Geleitwort [zu: Varendonck, Julien, ›Über das vorbewusste phantasierende Denken‹] 1921-062/1922
S.

GELEITWORT

VON
PROF. DR. SIGM. FREUD

Das vorliegende Buch des Dr. Varendonck enthält eine bedeut-
same Neuheit und wird mit Recht das Interesse aller Philosophen, Psycho-
logen und Psychoanalytiker erwecken. Es ist dem Autor in jahrelangen
Bemühungen gelungen, jener Art von phantasierender Denktätigkeit
habhaft zu werden, welcher man sich während der Zustände von Zer-
streutheit hingibt, und in die man leicht vor dem Einschlafen oder bei
unvollkommenem Erwachen verfällt. Er hat sich die Gedankenketten, die
sich unter solchen Umständen ohne das Wollen der Person einstellen,
zum Bewußtsein gebracht, sie niedergeschrieben, ihre Eigentümlichkeiten
und Unterschiede vom absichtlichen, bewußten Denken studiert und
dabei eine Reihe von wichtigen Entdeckungen gemacht, aus denen sich
noch Weitergehende Probleme und Fragestellungen ableiten.

Manche Punkte in der Psychologie des Traumes und der Fehl-
leistungen finden durch die Beobachtungen von Dr. Varendonck eine
sichere Erledigung.