S.

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PROF. DR. FREUD        WIEN, IX. BERGGASSE 19.

Lieber Herr Kollege
Das Semester liegt in Agonie, sodaß ich mich gerne mit den Aussichten der schönen Zwischenzeit beschäftige. Ich werde also wirklich bis zum 18. Aug. in Ammerwald Post Reutte hausen, am 20. muß ich in Bremen sein, am 21. geht der G. Washington ab. Wenn Sie um diese Zeit in Ihrer Vaterstadt sind, so lassen Sie mich vielleicht vorher Ihre Adresse wissen oder lassen mir eine Nachricht im Bureau des ND Lloyd. Ferenczi wird mit mir sein, ob wir Jung, der, wie Sie wissen, auch eingeladen ist, auf dem Schiff oder schon vorher treffen, ist noch nicht festgesetzt. Wenn nicht Bremen, dann gewiß Berlin zu Ende Sept. Ich freue mich sehr über Ihre günstigen Nachrichten, d.h. über Ihre günstige Auffassung der Lage. Es müßte Ihnen als dem Einzigen in Berlin doch noch ganz anders gehen; es wir auch werden.
Herzlichen Gruß, nichts von Wissenschaft heute, ich bin schon zu müde.
       Ihr getreuer Freud