• S.

    INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT FÜR

                              ÄRZTLICHE PSYCHOANALYSE

    Herausgegeben von Professor Dr Sigm. Freud

    Dr. S. Ferenczi, Budapest, VII. Elisabethring 54

    / Dr. Otto Rank, Wien IX/4, Simondenkgasse 8

                        Verlag Hugo Heller & Co, Wien, I. Bauernmarkt No 3

    Abonnementspreis: ganzjährig (6 Hefte, 36‑40 Bogen) K 21.60 = Mk. 18.‑====================================================================

     

                                               Wien am 8. Juni 1913A

    Lieber Freund

    Es freut mich sehr, daß Jones gut einsetzt. Seien Sie streng und zärtlich mit ihm. Er ist ein sehr guter Mensch. Füttern Sie die Puppe, so daß eine Königin aus ihr werden kann.

     

         Sie haben recht. Unsere lieben Schweizer sind meschugge geworden. Maeder hat das Dozierende wie Jung das Prahlerische. Für uns guter Anlaß, sie zu +behandeln*. Wenn Sie meinen Rat haben wollen, ich würde Maeder diesmal noch erwidern, unter Festhaltung Ihres angegebenen Grundtones. Etwa so: Zur Adlergeschichte: Bedauern, daß er auf einen privaten Brief nicht lieber privat geantwortet, anstatt uns der Gefahr auszusetzen, von A[dler] Berichtigungen zu bringen. Der richtige Adlersche Kern betreffe nicht die -A, sondern wolle sich an Stelle derselben setzen. Insoferne -A dabei sei, sei es unrichtig und werde gewiß in der Zeitschrift Abweisung finden. Mit der +Vorenthaltung* nicht ärger, als wenn die Zeitschrift ihren Lesern die Resultate der experim[entellen] Psychologie vorenthalte. Zum Semitism: Es gebe gewiß große Unterschiede vom arischen Geist. Wir überzeugten uns alle Tage davon. Daher werde es sicherlich hier und dort verschiedene Weltanschauungen und Kunst geben. Besondere arische oder jüdische Wissenschaft dürfe es aber nicht geben. Diese Resultate müßten identische sein, und nur die Darstellung könnte variieren. So sei auch gewiß mein Ausspruch gemeint über die Tr[aum]deutung. Gingen diese Differenzen in die Auffassung objektiver Verhältnisse in der Wissenschaft, so sei etwas nicht in Ordnung. Wir begehrten ihre entferntere Weltanschauung und Religion nicht zu stören, hielten aber unsere für ganz günstig, mit ihr Wissenschaft zu treiben. Sie hätten gehört, Jung habe in Amerika erklärt, -A sei keine Wissenschaft, sondern eine Religion. Das würde allerdings die ganze Differenz aufklären. Da bedauerte aber der jüdische Geist, nicht mittun zu können.

         Etwas spöttisch könnte nicht schaden.

         ‑ Ich bin seit der Abstoßung der Totemarbeit leicht und froh.

         Herzlichen Gruß

                                                                  Ihr

                                                                Freud

     

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    A Siehe Brief 358 Fer, Anm. A. ‑ Beim Datum scheint die Acht durch   Überschreiben aus einer Sieben verbessert zu sein.