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S.
Berlin 14.8.21
Liebe Freunde,
Über die Korrespondenz während der Ferien lag unsrer
Meinung nach kein bestimmter Beschluß vor, und deshalb schrieben
wir am 1. August nicht. Nun liegen 2 Briefe von Jones, 1 von Rank
und eine Karte von Ferenczi vor.Von hier ist wenig zu melden. Sachs wird in den nächsten
Tagen zurückerwartet. Ich werde ihn dann fragen, wo sich die Tic-
Diskussion befindet. Gegenwärtig ist in der Praxis eine lebhafte
Nachfrage zu konstatieren. Einer der jüngeren Budapester, Alexander,
den wir demnächst als Mit- glied aufnehmen werden, wird hier bleiben.
Er arbeitet an der Poliklinik, erhält durch Eitingons Fürsorge ein
kleines Gehalt und beginnt die Pri- vatpraxis, für die ich ihm schon 2
Pat. zuweisen konnte. Auch Hárnik ist seit längerer Zeit gut be-
schäftigt, ebenso scheint es den Hiesigen allen gut zu gehen.L. Wir freuen uns über die gute Entwicklung des Journal
und der Bibliothek.– Von Jelliffe möchte ich (A) auf Grund frü-
herer Erfahrungen nicht viel Gutes erwarten. Daß Monakow sich zu
einem vollen Anhänger der PsA entwickelt haben sollte, klingt un-
wahrscheinlich, nach allem was man in früheren Jahren von ihm ge-
sehen hat. Er ist ja auch viel zu sehr gehirnanatomisch orientiert.–Der englische Zeitungsausschnitt (PsA on the stage) hat
uns kaum etwas Neues gebracht. Vor 1 – 2 Jahren wurde in Berlin ein
Stück mit demselben Inhalt viele Male aufgeführt. Vermutlich ist es
für London mit Hinblick auf die Ereignisse des letzten Jahres neu
aufgeputzt worden.W. Ein Dozent Dr. Max Löwy in Marienbad überwies mir eine
Patientin mit der Bemerkung, er habe sie wegen der Kürze ihres Auf-
enthaltes in M. nicht analysieren können. Er ist Dozent in Prag.
Was weiß man dort über ihn?Nun zur Hauptsache!
Herr Prof. teilt mir privatim mit, daß er am 30. Sept.
wieder in Wien sein muß. Da die Abreise also am 29. stattfindet
und da unser Zusammensein auf eine Woche berechnet ist, müssen wir
uns also spätestens am 22., besser wohl am 21. Sept. treffen. Wegen
des Zeitpunktes soll, wie Herr Prof. hinzufügt, in erster Linie
Deine Meinung, l. Jones, gehört werden. Ich bitte Dich also um baldige
Antwort!Schon früher haben wir uns darüber verständigt, daß wir
ein paar alte Städte (etwa Hildesheim und Goslar, ev. auch Braunschweig)
besichtigen und die übrige Zeit im Harz verbringen wollen. Als -
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Treffpunkt empfiehlt sich Hannover, wo alle für uns in Betracht
kommenden Bahnlinien zusammenlaufen. Die Tageszeit des Zusammen-
treffens muß sich nach der Ankunft des Zuges richten, der von
England-Holland kommt. Soviel ich weiß, fährt man mit dem Schiff
von Harwich nachts über. Von der holländischen Hafenstation fährt
man früh morgens ab und ist gegen 5 Uhr Nachmittags in Hannover.
Um diese Zeit können auch wir andern alle bequem dort sein. Nach-
stehend die Verbindungen:Von London
Oldenzaal (holl.-deutsche Grenze) ab 11 Uhr 47
Hannover an 4 " 50Von Hamburg (wir nehmen an, daß Sie, l. Herr Prof. von da kommen)
Hamburg Dammthor ab 12 Uhr 06
Hannover an 3 " 33Von Berlin, für Eitingon & Sachs, vermutlich auch für Ferenczi
& Rank
Berlin Zool. Garten ab 11 Uhr 21 oder 12 Uhr 37
Hannover an 3 " 26 " 4 " 52Von Bremen (Abraham) Ankunft in Hannover 1 Uhr 10.
Wir sollten die erste Nacht in Hannover bleiben. Für Zimmer werde
ich sorgen und bitte daher um Angabe besonderer Wünsche, wie z.B.
Bad. Am folgenden Vormittag können wir dann nach Hildesheim fahren,
das kaum eine Stunde entfernt ist.Vorsorglich will ich noch bemerken, daß alle obigen Züge
Speisewagen führen. Alle Meinungsäußerungen baldigst erbeten!Und wann soll der nächste Rundbrief versandt werden? Mit herzlichen Grüßen
Abraham Eitingon