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S.
[Briefkopf Wien] 25. 3. 1930
Lieber Max
Es ist so gut wie sicher, daß ich nicht vor Ostern nach Berlin reise. Meine Frau fährt allein diesen Samstag 29. d. M. über Prag. Unmittelbar nach den Ostertagen, also am 22. oder 23., werde ich mit Anna hier unterbrechen und in Begleitung einiger Patienten nach Berlin kommen, gedenke, wenn es wieder geht, im Sanatorium zu wohnen. Die Zeit bis dahin wird mir nicht leicht, aber Schröder scheint es nicht anders zu wollen.
Ich hoffe, Sie berichten mir bald über Ihre Unterredung mit Schultz und Kronfeld. Dann kann ich vielleicht mein lustiges Geheimnis eröffnen. Schultz hat nichts damit zu tun, Sie haben es nicht erraten, aber Ihr Scharfsinn hat Sie irgendwie in die Nähe geführt.
Ich bedaure sehr Ihre Nachrichten über die Krise der Firma und über die oppositionelle Stimmung im Verein. Es ist doch zu hoffen, daß beides gut abläuft.
Storfer hat in einem Anfall von Größensucht mir einen Scheck auf $ 1000 als Abschlagszahlung geschickt. Soll ich den Betrag nicht lieber als Depot auffassen? Jedenfalls begleitet er mich zunächst, in Mark umgesetzt, nach Berlin.
Letzten Donnerstag tagten sie bei mir über das ‚Unbehagen[‘].1 Eigentlich äußerte sich nur Federn, es war nicht sehr großartig, und so mußte ich wieder reden, reden, reden ...
– Eben höre ich von Berlin, daß Schröder mich erst am 25. April erwartet.
Auf Wiedersehen also dann!
Ihr Freud
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S.
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