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S.
[Briefkopf Wien] 6. 8. 1927
Lieber Max
Marianne Rie1 ist heute zu Gast gekommen und hat mir neuen Anlaß gegeben, Ihnen zu danken. Ferenczis Brief finde ich nicht so bedenklich wie Sie. Er will sich doch offenbar Ihren praktischen Rücksichten anpassen, scheint auf die Präsidentschaft großen Wert zu legen. Sweetsers Äußerung ist gewiß ehrlich, aber nicht sehr hoffnungsvoll, wenigstens nicht für mich.
Springers Benehmen lädt nur zur energischen Erledigung des Projekts ein. Verleger scheinen überall dieselben zu sein.
Ich habe hier oben einen kleinen ungarischen Zahnarzt gefunden, der, wie es scheint, mir bei der Prothese wirklich helfen kann. Nach soviel Jahren goiischer schwerfälliger Gründlichkeit setzt man gern Hoffnung auf den jüdischen „Sechel“.2
Was werden Sie sagen, wenn ich Ihnen gestehe, daß ich wirklich einen Aufsatz über den Fetischismus (6 Seiten lang) für ‚Zeitschrift‘ I, 1928, wie Sie gewünscht haben, fertig gemacht?3 Ich kann ihn noch nicht einsenden, denn Stekel hat ein dickes Buch über das Thema geschrieben,4 das ich aus Ekelreaktion nicht lesen will, und ich habe mich an Wittels5 gewendet, er solle mir das Resultat dieses Opus, wenn es eins gibt, mitteilen. Seine Antwort habe ich abzuwarten.
Ich grüße Sie und Mirra herzlich
Ihr Freud
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S.
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