S.
29.Sitzung
am 14.Mai 1913
Beitrag zum Mechanismus des Namensvergessens.
stud.med.Ex.Ed.Weiss(a.G.)
Trotz der Tendenz zur Verdrängung besteht auch ein Trieb,ans den
verdrängten Komplexen zu nähern.Es bedarf noch einer näheren Erläute
rung wie es möglich ist,dem verdrängten Komplex gleichzeitig auf dem
Wege zu gehen und sich ihm anzunähern.In den Neurosen ist es der Sexual
trieb,welcher der Verdrängung entgegen arbeitet,so dass Kompromissbildu
dungen entstehen.Welcher Trieb entspricht dem beim Vergessen?
Der einfache freie Einfall zeigt immer eine Tendenz,einen Wunsch;
wenn nun das Ubw einen Namen ins Bewusstsein schickt,so äussert es
damit einen Wunsch.Die Ersatznamen stehen in bestimmten Beziehungen
zum verdrängten Komplex infolge ihres tendenziösen Charakters und
verdanken ihre Entstehung der ubw Tendenz,sich vom Peinlichen des
Komplexes zu befreien;aus diesem Grunde nähern wir uns den Komplexen.
Der verdrängte Name entspricht gewissermassen der Nichterfüllung eines
Wunsches.Teusks Aufdeckung der Rekompensa-Tendenz erläutert diesen
Mechanismus.
Der Vortr.möchte die Fälle des Namensvergessens auf einen einzigen
Mechanismus beziehenden in Freuds Beispiel("aliquis" darsgelegt).Die
Hemmung eines Gedankens durch einen aus der Verdrängung kommenden
Widerspruch,oder die Reaktion des Ubw auf das Wort,das der Nichter
füllung eines Wunsches entspricht.Beweisend dafür sei auch der Affekt,
der sich einstellt,wenn man sich auf einem Vergessenen ertappt:man ist
ungeduldig und ärgert sich,als ob etwas nicht nach Wunsch ginge.
DISKUSSION
Teusk bemerkt,dass ihm die Auffassung des Vortr.wonach die ganze Seri
der Ersatznamen der Rekompensa dient(und nicht der letzte vor dem Ver
gessenen),etwas zu sehr verallgemeinert schein.Ueberhaupt müsste nach
gewiesen werden,dass die ganze Kette,wie sie vom Vortr.gesehen wurde,sich
nicht behauptet werden könne.-In der Regel steht die erste Assoziation
(nicht an der Hand der Vergessenen Verdrängungen)am nächsten.Es kann also
event.auch eine Vorstellung eintreten,die mit dem vergessenen Namen
ist,ohne dass sie inbezug auf Identität und Affektwert erkannt würde.
Man hat die Mechanismen des Zwangstriebneurotiker.
Federn findet,der Vortr.habe zu wenig Beispiele untersucht und durch
die mitgeteilten neurotischen Beispiele die Sache kompliziert.-Dass dieS.
erste Assoziation dem Verdrängten am nächsten steht sei fragwürdig,
doch liegt es so,ob das Ubw eine Annäherung des Verdrängten(Teusk)
sei eine andere Möglichkeit der Erklärung liege darin,dass eben das
Peinliche immer wieder zum Bewusstsein drängt.
Rank bringt hier eine kasuistische Probe zum Vergessen mit Ersatzbildug.
Prof.Freud betont,die Fälle vom Namensvergessen seien ferner Zustän
von Verdrängung in denen man alles studieren könne.Der Vortr.neige zu
Verallgemeinerungen.Es sei eher wahrscheinlich,dass es mehrer Mechanis
men der Namensvergessenheit gebe.In der Zwangsneurotik allzuige sei wahr
sein;Dort sind es drei Mechanismen:1.eine innerer Widerspruch,2.direkte
Verneinung sin Verlust durch Erwerbung eines Namens,3.Der Name steht
im Zwangstrieb,im Zwange,und muss mit Verdrängungsresten zusammengehen.
Die Tendenz zur Rekompensa wird sich in einer Anzahl von Beispielen
nicht behaupten können.Zum Studium des freien Einfalls sei der von
Teusk veranschlagene Mechanismus der Rekompensa- Tendenz der
gung sehr wichtig.Die erste Form in der der Zwangsgedanke auftritt,ist
unbewusste Kompromiss;der freie Feld-Lipus ist nicht verdrängt.Ein
Widerstände,nicht abweisenkönnen sei es zutreffend,dass der richtige
Gedanke ans Bewusstsein kommen kann,ohne dass dieser wieder
Widerstande vom Ich ausgehe auf die Assoziation.Die Frage ist jedoch auf
der Tür bringt der Zwangsneurotiker oft die Lösungen,ohne es zu wissen
können.Der Vorgang ist analytisch zu beschreiben,und man muss schauen,
ob die Ersatznamen wirklich dazu führen,dass man das richtige erinnert
oder nicht so gibt Fälle,wo das Peinliche sich verdrängt,aber die von
der dem Ich ausgehende Drang es wieder herauszuholen.Auch sei in
Verdrängungsersatz zu gunsten der Lust vorliegt.Die melancholische Sti
mung ist kein organischer Zustand.
Rank meint,man würde über den Geltungsbereich und die Art des Rekompen
sa-Mechanismus Aufschluss erhalten wenn man auch andere Fälle von Fehlleis
tungen dem Verdrängungsbestände,in zwei Fällen von Verdrängung ein
Verlust ersetzt zum Bewusstsein,nachdem im Traume ein Trost und Ersatz
für das Gedachte halluziniert worden war.
Federn meint,doch sei der Trieb zum Vergessen des Vergessens wäre daran
gelegen,dass das Individuum statt des peinlichen Komplexes nur den
Angst-und Verlegenheitsrest behält.
Marcus meint,die von Rank angeführten Fälle von Verdrängen seien nicht
analog zu dem Vorgang beim Namevergessen.
Sachs weist auf den Zusammenhang von Vergessen und Witz hin,sowie auf
die Ähnlichkeit des unbemerkten Versprechens und des unbeabsichtigten
Wortes.
Hitschmann verweist auf den Begriff der Komplexbereitschaft(Bleuler)
die Ersatznamen entspreche dem verdrängten Teil des Komplexes.Federns
Hinweis sei treffend.Die Sache nicht übertrieben.
Sachs weist darauf hin,dass der Vortr.die preisliche Tendenz aller dieser
Fehlhandlungen ausser acht gelassen habb.
Sachs hält die Fehlhandlungen für normal,an deren Besprechung sich
eine längere Diskussion knüpf.Silberer harrt nämlich auf eine Fehler
quelle aufmerksam,die darin liegt,die Bereitschaft des früher vergesse
nen Namens mitwirkt,indem als Folge ein gleichlautend Gebundenes auftaucht.
Die Analyse kann auch einen mnemotechnischen weg bahnen,mittels dessen
sich an die Worte gelingt. (Dagegen wenden sich Friedung,Storfer und
Freud).
Teusk bemerkt,Fehlhandlungen können auch aus einem blossen Konflikt
zwischen Wunsch und Realität im Fall von Glück auftreten.So können wir
dabei nicht von einer Rekompensa sprechen;diese könne man nur nachweis
en wo kognitive(vorbei)reinen gebe.Der Traum will nur auf den Verlust auf
merksam machen.
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29. Sitzung am 14. Mai. Beitrag zum Mechanismus des Namenvergessens. Stud. med. Ed. Weiss (a. G.)
1913-518/1913
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