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S.
[Briefkopf Wien] 5. XI. 1928a
Lieber Max
Inliegend die beiden Photographien für die Poliklinik. Ich meine, es ist das beste, wenn sie in das Eigentum des Instituts übergehen, dem ich somit wenigstens einigeb Beiträge zur historischen Galerie zum Geschenk gemacht habe.
Auf den Aufenthalt in Berlin rückschauend, trage ich heute meinen Dank an Sie für alle Sorgfalt und Bemühung nach, durch die Sie mitgeholfen haben, eine mir schwere Zeit zu einer gern erinnerten umzugestalten. Ich weiß, daß in Berlin selbst von mir wenig zu haben war. Alles Sprechen war mir eine Last, und ich brauchte all meine Kraft, um die depressive Spannung auszuhalten, in die mich die Unsicherheit über den Ausgang der Behandlung versetzte, Reaktion auf die Unerträglichkeit des Zustandes im Sommer.
Nun, ich habe es jetzt in jeder Hinsicht besser, vor allem in den subjektiven Empfindungen. Wenn der objektive Erfolg, wie er sich in der Sprache zeigen sollte, nicht so blendend ist, so rührt das von der bisher einzigen Schwäche der Prothese her, sich gegen die katarrhalischen Schwellungen so empfindlich zu verhalten. Pichler erhält heute meinen Brief; ich bin gespannt auf seine Reaktion.1
Ich habe hier sehr viel abzulehnen. Geistige Regsamkeit hat sich auch seit der Besserung nicht eingestellt.
Ich grüße Sie und Mirra herzlich
Ihr Freud
a Einschreiben; großformatiger Briefumschlag, adressiert an: Herrn Dr. Max Eitingon, Psychoanalytische Poliklinik [etc.].
b Korrigiert aus: eine.
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S.
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Psychoanalytische Poliklink
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