• S.

    [Briefkopf Wien] 29. 5. 1929

    Lieber Max

    Ihr heutiger Brief kam mir sehr gelegen. Ich wollte Ihnen eben die beiden hier beigelegten Briefe1 einschicken, die zweckmäßigerweise vom Sekretariat des Berliner Instituts beantwortet werden sollen. Ferner wolltea ich Sie wissen lassen, daß ich Ophuijsens Rundbrief spontan mit einem Schreiben vergolten habe, dem es an Entschiedenheit der Parteinahme gewiß nicht fehlt.

    Ich danke Ihnen für die Nachrichten über unsere Kandidaten.

    Die Prinzessin ist längst wieder wohl, es war kaum ein Rückfall. Henny schreibt, daß sie sie in Paris besucht und sie sehr liebenswürdig gefunden hat.

    Von Ihrem Freund Schestow habe ich ein neues Buch bekommen ‚Auf Hiobs Wage‘.2 Ich werde es in den Sommer mitnehmen, vielleicht bin ich in Berchtesgaden toleranter als hier. Um meine Unhöflichkeit gegen ihn nicht noch zu steigern, habe ich seinen Verlag ersucht, ihm meinen Dank zu sagen. Hoffentlich kommt er bei ihm an.

    Ich zähle in diesem voreiligen Hochsommer die Tage bis zum 15. Juni.3 Károlyi4 arbeitet, wie mir scheint, erfolgreich an der Korrektur meiner Prothese.

    Ich grüße Sie und Mirra herzlich

    Ihr Freud

     

    a MS: wollten.