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    INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT FÜR

                              ÄRZTLICHE PSYCHOANALYSE

    Herausgegeben von Professor Dr Sigm. Freud

         Schriftleitung: Dr. S. Ferenczi, Budapest, VII. Elisabethring 54

    / Dr. Otto Rank, Wien IX/4, Simondenkgasse 8

                        Verlag Hugo Heller & Co, Wien, I. Bauernmarkt No 3

    Abonnementspreis: ganzjährig (6 Hefte, 36‑40 Bogen) K 21.60 = Mk. 18.‑====================================================================

     

                                                Wien am 17 Juni 1913A

    Lieber Freund

    Ihre Jung‑Kritik ist ausgezeichnet geworden, sie hat mir erst im Druck so gut gefallen. Ich bin von der Gehaltlosigkeit der +neuen Richtung* voll überzeugt.

         Wir schließen die Jahresarbeit gewöhnlich mit einem Abendessen auf dem Konstantinhügel. Diesmal möchte ich Sie und Jones dabei nicht vermissen, wenn Sie ohnedies zu kommen gedenken. Wir warten dann auf Sie beide. Paßt Ihnen vielleicht Samstag, der 28. d.M.? Uns ist übrigens jeder Tag, auch in der Woche, recht.1

         Ich mache jetzt nichts als Korrekturen. Die Totemarbeit hat sich in meiner Schätzung nicht wieder voll gehoben. Es ist zu unsicher, wäre zu schön. Ich habe einige abschwächende Sätze eingefügt, warte übrigens auf Ihre und Jones' Bemerkungen.

     

         Im Sommer wird wohl der Narzißmus2 reifen, die wissenschaftliche Abrechnung mit Adler.

         Mit Frau Jones geht es sehr gut weiter. Sagen Sie ihm das, bitte.

         Ich habe bis zum letzten Tag (12. Juli) voll zu tun. Mai bis Ende ist jetzt überhaupt meine stärkste Zeit. Das sehr anständig gehaltene Buch von Pfister3 ist täglich zu erwarten.

         Herzliche Grüße an Sie und Jones in der Hoffnung, daß Sie sich körperlich unverändert wohl befinden.

                                                                  Ihr

                                                                Freud

     

     

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    A Siehe Brief 358 Fer, Anm. A.

     

         1    Um die Fertigstellung von Totem und Tabu zu feiern, "gaben wir Freud", berichtet Jones, "am 13. Juni 1913 [offensichtlich ein falsches Datum] auf dem Konstantinhügel im Prater ein Ehrendiner, das wir als Totemfest bezeichneten. Loe Kann schenkte ihm eine ägyptische Figur, die er als sein Totem annahm" (Jones II, S. 418).

         2    >Zur Einführung des Narzißmus< (Freud 1914c).

         3    Siehe 378 F, Anm. 3.