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656 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20.
R. Schäfer. Vergleichend-anatomische Untersuchungen über Rücken-
marksfaserung (Archiv f. mikr. Anat. XXXVIII, 1891).
In der Erwartung, gewisse fundamentale Verhältnisse der Rücken-
marksfaserung bei niederen Wirbelthieren am deutlichsten erfassen
zu können, hat Sch. das Rückenmark der Blindschleiche, Ringelnatter,
Eidechse und anderer niederer Thiere, mit Hilfe der Weigert'schen
Kupferlackmethode untersucht und die so erhaltenen Befunde am
Rückenmark von Katze, Kaninchen u. s. w. zu bestätigen erhofft.
Ein Schema, das er vom Faserverlauf bei der Blindschleiche entwirft,
enthält manche neue Verlaufsrichtung, insbesondere den Nachweis,
dass Fasern aus verschiedenen Regionen des Seitenstranges in hetero-
loger Menge durch die vordere Commissur ziehen, um in den ge-
kreuzten Vorderstrang zu gelangen. Denselben Weg nehmen Fasern,
welche in S-förmig gekrümmtem Verlauf aus dem Hinterhorn kommen.
Vom Verhalten der hinteren Wurzelfasern ist hervorzuheben, dass
ein grosser Theil derselben in Längsfasern nach oben wie nach unten
umbiegt, was auf dem beigegebenen Längsschnitt gut zu sehen ist.
Bei der Ringelnatter liessen sich mit Bestimmtheit hintere Wurzel-
fasern erkennen, die direct aus der Wurzel in sagittaler Richtung bis
ins Vorderhorn derselben Seite gelangen. Die hier beschriebenen drei
Faserzüge hat Sch. dann im Rückenmark höherer Wirbelthiere mit
einem grösseren oder geringeren Grade von Sicherheit wiederfinden
können. Sigm. Freud (Wien).
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