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[Briefkopf der INTERNATIONALEN ZEITSCHRIFT FÜR ÄRZTLICHE PSYCHOANALYSE]

Wien am 16. VII 1914

Lieber Herr Professor!

Schönsten Dank für Ihr freundliches Schreiben und [den] Brief Pfisters, der heute an Abraham weitergeht.
Pfister ist doch wenigstens ein ehrlicher und anständiger [Men]sch, was man von den anderen um so weniger behaupten kann, [als] sie nicht einmal so viel Ehrgefühl haben, den jetzt offen [...]le zu bekennen. Hoffentlich sind wir sie bald los.
Jekels, der mich jetzt mit jetzt mit analytischer Pünktlichkeit [tägli]ch um dieselbe Morgenstunde besucht - offenbar auch als [Ersa]tz für seinen Sohn, der seit drei Wochen nichts mehr von sich [hören] lässt - erzählt von einem Brief Federns, in welchem [es h]eisst, Sie sollten sich nach Ihrem Artikel über Abfall und [Feind]schaft nicht wundern; als ob das nicht vorher schon gewesen [wär]e. Er reist am 1. August von New York ab.
Hier gibt's gar nichts Neues. Saison morte mit Hunds[hi]tzen. Sachs ist gestern abgereist, ebenso die Jones mit voller [Fam]ilie; ich habe sie selbst zur Bahn gebracht, Sie können sich [...] darauf verlassen; ihre Londoner Adresse ist London N.W. [...]arre Road, West Hampstead. c/o Detiel.
Loe hat mir in letzter Stunde von Ernest's neuen [Schw]ierigkeiten und den Schwierigkeiten, die er Ihnen macht, erzählt. Es ist doch wahrhaft traurig, dass die Analy[tiker? ...] mit so wenigen Ausnahmen, die auch fast keine sind, [...] in Ihre persönlichsten Privatangelegenheiten hinein[...] Dass sie samt und sonders Neurotiker sind, entschuldigt [das] nur bis zu einem gewissen Grad; denn das sind die me[isten] anderen Menschen auch, aber die Analytiker sollten eben ge[sünder] oder wenigstens verständige Neurotiker sein, die lieber [selber?] leiden als die Umgebung leiden zu lassen. Loe fürch[tet] ein bisschen für Ernest und ich muss sagen, ich auch. W[enn] ihm der eine Weg der Vergeltung abgeschnitten ist, wird er [sich] einen anderen suchen. Anderseits ist er aber sehr gutmütig [und] wird die Sache vielleicht doch vertragen. -
Die gewünschte Versendung der Traumdtg. Expl. ka[nn] ich in der Weise durch Deuticke besorgen lassen, dass ich er[suche,] die fünf Expl. direkt von dort zu expedieren - was dort [...] und gut geschieht - und die restlichen fünf Ihnen zuzustellen. Ich hoffe, dass Sie mit diesem Modus einverstanden sind, a[ber auch] damit, dass ich mir erlaubte, ein Expl. für unsere Vereins[biblio]thek zu reservieren; sie [sic] werden also hier dann 10 Stü[ck] vorfinden. Die Auslagen werde ich Deuticke ersetzen, da m[ir] Olli das Geld dazu gegeben hat. -
Heute oder morgen hoffe ich Ihr Frl. Schwägern be[suchen] zu können, jenachdem wann es der Hexenschuss zulässt, [der] mich seit einigen Tagen plagt.
Ich freue mich ungemein, dass Sie sich schon wohl füh[len .........] Erholung. Mit den besten Empfehlungen [......]

[An den oberen Rand der zweiten Seite geschrieben:]

Ein Juliheft der Zschr. nebst den seither eingelangten Korr. geht noch in dieser Woche an Sie ab.