S.

Dr. Otto Rank Wien, am 26. Juni 1914
I. Grünangergasse 3.

Lieber und verehrter Herr Professor!

Herzlichen Dank für Ihr liebenswürdiges Schreiben [und] Ihre gütige Bemühung bei Heller, die zweifellos den [ge]wünschten Erfolg haben wird.
Ich verspreche gerne, mich dann von der Mythologie [losz]ulösen; ich wollte es nur allmählich tun und keinen [plö]tzlichen Bruch. Vielleicht übernimmt Sachs - der allerdings [auc]h mit Aufgaben überhäuft ist - den Simson allein, [- das] Feuer wird ja, wenn es wird - etwas über den engen [m]ytholog. Rahmen Hinausgehendes, so dass also nur [der] seit etwa zwei bis drei Jahren geplante Parsifal bleibt, [den] ich hoffe im Sommer machen zu können.
Es tut mir sehr leid, dass meine Tour mit Ihrer [fr]eundlichen Einladung kollidiert und ich bedauere, nicht [bei]des zugleich genießen zu können. Doch war es mir [ei]n kleiner Trost, dass Ihr Express-Brief noch vor der Einla[du]ng ankam und mir so die bedauerliche Absage vorwegnahm. [Ich] bin zu der Partie seit mehreren Wochen engagiert und [sehe] sonst keine Möglichkeit mehr, mich für die [ge]plante Dolomitentour zu trainieren. Schlechtes Wetter [gi]bt es bei derartigen Unternehmungen fast ebenso [we]nig wie gute Kleider, so dass meine Aussicht, [So]nntag bei Ihnen sein zu können, ziemlich gering wird. [So]llte sich doch wider Erwarten noch etwas ereignen, so werde ich mir erlauben, Samstag [Sonntag?] früh - bis 9 h - [mich?] telephonisch anzumelden. Im anderen Falle bitte [ich] Sie, mich diesmal zu entschuldigen und auch [Ihrer] Familie und den Gästen meine Entschuldigung zu [über]mitteln.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
Rank.