S.
Berlin, 21.4.1921
Liebe Freunde,
Auf die drei eingegangenen Berichte ist dieses Mal kaum etwas zu ant- worten. Denn daß wir die Schwierigkeiten in London mit größter Teil- nahme und Interesse verfolgen, bedarf kaum der Erwähnung.
Von uns ist zu berichten, daß das ps-a Interesse in unserem Kreise erfreu- lich zunimmt. Seit längerer Zeit haben wir in jedem Monat 4 Sitzungen, und diese reichen kaum aus, um die angemeldeten Vorträge und Mittei- lungen alle unterzubringen.
Unter den Teilnehmern unsrer Kurse sind verschiedene ältere Studenten, die für die Zukunft Gutes versprechen. Wir kommen so allmählich dem Ziel näher, einen guten Nachwuchs heranzuziehen. Die Zahl der in Deutschland niedergelassenen wirklichen Analytiker ist ja noch minimal. Es scheint, daß in einigen Jahren eine bedeutende Änderung zu erwarten ist.–
Wir drei Berliner haben kürzlich über das Arrangement der Zusammen- kunft im Herbst beraten. So gern wir den ganzen Kreis bei uns in Berlin sehen würden, so sprechen doch wichtige Gründe für eine Verlegung nach außerhalb. Wie wir hören, werden Sie, lieber Herr Professor, im September nach Hamburg fahren und möchten die Zusammenkunft daran anschließen. Rank und Ferenczi scheinen um diese Zeit, nicht nur der Zusammenkunft halber, nach Berlin zu kommen. Wir schlagen nun vor, die Tage des Beisammenseins zur Besichtigung der alten Städte Hildes- heim und Braunschweig (eventuell Goslar) zu benutzen. Hildesheim ist eine der schönsten alten Städte mit vielen mittelalterlichen & Renais- sance-Bauten, hat außerdem eine der hervorragendsten alt-ägyptischen Sammlungen, in der das »alte Reich« glänzend vertreten ist. Wir sind in diesen Städten unmittelbar am Harz, könnten den Besuch der Städte also mit einem Ausflug ins Gebirge verbinden. Für Jones wäre ein Aufenthalt dort sehr bequem; wir könnten uns ein Rendezvous in Hannover geben, das an seiner Route liegt (ganz nahe bei Hildesheim). Wollen Sie, l. Herr Professor, nun zunächst Ihre Meinung äußern! Alles betreffend Logis usw. würde von Berlin aus arrangiert werden.
Mit herzlichen Grüßen
Abraham