussbaum. (Wiener
    med. Jahrb. 1887. II.)

    N. hat unter der Leitung Obersteiner’s die Beziehungen des hinteren Längs-
    bündels zu den Kernen der Augenmuskelnerven mit Hülfe der Weigert-Pal’schen
    Methode an jungen Katzen (8 und 18 Tage) untersucht und beschreibt Verhältnisse,
    welche die bekannten Angaben von Duval und Laborde (Journal de l’Anatomie et
    de la Physiologie, 1886) nicht bestätigen, wenngleich sie letzteren nicht direct wider-
    sprechen. N. findet, dass von beiden Abducenskernen diffuse Faserbündel ausgehen,
    welche sich den hinteren Längsbündeln anschliessen. Im Bereich der Oculomotorius-
    und Trochleariskerme sieht er Commissurfasern zwischen den gleichartigen Kernen
    beider Seiten; über die Beziehungen dieser Kerne zum gleichseitigen hinteren Längs-
    bündel äussert er sich nicht. Von den beschriebenen Commissurfasern abgehend,
    findet er im Bereiche des untersten Region nur eine Kreuzung der Fasern, welche
    er mit der vorderen oder fontaineartigen Haubenkreuzung identificirt. In diese,
    ventral von den Oculomotoriuskernen und etwas cerebralwärts von der Bindea r m -
    kreuzung, gelegene Kreuzung gehen Längsfasern der Haube ein, welche dem hinteren
    Längsbündel benachbart sind. Es wäre aber möglich, dass einzelne Fasern des hin-
    teren Längsbündels selbst sich den Haubenfasern hinten anschliessen. Nach voll-
    zogener Kreuzung laufen diese Fasern grösstentheils nach aussen und dorsalwärts
    und zeigen sich als identisch mit den von Meynert «Quintusdrüsen» genannten
    Randfasern der Aquäductus; andere Fasern uns der Kreuzung begeben sich direct
    zu den Seitentheilen des vorderen Vierhügels. N. schliesst seine Arbeit mit dem
    Satz: für den Oculomotorius (Kern oder Wurzelfasern) lässt sich eine gekreuzte

  • S.

    544    
    Verbindung mit Längsfasern aus dem Haubengebiete und damit eventuell mit dem    
    Abdacenskerne der anderen Seite nicht ausschliessen.    
    (Bef. hat zufallig dieselbe Region der Oblongata bei Katzen selbst unteraucht    
    und kann das von N. gefundene Verhāltniss, dass die Randfasern des Aquaeductes    
    gekreuzt in Längsfasern der Haube übergehen, bestätigen. Er mochte hinzafūgen,    
    dass nach seinen Beobachtungen die Radiärfasern des Vierhügels zum Theil in die    
    Randfasern umbiegen und so an dem beschriebenen Verlaufe theilnehmen.)    
    Sigm. Freud (Wien).