S.
PROF. DR. FREUD WIEN IX., BERGGASSE 19.
13. XI. 13.
Verehrter Herr Kollege
Ich danke für Ihre wiederholten Zusend-
ungen u versuche mit meinem neuen
Buch „Totem u Tabu“zu revanchiren.
Daß Sie nicht auf dem Kongreß in München
zugegen waren, hat auch mir sehr leid gethan.
Ich weiß zwar, daß manche Ihrer theoretischen
Neigungen auf der anderen Seite stehen,
aber es wäre gut gewesen, wenn Sie sich
von der Natur der schwebenden Differenzen
selbst hätten überzeugen können. Viel-
leicht hätte auch Ihre Gegenwart manche
der Formen gemildert, in denen sich
die Spaltung geäußert hat: Daß die ΨA
die Analytiker selbst nicht besser, nicht
vornehmer und charaktervoller gemacht
hat, bleibt für mich eine Enttäuschung.
Wahrscheinlich hatte ich Unrecht, es zu
erwarten.
Mit herzlichem Gruß
Ihr ergebener
Freud
Berggasse 19
Wien 1090
Österreich
C38F48