• S.

    Wien, IX., Berggasse 19
           18. 5. 11

    Lieber Freund
    Es ist richtig, daß ich das erste Exemplar Ihres Segantini vor Wochen in die Hand bekommen habe. Die Urteile über Ihr Werk in meiner nächsten Nähe sind höchst anerkennend, hoffentlich werden auch die Gegner mit Respekt davon reden müssen.
    Ich bin sehr gerne bereit, Sie vor oder nach dem Kongreß in einer ungestörten Privatzusammenkunft zu sehen und freue mich sehr auf die seltene Gelegenheit. Sie würden es mir sehr erleichtern, wenn Sie von den beiden Terminen für Weimar den späteren bevorzugen würden; ich könnte dann den Tag vorher mit Ihnen sein und nachher, wie ich es seit langem vorhabe, zur Inspektion nach Zürich reisen. Der Termin vom 16. September ist mir aus höchst privaten, familiären Gründen recht unbequem, beinahe unmöglich, obwohl ich sehr ungern das Datum des Kongresses nach meinen persönlichen Bedürfnissen einrichten möchte.

  • S.

    Die Stelle in der Sexualtheorie kann nicht anders als orakelhaft ausgefallen sein, weil sich keine klare Vorstellung, nur eine Konstruktion hinter ihr verbirgt. Es gibt Wege unbekannter Natur, wie die Sexualvorgänge auf Verdauung, Blutbildung, etc. wirken. Auf diesen Wegen reisen die störenden Einflüsse von der Sexualität, wahrscheinlich also normaler Weise die fördernden und sonst verwendbaren Zuflüsse. Also ich kann eigentlich nur eine Paraphrase der dämmernden Vermutung geben.
    Mit herzlichen Grüßen und vielen guten Wünschen für Frau und Kinder
    Ihr treu ergebener
           Freud