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[Briefkopf der INTERNATIONALEN ZEITSCHRIFT FÜR ÄRZTLICHE PSYCHOANALYSE]

11.II.1913

Lieber, verehrter Herr Professor!

Ich erlaube mir Ihnen das Zentralblatt z. Durchsicht zu übermitteln und möchte Sie bitten es gütigst Mittwoch Abend mitbringen zu wollen, da ich über den Inhalt referieren möchte. - Es scheint doch, dass wir uns auf eine hartnäckige Konkurrenz gefasst machen müssen, die wir allerdings nicht zu fürchten haben, solange die Beiträge so schwach und ein[...]tig verblendet sind. Immerhin erhebt sich die Frage, die auch Ferenczi heute in einem Briefe an mich ventiliert, ob wir das Zentralblatt kritisch referieren sollen (soweit die, auch polemischen, Arbeiten psa. Interesse haben, glaube ich jedenfalls sie in die Bibliographie aufnehmen zu sollen). Ich wäre nur in besonderen Ausnahmefällen dafür - überlasse aber natürlich die Entscheidung Ihnen -; dagegen glaube ich, wäre es an der Zeit, Adlers Auffassung kritisch zu zersetzen und so diese ganze unfruchtbare und unaufrichtige Systembildung aus Opposition an der Wurzel anzugreifen. Wenn Jung oder Reitler die Arbeit nicht machen wollen oder können, so käme am ehesten Tausk in Betracht, dem ja jetzt Lockköder geworfen werden (in der Kritik [...] Onanie-Debatte). Eventuell bin ich selbst bereit, diese [...] zu leisten, sobald ich erst wieder ein Stückchen positiv [?] [...] erledigt habe. Gestern begann ich mit der Arbeit f. Löwenfeld.
Gestern erhielt ich wie früher von Bergmann ein [...]packet mit den Zentralblättern, das ich aber nicht annahm, s[ondern] zurückgeben [oder zurückgehen] liess. Ich verständigte ihn auch davon mit dem [...]merken, sich im Falle einer Unklarheit an Jung zu wen[den.] Auch an Jung schrieb ich, dass die Versendung der Zentralbl[ätter] durch Bergmann, die vermutlich an alle Mitglieder wieder [er]folgt sei, große Verwirrung ausrichten würde und bat ihn, [sich] gegebenenfalls mit Bergmann ins Einvernehmen zu setzen.
Frau Dr. Stöcker (Berlin), die in redaktionellen Angel[egenheiten] schreibt, entschuldigt sich wegen Ihrer [sic] Parteinahme für Stekel (Verpflichtung des Namens!), dessen Vortrag in der "Neuen Gener[?][...] erscheint, damit, dass sie "nur von den Forschungen als solchen Notiz [...] wolle; ich erwiderte, sie habe es nicht nötig, sich vor uns zu [verant]worten, wir nähmen ihre Unparteilichkeit gerne zur Kenntnis, [aber] es gebe gewisse Grenzen, wo eben die psa. Forschungen, die s[ie] vertreten wolle, in andere Anschauungen übergingen.
Von Jung kam eine schmeichelhafte Karte aus Rosenstein [...] seine Kritik), in der er zur Widerlegung eines neuen [?] in der Specht'[schen] Zeitschrift erstandenen Gegners (Stärring [?]) animiert wird.
[...] Grüßen Ihr Rank."