Vorwort 1930-061/1934
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Vorwort

zur Broschüre „ZEHN JAHRE BERLINER PSYCHO-
ANALYTISCHES INSTITUT“. Wien, Internationaler Psychoanalyti-
scher Verlag, 1930.

Die nachstehenden Blätter schildern Einrichtung und Leistung des Ber-
liner Psychoanalytischen Instituts, dem innerhalb der psychoanalytischen
Bewegung drei bedeutsame Funktionenzugefallen sind: Erstens unsere
Therapie jener großen Menge von Menschen zugänglich zu machen, die
unter ihren Neurosen nicht weniger leiden als die Reichen, aber nicht
imstande sind, die Kosten ihrer Behandlung aufzubringen, zweitens eine
Stätte herzustellen, an der die Analyse theoretisch gelehrt und die Erfah-
rungen älterer Analytiker auf lernbegierige Schüler übertragen werden
können, und endlich, unsere Kenntnis der neurotischen Erkrankungen und
unsere therapeutische Technik durch Anwendung und Erprobung unter
neuen Verhältnissen zu vervollkommnen.

Ein solches Institut war unentbehrlich, aber auf die Hilfe des Staates
und das Interesse der Universität für seine Gründung hätten wir vergeblich
gewartet. Die Tatkraft und Opferwilligkeit eines Einzelnen unter den Ana-
lytikern hat hier eingegriffen. Dr. Max Eitingon, gegenwärtig Präsident
der „Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung“, hat vor nunmehr
zehn Jahren ein solches Institut aus eigenen Mitteln geschaffen, es seit-
dem erhalten und mit eigener Mühe geleitet. Der Rechenschaftsbericht
über dies erste Jahrzehnt des Berliner Instituts ist eine Huldigung für seinen
Schöpfer und Leiter, ein Versuch, ihm öffentlich Dank zu sagen. Wer an
der Psychoanalyse in irgend einem Sinne Anteil nimmt, wird in diesen
Dank einstimmen.