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[Briefkopf Wien] 31. 7. 21

V[illa] Wassing

Lieber Max

Die Hälfte meines Gasteiner Aufenthalts ist nun vorüber, ohne daß ich von Ihnen gehört hätte. Ich habe allerdings auch von mir nichts hören lassen. Weiß gar nicht, wo sich Ihre Mirra befindet, wie es Ihnen im neuen Haus behagt, ob Sie vor unserer Zusammenkunft noch irgendwelche Pläne haben.

Ich hoffe zwischen 13. und 15. Aug. mit meiner Ausseer Familie in Seefeld i. T. zusammenzutreffen.1 Hier hat mich, ob die Kur oder die Hitze, einigermaßen „angegriffen“, so daß ich müder bin als sonst, was aber bei meiner vollen Untätigkeit wenig ausmacht. Ich werde erst jetzt beginnen, mein Referat für unseren Kongreß zu entwerfen.2 Charakteristisch, daß ich von hier aus wieder zwei Aufforderungen zur Mitarbeit an neuen okkultistischen Zeitschriften ablehnen konnte!

Das Geld für unseren Kongreß sollen Sie mitbringen.3 Die ‚Massenpsychologie‘ haben Sie hoffentlich erhalten. Gestern ist mir die erste französische Übersetzung (die ‚Fünf Vorlesungen‘)4 im Verlag der ‚Revue de Genève‘ zugegangen. Ein wichtiger Schritt.

Von Oli unzufriedene Briefe. Er kann sich, scheint’s, an die Unzuverläßlichkeit rumänischer Verhältnisse nicht gewöhnen. Doch raten Kundige, dort auszuharren, da die Zukunftschancen groß sein sollen.

Ferenczi hält sich für krank und wird nach Wien kommen, um einen Arzt seines Vertrauens zu konsultieren. Ich hoffe, es ist nicht viel.

Ich grüße Sie und Mirra herzlich und hoffe noch hieher von Ihnen zu hören.

Ihr Freud