Rezension von: Babinski, [Joseph François Félix] ›Paraplégie flasque par compression de la moëlle‹ 1892-202/1892
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    Nr. 21.                                    Centralblatt für Physiologie.                                    677

     

    Babinski. Paraplégie flasque par compression de la moëlle (Archiv
    de Méd. expérim. Nr. 2, 1891).
        B. erörtert die Bedingungen, unter denen Compression des
    Rückenmarkes zu einer schlaffen oder spastischen Lähmung führt.
    (Zur Charakteristik der schlaffen Lähmung gehört nicht nur die Ab-
    wesenheit der Muskelspannung, sondern auch das Fehlen oder wenigstens

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    die Herabsetzung der Patellar sehnenreflexe.) Man weiss, dass schlaffe
    Lähmung eintritt, wenn das Lumbalmark selbst comprimirt ist. Wenn
    das Cervico-Dorsalmark von der Compression betroffen ist, zeigt sich
    die Lähmung als eine spastische, und die Reflexe sind gesteigert, es
    sei denn, dass 1. der Process erst kurze Zeit besteht, 2. im Cervico-
    Dorsalmark eine complete Zerstörung des Querschnittes vorhanden ist.
    In diesen beiden Fällen ist dann die Lähmung schlaff und die Reflexe
    verringert. B. fügt auf Grund von zwei eigenen und zwei fremden
    Beobachtungen eine neue Bedingung für die Entstehung der schlaffen
    Lähmung durch Rückenmarkscompression hinzu. In den betreffenden
    Fällen fand sich zwar die comprimirende Ursache (Pachymeningitis
    externa, Wirbelcarcinom etc.), aber keine nennenswerthe histologische
    Läsion des Rückenmarkes und keine absteigende Degeneration. Die
    Lähmung war dabei eine schlaffe, die Reflexe aufgehoben. B. legt
    Werth darauf, dass es solche Lähmungen in Folge von Compression
    des Rückenmarkes gibt, bei denen die Structur des Organes unver-
    ändert gefunden wird. Die Drucklähmung der peripherischen Nerven,
    der gleichfalls keine histologische Läsion entspricht, wird von ihm
    zur Analogie herangezogen.                                                                       Sigm. Freud (Wien).