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S.
[Briefkopf Wien] 22. 1. 18.
Lieber Herr Doktor
Sie haben uns im Laufe dieses Krieges so viele Freundlichkeiten erwiesen, daß ich den Mut habe, Sie noch um folgende anzugehen. Macht sie Ihnen Schwierigkeiten, so werden Sie absagen.
Der beiliegende Brief stammt aus meiner Praxis. Es wird behauptet, daß, wenn eine Militärperson mit einem großen Rucksack und diesem Brief beim Adressaten erscheint, dieser bereit sein wird, eine ansehnliche Menge Mehl herzugeben. Begleichung ist nicht erforderlich. Die Schwierigkeit liegt am Transport, und es wird für denkbar erachtet, daß Sie – auf Kosten der Mandanten – einen Soldaten für diese Expedition ausrüsten können. Die Reise kann sich auch in zwei Tempi vollziehen, zuerst zu Ihnen und dann bei Gelegenheit hieher.1
Es ist nichts Neues von uns zu sagen. Man braucht viel Geduld, um weiter auszuhalten.
Mit herzlichem Gruß für Sie und Ihre liebe Frau
Ihr Freud
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S.
Berggasse 19
Wien 1090
Österreich
C22F5