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    [Briefkopf Wien] XVIII 25. 7. 1931

    Lieber Max

    Sie haben ganz unzweifelhaft recht daran getan, den Kongreß abzusagen.1 Die Mehrzahl unserer Mitglieder wird Ihnen für diesen Schritt dankbar sein. Mit Spannung und ohne viel Hoffnung sehen wir den weiteren Ereignissen hier und in Deutschland entgegen.2

    Die Reisesperre wird gewiß auch meine Versorgung mit Rauchzeug erschweren. Da ich den Grundsatz angenommen habe, daß man sich nach 75 nichts versagen soll, sind meine Vorräte in rascher Schrumpfung. Nebenbei erinnere ich, daß ich seit der Wiederaufnahme des Rauchverkehrs ein einziges Mal M 100 gezahlt habe. Ich muß seitdem arg verschuldet sein und brauchte eine Mahnung, die Rechnung zu begleichen.

    Mein Patient (und Mitarbeiter) Bullitt hat mir zum Abschied eine schön gearbeitete Lederschachtel mit den feinsten Havanna geschenkt. Leider!3 Aber wenigstens kann ich meine Gäste bewirten.

    Martin ist viel im Verlag. Ich habe mich nicht enthalten können, eine kleine Broschürea der Lou4 zum Druck zu empfehlen, die ganz besonders schön ist. Ich hoffe, daß das Zusammentreffen der beiden Namen: Lou Andreas-Salomé und Psychoanalyseb den Absatz erzwingen wird. Freilich war das vor der Bankkatastrophe in Deutschland. Seither darf man wohl auf Absatz nicht rechnen.

    Mit herzlichen Grüßen für Sie und Mirra

    Ihr Freud

     

    a MS: Brochüre.

    b MS: L.A.S. und PsA.