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Vorwort
Die nachstehenden Blätter schildern Einrichtung und Leistung des Berliner Psychoana-
lytischen Instituts, dem innerhalb der psychoanalytischen Bewegung drei bedeutsame Funktionen
zugefallen sind: Erstens unsere Therapie jener großen Menge von Menschen zugänglich zu machen,
die unter ihren Neurosen nicht weniger leiden als die Reichen, aber nicht im Stande sind, die Kosten
ihrer Behandlung aufzubringen, zweitens eine Stätte herzustellen, an der die Analyse theoretisch
gelehrt und die Erfahrungen älterer Analytiker auf lernbegierige Schüler übertragen werden können
und endlich, unsere Kenntnis der neurotischen Erkrankungen und unsere therapeutische Technik durch
Anwendung und Erprobung unter neuen Verhältnissen zu vervollkommnen.
Ein solches Institut war unentbehrlich, aber auf die Hilfe des Staates und das Interesse der
Universität für seine Gründung hätten wir vergeblich gewartet. Die Tatkraft und Opferwilligkeit
eines Einzelnen unter den Analytikern hat hier eingegriffen. Dr. Max Eitingon, gegenwärtig
Präsident der „Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung“, hat vor nunmehr zehn Jahren ein
solches Institut aus eigenen Mitteln geschaffen, es seitdem erhalten und mit eigener Mühe geleitet.
Der Rechenschaftsbericht über dies erste Jahrzehnt des Berliner Instituts ist eine Huldigung für seinen
Schöpfer und Leiter, ein Versuch, ihm öffentlich Dank zu sagen. Wer an der Psychoanalyse in
irgend einem Sinne Anteil nimmt, wird in diesen Dank einstimmen.
Sigm. Freud
ZehnJahreBerlinerPsychoanalytischesInstitut_167
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