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S.
6.6.12
Prof. Dr. Freud Wien, IX. Berggasse 19.
Lieber Freund
Das gefällt mir sehr. Ich will Sie auch nicht länger zurückhalten. Nehmen Sie sich aber nicht acht Tage Urlaub, sondern vierzehn, studieren Sie alles, was Sie brauchen, und schreiben Sie mir das Heft, dessen Erscheinen ich möglichst beschleunigen werde. Was meinen Sie zum Titel: Das Ubw und die Gedankenübertragung? Induktion ist als Terminus dem Publikum zu wenig bekannt. Ich weiß nicht, wie Sie über die Notwendigkeit denken, sich vor der Publikation mit Jung ins Einvernehmen zu setzen. Ich glaube, Sie haben es zugesagt; es bedeutet auch weiter keinen Einfluß.
Ihre Vorschläge für die zweite Folge der +Ratschläge* habe ich gerade gestern herausgesucht. Ich werde mit einem solchen Aufsatz den neuen Jahrgang eröffnen müssen.1
Vielleicht bringt Sie Ihr Weg über einen Abend nach Wien, wenn Sie auf die Reise gehen.
Irgendein Zusammenhang besteht wohl zwischen Ihrem wissenschaftlichen Plan und Ihrem Schweigen über die familiären Vorgänge.
In Eile, damit Sie durch das Abwarten meiner Antwort nicht aufgehalten werden,
mit herzl Gruß
Ihr Freud
1 Vgl. 285 Fer und Anm. 1. Freud hatte ursprünglich vorgehabt, auch die zweite Abhandlung seiner Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse (>Zur Einleitung der Behandlung<; 1913c) wie die erste (1912e) im Zentralblatt erscheinen zu lassen. Wegen des Konfliktes mit Stekel, der danach alleine das Zentralblatt weiterführte (siehe unten 332 F und Anm. 1), eröffnete Freud mit seiner Arbeit dann 1913 die neugegründete Internationale Zeitschrift für
ärztliche Psychoanalyse.
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S.
Berggasse 19
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