[Vorwort zu: Eitingon, Max (1923) ›Bericht über die Berliner psychoanalytische Poliklinik (März 1920 bis Juni 1922)‹] 1923-061/1928
S.

VORWORT

zu BERICHT ÜBER DIE BERLINER PSYCHOANALYTISCHE
POLIKLINIK (März 1920 bis Juni I922) von Dr. M. EITINGON
Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Leipzig - Wien - Zürich 1923.

Mein Freund Max Eitingon, der die Berliner Psychoanalytische
Poliklinik
geschaffen und bisher aus eigenen Mitteln erhalten hat, be-
richtet auf den nachstehenden Blättern der Öffentlichkeit über die Motive
seiner Gründung, wie über Einrichtung und Leistung des Instituts. Ich
kann zu dieser Schrift nur den Wunsch beitragen, daß sich bald auch an
anderen Orten Männer oder Vereinigungen finden mögen, welche, dem
Beispiele Eitingons folgend, ähnliche Anstalten ins Leben rufen. Wenn
die Psychoanalyse neben ihrer wissenschaftlichen Bedeutung einen Wert als
therapeutische Methode besitzt, wenn sie imstande ist, leidenden Menschen
im Kampf um die Erfüllung der kulturellen Forderungen beizustehen, so
soll diese Hilfeleistung auch der großen Menge jener zuteil werden, die
zu arm sind, um den Analytiker für seine mühevolle Arbeit selbst zu ent-
lohnen. Zumal in unseren Zeiten erscheint dies als soziale Notwendigkeit,
da die der Neurose besonders ausgesetzten intellektuellen Volksschichten
unaufhaltsam in die Verarmung herabsinken. Solche Institute wie die
Berliner Poliklinik sind auch allein imstande, die Schwierigkeiten zu über-
winden, welche sich senst einem gründlichen Unterricht in der Psycho-
analyse entgegenstellen. Sie machen die Ausbildung einer größeren Anzahl
von geschulten Analytikern möglich, in deren Wirksamkeit man den einzig
möglichen Schutz gegen die Schädigung der Kranken durch Unkundige und
Unberufene, seien es nun Laien oder Ärzte, erblicken muß.