S.
Berlin, am 1.12.20
Nr.9
Antwort auf L. & W. 8.2 Bud. 7 & 83 fehlen.
Zunächst müssen wir unser Bedauern Ausdruck geben, daß Du, l. Fe- renczi, noch durch Krankheit an der Korrespondenz gehindert bist. Lei- der können wir nichts anderes für Dich tun, als Dich auf diesem Wege mit etwas Lektüre versorgen!
Wir hoffen, daß unser Vorschlag (10tägige Korrespondenz) baldige Zu- stimmung findet. Haben wir etwas mehr Spielraum, so werden die uns allen lieb gewordenen Berichte zweifellos reichhaltiger werden, vor al- lem im Sinne von Rank‘s Anregung auch Wissenschaftliches enthalten können.
Die Frage der Festschrift ist nicht mehr erörtert worden, also allseitig aufgegeben. Ich (Abr.) erlaube mir einen Ersatzvorschlag: wenn wir uns zur Comité-Sitzung treffen, sollte jeder von uns einen wissenschaftlichen Beitrag bereithalten. Mit dieser Erweiterung des Inhalts der Com.- Sitzungen werden Sie, l. Herr Prof., sicher einverstanden sein, und diese Form eines Geburtstagsgeschenks trägt wohl auch einen möglichst inof- fiziellen Charakter. Und sollten Sie sich auch hierdurch noch bedrückt fühlen, so sind wir alle bereit, sofort ein Gastgeschenk in Gestalt eines Vortrages von Ihnen entgegenzunehmen!
Ad Jones: Frau Dr. Herford bleibt bis Weihnachten hier. Ich habe ihr wiederholt auseinandergesetzt, wie die Chancen für sie in Eurer Vereini- gung liegen. Auch habe ich ihr erklärt, daß man sie ohne einen vollstän- digen, wissenschaftlichen Beitrag nicht aufnehmen werde. Auf ihren Wunsch habe ich ihr ein Thema vorgeschlagen, das sich aus ihrer eige- nen PsA ergab (über die Geschwisterliebe). Sie arbeitet jetzt daran, selbstverständlich ohne meine Unterstützung.
Betr. Frost: Auf den Brief, den Liebermann nach dem Kongreß nach Bonn sandte, ist keine Antwort gekommen. L. hat jetzt nochmals an Fr. geschrieben. Pfister, der mir kürzlich in anderer Sache schrieb, erwähnte, wir hätten Fr. zurückgewiesen, also hat sich Fr. wohl bei ihm beklagt.
In der Sache Pietsch liegt doch eine Unterlassung von L. vor, was mir sehr peinlich ist. P. erwähnte nämlich in seinem Brief, daß er mir schon im August geschrieben habe. Ein solcher Brief ist nicht an mich gelangt. Um so unangenehmer ist es nun, daß der zweite mit erheblicher Verzö- gerung beantwortet wurde. Durch die im letzten Schreiben erwähnten Maßregeln hoffen wir in Zukunft wieder die altpreußische Ordnung her- stellen zu können.
Ad Wien: Ein Jahresbericht der Poliklinik soll seinerzeit geliefert wor- den. – Am kommenden Sonntag veranstalten wir auf Anregung unseres Mitgliedes Boehm in dessen Wohnung einen Wohltätigkeits-Tee zu Gunsten der Polikl. unter Mitwirkung bedeutender Künstler. Der Reiner- trag darf schon jetzt auf über 2000 M. geschätzt werden.
An Rank: Eine Karte von mir in der Sache Kolnai muß verloren sein.
Die Idee eines kleinen Bücherlagers war auch mir schon gekommen. Das Projekt müßte bald zur Ausführung kommen, da das Interesse lebhaft ist. Wünschenswert wäre, wenn auch die bisher nicht vom Verlag übernom- menen Schriften des Professor zugesandt werden könnten. Ich hatte heu- te keine Gelegenheit mit Sachs wegen der Übernahme des »shop« zu sprechen, bin aber überzeugt, daß er einverstanden ist, sonst hätte er mir telephoniert, daß er ablehnt.
Zur Aufnahme meldete sich kürzlich bei uns ein Dr. W. Blumenthal.4 Da er niemanden im engeren Kreise bekannt war und keine Angaben über Vorbildung machte, fragte ich ihn an und erfahre von ihm, daß eine Ar- beit von ihm für eine der nächsten Nummern der Zeitschrift angenom- men sei (Über die Entwertungstendenz im Liebesleben5). Wie ist die Ar- beit? Sehr wünschenswert wäre schon wegen solcher Vorkommnisse die Mitteilung über eingegangene Manuskripte, wie Rank sie vorschlägt.
Mit herzlichen Grüßen
Abraham
Dieser Brief wurde Eitingon telephonisch mitgeteilt. Sachs war heute Abend nicht erreichbar.
[Handschriftlicher Nachtrag von Abraham]:
Soeben teilt Eitingon das Eintreffen eines Briefes von Ferenczi mit.
Für Rank anbei wieder einige Kinderbeispiele. Ich habe sie so geschrie- ben, daß sie bequem auseinandergeschnitten werden können.
A.